Zu zwein allein

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Walther

Mitglied
Zu zwein allein

Als Du die Stiegen höher stiegst,
Verlor ich Glück und Rang.
Als ich mich drauf zum Himmel schwang,
Da weintest Du. Und schwiegst.

Wer stetig reist wird endlich klug:
Der täuscht sich fürchterlich!
Es bleibt nicht viel so unterm Strich:
Das Fliehen wird Betrug.

Ich streiche sanft die Wang entlang,
Wenn Du vorüber fliegst,
Dabei gleich Raum und Zeit besiegst:
Mir wird ganz angst und bang.

Ich treffe Dich, und Du triffst mich,
Wir treffen uns im Flug.
Das Treffen ist doch nicht genug:
Wir lassen uns im Stich!
 
G

Gelöschtes Mitglied 8146

Gast
Hallo Walther,

mir sind zwei Stellen aufgefallen.

Vielleicht kannst Du ja etwas damit anfangen:

Wer stetig reist wird endlich klug:
Der täuscht sich fürchterlich!
Es bleibt nicht viel so unterm Strich:
Das Fliehen wird[red] Betrug.[/red]
[blue]Das Fliehen wird zum Trug[/blue]

Ich streiche sanft die Wang entlang,
Wenn Du vorüber fliegst,
[red]Dabei gleich Raum und Zeit besiegst:[/red]
[blue]und über Raum und Zeiten siegst[/blue]
Mir wird ganz angst und bang.
 

Walther

Mitglied
Hallo Tigerauge,

Deine Vorschläge sind interessant. Herzlichen Dank dafür. Den ersten möchte ich nicht übernehmen, weil das Fliehen hier wirklich "Betrug" ist (am anderen).

Der zweite behebt eine metrische Ungenauigkeit, wenn man ihn ein wenig umbaut. Wie, siehst Du oben im Text.

Vielen Dank für Deine Unterstützung.

Lieber Gruß W.
 

Walther

Mitglied
Zu zwein allein

Als Du die Stiegen höher stiegst,
Verlor ich Glück und Rang.
Als ich mich drauf zum Himmel schwang,
Da weintest Du. Und schwiegst.

Wer stetig reist wird endlich klug:
Der täuscht sich fürchterlich!
Es bleibt nicht viel so unterm Strich:
Das Fliehen wird Betrug.

Ich streiche sanft die Wang entlang,
Wenn Du vorüber fliegst
Und dabei Raum und Zeit besiegst:
Mir wird ganz angst und bang.

Ich treffe Dich, und Du triffst mich,
Wir treffen uns im Flug.
Das Treffen ist doch nicht genug:
Wir lassen uns im Stich!
 
G

Gelöschtes Mitglied 8146

Gast
Schlecht ist es so nicht, eher persönlicher Geschmack. A, B, B, A mag ich persönlich nicht so gerne.
Wenn möglich, mag ich sehr klare Reime. „klug“ und „Betrug“ oder auch „fliegst“ und „besiegst“ geht natürlich schon; „ klug Trug“, „fliegst siegst“ manifestieren die Reimung jedoch (auch metrisch).

Wenn ich das richtig sehe, dann wird die Metrik von der ersten auf die dritte Zeile übertragen (bei Schema ABBA). Da bin ich bei diesen beiden Stellen doch ins Stolpern gekommen. Nein, Stolpern ist falsch, ich hab den Fluss verloren.
Es fällt mir auf, dass Du die gleiche Metrik bis zum Ende durchziehst. Außerdem sind die Worte sehr bedeutungsklar. Da wirkt es an einigen Stellen schon mal etwas unlocker verklemmt.
 

Walther

Mitglied
Hi Tigerauge,

hier ist das Metrum, in dem sich 3- und vierhebige Jamben abwechseln, die gegen die Endreime laufen:
Als Du die Stiegen höher stiegst,
xXxXxXxX
Verlor ich Glück und Rang.
xXxXxX
Als ich mich drauf zum Himmel schwang,
xXxXxXxX
Da weintest Du. Und schwiegst.
xXxXxX

Wer stetig reist wird endlich klug:
xXxXxXxX
Der täuscht sich fürchterlich!
xXxXxX
Es bleibt nicht viel so unterm Strich:
xXxXxXxX
Das Fliehen wird Betrug.
xXxXxX

Ich streiche sanft die Wang entlang,
xXxXxXxX
Wenn Du vorüber fliegst
xXxXxX
Und dabei Raum und Zeit besiegst:
xXxXxXxX
Mir wird ganz angst und bang.
xXxXxX

Ich treffe Dich, und Du triffst mich,
xXxXxXxX
Wir treffen uns im Flug.
xXxXxX
Das Treffen ist doch nicht genug:
xXxXxXxX
Wir lassen uns im Stich!
xXxXxX
Auch die Form hat hier eine Funktion. :D Welche, das überlasse ich den Lesern herauszufinden.

Danke für Deine Hinweise.

Gruß W.
 
H

Heidrun D.

Gast
Hallo Walther,

zu zweit allein sein zu können, rechne ich der Kunst einer gelungenen Partnerschaft zu (ebenso 4 sonettfreie Wochen ... :D).

Bei:
Wer stetig reist wird endlich klug[blue]?[/blue]
[blue]Du täuschst dich fürchterlich![/blue]
Es bleibt nicht viel so unterm Strich:
Das Fliehen wird Betrug.
würde ich w. o. umstellen; das wirkt m. E. stärker.

Und dann lieber Walther: Schreib bitte, bitte mal wieder etwas anderes! ;)

Seufzende Grüße
Heidrun
 

Walther

Mitglied
Zu zwein allein

Als Du die Stiegen höher stiegst,
Verlor ich Glück und Rang.
Als ich mich drauf zum Himmel schwang,
Da weintest Du. Und schwiegst.

Wer stetig reist wird endlich klug?
Du täuschst Dich fürchterlich!
Es bleibt nicht viel so unterm Strich:
Das Fliehen wird Betrug.

Ich streiche sanft die Wang entlang,
Wenn Du vorüber fliegst
Und dabei Raum und Zeit besiegst:
Mir wird ganz angst und bang.

Ich treffe Dich, und Du triffst mich,
Wir treffen uns im Flug.
Das Treffen ist doch nicht genug:
Wir lassen uns im Stich!
 

Walther

Mitglied
Hallo Heidrun,

Verbesserung umgesetzt. :) Lieben Dank.

Ich kann nur schreiben, was grad aus der Feder kommt. Aber ich kann das in die Lupe Einstellen lassen, das ist ein Vorschlag, den ich abwägen werde.

LG W.
 

anbas

Mitglied
Hallo Walther,

hier zwei Anmerkungen von mir:
Ich streiche sanft die Wang entlang,
vielleicht auch Geschmackssache, aber ich würde bevorzugen
Ich streich[blue][strike]e[/strike] dir [/blue]sanft die Wang entlang,
die andere Anmerkung betrifft die Groß-/Kleinschreibung der Anrede. Ich neige auch dazu, in Lyrik und Prosa die Anrede groß zu schreiben, habe mir aber schon öfters sagen lassen, müssen, dass sie hier klein geschrieben wird - ist aber vielleicht auch eher Geschmackssache ;).

Ansonsten gerne gelesen.

Liebe Grüße

Andreas
 
G

Gelöschtes Mitglied 8146

Gast
Mit der Kleinschreibung muss ich Anbus zustimmen. Es ist nicht unbedingt ein Fehler, sondern eher eine Blickwinkelfrage. Es ist (hier) nicht an mich gerichtet; ich lese (hier) eine fremde Korrespondenz. Geschmackssache. Ich würde sogar „du, Dich“ durch „sie" ersetzen.
 

Walther

Mitglied
Zu zwein allein

Als Du die Stiegen höher stiegst,
Verlor ich Glück und Rang.
Als ich mich drauf zum Himmel schwang,
Da weintest Du. Und schwiegst.

Wer stetig reist wird endlich klug?
Du täuschst Dich fürchterlich!
Es bleibt nicht viel so unterm Strich:
Das Fliehen wird Betrug.

Ich streich Dir sanft die Wang entlang,
Wenn Du vorüber fliegst
Und dabei Raum und Zeit besiegst:
Mir wird ganz angst und bang.

Ich treffe Dich, und Du triffst mich,
Wir treffen uns im Flug.
Das Treffen ist doch nicht genug:
Wir lassen uns im Stich!
 

Walther

Mitglied
Hallo Anbas,

Deinen Vorschlag, der was für sich hat, habe ich oben übernommen.

Dank und Gruß W.

Liebe Tigerauge und Anbas,

das LyrIch spricht das "Du" direkt an. Es geht um ein Gespräch zweier Menschen, die permanent aneindervorbei an der Durchreise sind. Sie treffen sich eigentlich nur noch bei Vorübergehen.

Es war das Konzept dieses Gedichts, einen Spiegelmonolog zu schreiben, weil diese Ansprache jeder Partner dem anderen halten könnte, und jeder hätte recht. Das Vermaledeite an unserer heutigen Zeit ist ja gerade, daß solche Leben aneinander vorbeigelebt werden und man viel zu spät merkt, was schiefgelaufen ist, weil man ja immer ohne innezuhalten unterwegs war/ist.

Daher möchte ich den Text so belassen, wie er ist. Ich schreibe das "Du" in der direkten Rede eben immer noch groß, aus möglicherweise falscher Tradition.

Danke und lieben Gruß

W.
 



 
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