Zweimenschgedicht ( freies Sonett / zwei Ansichten )

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Billy Bibbit

Mitglied
Zweimenschgedicht

Ansicht I

Ein Wort, geschrieben frisch aus Blut,
ein Tag geboren aus Geduld.
Ein Mensch sucht nach der eignen Schuld
und friert in all der Lügesglut.

Ein Land, in einer toten Welt,
ein Jahr, das in der Nacht beginnt.
Ein Vater, der den Sohn fest hält,
spürt Winter im geliebten Kind.

Die Stille weht aus leeren Städten.
und Hoffnung lebt nur in Gebeten.
Das Atmen fällt dem Vater schwer.

Das kleine Herz hört auf zu schlagen,
ein jeder Ton ist schweres Klagen.
Doch Gott verspricht kein Wunder mehr.







Ansicht II

Das Blut fließt aus dem letzten Wort,
Geduld beendet einen Tag.
Die Schuld die ich lang in mir trag,
weht mit dem Wissen in mir fort.

Die tote Welt umschließt das Land,
die Nacht, sie dauert fast ein Jahr.
Das Kind, dass ich als Vater fand,
ist fremdlich mir und ist nicht wahr.

Die Städte tränken sich in Stille,
Ein Mensch, ein Kind, ein fester Wille,
Ich höre all die Schreie nicht.

Es schlägt das kleine Herz nicht mehr,
die Trauer fällt dem Vater schwer.
Der Teufel schaut mir ins Gesicht.
 

Bernd

Foren-Redakteur
Teammitglied
Gedichte verkörpern Metaphern. Hier haben wir eine Sammlung von Metaphern. Man kann jedes Wort wörtlich betrachten, oder die Bilder verarbeiten.

Gott und Teufel erweisen sich als zwei Seiten einer Medaille und werden letztlich identisch. Ob das Kind durch Gut oder Böse verdirbt, ist letztlich gleich. Das relativiert Hilfe und kippt sie um, sobald sie tödlich wird.

Das Kind kann ein reales Kind sein, aber auch eine Geistesgeburt, ein Werk. Es ist verbunden und zugleich fremd.

Winter als Symbol der Kälte, des Erstarrens, des Todes.
Der Tod kloppft an: DARF ICH EINTRETEN?
 



 
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