Wunder geschehen

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zigonien

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Von Raureif und Eis verkrustete Bäume reckten sich neben der Weserbrücke und überdachten den Bürgerstieg mit gläsernen Zweigen. Frost und Schneesternchen hatten das Laubwerk mit einer glitzernden Schicht überzogen. Wenn ein Windzug aufkam klirrten die Eiszapfen an den Bäumen und die gefrorenen Blätter wie hunderte feine Glöckchen. Schnee viel wie Puderzucker rieselnd auf die Stadt.

Fünf Tage noch, dann war es schon wieder mal Weihnachten.
Überall in der Innenstadt glitzerten und leuchteten die bunten Lichterketten, die von einer Straßenseite zur anderen gespannt waren.
„Was für eine Verschwendung“, dachte Maira. Sie saß unter der alten Weserbrücke
und zog mit vor Kälte fast erstarrten Händen ihre weiche, wärmende Wolldecke bis zum Hals hoch.
Frostiger Wind pfiff jäh unter der Brücke hindurch und brachte weiße, glitzernde Sternchenschneeflocken mit, die, von Mairas Gesicht aufgefangen , ihren glitzernden Zauber verloren und nur noch als kalter, feuchter Fleck auf der Haut liegen blieben. Ein paar Eissterne rieselten von den Zweigen eines Kastanienbaums und glitzerten im schwachen Mondschimmer. Die Wolldecke, die Maira vor einigen Tagen aus der Grabbelkiste eines Geschäftes geklaut hatte, wärme sie ein wenig.
Maira träumte vor sich hin und ihre Gedanken kreisten um das Weihnachtsfest. Lange war es her, dass sie sich in einer fröhlichen, warmen Umgebung auf den Weihnachtsmann gefreut hatte. Sie schloss die Augen und überlegte. Aber
ein Bild eines fröhlichen Weihnachtsfestes, mit einem bunt geschmückten Weihnachtsbaum, in einer gemütlichen, herzlichen Umgebung, wollte nicht so recht aus ihren Erinnerungen auftauchen und bei ihr bleiben. Immerzu veränderten sich die Bilder und ständig verwandelten sich die Weihnachtsbäume. Sie sah einen bunten Weihnachtbaum, geschmückt mit lila glitzernden Weihnachtskugeln und langen silbernem Lametta. Aber auch ein Baum mit weißem und rotem Baumschmuck, brennenden Kerzen und mit goldenen Engelhaaren herausgeputzter Weihnachtsbaum, kam in ihrer Erinnerung vor.
Ja, lange war es her. Bei wie vielen Pflegeeltern war sie gewesen seit ihre Eltern tot sind? Warum musste sie immer wieder weg? Sie hatte nie etwas Böses getan. Sie mochte nicht nachzählen, denn das machte sie traurig und sie wollte nicht traurig sein.
Es war ja schließlich bald Weihnachten und Weihnachten sollte man nicht traurig sein.
Für einen Moment kuschelte sie ihr Gesicht in die weiche Wolldecke. Grund zur Freude hatte sie doch - ihre Wolldecke, die so kuschelig und flaumig weich war wie eine streichelnde, liebkosende Hand.
Maira schaute auf. Eisiger Wind schlug ihr überraschend ins Gesicht, der Sturm war immer schlimmer geworden und wollte einfach nicht aufhören. So kroch sie in einen Kühlschrankkarton aus fester Pappe, der irgendwie und irgendwann unter ihrer Brücke gelandet war. Ein wenig schützte er vor dem beißenden Wind und den fliegenden weißen Schneesternchen. Ihre Gedanken wanderten wieder in eine fröhlichere Zeit zurück, als sie noch träumend vor einem leuchtenden, glitzernden Weihnachtsbaum sitzen durfte und zuschaute wie die Kinder ihrer Pflegeeltern fröhlich ihre bunten Weihnachtspakete auspackten.
Sie selber war immer schnell fertig mit dem Auspacken ihres Geschenkes, denn es war ja immer nur ein kleines Päckchen, das auf sie wartete. So blieb ihr viel Zeit den anderen zuzuschauen wie sie mit Freude ein Päckchen nach dem anderen auspackten. Maira freute sich immer mit den Anderen, denn sie war ein guter Mensch.
Glockengeläute schreckte sie aus ihren wohligen Gedanken auf. Aus der Innenstadt schickte der Sturm das festliche Läuten der Glocken der Mattiaskirche zu ihr herüber. Durch ein kleines Loch in ihrem Karton schaute sie hinaus in die dunkle Nacht und beobachtete das Schneetreiben. Zwischen den einzelnen Schneeflocken sah sie bunte, tanzende Lichterflecken, die tausendfach von den Lichterketten und den geschmückten Tannenbäumen der Anwohner herüber funkelten.
Maira wurde müde und legte den Kopf auf ein altes, feuchtes Kissen, von dem ein muffiger Geruch ausging. Langsam entschwand das Glockengeläut der Kirche und Maira schwebte hinüber in einen ihrer unzähligen wundervollen Träume…

In ihrem Traum marschierte sie durch weiße Schneewehen und tanzte mit feinen Schlittschuhen fröhlich auf einem zugefrorenen See. Um sie herum standen unzählige, wunderschön geschmückte Weihnachtsbäume. Blinkende bunte Weihnachtssterne und farbenfrohe Weihnachtspäckchen flogen durch ihre Träume. Edel eingepackte Weihnachtspäckchen, die vom dunklen, sternenbedeckten Himmel herabschwebten, landeten direkt vor ihre kleinen Füße.
Freundliche Menschen schwebten auf sie zu, nahmen sie für kurze Zeit liebevoll in die Arme und bedeckten sie mit zärtlichen Küssen. Schnell streckte Maira ihre Hände aus. Sie wollte die Menschen festhalten, ganz doll festhalten, ja, für immer festhalten, aber die Menschenbilder verblassten schnell, zerteilten sich in viele kleine Nebelwolken, die im dunklen Sternenhimmel verschwanden…….


Im nächsten Moment, erschien aus dem Dunkel der Nacht ein großer, rot leuchtender Schlitten, der von vier kräftigen Rentieren gezogen wurde. Zwei freudestrahlende Gestalten saßen im Schlitten und sangen wunderschöne, fröhliche Lieder. Der eine war ein kleiner Wichtel in einem schillerndem, grünen Anzug und einer Regenbogenfarben, glitzernden Zipfelmütze. Er reiste mit dem Weihnachtmann, der, wie immer um diese Zeit, seine rote, prächtige Weihnachtskleidung angelegt hatte.

Langsam glitt der Schlitten zu Maira herunter, wurde langsamer und hielt vor ihr an. Lächelnd berührte der Weihnachtmann behutsam ihre kalte, blau gefrorene Hand und sogleich erstrahlte unter Maira ein silberner Sternenschweif, der sie sanft auf den schwebenden Schlitten zog. Der kleine Wichtel deckte eine weiße, flauschige Sternenwolldecke über ihren stillen, kalten Körper.
Der Weihnachtmann, streichelte zart und voller Liebe ihre blau gefrorenen Wangen. Mit einem Lächeln auf dem Gesicht griff er nach den Zügeln und die Rentiere setzten sich in Bewegung, dem dunklen Sternenhimmeln entgegen.
Maira reiste dort hin, wo es armen, kleinen Mädchen für immer gut ging - in ein besseres, wärmeres Leben. Ihr wurde warm ums Herz, denn sie schwebte durch ein
helles, wohltuendes Licht, das ihren Körper mit schimmernden, warmen Strahlen umhüllte.

Es war windstill geworden und durch die Morgendämmerung rieselte feiner Puderzuckerschnee
Eine feine Dame spazierte, in einen dicken weißen Plüschmantel gehüllt, mit ihrem Hund unter der Weserbrücke hindurch. Ihr Hund lief zu einem alten Pappkarton und schubste ihn immer und immer wieder mit seiner Nase an. Die feine Dame ging zu ihrem Hund und hob den durchweichten alten Pappkarton vorsichtig an.
Voller Entsetzen starrte sie in ein blauweiß angelaufenes Kindergesicht, das auf einem nassen, gefrorenen Kissen lag, zugedeckt mit einer feuchten Decke.
Ihre lilafarbenen Hände waren mit Raureif überzogen. Ängstlich rüttelte und schüttelte die Frau das Kind.
Zögernd öffnete Maira die Augen und sah eine feine Dame, die wie eine Schneekönigin aussah, ihr die Hand reichte und liebevoll sagte: „Komm, steh auf mein liebes Kind, hier kannst du nicht bleiben.“
Maira dachte bei sich: „Sie ist nett, lächle, lächle noch ein einziges Mal für sie“, dann fiel ihr Kopf zur Seite.

Vorsichtig blinzelnd, hoben sich zwei bleischwere Augenlider. Ein schwaches Lächeln erschien auf ihrem Gesicht. Mairas Hände tasteten über eine weiche, warme Bettdecke und ihre Augen schauten suchend umher. Sie befand sich in einem weißen Zimmer an deren Wänden bunte Kinderbildern hingen. Es roch eigenartig und um sie herum piepste, tickte und klapperte es leise. In einer schwebenden Nebelwolke erschien auf einmal eine liebenswürdig, lächelnde Dame und schaute sie freundlich an. „Die Schneekönigin ist wieder da“, dachte Maira und die freundliche Dame flüsterte ihr zu: „Ich bin so froh, das du wieder bei uns bist.“ Dabei streichelte sie liebevoll Mairas Kopf.

Heute, nach vielen Monaten, sitzt Maira zum zweiten Mal in einer liebevollen, warmen Umgebung unter einem bunten, glitzernden Weihnachtsbaum. Um sie herum liegen viele kleine und große, farbige Weihnachtspäckchen und die meisten davon durfte nur sie auspacken, denn fast alle gehören ihr. Eine feine Dame, die Schneekönigin von damals, hatte ihr ein neues zuhause gegeben.
Maira lächelte, sie wusste, ein Karton würde nie mehr ihr zu Hause sein. Sie würde für immer ein warmes und glückliches Leben haben und niemals mehr frierend unter einer frostigen Brücke sitzen müssen. Ein leises Wimmern ließ sie aus ihren schönen Gedanken auftauchen. Sie schaute zum Stuhl hinüber, dort lag ein kleiner, süßer Hund, auf einer gewaschenen, kuscheligen, wärmenden Wolldecke. Eine Wolldecke von der sie sich nie im Leben trennen würde.
Maira schaute verträumt zum Fenster hinaus, wo weißer Puderzuckerschnee auf die Welt hinab rieselte.

Copyright by Monika Clemens
 
R

Rose

Gast
Hallo zigonien,

eine wunderbare, zu Herzen gehende Geschichte.

Blumige Grüße
Rose
 

flammarion

Foren-Redakteur
Teammitglied
Korrekturvorschläge:

Wunder geschehen
Veröffentlicht von zigonien am 17. 06. 2010 07:52
Von Raureif und Eis verkrustete Bäume reckten sich neben der Weserbrücke und überdachten den Bürgerstieg mit gläsernen Zweigen. Frost und Schneesternchen hatten das Laubwerk mit einer glitzernden Schicht überzogen. Wenn ein Windzug aufkam[blue] (Komma) [/blue] klirrten die Eiszapfen an den Bäumen und die gefrorenen Blätter wie hunderte[red] (Hunderte) [/red] feine Glöckchen. Schnee viel[red] (fiel) [/red] wie Puderzucker rieselnd auf die Stadt. (Schnee rieselte wie Puderzucker auf die Stadt – auch Schnee kann nur rieseln oder fallen, nicht beides zugleich)

Fünf Tage noch, dann war es schon wieder mal Weihnachten.
Überall in der Innenstadt glitzerten und leuchteten die bunten Lichterketten, die von einer Straßenseite zur anderen gespannt waren.
„Was für eine Verschwendung“, dachte Maira. Sie saß unter der alten Weserbrücke [blue] (kein Absatz)[/blue]
und zog mit vor Kälte fast erstarrten Händen ihre weiche, wärmende Wolldecke bis zum Hals hoch.
Frostiger Wind pfiff jäh unter der Brücke hindurch und brachte weiße, glitzernde Sternchenschneeflocken mit, die, von Mairas Gesicht aufgefangen [blue] (kein Leerfeld), [/blue] ihren glitzernden Zauber verloren und nur noch als kalter, feuchter Fleck auf der Haut liegen blieben. Ein paar Eissterne rieselten von den Zweigen eines Kastanienbaums und glitzerten im schwachen Mondschimmer. Die Wolldecke, die Maira vor einigen Tagen aus der Grabbelkiste eines Geschäftes geklaut hatte, wärme[red] (wärmte) [/red] sie ein wenig.
Maira träumte vor sich hin und ihre Gedanken kreisten um das Weihnachtsfest. Lange war es her, dass sie sich in einer fröhlichen, warmen Umgebung auf den Weihnachtsmann gefreut hatte. Sie schloss die Augen und überlegte. Aber [blue] (kein Absatz)[/blue]
ein Bild eines fröhlichen Weihnachtsfestes,[blue] (kein Komma) [/blue] mit einem bunt geschmückten Weihnachtsbaum,[blue] (kein Komma) [/blue] in einer gemütlichen, herzlichen Umgebung,[blue] (kein Komma) [/blue] wollte nicht so recht aus ihren Erinnerungen auftauchen und bei ihr bleiben. Immerzu veränderten sich die Bilder und ständig verwandelten sich die Weihnachtsbäume. Sie sah einen bunten Weihnachtbaum, geschmückt mit lila glitzernden Weihnachtskugeln und langen[red] (langem) [/red] silbernem Lametta. Aber auch ein Baum mit weißem und rotem Baumschmuck, brennenden Kerzen und mit goldenen[red] (goldenem) Engelhaaren(Engelshaar) [/red] herausgeputzter Weihnachtsbaum,[blue] (kein Komma) [/blue] kam in ihrer Erinnerung vor.
Ja, lange war es her. Bei wie vielen Pflegeeltern war sie gewesen[blue] (Komma) [/blue] seit ihre Eltern tot sind? Warum musste sie immer wieder weg? Sie hatte nie etwas Böses getan. Sie mochte nicht nachzählen, denn das machte sie traurig und sie wollte nicht traurig sein.
Es war ja schließlich bald Weihnachten und Weihnachten sollte man nicht traurig sein.
Für einen Moment kuschelte sie ihr Gesicht in die weiche Wolldecke. Grund zur Freude hatte sie doch - ihre Wolldecke, die so kuschelig und flaumig weich war wie eine streichelnde, liebkosende Hand.
Maira schaute auf. Eisiger Wind schlug ihr überraschend ins Gesicht, der Sturm war immer schlimmer geworden und wollte einfach nicht aufhören. So kroch sie in einen Kühlschrankkarton aus fester Pappe, der irgendwie und irgendwann unter ihrer Brücke gelandet war. Ein wenig schützte er vor dem beißenden Wind und den fliegenden weißen Schneesternchen. Ihre Gedanken wanderten wieder in eine fröhlichere Zeit zurück, als sie noch träumend vor einem leuchtenden, glitzernden Weihnachtsbaum sitzen durfte und zuschaute[blue] (Komma) [/blue] wie die Kinder ihrer Pflegeeltern fröhlich ihre bunten Weihnachtspakete auspackten.
Sie selber war immer schnell fertig mit dem Auspacken ihres Geschenkes, denn es war ja immer[blue] (meist) [/blue] nur ein kleines Päckchen, das auf sie wartete. So blieb ihr viel Zeit[blue] (Komma) [/blue] den anderen zuzuschauen[blue] (Komma) [/blue] wie sie mit Freude ein Päckchen nach dem anderen auspackten. Maira freute sich immer mit den Anderen, denn sie war ein guter Mensch.
Glockengeläute schreckte sie aus ihren wohligen Gedanken auf. Aus der Innenstadt schickte der Sturm das festliche Läuten der Glocken der Mattiaskirche[red] (Mathiaskirche) [/red] zu ihr herüber. Durch ein kleines Loch in ihrem Karton schaute sie hinaus in die dunkle Nacht und beobachtete das Schneetreiben. Zwischen den einzelnen Schneeflocken sah sie bunte, tanzende Lichterflecken, die tausendfach von den Lichterketten und den geschmückten Tannenbäumen der Anwohner herüber funkelten.
Maira wurde müde und legte den Kopf auf ein altes, feuchtes Kissen, von dem ein muffiger Geruch ausging. Langsam entschwand das Glockengeläut der Kirche und Maira schwebte hinüber in einen ihrer unzähligen wundervollen Träume…

In ihrem Traum marschierte sie durch weiße Schneewehen und tanzte mit feinen Schlittschuhen fröhlich auf einem zugefrorenen See. Um sie herum standen unzählige, wunderschön geschmückte Weihnachtsbäume. Blinkende bunte Weihnachtssterne und farbenfrohe Weihnachtspäckchen flogen durch ihre Träume. Edel eingepackte Weihnachtspäckchen, die vom dunklen, sternenbedeckten Himmel herabschwebten, landeten direkt vor ihre[red] (ihren) [/red] kleinen Füße[red] (Füßen).[/red]
Freundliche Menschen schwebten auf sie zu, nahmen sie für kurze Zeit liebevoll in die Arme und bedeckten sie mit zärtlichen Küssen. Schnell streckte Maira ihre Hände aus. Sie wollte die Menschen festhalten, ganz doll festhalten, ja, für immer festhalten, aber die Menschenbilder verblassten schnell, zerteilten sich in viele kleine Nebelwolken, die im dunklen Sternenhimmel verschwanden…….


Im nächsten Moment,[blue] (kein Komma) [/blue] erschien aus dem Dunkel der Nacht ein großer, rot leuchtender Schlitten, der von vier kräftigen Rentieren gezogen wurde. Zwei freudestrahlende Gestalten saßen im Schlitten und sangen wunderschöne, fröhliche Lieder. Der eine war ein kleiner Wichtel in einem schillerndem[red] (schillernden), [/red] grünen Anzug und einer Regenbogenfarben,[blue] (kein Komma) [/blue] glitzernden Zipfelmütze. Er reiste mit dem Weihnachtmann, der, wie immer um diese Zeit, seine rote, prächtige Weihnachtskleidung angelegt hatte.

Langsam glitt der Schlitten zu Maira herunter, wurde langsamer und hielt vor ihr an. Lächelnd berührte der Weihnachtmann behutsam ihre kalte, blau gefrorene Hand und sogleich erstrahlte unter Maira ein silberner Sternenschweif, der sie sanft auf den schwebenden Schlitten zog. Der kleine Wichtel deckte eine weiße, flauschige Sternenwolldecke über ihren stillen, kalten Körper.
Der Weihnachtmann,[blue] (kein Komma) [/blue] streichelte zart und voller Liebe ihre blau gefrorenen Wangen. Mit einem Lächeln auf dem Gesicht griff er nach den Zügeln und die Rentiere setzten sich in Bewegung, dem dunklen Sternenhimmeln entgegen.
Maira reiste dort hin, wo es armen, kleinen Mädchen für immer gut ging - in ein besseres, wärmeres Leben. Ihr wurde warm ums Herz, denn sie schwebte durch ein [blue] (kein Absatz)[/blue]
helles, wohltuendes Licht, das ihren Körper mit schimmernden, warmen Strahlen umhüllte.

Es war windstill geworden und durch die Morgendämmerung rieselte feiner Puderzuckerschnee[blue] (Punkt)[/blue]
Eine feine Dame spazierte, in einen dicken weißen Plüschmantel gehüllt, mit ihrem Hund unter der Weserbrücke hindurch. Ihr Hund lief zu einem alten Pappkarton und schubste ihn immer und immer wieder mit seiner Nase an. Die feine Dame ging zu ihrem Hund und hob den durchweichten alten Pappkarton vorsichtig an.
Voller Entsetzen starrte sie in ein blauweiß angelaufenes Kindergesicht, das auf einem nassen, gefrorenen Kissen lag, zugedeckt mit einer feuchten Decke.
Ihre lilafarbenen Hände waren mit Raureif überzogen. Ängstlich rüttelte und schüttelte die Frau das Kind.
Zögernd öffnete Maira die Augen und sah eine feine Dame, die wie eine Schneekönigin aussah, ihr die Hand reichte und liebevoll sagte: „Komm, steh auf mein liebes Kind, hier kannst du nicht bleiben.“
Maira dachte bei sich: „Sie ist nett, lächle, lächle noch ein einziges Mal für sie“, dann fiel ihr Kopf zur Seite.

Vorsichtig blinzelnd,[blue] (kein Komma) [/blue] hoben sich zwei bleischwere Augenlider. Ein schwaches Lächeln erschien auf ihrem Gesicht. Mairas Hände tasteten über eine weiche, warme Bettdecke und ihre Augen schauten suchend umher. Sie befand sich in einem weißen Zimmer[blue] (Komma) [/blue] an deren[red] (dessen) [/red] Wänden bunte Kinderbildern[red] (Kinderbilder) [/red] hingen. Es roch eigenartig und um sie herum piepste, tickte und klapperte es leise. In einer schwebenden Nebelwolke erschien auf einmal eine liebenswürdig,[blue] (kein Komma) [/blue] lächelnde Dame und schaute sie freundlich an. „Die Schneekönigin ist wieder da“, dachte Maira und die freundliche Dame flüsterte ihr zu: „Ich bin so froh, das[red] (dass) [/red] du wieder bei uns bist.“ Dabei streichelte sie liebevoll Mairas Kopf.

Heute, nach vielen Monaten, sitzt Maira zum zweiten Mal in einer liebevollen, warmen Umgebung unter einem bunten, glitzernden Weihnachtsbaum. Um sie herum liegen viele kleine und große,[blue] (kein Komma) [/blue] farbige Weihnachtspäckchen und die meisten davon durfte nur sie auspacken, denn fast alle gehören[red] (gehörten) [/red] ihr. Eine feine Dame, die Schneekönigin von damals, hatte ihr ein neues zuhause[red] (Zuhause) [/red] gegeben.
Maira lächelte, sie wusste, ein Karton würde nie mehr ihr zu Hause[red] (Zuhause) [/red] sein. Sie würde für immer ein warmes und glückliches Leben haben und niemals mehr frierend unter einer frostigen Brücke sitzen müssen. [blue] (Absatz)[/blue] Ein leises Wimmern ließ sie aus ihren schönen Gedanken auftauchen. Sie schaute zum Stuhl hinüber, dort lag ein kleiner, süßer Hund, auf einer gewaschenen, kuscheligen, wärmenden Wolldecke. Eine Wolldecke[blue] (Komma) [/blue] von der sie sich nie im Leben trennen würde.
Maira schaute verträumt zum Fenster hinaus, wo weißer Puderzuckerschnee auf die Welt hinab rieselte.

Copyright by Monika Clemens

eine gute Geschichte.
lg
 

zigonien

Mitglied
Von Raureif und Eis verkrustete Bäume reckten sich neben der Weserbrücke und überdachten den Bürgerstieg mit gläsernen Zweigen. Frost und Schneesternchen hatten das Laubwerk mit einer glitzernden Schicht überzogen. Wenn ein Windzug aufkam, klirrten die Eiszapfen an den Bäumen und die gefrorenen Blätter wie Hunderte feine Glöckchen. Schnee rieselnd wie Puderzucker auf die Stadt.

Fünf Tage noch, dann war es schon wieder mal Weihnachten.
Überall in der Innenstadt glitzerten und leuchteten die bunten Lichterketten, die von einer Straßenseite zur anderen gespannt waren.
„Was für eine Verschwendung“, dachte Maira. Sie saß unter der alten Weserbrücke
und zog mit vor Kälte fast erstarrten Händen ihre weiche, wärmende Wolldecke bis zum Hals hoch.
Frostiger Wind pfiff jäh unter der Brücke hindurch und brachte weiße, glitzernde Sternchenschneeflocken mit, die, von Mairas Gesicht aufgefangen ihren glitzernden Zauber verloren und nur noch als kalter, feuchter Fleck auf der Haut liegen blieben. Ein paar Eissterne rieselten von den Zweigen eines Kastanienbaums und glitzerten im schwachen Mondschimmer. Die Wolldecke, die Maira vor einigen Tagen aus der Grabbelkiste eines Geschäftes geklaut hatte, wärmte sie ein wenig.
Maira träumte vor sich hin und ihre Gedanken kreisten um das Weihnachtsfest. Lange war es her, dass sie sich in einer fröhlichen, warmen Umgebung auf den Weihnachtsmann gefreut hatte. Sie schloss die Augen und überlegte. Aber ein Bild eines fröhlichen Weihnachtsfestes mit einem bunt geschmückten Weihnachtsbaum in einer gemütlichen, herzlichen Umgebung wollte nicht so recht aus ihren Erinnerungen auftauchen und bei ihr bleiben. Immerzu veränderten sich die Bilder und ständig verwandelten sich die Weihnachtsbäume. Sie sah einen bunten Weihnachtbaum, geschmückt mit lila glitzernden Weihnachtskugeln und langem silbernem Lametta. Aber auch ein Baum mit weißem und rotem Baumschmuck, brennenden Kerzen und mit goldenem Engelshaar herausgeputzter Weihnachtsbaum kam in ihrer Erinnerung vor.
Ja, lange war es her. Bei wie vielen Pflegeeltern war sie gewesen, seit ihre Eltern tot sind? Warum musste sie immer wieder weg? Sie hatte nie etwas Böses getan. Sie mochte nicht nachzählen, denn das machte sie traurig und sie wollte nicht traurig sein.
Es war ja schließlich bald Weihnachten und Weihnachten sollte man nicht traurig sein.
Für einen Moment kuschelte sie ihr Gesicht in die weiche Wolldecke. Grund zur Freude hatte sie doch - ihre Wolldecke, die so kuschelig und flaumig weich war wie eine streichelnde, liebkosende Hand.
Maira schaute auf. Eisiger Wind schlug ihr überraschend ins Gesicht, der Sturm war immer schlimmer geworden und wollte einfach nicht aufhören. So kroch sie in einen Kühlschrankkarton aus fester Pappe, der irgendwie und irgendwann unter ihrer Brücke gelandet war. Ein wenig schützte er vor dem beißenden Wind und den fliegenden weißen Schneesternchen. Ihre Gedanken wanderten wieder in eine fröhlichere Zeit zurück, als sie noch träumend vor einem leuchtenden, glitzernden Weihnachtsbaum sitzen durfte und zuschaute, wie die Kinder ihrer Pflegeeltern fröhlich ihre bunten Weihnachtspakete auspackten.
Sie selber war immer schnell fertig mit dem Auspacken ihres Geschenkes, denn es war ja immer nur ein kleines Päckchen, das auf sie wartete. So blieb ihr viel Zeit, den anderen zuzuschauen, wie sie mit Freude ein Päckchen nach dem anderen auspackten. Maira freute sich immer mit den Anderen, denn sie war ein guter Mensch.
Glockengeläute schreckte sie aus ihren wohligen Gedanken auf. Aus der Innenstadt schickte der Sturm das festliche Läuten der Glocken der Mathiaskirche zu ihr herüber. Durch ein kleines Loch in ihrem Karton schaute sie hinaus in die dunkle Nacht und beobachtete das Schneetreiben. Zwischen den einzelnen Schneeflocken sah sie bunte, tanzende Lichterflecken, die tausendfach von den Lichterketten und den geschmückten Tannenbäumen der Anwohner herüber funkelten.
Maira wurde müde und legte den Kopf auf ein altes, feuchtes Kissen, von dem ein muffiger Geruch ausging. Langsam entschwand das Glockengeläut der Kirche und Maira schwebte hinüber in einen ihrer unzähligen wundervollen Träume…

In ihrem Traum marschierte sie durch weiße Schneewehen und tanzte mit feinen Schlittschuhen fröhlich auf einem zugefrorenen See. Um sie herum standen unzählige, wunderschön geschmückte Weihnachtsbäume. Blinkende bunte Weihnachtssterne und farbenfrohe Weihnachtspäckchen flogen durch ihre Träume. Edel eingepackte Weihnachtspäckchen, die vom dunklen, sternenbedeckten Himmel herabschwebten, landeten direkt vor ihren kleinen Füßen.
Freundliche Menschen schwebten auf sie zu, nahmen sie für kurze Zeit liebevoll in die Arme und bedeckten sie mit zärtlichen Küssen. Schnell streckte Maira ihre Hände aus. Sie wollte die Menschen festhalten, ganz doll festhalten, ja, für immer festhalten, aber die Menschenbilder verblassten schnell, zerteilten sich in viele kleine Nebelwolken, die im dunklen Sternenhimmel verschwanden…….


Im nächsten Moment erschien aus dem Dunkel der Nacht ein großer, rot leuchtender Schlitten, der von vier kräftigen Rentieren gezogen wurde. Zwei freudestrahlende Gestalten saßen im Schlitten und sangen wunderschöne, fröhliche Lieder. Der eine war ein kleiner Wichtel in einem schillernden, grünen Anzug und einer Regenbogenfarben glitzernden Zipfelmütze. Er reiste mit dem Weihnachtmann, der, wie immer um diese Zeit, seine rote, prächtige Weihnachtskleidung angelegt hatte.

Langsam glitt der Schlitten zu Maira herunter, wurde langsamer und hielt vor ihr an. Lächelnd berührte der Weihnachtmann behutsam ihre kalte, blau gefrorene Hand und sogleich erstrahlte unter Maira ein silberner Sternenschweif, der sie sanft auf den schwebenden Schlitten zog. Der kleine Wichtel deckte eine weiße, flauschige Sternenwolldecke über ihren stillen, kalten Körper.
Der Weihnachtmann streichelte zart und voller Liebe ihre blau gefrorenen Wangen. Mit einem Lächeln auf dem Gesicht griff er nach den Zügeln und die Rentiere setzten sich in Bewegung, dem dunklen Sternenhimmeln entgegen.
Maira reiste dort hin, wo es armen, kleinen Mädchen für immer gut ging - in ein besseres, wärmeres Leben. Ihr wurde warm ums Herz, denn sie schwebte durch ein helles, wohltuendes Licht, das ihren Körper mit schimmernden, warmen Strahlen umhüllte.

Es war windstill geworden und durch die Morgendämmerung rieselte feiner Puderzuckerschnee.
Eine feine Dame spazierte, in einen dicken weißen Plüschmantel gehüllt, mit ihrem Hund unter der Weserbrücke hindurch. Ihr Hund lief zu einem alten Pappkarton und schubste ihn immer und immer wieder mit seiner Nase an. Die feine Dame ging zu ihrem Hund und hob den durchweichten alten Pappkarton vorsichtig an.
Voller Entsetzen starrte sie in ein blauweiß angelaufenes Kindergesicht, das auf einem nassen, gefrorenen Kissen lag, zugedeckt mit einer feuchten Decke.
Ihre lilafarbenen Hände waren mit Raureif überzogen. Ängstlich rüttelte und schüttelte die Frau das Kind.
Zögernd öffnete Maira die Augen und sah eine feine Dame, die wie eine Schneekönigin aussah, ihr die Hand reichte und liebevoll sagte: „Komm, steh auf mein liebes Kind, hier kannst du nicht bleiben.“
Maira dachte bei sich: „Sie ist nett, lächle, lächle noch ein einziges Mal für sie“, dann fiel ihr Kopf zur Seite.

Vorsichtig blinzelnd hoben sich zwei bleischwere Augenlider. Ein schwaches Lächeln erschien auf ihrem Gesicht. Mairas Hände tasteten über eine weiche, warme Bettdecke und ihre Augen schauten suchend umher. Sie befand sich in einem weißen Zimmer, an dessen Wänden bunte Kinderbilder hingen. Es roch eigenartig und um sie herum piepste, tickte und klapperte es leise. In einer schwebenden Nebelwolke erschien auf einmal eine liebenswürdig lächelnde Dame und schaute sie freundlich an. „Die Schneekönigin ist wieder da“, dachte Maira und die freundliche Dame flüsterte ihr zu: „Ich bin so froh, dass du wieder bei uns bist.“ Dabei streichelte sie liebevoll Mairas Kopf.

Heute, nach vielen Monaten, sitzt Maira zum zweiten Mal in einer liebevollen, warmen Umgebung unter einem bunten, glitzernden Weihnachtsbaum. Um sie herum liegen viele kleine und große farbige Weihnachtspäckchen und die meisten davon durfte nur sie auspacken, denn fast alle gehörten ihr. Eine feine Dame, die Schneekönigin von damals, hatte ihr ein neues Zuhause gegeben.
Maira lächelte, sie wusste, ein Karton würde nie mehr ihr Zuhause sein. Sie würde für immer ein warmes und glückliches Leben haben und niemals mehr frierend unter einer frostigen Brücke sitzen müssen.
Ein leises Wimmern ließ sie aus ihren schönen Gedanken auftauchen. Sie schaute zum Stuhl hinüber, dort lag ein kleiner, süßer Hund, auf einer gewaschenen, kuscheligen, wärmenden Wolldecke. Eine Wolldecke, von der sie sich nie im Leben trennen würde.
Maira schaute verträumt zum Fenster hinaus, wo weißer Puderzuckerschnee auf die Welt hinab rieselte.

Copyright by Monika Clemens
 

HelenaSofie

Mitglied
Hallo zigonien,

eine beeindruckende Geschichte hast du geschrieben. Im Winter werde ich sie mir noch einmal vornehmen, denn dann kann ich mich noch besser in sie hineindenken.
"denn sie war ein guter Mensch" könntest du weglassen, da dies durch die Beschreibung des Mitfreuens zum Ausdruck kommt.

Liebe Grüße
HelenaSofie
 



 
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