Zeitungsnotiz

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JeanV

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Zeitungsnotiz

Der Pensionär und leidenschaftliche Philatelist Hans-Carl M. vom Tausendbachl hat bei der Polizeistation in Obernörgl einen bedauerlichen, wenn auch glimpflich abgelaufenen Klein-Unfall melden müssen.

Ernsthafte Verletzungen trug keiner der Beteiligten davon, weder der sammelwütige Ruheständler noch der Schmetterling Emil-Moritz, welchen Namen man nachträglich dem fehlgeleiteten Insekt zuwies, um das Unfallprotokoll korrekt ausfüllen zu können.

Emil-Moritz (Name nachträglich eingefügt) taumelte bereits vor der Kollision wie trunken vor Sommerglück umher, sah weder nach links noch nach rechts, missachtete Ampeln und Hupsignale, verhielt sich gerade so, als wäre er der einzige städtische Verkehrsteilnehmer.

Die Gefahr eines Zusammenstoßes konnte der Zeuge zwar erkennen, jedoch vermochte er wegen der unberechenbaren Flugmanöver des geflügelten Insekts nicht sinnvoll zu reagieren. Wie ein getäuschter Torwart wich er zur falschen Seite aus, und schon war es passiert: Der soeben noch glückselige Falter Emil-Moritz prallte mit voller Wucht (aus seiner Sicht) gegen die Brust des überraschten Spaziergängers, der aber seinen Schritt nur unmerklich verzögern musste.

Außer einer wie ein Windhauch gewisperten "Tschuldigung" will M. von dem ohnehin davon flatternden Unfallgegner nichts gehört haben. Der führte seinen Zick-Zack-Kurs unbeirrt und unbekümmert fort, so als wäre nichts geschehen.

Für unsere jungen Leser: Wozu sind denn Fehler gut? Doch um daraus zu lernen.

Dennoch verzichtet M. auf eine Anzeige sowie eine steckbriefliche Tätersuche. Sind doch nach Auskunft seines Anwalts solche Unfallverursacher nur in ganz wenigen Fällen als schuldfähig einzustufen, ganz zu schweigen von einer ausreichenden Haftpflicht-Assekuranz.
 

rothsten

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Hallo JeanV,

das hat so ein bisschen was von Döblins "Ermordung einer Butterblume". Falls Du diesen Text nicht kennen solltest, lies ihn unbedingt, Du wirst ihn lieben.

Deine kleine Episode finde ich interessant, aber was mir fehlt, wäre ein bisschen mehr Persönlichkeit beim Schmetterling ... lies Döblin! ;)


Hie und da zeigst Du einen gewissen Sprachwitz:

Die Gefahr eines Zusammenstoßes konnte der Zeuge zwar erkennen, jedoch vermochte er wegen der unberechenbaren Flugmanöver des geflügelten Insekts nicht sinnvoll zu reagieren. Wie ein getäuschter Torwart wich er zur falschen Seite aus, und schon war es passiert:
und

Der soeben noch glückselige Falter Emil-Moritz prallte mit voller Wucht (aus seiner Sicht)
und

Außer einer wie ein Windhauch gewisperten "Tschuldigung" will M. von dem ohnehin davon flatternden Unfallgegner nichts gehört haben.
:)

Was mir aber negativ auffällt, sind diverse Doppelungen/Ungenauigkeiten:
M. vom Tausendbachl hat bei der Polizeistation in Obernörgl einen bedauerlichen, wenn auch [red]glimpflich [/red]abgelaufenen [red]Klein[/red]-Unfall melden müssen.
Ein Klein-Unfall ist immer glimpflich, sonst wäre er ja groß.

Ernsthafte Verletzungen trug keiner der Beteiligten davon,
Wissen wir bereits, denn es war ja ein Kleinunfall.

der Schmetterling Emil-Moritz, welchen Namen man [red]nachträglich dem fehlgeleiteten Insekt zuwies,[/red] um das Unfallprotokoll korrekt ausfüllen zu können.

Emil-Moritz [red](Name nachträglich eingefügt)[/red]
Einmal reicht.

Die Gefahr eines Zusammenstoßes konnte der [red]Zeuge[/red] zwar erkennen,
M ist kein Zeuge, sondern in Polizeisprache ein Unfallbeteiligter.


Hat mich unterhalten. ;)

lg
 

JeanV

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Zeitungsnotiz

Der Pensionär und leidenschaftliche Philatelist Hans-Carl M. vom Tausendbachl hat bei der Polizeistation in Obernörgl einen bedauerlichen, wenn auch glimpflich abgelaufenen Klein-Unfall melden müssen.

Ernsthafte Verletzungen trug keiner der Beteiligten davon, weder der sammelwütige Ruheständler noch der Schmetterling Emil-Moritz, welchen Namen man nachträglich dem fehlgeleiteten Insekt zuwies, um das Unfallprotokoll korrekt ausfüllen zu können.

Emil-Moritz (Name nachträglich eingefügt) taumelte bereits vor der Kollision wie trunken vor Sommerglück umher, sah weder nach links noch nach rechts, missachtete Ampeln und Hupsignale, verhielt sich gerade so, als wäre er der einzige städtische Verkehrsteilnehmer.

Die Gefahr eines Zusammenstoßes konnte Fußgänger M. zwar erkennen, jedoch vermochte er wegen der unberechenbaren Flugmanöver des geflügelten Insekts nicht sinnvoll zu reagieren. Wie ein getäuschter Torwart wich er zur falschen Seite aus, und schon war es passiert: Der soeben noch glückselige Falter Emil-Moritz prallte mit voller Wucht (aus seiner Sicht) gegen die Brust des überraschten Spaziergängers, der aber seinen Schritt nur unmerklich verzögern musste.

Außer einer wie ein Windhauch gewisperten "Tschuldigung" will M. von dem ohnehin davon flatternden Unfallgegner nichts gehört haben. Der führte seinen Zick-Zack-Kurs unbeirrt und unbekümmert fort, so als wäre nichts geschehen.

Für unsere jungen Leser: Wozu sind denn Fehler gut? Doch um daraus zu lernen.

Dennoch verzichtet M. auf eine Anzeige sowie eine steckbriefliche Tätersuche. Sind doch nach Auskunft seines Anwalts solche Unfallverursacher nur in ganz wenigen Fällen als schuldfähig einzustufen, ganz zu schweigen von einer ausreichenden Haftpflicht-Assekuranz.
 

JeanV

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Hallo rothsten,
danke für den wohlwollenden und ausführlichen Kommentar.
Der ungenau benutzte "Zeuge" wurde durch einen "Fußgänger" ersetzt.
Die womöglich nervigen Wiederholungen kann ich noch nicht entbehren.
Der Hinweis auf Döblins "Butterblume" war sehr lehrreich.
Mein anspruchsloser und leichtgewichtiger Text soll wirklich nur Spaß machen.
JeanV
 



 
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