Der gute Rat
Am Morgen, noch im Nachtgewand,
sie blinzelnd in der Küche stand,
deckt’ halb im Schlaf den Küchentisch
und: Nur die Eier sind heut’ frisch!
Da fällt ihr müder Blick, oh Schreck;
auf den Kalender in der Eck’,
liest – nun hellwach und wie im Fieber –
den Eintrag: "Vier Uhr Dr. Biber"!
Die Zunge zählt – noch, heurika –
sind 32 Zähne da!
Doch wie wird’s sein um 17 Uhr
nach überstandener Tortur???
Vor’m Spiegel putzt sie ihr Gebiss
als ob’s zum letzten Mal heut’ ist,
streichelt den Hund – es ist halb vier –
nimmt Tasche, Schlüssel, schließt die Tür,
betritt mit scheuem Schritt alsdann
die Praxis, meldet sich dort an –
und freundlich sagt man mit Bedauern:
„Es könnt’ ein wenig länger dauern!“
Oh, Hoffnung strömt durch ihre Glieder!
„Ich komme gern’ wann anders wieder!!!“,
entgegnet sie – schon an der Tür –
„Nicht nötig! Bleiben Sie ruhig hier!“
Ergeben setzt sie sich sodann
ins Wartezimmer nebenan,
liest lustlos, was Franz-Wie-Auch-Immer
getan in Z-Punkt’s Arbeitszimmer,
findet’s dabei beachtenswert,
wie sich das Wartezimmer leert.
Und gnadenlos dringt – es ist vier -
das Surr’n des Bohrers bis zu ihr.
Die Tür geht auf: „Frau Bangemann!“,
sagt eine Stimm’ – jetzt ist sie dran -
sinkt in den Stuhl, kriegt’s Lätzchen um,
stellt sich dann tot, verharrt ganz stumm!
Da kommt Herr Biber, sie wird blass,
doch – ihm macht seine Arbeit Spaß!
Mit mildem Lächeln um den Mund
schaut int’ressiert er in den Schlund.
„Drei oben links, da ist ein Loch!
Das stopfen wir gleich heute noch!
Jedoch – es ist nicht g’rade klein!
Soll’s d’rum vielleicht mit Spritze sein?“
Sie sieht die Spritze mit der langen
und spitzen Nadel, denkt voll Bangen:
„Ob Spritze, Bohrer, alle beide
führ’n doch dazu, dass ich hier leide!“
Doch: Tapferkeit will sie beweisen
und fest die Zäh’n zusammenbeißen,
wie es vor Jahren kluge Paten
bei Schwierigkeiten ihr geraten!
„Au!“, Dr. Biber zieht den Daumen
leicht blutend fort von ihrem Gaumen.
„Ich glaub’ es eilt nicht – was ich sah,
hat sicher Zeit bis nächstes Jahr! ...“
Am Abend sitzen munter, frisch,
Mann, Kinder, sie am Futtertisch,
und kauend fragt sie da Susann:
„Warst du nicht heut’ beim Biber dran?“
Sie lächelt, kost den Hundekopf,
nimmt sich Spagetti aus dem Topf,
beginnt den Parmesan zu schaben
und spricht: „Kein Anlass Angst zu haben!
S’ist gar nicht schlimm, wenn du nur weißt,
dass man die Zähn’ zusammenbeißt
wenn’s schmerzt. Der Rat, der ist genial!
Ich fürcht’ mich nicht vor’m nächsten Mal!“
Am Morgen, noch im Nachtgewand,
sie blinzelnd in der Küche stand,
deckt’ halb im Schlaf den Küchentisch
und: Nur die Eier sind heut’ frisch!
Da fällt ihr müder Blick, oh Schreck;
auf den Kalender in der Eck’,
liest – nun hellwach und wie im Fieber –
den Eintrag: "Vier Uhr Dr. Biber"!
Die Zunge zählt – noch, heurika –
sind 32 Zähne da!
Doch wie wird’s sein um 17 Uhr
nach überstandener Tortur???
Vor’m Spiegel putzt sie ihr Gebiss
als ob’s zum letzten Mal heut’ ist,
streichelt den Hund – es ist halb vier –
nimmt Tasche, Schlüssel, schließt die Tür,
betritt mit scheuem Schritt alsdann
die Praxis, meldet sich dort an –
und freundlich sagt man mit Bedauern:
„Es könnt’ ein wenig länger dauern!“
Oh, Hoffnung strömt durch ihre Glieder!
„Ich komme gern’ wann anders wieder!!!“,
entgegnet sie – schon an der Tür –
„Nicht nötig! Bleiben Sie ruhig hier!“
Ergeben setzt sie sich sodann
ins Wartezimmer nebenan,
liest lustlos, was Franz-Wie-Auch-Immer
getan in Z-Punkt’s Arbeitszimmer,
findet’s dabei beachtenswert,
wie sich das Wartezimmer leert.
Und gnadenlos dringt – es ist vier -
das Surr’n des Bohrers bis zu ihr.
Die Tür geht auf: „Frau Bangemann!“,
sagt eine Stimm’ – jetzt ist sie dran -
sinkt in den Stuhl, kriegt’s Lätzchen um,
stellt sich dann tot, verharrt ganz stumm!
Da kommt Herr Biber, sie wird blass,
doch – ihm macht seine Arbeit Spaß!
Mit mildem Lächeln um den Mund
schaut int’ressiert er in den Schlund.
„Drei oben links, da ist ein Loch!
Das stopfen wir gleich heute noch!
Jedoch – es ist nicht g’rade klein!
Soll’s d’rum vielleicht mit Spritze sein?“
Sie sieht die Spritze mit der langen
und spitzen Nadel, denkt voll Bangen:
„Ob Spritze, Bohrer, alle beide
führ’n doch dazu, dass ich hier leide!“
Doch: Tapferkeit will sie beweisen
und fest die Zäh’n zusammenbeißen,
wie es vor Jahren kluge Paten
bei Schwierigkeiten ihr geraten!
„Au!“, Dr. Biber zieht den Daumen
leicht blutend fort von ihrem Gaumen.
„Ich glaub’ es eilt nicht – was ich sah,
hat sicher Zeit bis nächstes Jahr! ...“
Am Abend sitzen munter, frisch,
Mann, Kinder, sie am Futtertisch,
und kauend fragt sie da Susann:
„Warst du nicht heut’ beim Biber dran?“
Sie lächelt, kost den Hundekopf,
nimmt sich Spagetti aus dem Topf,
beginnt den Parmesan zu schaben
und spricht: „Kein Anlass Angst zu haben!
S’ist gar nicht schlimm, wenn du nur weißt,
dass man die Zähn’ zusammenbeißt
wenn’s schmerzt. Der Rat, der ist genial!
Ich fürcht’ mich nicht vor’m nächsten Mal!“