Zwei Leben

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Tom Schwarz

Mitglied
Langsam lies Jim den Blick über den Ozean schweifen, als er auf dem Balkon seines Hauses stand. Andächtig genoss er es, dass ihm eine leichte Brise umwehte und die morgendliche Sonne auf ihn herab schien. Er atmete tief ein, wieder aus und genoss diesen himmel-klaren und sonnigen Morgen.
Dann, nach einigen Minuten der Ruhe, drehte sich Jim um und ging vom Balkon zurück in sein extravagant eingerichtetes Schlafzimmer, welches ihm ebenfalls als Arbeitszimmer diente. Er schaute sich im Zimmer um und sein Blick blieb sofort am wuchtigen Schreibtisch hängen. Auf ihm stapelten sich schon die Unterlagen, die er eigentlich für die heutige Konferenz hätte durcharbeiten müssen.
Anstatt jedoch an seine bevorstehende Arbeit zu denken, schüttelte er diese missfälligen Gedanken schnell wieder ab und wendete seine Augen dem Bett zu. Plötzlich wurde ihm ganz warm ums Herz, so wie es ihm immer wurde, wenn er die Frau seiner Träume sah. Eine brünette Göttin mit schmalem Körper und einem ewig jugendlichen Äußeren, die sich momentan jedoch in den Kissen vergrub. Er liebte es Clara so zu beobachten und dabei zuzusehen wie sie wach wurde.

Er schlug die Decke zur Seite und legte sich auch noch einmal zu ihr ins Bett. Dabei umarmte er sie und drückte sie an sich.
„Warum bist du denn noch nicht im Bad und machst dich fertig, James?“, frage sie ihn ganz verschlafen.
„Nenn mich nicht James, Schatz. Ein paar Minuten habe ich noch. Außerdem schlafen die Kinder noch und ich wollte die kostbare Zeit lieber noch etwas mit dir verbringen“.
Daraufhin grinste Clara ganz verliebt dreinblickend und küsste Jim zärtlich auf den Mund.
Eng umschlungen lagen sie noch eine Weile dort und genossen die Zweisamkeit, bis der Wecker zum dritten Mal klingelte, Jim ihn endgültig ausschaltete und sich ins Bad begab um sich fertig für die Arbeit zu machen.

Genau wie seine Frau und seine Familie liebte Jim die Autofahrt zur Arbeit.
„Perfekter kann man einen Arbeitstag gar nicht beginnen“, dachte er schon oft bei sich und stieg auch an diesem Morgen mit denselben Gedanken wieder in seinen Wagen. Die Fahrt zur Arbeit war wie eine Art Ruhepol für Jim und die letzten Momente bevor ein harter Arbeitstag begann.

„Guten Morgen Mr. Parker“, sprach eine weibliche Computerstimme zu ihm. Sie kam aus einem kleinen Lautsprecher im Armaturenbrett und gehörte dem Bordcomputer.
„Wohin wünschen Sie zu fahren?“, fragte die Stimme ihn.
„Zur Arbeit!“, befahl Jim und sofort setzte sich das Fahrzeug in Bewegung. „Ach und spiel doch bitte etwas zur Entspannung“, fügte er hinzu und sofort erklang ein Stück moderne Klassik.
Nur bei solcher Musik konnte Jim wirklich entspannen und dabei die Aussicht von der „Küstenstraße“ auf den Ozean genießen. Er fuhr diese Strecke jedes Mal wenn es zur Arbeit ging.

Da ihn seine Fahrt jedoch immer weiter weg von der vorstädtischen Wohngegend und immer tiefer ins Innere der Stadt führte, verschwand der tolle Ausblick von Meter zu Meter. Dieser wurde zunehmend von der Aussicht auf die neusten Hightech-Produkte abgelöst, die auf fliegenden Holo-Werbetafeln überall in der Stadt angepriesen wurden. Das war so ziemlich das einzige was ihn an seinem Arbeitsweg und seinem Arbeitsplatz störte; die direkte Lage in der Innenstadt.
Nach etwa 10 Minuten fuhr sein Wagen in eine Nebenstraße ein und hielt auf ein unterirdisches Parkhaus zu. Sein Wagen parkte automatisch auf dem für ihn reservierten Parkplatz. Er stieg aus und fuhr mit dem Lift mehrere Minuten bis fast ganz nach Oben des gigantischen Bürogebäudes.
Jim schaute auf seine Uhr und bemerkte erschrocken, dass er etwas zu spät beim Meeting eintreffen würde. „Shit! Ich bin zwar der Chef, aber was sollen denn die Angestellten und Investoren denken, wenn selbst der Chef zu spät zur Arbeit kommt“, dachte er sich.
Über sich selbst ärgernd starrte er auf die Stockwerkanzeige im Fahrstuhl und zählte im Kopf die Etagen: „Noch 4...noch 3...noch 2...noch 1...und Bingo!“. Bei Erreichen des 90. Stockwerks öffnete der Fahrstuhl langsam seine Türen, ließ dabei ein sanftes Klingeln ertönen und verabschiedete Jim mit einem freundlichen: „Willkommen in der Meeting-Etage, Mr. Parker. Einen schönen Tag noch!“.
„Wollen wir nur hoffen das es auch wirklich so ein schöner Morgen wird“, dachte er ernüchternd und legte dabei die Stirn in Falten.

Jim trat aus dem Fahrstuhl hinaus, ging den Flur entlang und zielstrebig auf die große, hölzerne Doppeltür vor ihm zu. Kurz vor dem Öffnen machte er noch einmal halt, atmete kräftig durch, richtete seine Krawatte und stieß die Tür auf. Leicht nervös und mit einem Zittern in der Stimme begrüßte er die Männer und Frauen in dem großen Konferenzsaal etwas flapsig: „Entschuldigen Sie bitte meine Verspätung, aber Sie wissen ja wie grausam der Verkehr in dieser verdammten Stadt ist. Selbst mächtige Männer wie ich stecken mal im Stau“. Passend dazu hatte er noch ein unsicheres Lächeln aufgelegt um möglichst locker zu wirken und die Nervosität zu überspielen.
Aber seine gespielte Lockerheit schien zu überzeugen und die anfangs grimmig dreinblickende Meute von Anzugträgern schien besänftigt zu sein.
Er nahm Platz in dem großzügig ausgepolsterten Bürostuhl am Kopf des Konferenztisches und ihm wurde von einer reizenden Sekretärin sogleich eine Mappe mit wichtigen Unterlagen auf den Tisch gelegt. Er öffnete sie und sah sich die Papiere konzentriert an. Kurz über deren Inhalt nachgedacht erhob Jim die Stimme: „Nun, lassen Sie uns doch am Besten mit dem ersten Punkt auf der Liste...“.
Als er seinen Kopf hob blieben ihm die Wörter sprichwörtlich im Halse stecken und er glaubte seinen Augen nicht trauen zu können. Die eben noch so grimmigen Geschäftsleute fingen auf einmal an sich aufzulösen. Wie Wachsfiguren in der Nähe eines Feuers schmelzten ihre Körper auf den Sesseln dahin; erst langsam und dann immer schneller. Ihre Gesichter verzerrten sich dabei zu entstellten Fratzen. Plötzlich fing auch das Papier in Jims Hand an zu schmelzen und der ganze Konferenzsaal schien sich langsam mitsamt Inhalt aufzulösen – die Wände und die Decke machten den Eindruck jeden Moment nachzugeben und einzustürzen.

Anstatt jedoch erschrocken und geschockt von einem solchen Anblick zu sein drang aus Jims Mund nur ein ziemlich enttäuscht klingendes Seufzen. „Verdammt“, schrie er auf, „warum denn jetzt schon!?“.Er schloss die Augen und massierte sich die Schläfen. Die Dunkelheit hinter den geschlossenen Augen verwandelte sich zunehmend in einen Fluss aus Farben.

Als es vorbei war und die Farbenspiele verschwanden, breitete sich vor seinen geschlossenen Augen ein gleichmäßiges helles Licht aus. Er öffnete die Augen und kneifte sie sofort wieder zu Schlitzen zusammen. Er blickte direkt in eine grelle Lampe, die von einer Decke herabhing und die etliche Rostflecken aufwies.
Jim saß oder vielmehr lag in einer Art Stuhl und seine Arme lagen auf schmalen Armlehnen. Die Stuhllehne richtete sich automatisch auf und seine Beinstütze fuhr hinunter – Jim saß nun aufrecht und ihm war leicht schwindelig, so wie es ihm jedes Mal ging nach dem Wake-Up, wie es in der Umgangssprache der VR-Junkies hieß.
Er schloss die Augen, verdrängte das unwohle Gefühl und dachte an sein wunderbares Leben in der virtuellen Welt von eben. Eine weibliche, ziemlich rauchige und aggressive Stimme neben Jim sprach zu ihm:
„Jim! Nimm den verdammten VR-Helm ab und beweg\' dein Arsch aus dem Stuhl, ich hab noch and\'re Kunden!“. Die Stimme kam von Jacky, der sehr massigen Besitzerin der VR-Hölle.
„Ist ja gut Jacky! Bleib ruhig. Ich steh ja schon auf.“, antwortete er, nahm den Helm dabei ab, hängte ihn an ein Gestell neben dem Stuhl und stand auf.

Jim folgte Jacky in den vorderen Bereich des Raumes, der ihn, aufgrund einer modrigen, hölzernen Theke immer an die Rezeption des heruntergekommenen Hotels erinnerte, in dem er noch vor einiger Zeit Unterkunft fand. Mittlerweile hatte er es allerdings irgendwie geschafft eine noch viel heruntergekommenere Mietwohnung sein Eigen zu nennen.
Als Jim gerade an der Theke vorbei zur Tür hinaus gehen wollte, rief Jacky ihm noch zu:
„Ach Jimmy, bevor ich\'s vergesse! Ab nächsten Montag kostet eine Stunde auf den Stühlen 5 Credits mehr“.
Der Schock dieser Neuigkeit war deutlich in seinem Gesicht abzulesen. Mit wütendem Ton blaffte er sie an: „Was!? Das ist Wucher! Du nimmst doch eh schon so viel. Woher soll ich all das Geld nehmen!?“
„Das ist nicht mein Problem Jimmy! Das Geschäft läuft zurzeit echt gut und Angebot und Nachfrage bestimmen ja bekanntlich den Preis, Bürschchen. Da kann ich auf Einzelschicksale - wie dein jämmerliches - keine Rücksicht nehmen.“
„Na toll! Naja irgendwie werd\' ich das Geld schon auftreiben du oller Geier.“
„Sieh zu Jimmy! Und nu\' hau ab, sonst vergraulst du mir noch die and\'re Kundschaft.“
„Welche Kundschaft!? Hier ist doch gar keiner! Und nenn\' mich nie wieder Jimmy, für dich immer noch James!“
„Jaja, komm hau ab.“
„Tschüss, Schlampe...“, zischelte er. Dass Jacky das hörte war ihm durchaus bewusst und er genoss es.
Die automatische Schiebetür öffnete sich, als er auf sie zutrat und er ging hinaus in die Gasse, in der „Jacky\'s VR-Dreams“ lag.

Jim stand auf einer engen und feuchten Gasse, die von der Dunkelheit der Nacht erfüllt war. Einzig der Vollmond und bunte Leuchtschriften auf den Dächern über seinem Kopf spendeten schummriges und farbiges Licht, um wenigstens die Hand vor den Augen sehen zu können.
„Anscheinend hat es eben erst aufgehört zu regnen. So ein Dreckswetter...“, dachte Jim bei sich.
Nebel stieg aus den Gullys und von den Häuserwänden und den Dächern, die die Gasse umschlossen, tropfte das Wasser. Eine kühle Brise fuhr Jim durchs Haar und er klappte den Kragen seiner abgewetzten und löchrigen Jacke hoch, um sich wenigstens einigermaßen vor dem miesen Wetter zu schützen. Bevor er sich allerdings auf den Weg machte zu seiner Absteige im Hotel, kramte Jim noch in seiner Jackentasche, fand eine letzte Zigarette und zündete sie sich an.
Er nahm einen kräftigen Zug, schloss die Augen und sehnte sich dabei nach seinem zweiten, besseren Leben. Er stieß den Rauch aus, öffnete die Augen, legte die Stirn in Falten und dachte verzweifelt daran: „Woher krieg\' ich nun diese verdammten 5 Credits!? Ich kann ja kaum meine Miete bezahlen“.
Jim setzte sich in Bewegung – seine Füße fühlten sich schwer an – und nach wenigen Schritten verschwand er hinter einer Ecke, in der Dunkelheit der Nacht.


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Das ist meine erste Geschichte. Ich hoffe sie gefällt ein paar Leuten, die mir auch konstruktive Kritik geben, wie ich sie noch verbessern bzw. andere Geschichten gleich besser schreiben kann
 

jon

Mitglied
Teammitglied
Herzlich willkommen auf/in/unter der Leselupe!

Als erste Geschichte ist das schon mal nicht übel – die Idee ist zwar wirklich nicht neu, aber erzählerisch scheint da doch Potential da zu sein.
Würdest du bitte trotzdem vor der eigentlichen Textarbeit erstmal die "Nachrede an den Leser" entfernen (die gehört ja nicht zur Geschichte) und die diversen Fehler beheben?
 

Tom Schwarz

Mitglied
Langsam lies Jim den Blick über den Ozean schweifen, als er auf dem Balkon seines Hauses stand. Andächtig genoss er es, dass ihm eine leichte Brise umwehte und die morgendliche Sonne auf ihn herab schien. Er atmete tief ein, wieder aus und genoss diesen himmel-klaren und sonnigen Morgen.
Dann, nach einigen Minuten der Ruhe, drehte sich Jim um und ging vom Balkon zurück in sein extravagant eingerichtetes Schlafzimmer, welches ihm ebenfalls als Arbeitszimmer diente. Er schaute sich im Zimmer um und sein Blick blieb sofort am wuchtigen Schreibtisch hängen. Auf ihm stapelten sich schon die Unterlagen, die er eigentlich für die heutige Konferenz hätte durcharbeiten müssen.
Anstatt jedoch an seine bevorstehende Arbeit zu denken, schüttelte er diese missfälligen Gedanken schnell wieder ab und wendete seine Augen dem Bett zu. Plötzlich wurde ihm ganz warm ums Herz, so wie es ihm immer wurde, wenn er die Frau seiner Träume sah. Eine brünette Göttin mit schmalem Körper und einem ewig jugendlichen Äußeren, die sich momentan jedoch in den Kissen vergrub. Er liebte es Clara so zu beobachten und dabei zuzusehen wie sie wach wurde.

Er schlug die Decke zur Seite und legte sich auch noch einmal zu ihr ins Bett. Dabei umarmte er sie und drückte sie an sich.
„Warum bist du denn noch nicht im Bad und machst dich fertig, James?“, frage sie ihn ganz verschlafen.
„Nenn mich nicht James, Schatz. Ein paar Minuten habe ich noch. Außerdem schlafen die Kinder noch und ich wollte die kostbare Zeit lieber noch etwas mit dir verbringen“.
Daraufhin grinste Clara ganz verliebt dreinblickend und küsste Jim zärtlich auf den Mund.
Eng umschlungen lagen sie noch eine Weile dort und genossen die Zweisamkeit, bis der Wecker zum dritten Mal klingelte, Jim ihn endgültig ausschaltete und sich ins Bad begab um sich fertig für die Arbeit zu machen.

Genau wie seine Frau und seine Familie liebte Jim die Autofahrt zur Arbeit.
„Perfekter kann man einen Arbeitstag gar nicht beginnen“, dachte er schon oft bei sich und stieg auch an diesem Morgen mit denselben Gedanken wieder in seinen Wagen. Die Fahrt zur Arbeit war wie eine Art Ruhepol für Jim und die letzten Momente bevor ein harter Arbeitstag begann.

„Guten Morgen Mr. Parker“, sprach eine weibliche Computerstimme zu ihm. Sie kam aus einem kleinen Lautsprecher im Armaturenbrett und gehörte dem Bordcomputer.
„Wohin wünschen Sie zu fahren?“, fragte die Stimme ihn.
„Zur Arbeit!“, befahl Jim und sofort setzte sich das Fahrzeug in Bewegung. „Ach und spiel doch bitte etwas zur Entspannung“, fügte er hinzu und sofort erklang ein Stück moderne Klassik.
Nur bei solcher Musik konnte Jim wirklich entspannen und dabei die Aussicht von der „Küstenstraße“ auf den Ozean genießen. Er fuhr diese Strecke jedes Mal wenn es zur Arbeit ging.

Da ihn seine Fahrt jedoch immer weiter weg von der vorstädtischen Wohngegend und immer tiefer ins Innere der Stadt führte, verschwand der tolle Ausblick von Meter zu Meter. Dieser wurde zunehmend von der Aussicht auf die neusten Hightech-Produkte abgelöst, die auf fliegenden Holo-Werbetafeln überall in der Stadt angepriesen wurden. Das war so ziemlich das einzige was ihn an seinem Arbeitsweg und seinem Arbeitsplatz störte; die direkte Lage in der Innenstadt.
Nach etwa 10 Minuten fuhr sein Wagen in eine Nebenstraße ein und hielt auf ein unterirdisches Parkhaus zu. Sein Wagen parkte automatisch auf dem für ihn reservierten Parkplatz. Er stieg aus und fuhr mit dem Lift mehrere Minuten bis fast ganz nach Oben des gigantischen Bürogebäudes.
Jim schaute auf seine Uhr und bemerkte erschrocken, dass er etwas zu spät beim Meeting eintreffen würde. „Shit! Ich bin zwar der Chef, aber was sollen denn die Angestellten und Investoren denken, wenn selbst der Chef zu spät zur Arbeit kommt“, dachte er sich.
Über sich selbst ärgernd starrte er auf die Stockwerkanzeige im Fahrstuhl und zählte im Kopf die Etagen: „Noch 4...noch 3...noch 2...noch 1...und Bingo!“. Bei Erreichen des 90. Stockwerks öffnete der Fahrstuhl langsam seine Türen, ließ dabei ein sanftes Klingeln ertönen und verabschiedete Jim mit einem freundlichen: „Willkommen in der Meeting-Etage, Mr. Parker. Einen schönen Tag noch!“.
„Wollen wir nur hoffen das es auch wirklich so ein schöner Morgen wird“, dachte er ernüchternd und legte dabei die Stirn in Falten.

Jim trat aus dem Fahrstuhl hinaus, ging den Flur entlang und zielstrebig auf die große, hölzerne Doppeltür vor ihm zu. Kurz vor dem Öffnen machte er noch einmal halt, atmete kräftig durch, richtete seine Krawatte und stieß die Tür auf. Leicht nervös und mit einem Zittern in der Stimme begrüßte er die Männer und Frauen in dem großen Konferenzsaal etwas flapsig: „Entschuldigen Sie bitte meine Verspätung, aber Sie wissen ja wie grausam der Verkehr in dieser verdammten Stadt ist. Selbst mächtige Männer wie ich stecken mal im Stau“. Passend dazu hatte er noch ein unsicheres Lächeln aufgelegt um möglichst locker zu wirken und die Nervosität zu überspielen.
Aber seine gespielte Lockerheit schien zu überzeugen und die anfangs grimmig dreinblickende Meute von Anzugträgern schien besänftigt zu sein.
Er nahm Platz in dem großzügig ausgepolsterten Bürostuhl am Kopf des Konferenztisches und ihm wurde von einer reizenden Sekretärin sogleich eine Mappe mit wichtigen Unterlagen auf den Tisch gelegt. Er öffnete sie und sah sich die Papiere konzentriert an. Kurz über deren Inhalt nachgedacht erhob Jim die Stimme: „Nun, lassen Sie uns doch am Besten mit dem ersten Punkt auf der Liste...“.
Als er seinen Kopf hob blieben ihm die Wörter sprichwörtlich im Halse stecken und er glaubte seinen Augen nicht trauen zu können. Die eben noch so grimmigen Geschäftsleute fingen auf einmal an sich aufzulösen. Wie Wachsfiguren in der Nähe eines Feuers schmelzten ihre Körper auf den Sesseln dahin; erst langsam und dann immer schneller. Ihre Gesichter verzerrten sich dabei zu entstellten Fratzen. Plötzlich fing auch das Papier in Jims Hand an zu schmelzen und der ganze Konferenzsaal schien sich langsam mitsamt Inhalt aufzulösen – die Wände und die Decke machten den Eindruck jeden Moment nachzugeben und einzustürzen.

Anstatt jedoch erschrocken und geschockt von einem solchen Anblick zu sein drang aus Jims Mund nur ein ziemlich enttäuscht klingendes Seufzen. „Verdammt“, schrie er auf, „warum denn jetzt schon!?“.Er schloss die Augen und massierte sich die Schläfen. Die Dunkelheit hinter den geschlossenen Augen verwandelte sich zunehmend in einen Fluss aus Farben.

Als es vorbei war und die Farbenspiele verschwanden, breitete sich vor seinen geschlossenen Augen ein gleichmäßiges helles Licht aus. Er öffnete die Augen und kneifte sie sofort wieder zu Schlitzen zusammen. Er blickte direkt in eine grelle Lampe, die von einer Decke herabhing und die etliche Rostflecken aufwies.
Jim saß oder vielmehr lag in einer Art Stuhl und seine Arme lagen auf schmalen Armlehnen. Die Stuhllehne richtete sich automatisch auf und seine Beinstütze fuhr hinunter – Jim saß nun aufrecht und ihm war leicht schwindelig, so wie es ihm jedes Mal ging nach dem Wake-Up, wie es in der Umgangssprache der VR-Junkies hieß.
Er schloss die Augen, verdrängte das unwohle Gefühl und dachte an sein wunderbares Leben in der virtuellen Welt von eben. Eine weibliche, ziemlich rauchige und aggressive Stimme neben Jim sprach zu ihm:
„Jim! Nimm den verdammten VR-Helm ab und beweg\' dein Arsch aus dem Stuhl, ich hab noch and\'re Kunden!“. Die Stimme kam von Jacky, der sehr massigen Besitzerin der VR-Hölle.
„Ist ja gut Jacky! Bleib ruhig. Ich steh ja schon auf.“, antwortete er, nahm den Helm dabei ab, hängte ihn an ein Gestell neben dem Stuhl und stand auf.

Jim folgte Jacky in den vorderen Bereich des Raumes, der ihn, aufgrund einer modrigen, hölzernen Theke immer an die Rezeption des heruntergekommenen Hotels erinnerte, in dem er noch vor einiger Zeit Unterkunft fand. Mittlerweile hatte er es allerdings irgendwie geschafft eine noch viel heruntergekommenere Mietwohnung sein Eigen zu nennen.
Als Jim gerade an der Theke vorbei zur Tür hinaus gehen wollte, rief Jacky ihm noch zu:
„Ach Jimmy, bevor ich\'s vergesse! Ab nächsten Montag kostet eine Stunde auf den Stühlen 5 Credits mehr“.
Der Schock dieser Neuigkeit war deutlich in seinem Gesicht abzulesen. Mit wütendem Ton blaffte er sie an: „Was!? Das ist Wucher! Du nimmst doch eh schon so viel. Woher soll ich all das Geld nehmen!?“
„Das ist nicht mein Problem Jimmy! Das Geschäft läuft zurzeit echt gut und Angebot und Nachfrage bestimmen ja bekanntlich den Preis, Bürschchen. Da kann ich auf Einzelschicksale - wie dein jämmerliches - keine Rücksicht nehmen.“
„Na toll! Naja irgendwie werd\' ich das Geld schon auftreiben du oller Geier.“
„Sieh zu Jimmy! Und nu\' hau ab, sonst vergraulst du mir noch die and\'re Kundschaft.“
„Welche Kundschaft!? Hier ist doch gar keiner! Und nenn\' mich nie wieder Jimmy, für dich immer noch James!“
„Jaja, komm hau ab.“
„Tschüss, Schlampe...“, zischelte er. Dass Jacky das hörte war ihm durchaus bewusst und er genoss es.
Die automatische Schiebetür öffnete sich, als er auf sie zutrat und er ging hinaus in die Gasse, in der „Jacky\'s VR-Dreams“ lag.

Jim stand auf einer engen und feuchten Gasse, die von der Dunkelheit der Nacht erfüllt war. Einzig der Vollmond und bunte Leuchtschriften auf den Dächern über seinem Kopf spendeten schummriges und farbiges Licht, um wenigstens die Hand vor den Augen sehen zu können.
„Anscheinend hat es eben erst aufgehört zu regnen. So ein Dreckswetter...“, dachte Jim bei sich.
Nebel stieg aus den Gullys und von den Häuserwänden und den Dächern, die die Gasse umschlossen, tropfte das Wasser. Eine kühle Brise fuhr Jim durchs Haar und er klappte den Kragen seiner abgewetzten und löchrigen Jacke hoch, um sich wenigstens einigermaßen vor dem miesen Wetter zu schützen. Bevor er sich allerdings auf den Weg machte zu seiner Absteige im Hotel, kramte Jim noch in seiner Jackentasche, fand eine letzte Zigarette und zündete sie sich an.
Er nahm einen kräftigen Zug, schloss die Augen und sehnte sich dabei nach seinem zweiten, besseren Leben. Er stieß den Rauch aus, öffnete die Augen, legte die Stirn in Falten und dachte verzweifelt daran: „Woher krieg\' ich nun diese verdammten 5 Credits!? Ich kann ja kaum meine Miete bezahlen“.
Jim setzte sich in Bewegung – seine Füße fühlten sich schwer an – und nach wenigen Schritten verschwand er hinter einer Ecke, in der Dunkelheit der Nacht.
 

Tom Schwarz

Mitglied
Langsam ließ Jim den Blick über den Ozean schweifen, als er auf dem Balkon seines Hauses stand. Andächtig genoss er es, dass ihm eine leichte Brise umwehte und die morgendliche Sonne auf ihn herab schien. Er atmete tief ein, wieder aus und genoss diesen himmel-klaren und sonnigen Morgen.

Dann, nach einigen Minuten der Ruhe, drehte sich Jim um und ging vom Balkon zurück in sein extravagant eingerichtetes Schlafzimmer, welches ihm ebenfalls als Arbeitszimmer diente. Er schaute sich im Zimmer um und sein Blick blieb sofort am wuchtigen Schreibtisch hängen. Auf ihm stapelten sich schon die Unterlagen, die er eigentlich für die heutige Konferenz hätte durcharbeiten müssen.
Anstatt jedoch an seine bevorstehende Arbeit zu denken, schüttelte er diese missfälligen Gedanken schnell wieder ab und wendete seine Augen dem Bett zu. Plötzlich wurde ihm ganz warm ums Herz, so wie es ihm immer wurde, wenn er die Frau seiner Träume sah. Eine brünette Göttin, mit schmalem Körper und einem ewig jugendlichen Äußeren, die sich momentan jedoch in den Kissen vergrub. Er liebte es Clara so zu beobachten und dabei zuzusehen wie sie wach wurde.

Er schlug die Decke zur Seite und legte sich auch noch einmal zu ihr ins Bett. Dabei umarmte er sie und drückte sie an sich.
„Warum bist du denn noch nicht im Bad und machst dich fertig, James?“, frage sie ihn ganz verschlafen.
„Nenn mich nicht James, Schatz. Ein paar Minuten habe ich noch. Außerdem schlafen die Kinder noch und ich wollte die kostbare Zeit lieber noch etwas mit dir verbringen.“
Daraufhin grinste Clara ganz verliebt dreinblickend und küsste Jim zärtlich auf den Mund.
Eng umschlungen lagen sie noch eine Weile dort und genossen die Zweisamkeit, bis der Wecker zum dritten Mal klingelte, Jim ihn endgültig ausschaltete und sich ins Bad begab um sich fertig für die Arbeit zu machen.

Genau wie seine Frau und seine Familie liebte Jim die Autofahrt zur Arbeit.
„Perfekter kann man einen Arbeitstag gar nicht beginnen“, dachte er schon oft bei sich und stieg auch an diesem Morgen mit dem selben Gedanken wieder in seinen Wagen. Die Fahrt zur Arbeit war wie eine Art Ruhepol für Jim - die letzten ruhigen Momente bevor ein harter Arbeitstag begann.

„Guten Morgen Mr. Parker“, sprach eine weibliche Computerstimme zu ihm. Sie kam aus einem kleinen Lautsprecher im Armaturenbrett und gehörte dem Bordcomputer.
„Wohin wünschen Sie zu fahren?“, fragte die Stimme ihn.
„Zur Arbeit!“, befahl Jim und sofort setzte sich das Fahrzeug in Bewegung.
„Ach und spiel doch bitte etwas zur Entspannung“, fügte er hinzu und sofort erklang ein Stück moderne Klassik.
Nur bei solcher Musik konnte Jim wirklich entspannen und dabei die Aussicht von der Küstenstraße auf den Ozean genießen. Er fuhr diese Strecke jedes Mal wenn es zur Arbeit ging.

Da ihn seine Fahrt jedoch immer weiter weg von der vorstädtischen Wohngegend und immer tiefer ins Innere der Stadt führte, verschwand der tolle Ausblick von Meter zu Meter. Dieser wurde zunehmend von der Aussicht auf die neusten Hightech-Produkte abgelöst, die auf fliegenden Holo-Werbetafeln überall in der Stadt angepriesen wurden. Das war so ziemlich das einzige was ihn an seinem Arbeitsweg und seinem Arbeitsplatz störte; die direkte Lage in der Innenstadt.
Nach etwa 10 Minuten fuhr sein Wagen in eine Nebenstraße ein und hielt auf ein unterirdisches Parkhaus zu. Sein Wagen parkte automatisch auf dem für ihn reservierten Parkplatz. Er stieg aus und fuhr mit dem Lift mehrere Minuten, bis fast ganz nach Oben des gigantischen Bürogebäudes.

Jim schaute auf seine Uhr und bemerkte erschrocken, dass er etwas zu spät beim Meeting eintreffen würde. „Shit! Ich bin zwar der Chef, aber was sollen denn die Angestellten und Investoren denken, wenn selbst der Chef zu spät zur Arbeit kommt?“, dachte er sich.
Über sich selbst ärgernd starrte er auf die Stockwerkanzeige im Fahrstuhl und zählte im Kopf die Etagen: „Noch 4...noch 3...noch 2...noch 1...und Bingo!“.
Bei Erreichen des 90. Stockwerks öffnete der Fahrstuhl langsam seine Türen, ließ dabei ein sanftes Klingeln ertönen und verabschiedete Jim mit einem freundlichen: „Willkommen in der Meeting-Etage, Mr. Parker. Einen schönen Tag noch!“
„Wollen wir nur hoffen, dass es auch wirklich so ein schöner Morgen wird“, dachte er ernüchternd und legte dabei die Stirn in Falten.

Jim trat aus dem Fahrstuhl hinaus, ging den Flur entlang und hielt zielstrebig auf die große, hölzerne Doppeltür zu. Kurz vor dem Öffnen machte er noch einmal halt, atmete kräftig durch, richtete seine Krawatte und stieß die Tür auf. Leicht nervös und mit einem Zittern in der Stimme begrüßte er die Frauen und Männer in dem großen Konferenzsaal etwas flapsig: „Entschuldigen Sie bitte meine Verspätung, aber Sie wissen ja wie grausam der Verkehr in dieser verdammten Stadt ist. Selbst mächtige Männer wie ich stecken mal im Stau“. Passend dazu hatte er noch ein unsicheres Lächeln aufgelegt, um möglichst locker zu wirken und die Nervosität zu überspielen.
Aber seine gespielte Lockerheit schien zu überzeugen und die anfangs grimmig dreinblickende Meute von Anzugträgern schien besänftigt zu sein.

Er nahm Platz in dem großzügig ausgepolsterten Bürostuhl am Kopf des Konferenztisches und ihm wurde von einer reizenden Sekretärin sogleich eine Mappe mit wichtigen Unterlagen auf den Tisch gelegt. Er öffnete sie und sah sich die Papiere konzentriert an. Kurz über deren Inhalt nachgedacht erhob Jim die Stimme: „Nun, lassen Sie uns doch am besten mit dem ersten Punkt auf der Liste....“
Als er seinen Kopf hob, blieben ihm die Wörter sprichwörtlich im Halse stecken und er glaubte seinen Augen nicht trauen zu können. Die eben noch so grimmigen Geschäftsleute fingen auf einmal an sich aufzulösen. Wie Wachsfiguren in der Nähe eines Feuers schmelzten ihre Körper auf den Sesseln dahin; erst langsam und dann immer schneller. Ihre Gesichter verzerrten sich dabei zu entstellten Fratzen. Plötzlich fing auch das Papier in Jims Hand an zu schmelzen und der ganze Konferenzsaal schien sich langsam mitsamt Inhalt aufzulösen – die Wände und die Decke machten den Eindruck jeden Moment nachzugeben und einzustürzen.

Anstatt jedoch erschrocken und geschockt von einem solchen Anblick zu sein, drang aus Jims Mund nur ein ziemlich enttäuscht klingendes Seufzen. „Verdammt!“, schrie er auf, „warum denn jetzt schon!?“ Er schloss die Augen und massierte sich die Schläfen. Die Dunkelheit hinter den geschlossenen Augen verwandelte sich zunehmend in einen Fluss aus Farben.

Als es vorbei war und die Farbenspiele verschwanden, breitete sich vor seinen geschlossenen Augen ein gleichmäßiges, helles Licht aus. Er öffnete die Augen und kneifte sie sofort wieder zu Schlitzen zusammen. Er blickte direkt in eine grelle Lampe, die von einer Decke herabhing und die etliche Rostflecken aufwies.
Jim saß oder vielmehr lag in einer Art Stuhl und seine Arme lagen auf schmalen Armlehnen. Die Stuhllehne richtete sich automatisch auf und seine Beinstütze fuhr hinunter – Jim saß nun aufrecht und ihm war leicht schwindelig, so wie es ihm jedes Mal nach dem Wake-Up ging; wie es in der Umgangssprache der VR-Junkies hieß.

Er schloss die Augen, verdrängte das unwohle Gefühl und dachte an sein wunderbares Leben in der virtuellen Welt von eben. Eine weibliche, ziemlich rauchige und aggressive Stimme neben Jim sprach zu ihm:
„Jim! Nimm den verdammten VR-Helm ab und beweg deinen Arsch aus dem Stuhl, ich hab noch and're Kunden!“
Die Stimme kam von Jacky, der sehr massigen Besitzerin der VR-Hölle.
„Ist ja gut Jacky! Bleib ruhig. Ich steh ja schon auf“, antwortete er, nahm den Helm dabei ab, hängte ihn an ein Gestell neben dem Stuhl und stand auf.

Jim folgte Jacky in den vorderen Bereich des Raumes, der ihn, aufgrund einer modrigen, hölzernen Theke, immer an die Rezeption des heruntergekommenen Hotels erinnerte, in dem er noch vor einiger Zeit Unterkunft fand. Mittlerweile hatte er es allerdings irgendwie geschafft eine noch viel heruntergekommenere Mietwohnung sein Eigen zu nennen.
Als Jim gerade an der Theke vorbei zur Tür hinaus gehen wollte, rief Jacky ihm noch zu:
„Ach Jimmy, bevor ich's vergesse! Ab nächsten Montag kostet eine Stunde auf den Stühlen 5 Credits mehr!“
Der Schock dieser Neuigkeit war deutlich in seinem Gesicht abzulesen. Mit wütendem Ton blaffte er sie an: „Was!? Das ist Wucher! Du nimmst doch eh schon so viel. Woher soll ich all das Geld nehmen!?“
„Das ist nicht mein Problem Jimmy! Das Geschäft läuft zurzeit echt gut und Angebot und Nachfrage bestimmen ja bekanntlich den Preis, Bürschchen. Da kann ich auf Einzelschicksale - wie dein jämmerliches - keine Rücksicht nehmen.“
„Na toll! Naja irgendwie werd' ich das Geld schon auftreiben, du oller Geier.“
„Sieh zu Jimmy! Und nu' hau ab, sonst vergraulst du mir noch die and're Kundschaft.“
„Welche Kundschaft!? Hier ist doch gar keiner! Und nenn' mich nie wieder Jimmy, für dich immer noch James!“
„Jaja, komm hau ab.“
„Tschüss, Schlampe...“, zischelte er. Dass Jacky das hörte war ihm durchaus bewusst und er genoss es.
Die automatische Schiebetür öffnete sich, als er auf sie zutrat und er ging hinaus in die Gasse, in der „Jacky's VR-Dreams“ lag.

Jim stand auf einer engen und feuchten Gasse, die von der Dunkelheit der Nacht erfüllt war. Einzig der Vollmond und bunte Leuchtschriften auf den Dächern über seinem Kopf spendeten schummriges und farbiges Licht, um wenigstens die Hand vor den Augen sehen zu können.
„Anscheinend hat es eben erst aufgehört zu regnen. So ein Dreckswetter...“, dachte Jim bei sich.
Nebel stieg aus den Gullys und von den Häuserwänden und den Dächern, die die Gasse umschlossen, tropfte das Wasser.
Eine kühle Brise fuhr Jim durchs Haar und er klappte den Kragen seiner abgewetzten und löchrigen Jacke hoch, um sich wenigstens einigermaßen vor dem miesen Wetter zu schützen. Bevor er sich allerdings auf den Weg machte zu seiner miesen Absteige von Wohnung, kramte Jim noch in seiner Jackentasche, fand eine letzte Zigarette und zündete sie sich an.
Er nahm einen kräftigen Zug, schloss die Augen und sehnte sich dabei nach seinem zweiten, besseren Leben. Er stieß den Rauch aus, öffnete die Augen, legte die Stirn in Falten und dachte verzweifelt daran: „Woher krieg' ich nun diese verdammten 5 Credits!? Ich kann ja kaum meine Miete bezahlen.“

Jim setzte sich in Bewegung – seine Füße fühlten sich schwer an – und nach wenigen Schritten verschwand er hinter einer Ecke, in der Dunkelheit der Nacht.
 

Tom Schwarz

Mitglied
Hab den Text jetzt noch einmal ein wenig überarbeitet (habe auch einen kleinen inhaltlichen Fehler entdeckt).

Leider habe ich immer etwas Probleme mit der Zeichensetzung.=(

Vielleicht entdeckt ihr ja noch ein paar Zeichensetzungsfehler, die es zu verbessern gilt.

Ansonsten, immer her mit der Kritik! =)
Vor allem, wenn es um stilistische Dinge geht.

Das das Thema nicht das originellste ist, war mir von Anfang an klar.^^
Hab mich auch sehr von Quellen wie Twighlight Zone etc. inspirieren lassen.

@jon: Danke schon mal für deinen ersten Post vorhin. =)
 

jon

Mitglied
Teammitglied
Ich mach es mal wie bei einem Lektorat – also alles, was ich dort anstreichen würde, notiere ich

Langsam ließ Jim den Blick über den Ozean schweifen, als er auf dem Balkon seines Hauses stand. Andächtig genoss er es, dass ihm eine leichte Brise umwehte und die morgendliche Sonne auf ihn herab schien. Er atmete tief ein, wieder aus und genoss diesen himmel-klaren und sonnigen Morgen.
Rechtschreibung: dass ihn eine Brise umwehte
Unschöne Dopplung von genießen
Feinheit: Wie klar ist himmelklar?

Dann, nach einigen Minuten der Ruhe, drehte sich Jim um und ging vom Balkon zurück in sein extravagant eingerichtetes Schlafzimmer, welches ihm ebenfalls als Arbeitszimmer diente.
Was dient ihm denn noch als Arbeitszimmer? Besser: welches ihm auch

Er schaute sich im Zimmer um und sein Blick blieb sofort am wuchtigen Schreibtisch hängen.
… dann schaut er sich nicht um, sondern blickt (sofort) dort hin. Vorschlag: Das „sofort“ einfach streichen.

Auf ihm stapelten sich schon die Unterlagen, die er eigentlich für die heutige Konferenz hätte durcharbeiten müssen.
Das „schon“ ist nicht wirklich sinnvoll. Man benutzt es z. B., wenn einer nicht schnell genug arbeitet oder grundsätzlich gar nicht arbeitet. Man benutzt es, wenn mit näher rückenden Termin die Arbeit immer mehr wird und noch soo viel zu erledigen ist. Hier liegt das Augenmerk aber auf „es ist Arbeit da“. Vorschlag: „schon“ streichen.

Anstatt jedoch an seine bevorstehende Arbeit zu denken, schüttelte er diese missfälligen Gedanken schnell wieder ab und wendete seine Augen dem Bett zu.
Man kann den Blick wenden, aber die Augen?

Plötzlich wurde ihm ganz warm ums Herz, so wie es ihm immer wurde, wenn er die Frau seiner Träume sah.
Plötzlich ist ein gefährliches Wort: Es sollte wirklich überraschend eintretenden Dingen oder deutlichen Action-Sprüngen vorbehalten bleiben, sonst wirkt es unbeholfen.

Eine brünette Göttin, mit schmalem Körper und einem ewig jugendlichen Äußeren, die sich momentan jedoch in den Kissen vergrub. Er liebte es Clara so zu beobachten und dabei zuzusehen wie sie wach wurde.
Komma sollte nach „liebte es“ und muss nach „zuzusehen“

Er schlug die Decke zur Seite und legte sich auch noch einmal zu ihr ins Bett. Dabei umarmte er sie und drückte sie an sich.
Wer hat sch denn vor ihm „noch einmal zu ihr gelegt“? Nicht mehrere Aussagen vermischen, das geht meistens schief! Entweder er legte sich auch noch mal hin (sie hat sich schon nochmal hingelegte) ODER er legt sich noch einmal zu ihr (er hat vorher schon mal bei ihr gelegen).

„Warum bist du denn noch nicht im Bad und machst dich fertig, James?“, frage sie ihn ganz verschlafen.
RS: fragte
Nicht verstärken, wo es nicht nötig ist! Sie sagt es verschlafen, das reicht. (Kinder benutzen solche Verstärkungen, um ihren Worten Gewicht zu geben, oder oft auch, weil sie das stärkere Wort noch nicht im aktiven Wortschatz haben.)

Daraufhin grinste Clara ganz verliebt dreinblickend und küsste Jim zärtlich auf den Mund.
Entweder sie grinst oder die guckt verliebt.
Zu „ganz“ siehe oben.
Zärtliche Küsse sind auch so ein gefährliches Klischee – wenn es nicht wirklich wichtig ist, dass die Küsse sanft sind, dann lieber einfach nur „Küsse“.

Eng umschlungen lagen sie noch eine Weile dort …
Sie lagen auf dem Mund? Achte drauf, dass die Worte, auf die sich etwas bezieht (wie hier „Bett“), nicht zu weit weg stehen!


… und genossen die Zweisamkeit, bis der Wecker zum dritten Mal klingelte, Jim ihn endgültig ausschaltete und sich ins Bad begab um sich fertig für die Arbeit zu machen.
Ich bin ja nicht neugierig, aber was genau genossen sie? Ich würde sie einfach umschlungen liegen lassen, bis der Wecker klingelt, das klingt genug nach „schön!“.
Komma nach „begab“

Genau wie seine Frau und seine Familie liebte Jim die Autofahrt zur Arbeit.
Aha: Seine Frau arbeitet ebenfalls weiter weg und auch die Kinder fahren mit dem Auto zur Arbeit. Wie alt sind die Kinder?

„Perfekter kann man einen Arbeitstag gar nicht beginnen“, dachte er schon oft bei sich und stieg auch an diesem Morgen mit dem selben Gedanken wieder in seinen Wagen.
Zeitfehler: Er hatte es schon oft gedacht und dachte es auch heute.


Die Fahrt zur Arbeit war wie eine Art Ruhepol für Jim - die letzten ruhigen Momente bevor ein harter Arbeitstag begann.
Komma nach „Momente“

„Guten Morgen Mr. Parker“, sprach eine weibliche Computerstimme zu ihm. Sie kam aus einem kleinen Lautsprecher im Armaturenbrett und gehörte dem Bordcomputer.
Komma nach „Morgen“

„Wohin wünschen Sie zu fahren?“, fragte die Stimme ihn.
… wen auch sonst? So betont man, dass sie IHN fragt und nicht den Mann, der grade vorbeigeht. Normalerweise würde man sagen „fragte ihn die Stimme“. Aber da sowieso niemand anderes in diesem Moment im (Kopfkino-)Bild ist, kann man das „ihn“ auch weglassen.

„Zur Arbeit!“, befahl Jim und sofort setzte sich das Fahrzeug in Bewegung.
„Ach und spiel doch bitte etwas zur Entspannung“, fügte er hinzu und sofort erklang ein Stück moderne Klassik.
Unschöne Dopplung von „sofort“

Er fuhr diese Strecke jedes Mal wenn es zur Arbeit ging.
Komma nach „Mal“


Da ihn seine Fahrt jedoch immer weiter weg von der vorstädtischen Wohngegend und immer tiefer ins Innere der Stadt führte, verschwand der tolle Ausblick von Meter zu Meter. Dieser wurde zunehmend von der Aussicht auf die neusten Hightech-Produkte abgelöst, die auf fliegenden Holo-Werbetafeln überall in der Stadt angepriesen wurden.
Das „jedoch“ ist fehl am Platz. Du schreibst: „Er fuhr immer diesen Weg, jedoch verschwand (wegen der Route) der tolle Ausblick.“ Vorschlag „jedoch“ streichen. Generell: Sei sehr aufmerksam bei solchen Worte, die sich auf etwas beziehen (es „aufnehmen“ oder „gegen“ etwas sprechen)!
Das „dieser“ bezieht sich formal auf „Meter“. (Otto ging zu Karl. Dieser sagte: „Tach, Otto!“ / Otto ging zu Karl. Er sagte: „Tach, Karl!“)


Das war so ziemlich das einzige was ihn an seinem Arbeitsweg und seinem Arbeitsplatz störte; die direkte Lage in der Innenstadt.
Komma nach „einzige“

Nach etwa 10 Minuten fuhr sein Wagen in eine Nebenstraße ein und hielt auf ein unterirdisches Parkhaus zu.
Zahlen ausschreiben! (Es sei denn sie werden dann unübersichtlich, so wie dreihundertfünfundachtzigtausendreihundertzweiundsiebzig ;) ).

Sein Wagen parkte automatisch auf dem für ihn reservierten Parkplatz.
Unschöne Dopplung. Vorschlag: „… auf dem für ihn reservierten Platz.“

Er stieg aus und fuhr mit dem Lift mehrere Minuten, bis fast ganz nach Oben des gigantischen Bürogebäudes.
Meinst du „bis in das Oben des Gebäudes“? Und: Als Autor sollte man auch nur in zwingenden Fällen Aussagen zurücknehmen – „ganz oben“ ist ganz oben, „fast ganz oben“ ist einfach nur „oben“ oder „fast oben“. (Kindersprech: „Der Kreis war fast ganz rund.“ statt „Er war fast rund“.)
Schreib doch besser sowas: „bis in die drittoberste Etage“ oder „in eine der ober(st)en Etagen“.

Jim schaute auf seine Uhr und bemerkte erschrocken, dass er etwas zu spät beim Meeting eintreffen würde. „Shit! Ich bin zwar der Chef, aber was sollen denn die Angestellten und Investoren denken, wenn selbst der Chef zu spät zur Arbeit kommt?“, dachte er sich.
Bedenke bitte, dass das bedeutet, dass er tatsächlich diese Worte so ausformuliert denkt (wörtliches Denken). Das ist nicht das selbe wie „Shit!“, dachte er. Ihm als Chef würde das zwar niemand vorwerfen, aber was sollten denn die Angestellten und Investoren von der Firm denken, wenn schon deren Chef zu spät zur Arbiet kam? Versuch mal, diese Rolle zu spielen (wie ein Schauspiler): Würdest du das wirklich so sagen (wen auch für andere unhörbar)?


Über sich selbst ärgernd …
sich über etwas (= sich) ärgern. Also: „Sich über sich selbst ärgernd …“

… starrte er auf die Stockwerkanzeige im Fahrstuhl und zählte im Kopf die Etagen: „Noch 4...noch 3...noch 2...noch 1...und Bingo!“.
Zeichensetzung beim Auslassungszeichen „drei Punkte“: Leerzeichen dort, wo sie auch wären, wenn das, was durch die „…“ ersetzt wird, dastünde. (“Sie sind ein A…!“, rief Otto. „Ich muss doch bitten! Wie können Sie es wagen …“, erboste sich Karl und suchte nach Worten. „Sie können ja nicht mal … also … Ich will damit sagen … Das geht so nicht!“)



„Wollen wir nur hoffen, dass es auch wirklich so ein schöner Morgen wird“, dachte er ernüchternd und legte dabei die Stirn in Falten.
Bist du sicher, dass du „ernüchternd“ meinst? Also entweder „grade nüchtern werdend“ oder „jemanden nüchtern machend?“

… Leicht nervös und mit einem Zittern in der Stimme begrüßte er die Frauen und Männer in dem großen Konferenzsaal etwas flapsig: „Entschuldigen Sie bitte meine Verspätung, aber Sie wissen ja wie grausam der Verkehr in dieser verdammten Stadt ist. Selbst mächtige Männer wie ich stecken mal im Stau“. Passend dazu hatte er noch ein unsicheres Lächeln aufgelegt, um möglichst locker zu wirken und die Nervosität zu überspielen.
Komma nach „wissen ja“
Er legt ein unsicheres Lächeln auf, um locker und „unnervös“ zu wirken? Du meinst, er legt unsicher ein Lächeln auf, das ist was anderes …

Kurz über deren Inhalt nachgedacht erhob Jim die Stimme:
Völlig falsche Konstruktion. Richtig ist sowas: „Frisch rasiert ging er auf Arbeit“ = „Er war frisch rasiert und ging zur Arbeit.“ Oder „Gut gegossen gedeihen die Pflanzen“ = „Die Pflanzen sind gut gegossen und gedeihen (deshalb).“ Dein Satz heißt also: „Jim war nachgedacht und erhob die Stimme.“ Er heißt NICHT „Jim hatte nachgedacht“!

„Nun, lassen Sie uns doch am besten mit dem ersten Punkt auf der Liste....“
Das Auslassungszeichen ist „DREI Punkte“. Danach kommt bei solchen Konstruktionen kein Satzpunkt mehr.

Als er seinen Kopf hob, blieben ihm die Wörter sprichwörtlich im Halse stecken und er glaubte seinen Augen nicht trauen zu können.
Komma sollte nach „glaubte“
Warum so umständlich? „Er traute seinen Augen nicht“, ist die „Originalformulierung“ für „Das ist doch unmöglich! Das /Sowas geht doch gar nicht!“.
Wieso eigentlich? Er WEIß doch, dass das VR ist! Er ist nicht zum ersten Mal „dort“,weiß doch, wie es „geht“. Warum ist er jetzt so schockiert über das, was er sieht?


Die eben noch so grimmigen Geschäftsleute fingen auf einmal an sich aufzulösen. Wie Wachsfiguren in der Nähe eines Feuers schmelzten ihre Körper auf den Sesseln dahin; erst langsam und dann immer schneller.
Auch „auf einmal“ dort einsetzen, wo etwas „auf einmal“ passiert. Hier ist dieser Moemnt schon vorbei (er steckt im Augen-trau-Satz, das hier ist nur nachgereicht, worüber er staunt).
RS: sie schmolzen


…aufzulösen – die Wände und die Decke machten den Eindruck jeden Moment nachzugeben und einzustürzen.
Komma nach „Eindruck“ empfohlen

Anstatt jedoch erschrocken und geschockt von einem solchen Anblick zu sein,
… na wenigstens kennst du das Wort „erschrocken“, viele Schreibanfänger sind auch bei den kleinsten Verwunderungen immer gleich „geschockt“ (unter Schock stehend). Ein Wort reicht hier allerdings, „geschockt“ ist „nur“ eine Steiegrung von „erschrocken“. (Alfons war schläfrig und hundemüde.)

…drang aus Jims Mund nur ein ziemlich enttäuscht klingendes Seufzen. „Verdammt!“, schrie er auf, „warum denn jetzt schon!?“
Also entweder er seufzt enttäuscht oder er schreit wütend.

Er schloss die Augen und massierte sich die Schläfen. Die Dunkelheit hinter den geschlossenen Augen verwandelte sich zunehmend in einen Fluss aus Farben.

Als es vorbei war und die Farbenspiele verschwanden,
Moment! Die Illusion ist aus – es ist dunkel hinter(???) seinen Augen. Dann massiert er und er „sieht“ Farben, das Massieren löst also den Effekt aus. Beim Weitermassieren geht der Effekt aber wieder weg …?


… breitete sich vor seinen geschlossenen Augen ein gleichmäßiges, helles Licht aus. Er öffnete die Augen und kneifte sie sofort wieder zu Schlitzen zusammen.
Er kniff sie natürlich zusammen …

Er blickte direkt in eine grelle Lampe, die von einer Decke herabhing und die etliche Rostflecken aufwies.
Er kann die Rostflecke sehen, obwohl die Lampe so grell scheint, dass er die Augen zukneifen muss????

Jim saß oder vielmehr lag in einer Art Stuhl und seine Arme lagen auf schmalen Armlehnen.
Unschöne Dopplung von „lag“

Die Stuhllehne richtete sich automatisch auf und seine Beinstütze fuhr hinunter – Jim saß nun aufrecht und ihm war leicht schwindelig, so wie es ihm jedes Mal nach dem Wake-Up ging; wie es in der Umgangssprache der VR-Junkies hieß.
Das Semikolon muss ein Komma sein. (Man kann aus einem Komma ein Semikolon machen, wenn man eine Punkt machen könnte, aber doch nicht so stark trennen will.)

Er schloss die Augen, verdrängte das unwohle Gefühl und dachte an sein wunderbares Leben in der virtuellen Welt von eben. Eine weibliche, ziemlich rauchige und aggressive Stimme neben Jim sprach zu ihm:
„Jim! Nimm den verdammten VR-Helm ab und beweg deinen Arsch aus dem Stuhl, ich hab noch and're Kunden!“
Ein Absatz nach „von eben“ und keiner nach „zu ihm:“

Die Stimme kam von Jacky, der sehr massigen Besitzerin der VR-Hölle.
„Ist ja gut Jacky! Bleib ruhig. Ich steh ja schon auf“, antwortete er, nahm den Helm dabei ab, hängte ihn an ein Gestell neben dem Stuhl und stand auf.

Jim …
An dieser Stelle: Nicht so willkürlich mal Leerzeilen zwischen die Absätze mache und mal nicht. Entweder immer oder nie. (Man kann auch inhaltlich begründete Abschnitte bilden, dann gibt es immer jeweils ein {Zusatz-}Leerzeile – das spielt hier aber eher keine Rolle.)

…folgte Jacky in den vorderen Bereich des Raumes, der ihn, aufgrund einer modrigen, hölzernen Theke, immer an die Rezeption des heruntergekommenen Hotels erinnerte, in dem er noch vor einiger Zeit Unterkunft fand.
Ziemlich langer, schachteliger Satz. Teil ihn doch einfach!
Zeitfehler: Da er offenbar aus dem Hotel schon wieder rausgeflogen ist, muss es heißen „Unterkunft gefunden hatte“.

Mittlerweile hatte er es allerdings irgendwie geschafft eine noch viel heruntergekommenere Mietwohnung sein Eigen zu nennen.
Komma nach „geschafft“
MIETwohnungen nennt man nur sein Eigen, wenn man sie besitzt (und vermietet)

Als Jim gerade an der Theke vorbei zur Tür hinaus gehen wollte, rief Jacky ihm noch zu:
„Ach Jimmy, bevor ich's vergesse! Ab nächsten Montag kostet eine Stunde auf den Stühlen 5 Credits mehr!“
kein Absatz

Der Schock dieser Neuigkeit war deutlich in seinem Gesicht abzulesen.
… sicher? Dan hat er sich aber ziemlch schnell wieder aus seinem Schock (!) erholte, als er losblafft.


„Das ist nicht mein Problem Jimmy!
Komma nach „Problem“

„Na toll! Naja irgendwie werd' ich das Geld schon auftreiben, du oller Geier.“
Nicht nur der Schock ist schnell weg, auch die Wut macht recht schnell einer „naja, was soll’s“-Stimmung Platz …

„Tschüss, Schlampe...“, zischelte er. Dass Jacky das hörte war ihm durchaus bewusst und er genoss es.
Komma muss nach „hörte“ und sollte nach „bewusst“.
Leerzeichen nach „Schlampe“

Die automatische Schiebetür öffnete sich, als er auf sie zutrat und er ging hinaus in die Gasse, in der „Jacky's VR-Dreams“ lag.
Komma nach „zutrat“
„auf sie zu trat“ (zutreten ist was anderes)

Jim stand auf einer engen und feuchten Gasse,
Man steht zwar auf Straßen, aber in Gassen.

die von der Dunkelheit der Nacht erfüllt war. Einzig der Vollmond und bunte Leuchtschriften auf den Dächern über seinem Kopf spendeten schummriges und farbiges Licht, um wenigstens die Hand vor den Augen sehen zu können.
Quatsch! Entschuldige, aber wenn einer GASSE bunte LeuchtschriftEN hängen, dann ist die Gasse nicht „von Nachtdunkel erfüllt“. Und bei Vollmond erst recht nicht.

„Anscheinend hat es eben erst aufgehört zu regnen. So ein Dreckswetter...“, dachte Jim bei sich.
siehe oben: Er „sagt“ sich das nicht wirklich …
Leerzeichen nach „Dreckswetter“

Nebel stieg aus den Gullys und von den Häuserwänden und den Dächern, die die Gasse umschlossen, tropfte das Wasser.
Komma nach „Gullys“ gaaaaanz dringend empfohlen, sonst liest man „Nebel steigt aus den Gullys und von den Häuserwänden“ und kriegt dann Leseprobleme mit dem restlichen Satz.

Eine kühle Brise fuhr Jim durchs Haar und er klappte den Kragen seiner abgewetzten und löchrigen Jacke hoch, um sich wenigstens einigermaßen vor dem miesen Wetter zu schützen. Bevor er sich allerdings auf den Weg machte zu seiner miesen Absteige von Wohnung, kramte Jim noch in seiner Jackentasche, fand eine letzte Zigarette und zündete sie sich an.
Unschöne Dopplung von „mies“

…und dachte verzweifelt daran: „Woher krieg' ich nun diese verdammten 5 Credits!? Ich kann ja kaum meine Miete bezahlen.“
Konstruktion stimmt nicht. Entweder er dachte daran, dass er die 5 Credits nicht aufbringen konnte oder er dachte: „Ich kann die 5 Credits nicht aufbringen.“
 

Tom Schwarz

Mitglied
Wie macht ihr es, wenn jemand seine Geschichte entsprechend verbessert hat?
Wird die dann einfach neu reingestellt oder wird die alte "überschrieben"?

Danke nochmal für die Vorschläge!
Ein, zwei Sachen habe ich aber so beibehalten wie sie waren.
Aber die Vorschläge haben den Text wirklich verbessert. Finde ihn jetzt auch irgendwie runder.
 

jon

Mitglied
Teammitglied
Freut mich, dass ich helfen konnte.

Überschreibe den alten Text einfach! Dabei entsteht darunter ein Link, unter dem man bei Bedarf die alte Version (auf die sich ja das Lektorat bezieht) nachschlagen kann.
 

Tom Schwarz

Mitglied
Langsam ließ Jim den Blick über den Ozean schweifen, als er auf dem Balkon seines Hauses stand. Andächtig genoss er es, dass ihn eine leichte Brise umwehte und die morgendliche Sonne auf ihn herab schien. Er atmete tief ein, wieder aus und erfreute sich an diesem sonnigen Morgen.

Dann, nach einigen Minuten der Ruhe, drehte sich Jim um und ging vom Balkon zurück in sein extravagant eingerichtetes Schlafzimmer, welches ihm auch als Arbeitszimmer diente. Er schaute sich im Zimmer um und sein Blick blieb am wuchtigen Schreibtisch hängen. Auf ihm stapelten sich die Unterlagen, die er eigentlich für die heutige Konferenz hätte durcharbeiten müssen.
Anstatt jedoch an seine bevorstehende Arbeit zu denken, schüttelte er diese missfälligen Gedanken schnell wieder ab und wendete seinen Blick dem Bett zu. Sogleich wurde ihm ganz warm ums Herz, so wie es ihm immer wurde, wenn er die Frau seiner Träume sah. Eine brünette Göttin, mit schmalem Körper und einem ewig jugendlichen Äußeren, die sich momentan jedoch in den Kissen vergrub. Er liebte es, Clara so zu beobachten und dabei zuzusehen, wie sie wach wurde.

Er schlug die Decke zur Seite und legte sich noch einmal zu ihr ins Bett. Dabei umarmte er sie und drückte sie an sich.
„Warum bist du denn noch nicht im Bad und machst dich fertig, James?“, fragte sie ihn verschlafen.
„Nenn mich nicht James, Schatz. Ein paar Minuten habe ich noch. Außerdem schlafen die Kinder noch und ich wollte die kostbare Zeit lieber noch etwas mit dir verbringen.“
Daraufhin grinste Clara verliebt und küsste Jim zärtlich auf den Mund.
Eng umschlungen lagen sie noch eine Weile im Bett und genossen die Zweisamkeit, bis der Wecker zum dritten Mal klingelte, Jim ihn endgültig ausschaltete und sich ins Bad begab, um sich fertig für die Arbeit zu machen.

Genau wie seine Frau und seine Familie, liebte Jim die Autofahrt zur Arbeit.
„Perfekter kann man einen Arbeitstag gar nicht beginnen“, hatte er schon oft bei sich gedacht und stieg auch an diesem Morgen mit dem selben Gedanken wieder in seinen Wagen. Die Fahrt zur Arbeit war wie eine Art Ruhepol für Jim - die letzten ruhigen Momente, bevor ein harter Arbeitstag begann.

„Guten Morgen, Mr. Parker“, sprach eine weibliche Computerstimme zu ihm. Sie kam aus einem kleinen Lautsprecher im Armaturenbrett und gehörte dem Bordcomputer.
„Wohin wünschen Sie zu fahren?“, fragte die Stimme.
„Zur Arbeit!“, befahl Jim und sofort setzte sich das Fahrzeug in Bewegung.
„Ach und spiel doch bitte etwas zur Entspannung“, fügte er hinzu und es erklang ein Stück moderne Klassik.
Nur bei solcher Musik konnte Jim wirklich entspannen und dabei die Aussicht von der Küstenstraße auf den Ozean genießen. Er fuhr diese Strecke jedes Mal, wenn es zur Arbeit ging.

Da ihn seine Fahrt immer weiter weg von der vorstädtischen Wohngegend und immer tiefer ins Innere der Stadt führte, verschwand von Meter zu Meter der tolle Ausblick. Dieser wurde zunehmend von der Aussicht auf die neusten Hightech-Produkte abgelöst, die auf fliegenden Holo-Werbetafeln überall in der Stadt angepriesen wurden. Das war so ziemlich das einzige, was ihn an seinem Arbeitsweg und seinem Arbeitsplatz störte; die direkte Lage in der Innenstadt.
Nach etwa zehn Minuten fuhr sein Wagen in eine Nebenstraße ein und hielt auf ein unterirdisches Parkhaus zu. Sein Wagen hielt automatisch auf dem für ihn reservierten Parkplatz. Er stieg aus und fuhr mit dem Lift mehrere Minuten, in die oberen Etagen des gigantischen Bürogebäudes.

Jim schaute auf seine Uhr und bemerkte erschrocken, dass er etwas zu spät beim Meeting eintreffen würde. „Shit!“, dachte er sich.
Sich über sich selbst ärgernd starrte er auf die Stockwerkanzeige im Fahrstuhl und zählte im Kopf die Etagen: „Noch 4 ... noch 3 ... noch 2 ... noch 1 ... und Bingo!“.
Bei Erreichen des 90. Stockwerks öffnete der Fahrstuhl langsam seine Türen, ließ dabei ein sanftes Klingeln ertönen und verabschiedete Jim mit einem freundlichen: „Willkommen in der Meeting-Etage, Mr. Parker. Einen schönen Tag noch!“
„Wollen wir nur hoffen, dass es auch wirklich so ein schöner Morgen wird“, dachte er ernüchtert und legte dabei die Stirn in Falten.

Jim trat aus dem Fahrstuhl hinaus, ging den Flur entlang und hielt zielstrebig auf die große, hölzerne Doppeltür zu. Kurz vor dem Öffnen machte er noch einmal halt, atmete kräftig durch, richtete seine Krawatte und stieß die Tür auf. Leicht nervös und mit einem Zittern in der Stimme begrüßte er die Frauen und Männer in dem großen Konferenzsaal etwas flapsig: „Entschuldigen Sie bitte meine Verspätung, aber Sie wissen ja, wie grausam der Verkehr in dieser verdammten Stadt ist. Selbst mächtige Männer wie ich stecken mal im Stau“. Passend dazu hatte er noch unsicher ein Lächeln aufgelegt, um möglichst locker zu wirken und die Nervosität zu überspielen.
Aber seine gespielte Lockerheit schien zu überzeugen und die anfangs grimmig dreinblickende Meute von Anzugträgern schien besänftigt zu sein.

Er nahm Platz in dem großzügig ausgepolsterten Bürostuhl am Kopf des Konferenztisches und ihm wurde von einer reizenden Sekretärin sogleich eine Mappe mit wichtigen Unterlagen auf den Tisch gelegt. Er öffnete sie und sah sich die Papiere konzentriert an. Kurz nachgedacht über den Inhalt erhob Jim die Stimme: „Nun, lassen Sie uns doch am besten mit dem ersten Punkt auf der Liste ...“
Als er seinen Kopf hob, blieben ihm die Wörter sprichwörtlich im Halse stecken und die Verzweiflung breitete sich auf seinem Gesicht aus. Die eben noch so grimmigen Geschäftsleute fingen an sich aufzulösen. Wie Wachsfiguren in der Nähe eines Feuers schmolzen ihre Körper auf den Sesseln dahin; erst langsam und dann immer schneller. Ihre Gesichter verzerrten sich dabei zu entstellten Fratzen. Plötzlich fing auch das Papier in Jims Hand an zu schmelzen und der ganze Konferenzsaal schien sich langsam mitsamt Inhalt aufzulösen – die Wände und die Decke machten den Eindruck jeden Moment nachzugeben und einzustürzen.

Anstatt jedoch erschrocken von einem solchen Anblick zu sein, drang aus Jims Mund nur ein ziemlich enttäuscht klingendes Seufzen. „Verdammt!“, schrie er auf, „warum denn jetzt schon!?“ Er schloss die Augen und massierte sich die Schläfen. Sein Kopf schmerzte. Die Dunkelheit vor seinen Augen verwandelte sich zunehmend in einen Fluss aus Farben.

Als es vorbei war und die Farbenspiele verschwanden, breitete sich vor seinen geschlossenen Augen ein gleichmäßiges, helles Licht aus. Er öffnete die Augen und kniff sie sofort wieder zu Schlitzen zusammen. Er blickte direkt in eine grelle Lampe.
Jim saß oder vielmehr lag in einer Art Stuhl und seine Arme ruhten auf schmalen Armlehnen. Die Stuhllehne richtete sich automatisch auf und seine Beinstütze fuhr hinunter – Jim saß nun aufrecht und ihm war leicht schwindelig, so wie es ihm jedes Mal nach dem Wake-Up ging, wie es in der Umgangssprache der VR-Junkies hieß.

Er schloss die Augen, verdrängte das unwohle Gefühl und dachte an sein wunderbares Leben in der virtuellen Welt von eben.
Eine weibliche, ziemlich rauchige und aggressive Stimme neben Jim sprach zu ihm: „Jim! Nimm den verdammten VR-Helm ab und beweg deinen Arsch aus dem Stuhl, ich hab noch and're Kunden!“ Die Stimme kam von Jacky, der sehr massigen Besitzerin der VR-Hölle.
„Ist ja gut Jacky! Bleib ruhig. Ich steh ja schon auf“, antwortete er, nahm den Helm dabei ab, hängte ihn an ein Gestell neben dem Stuhl und stand auf.

Jim folgte Jacky in den vorderen Bereich des Raumes. Er erinnerte ihn, aufgrund einer modrigen, hölzernen Theke, immer an die Rezeption des heruntergekommenen Hotels, in dem er noch vor einiger Zeit Unterkunft gefunden hatte. Mittlerweile hatte er es allerdings irgendwie geschafft, eine noch viel heruntergekommenere Mietwohnung zu finden.
Als Jim gerade an der Theke vorbei zur Tür hinaus gehen wollte, rief Jacky ihm noch zu: „Ach Jimmy, bevor ich's vergesse! Ab nächsten Montag kostet eine Stunde auf den Stühlen 5 Credits mehr!“
Der Schock dieser Neuigkeit war deutlich in seinem Gesicht abzulesen. Mit wütendem Ton blaffte er sie an: „Was!? Das ist Wucher! Du nimmst doch eh schon so viel. Woher soll ich all das Geld nehmen!?“
„Das ist nicht mein Problem, Jimmy! Das Geschäft läuft zurzeit echt gut und Angebot und Nachfrage bestimmen ja bekanntlich den Preis, Bürschchen. Da kann ich auf Einzelschicksale - wie dein jämmerliches - keine Rücksicht nehmen. Nu' sieh zu, Jimmy! hau ab, sonst vergraulst du mir noch die and're Kundschaft!“
„Welche Kundschaft!? Hier ist doch gar keiner! Und nenn' mich nie wieder Jimmy, für dich immer noch James!“
„Jaja, komm hau ab.“
„Tschüss, Schlampe ...“, zischelte er. Dass Jacky das hörte, war ihm durchaus bewusst und er genoss es.
Die automatische Schiebetür öffnete sich, als er auf sie zu trat, und er ging hinaus in die Gasse, in der „Jacky's VR-Dreams“ lag.

Jim stand nun in einer engen und feuchten Gasse. Einzig der Vollmond und bunte Leuchtschriften auf den Dächern über seinem Kopf spendeten schummriges und farbiges Licht, um wenigstens die Hand vor den Augen sehen zu können.
„Hat wohl bis eben geregnet. So ein Dreckswetter ...“, dachte Jim bei sich.
Nebel stieg aus den Gullys, und von den Häuserwänden und den Dächern, die die Gasse umschlossen, tropfte das Wasser.
Eine kühle Brise fuhr Jim durchs Haar und er klappte den Kragen seiner abgewetzten und löchrigen Jacke hoch, um sich wenigstens einigermaßen vor dem schlechten Wetter zu schützen. Bevor er sich allerdings auf den Weg machte zu seiner miesen Absteige von Wohnung, kramte Jim noch in seiner Jackentasche, fand eine letzte Zigarette und zündete sie sich an.
Er nahm einen kräftigen Zug, schloss die Augen und sehnte sich dabei nach seinem zweiten, besseren Leben. Er stieß den Rauch aus, öffnete die Augen, legte die Stirn in Falten und dachte verzweifelt: „Woher krieg' ich nun diese verdammten 5 Credits!? Ich kann ja kaum meine Miete bezahlen.“

Jim setzte sich in Bewegung – seine Füße fühlten sich schwer an – und nach wenigen Schritten verschwand er hinter einer Ecke, in der Dunkelheit der Nacht.
 

Tom Schwarz

Mitglied
Hab jetzt den Text geupdatet.

Habe gesehen, dass bereits 80 Personen den Text aufgerufen haben.
Hätte ich ja nicht gedacht.^^

Über eine Bewertung von diesen Personen bzw. ein Kommentar/eine Kritik würde ich mich wirklich sehr freuen. =)
 



 
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