Zwischen den Sternen

1,00 Stern(e) 1 Stimme

Lümmel

Mitglied
Zwischen den Sternen

Ein grelles Aufblitzen zwischen der scheinbar nichtigen Entfernung zweier Planeten. Hitze und Licht und seine Reise war beendet. Diese großen Entfernungen machten ihm mittlerweile nichts mehr aus. Was in den jüngeren Jahren vielleicht noch eine Strapaze war, ist nun mittlerweile nur noch einfacher Trott. Ein kleiner, weiterer Weg auf seinem Marsch ohne Ziel. Eine Flucht ohne Ende in Sicht. Diese Endlosigkeit war es, die ein normales sterbliches Wesen mit Selbstempfinden schon längst in den Wahnsinn getrieben hätte. Doch zu seinem eigenen Glück empfand er nicht so. Niemand von seiner Art tat es. Niemand von seiner Art konnte es.
Für die meisten anderen wäre all dies vielleicht das reinste Abendteuer. Ein Erlebnis, was sonst niemandem zu Teil wird. Geboren in absoluter Freiheit. Überall zu sein und alles zu tun, wonach einem der Sinn steht. Keine Regulationen, keine Vorschriften. Doch was nützt einem all die Freiheit, wenn man diese nicht in ihrer ganzen Bandbreite auskosten kann, wenn man diese Freiheit nicht empfinden kann, als das was sie eigentlich ist. Wünschenswert.
Und Wunder hatte er erlebt. Doch auch Wunder sind doch letztendlich nur Ansichten aus einem Blickwinkel. Unbegreiflich für den einen und vielleicht doch schon so alltäglich für solche, welche durch ein Wunder geboren und mit eben solchen aufgewachsen sind.
Was bedeuten Schönheit und Reichtum, wenn man diese nicht schätzt oder gar wahrzunehmen weiß. Dann füllt einen all dies nicht aus. Es ist einfach nur etwas, dass da ist, dass gegeben, lediglich durch eine Eigenart der Natur der Existenz.
Ein fortwährender Zustand in der Unendlichkeit, die manchmal doch so unglaublich endlich und begrenzt erscheinen kann, wenn man die Freiheiten und die Möglichkeiten besitzt, wie er es tat.

Er legte eine kleine Pause ein, genoss einen Moment der Ruhe und fühlte sich geborgen in dem schönen, warmen Licht, durch das der komplette Raum erfüllt wurde. Es wärmte ihn von innen, füllte seine Speicher wieder auf und erlaubte ihm, seinen Trott fortzusetzen, sobald ihm der Sinn danach stand. Er hatte keinen wirklich weiteren Grund seine Reise nicht sofort weiterzuführen, aber auch eben keinen Grund dies zu tun. Zeit war etwas, das er nicht kannte oder eher etwas, für das er sich nicht im geringsten interessierte. Für ihn gab es nur diesen Augenblick und andere Augenblicke, welche die davor kamen und welche die danach noch folgen würden, unabhängig davon, wie lange auch nur einer davon anzuhalten vermochte. Doch aus einem anscheinenden Gefühl heraus hatte er sich entschieden, dieses friedliche Gefühl an jenem Ort noch ein wenig länger in sich aufzusaugen und einfach nur, ohne Zwang, in der Stille des Raumes umher zu treiben, sich zu drehen und zu wenden, wie ihm gerade der Sinn danach stand.
Er verspürte ein inniges Gefühl der Geborgenheit, wie er es schon eine längere Zeit nicht mehr empfunden hatte und genoss es in vollen Zügen. Seine spielerisch anmutenden Bewegungen absolvierte er mit einer unbeschwerten Leichtigkeit, die unter normalen Umständen, bei seinem massiven Leib, nicht möglich wären, aber war es eben diese Fähigkeit, die einem seiner Art und in seinem speziellen Lebensraum zu Eigen war.

Zu diesem Zeitpunkt hatte er das Gefühl, es könnte für immer so weitergehen und er würde dennoch jeden Moment genießen und müsste weder zurück, noch nach vorne blicken.
Doch schlagartig, von einem Moment auf den anderen, vernahm er eine sehr starke Schwankung seiner so empfindlich reagierenden Emotionen und er wusste, sein Frieden würde in nur wenigen Minuten zu Ende sein. Würden sie ihn denn nie in Ruhe lassen, müssten sie ihn immer und überall hin verfolgen. Würden sie nie aufgeben, bevor auch der letzte seiner Art unter ihrer Kontrolle steht und auf das niederste reduziert wird, zu dem seine Gattung in der Lage ist. Ein Leben ohne Empfinden, eine stumpfe Blindheit, an dem Ort, an dem von Natur aus schon die Dunkelheit vorherrscht und beinahe alles in schwarze, kalte Finsternis taucht. Zwischen all dieser Finsternis, an den sonnen-erwärmten, leuchtenden Orten, fühlte sich seine Rasse am wohlsten und hielt sich am liebsten auf. Dort jedoch, wo sie das größte Gefühl von Heimat wahrnahmen, konnten sie die Ruhe und den Frieden am wenigsten genießen. Etwas so tief zu verspüren, sich darin zu verlieren und alles zu vergessen, was um einen herum passiert. Ein Moment von Begrenzter Dauer, von dem man hofft, er würde ewig anhalten. Ein Moment ohne Sorgen und Zweifel, ohne Gefühle, die einen erdrücken, dass war eines der Dinge, nach dem seine Art strebte, die sie voran trieb. Wenn Empfindung das einzige ist, was einen die Umgebung und auch das Sich fühlen lässt, ist dann nicht die größte Angst die man besitzen kann, vielmehr als noch als der Freiheit, seiner sämtlichen Sinne beraubt zu werden?
Dies war etwas, dass er unter keinen Umständen empfinden wollte und so war sein, eben noch als erfrischendes wahrzunehmendes Spiel im Raum zwischen Welten mehr als abrupt beendet und seine Gedanken bereiteten sich auf die Suche eines nächsten, geeigneten Zielortes vor. Er breitet seine Empfindung systematisch in alle Richtungen aus wie ein Sensor, wie ein Insekt seine Fühler und wartete lediglich auf die erste positive Resonanz. Es war weniger ein konkretes Bild des Endpunktes, was sich vor seinem inneren Auge abspielte sollte, als vielmehr eine ganze Bandbreite an Gefühlen, eine Art emotionale Antwort, welche sich ihm als Wärme und Energie offenbaren und ihm ein erneutes Gefühl von Geborgenheit und Heimat vermitteln sollte.
Normalerweise dauerten die Vorbereitungen für einen neuen Sprung nur ein sehr kurze Zeitspanne, nach seinem Empfinden von Zeit höchstens einem geringen Nervenimpuls gleichkommend. Doch diesmal erschien alles gänzlich anders. Es bestand kein Zweifel darin, mit seinen Nerven, Sinnen und im allgemein Physischen war alles in Ordnung. Also musste es ein anderer, neuer Einfluss von Außen sein. Die Signale die er aus der Ferne erhielt, ließen dieses Mal keine erfreulichen Gedanken in ihm emporsteigen. Vielmehr kamen sie im Gegenteil, einer reinen qualvollen Tortur gleich. Bitterer Schmerz. Der Schmerz von Einsamkeit und Dunkelheit, vollkommene Isolation. Er brannte sich in seine Gedanken, wie glühendes Eisen auf menschlicher Haut. Die natürliche Reaktion auf jedes, in irgendeinem Stadium, empfindungfähige Wesen war Panik und da machte auch er und seine Gattung keinen Unterschied. Ob all seiner Größe, seines Alters oder seiner doch so unvorstellbaren Kraft, einer so natürlichen Reaktion konnte er sich nicht erwehren. Er wollte einfach nur noch weg, weg von hier. Den Ort, den er vor einiger Zeit nicht vorhatte zu verlassen, wurde nun zu seinem Dilemma, einer Hölle aus Verzweiflung. Dabei wurde ihm sein Zielort nun ganz gleichgültig. Er musste einfach nur von hier entkommen. So konzentrierte er seine ganze, gesammelte Energie, um einen einzigen Sprung auszuführen, der ihn einfach nur so weit weg tragen mochte, wie möglich.
Wie sollte man sich jedoch in einer so gefährlichen Umgebung irgendwohin in Sicherheit bringen können, wenn man nicht nur, von Natur aus, über kein Sehvermögen verfügte, nein, wenn einem auch alle nur erdenkbaren Sinne geraubt wurden. Er wäre auf reines Glück angewiesen, doch vor was sollte man mehr Angst? Warten auf das Unausweichliche, bei dem man sich bewusst darüber ist, was einen erwartet und dass es kein Entkommen gibt und man hofft es einigermaßen, in irgendeinem Zustand, zu überstehen, oder sich blind nach Vorne stürzen, unkontrolliert ohne wirklich konkretes Ziel in das Ungewisse, bei dem man rein gar nichts kontrollieren und erahnen kann?
Natürlich stellte er sich keine existenziellen Fragen, sondern handelte einfach nur nach reinem Instinkt. So weit wie er auch entwickelt sein mag, im Endeffekt war er doch mehr einem Tier, als einem nach Logik und Vernunft handelnden Lebewesen gleich, worin in diesem Katz und Maus Spiel auch sein Problem bestand. Seine Verfolger waren ausnahmslos das , was er nicht vermochte. Strategisch und systematisch. Berechnend und listig. Sein Instinkt riet ihm in dieser Situation so schnell zu rennen, wie es ihm möglich war.
Seine Entscheidung musste nun rasch erfolgen, denn er gleichzeitig mit ihrer Annäherung stieg sein Handlungszwang. Sie kamen seiner Position gefährlich nahe und obwohl ihre Reichweite und Geschwindigkeit keine natürliche, sondern eine technologische Grundlage hatten, waren sie doch mehr als erstaunlich. Angefangen lediglich mit Funken, einer elektrischen Entladung ähnelnd, die durch den luftleeren Raum schlugen, gefolgt von hellem, sich spiralförmig ausbreitendes grün-blauem Licht. Die Wirklichkeit schien für einige Sekunden zu verschwimmen, als ein wellenförmiger Riss in der Mitte der Spirale zu flackern begann. Von der andren Seite dieses Risses schien sich etwas hindurch zu schieben. Eine Struktur von Masse,den Riss expandierend und das Universum entzweireißend. Die Größe des Objektes war in diesem, sich nach und nach materialisierenden, Stadium für ihn schwer abschätzbar, jedoch reichte der erste Eindruck und die Erfahrungen, die er mit anderen seiner Rasse teilte aus, um ihn weiter in Panik zu versetzen und dazu zu veranlassen seinen Sprung, nun auch ohne weitere Planung, möglichst schnell durchzuführen. Bevor das zu ihm gerichtete Objekt auch nur zur Hälfte aus dem Riss zwischen den Welten herausbrechen konnte, entlud er seine gesamte aufgestaute Energie in einer fokussierten Welle im hinteren Teil seines Leibes, eine Art Verlängerung seines Hauptkörpers, welche größtenteils für die Fortbewegung auf langen Strecken verantwortlich war. Die entfesselte Energie drang durch eine Art Drüsenöffnung in den, ihn umgebenden Raum und wurde durch plötzlich aufschlagende, glitzernde Lichtwellen optisch wiedergegeben. Binnen weniger Bruchteile von Zeit umgaben diese Lichtwellen seinen gesamten Rumpf, angefangen vom hinteren Ausgangspunkt, bis zum Teil, der wohl am ehesten einem Kopfbereich gleichkam. Er vollführe eine, einem Bohrkopf gleichkommende, vollständige Windung durch seine Längsachse und erzeugte zeitgleich einen ähnlichen, farbenfrohen, den Raum zerreißenden Effekt wie seine Verfolger. Seine Aktionen jedoch geschahen geschahen in einer Geschwindigkeit, als würde man Schall-und Lichtgeschwindigkeit miteinander vergleichen wollen. Der Unterschied zwischen Natur und Technologie war auf monumentale Art und Weise dargelegt.
Nachdem das andere Schiff seinen Raumsprung endlich vollendet hatte, blieb von ihm nur noch das violettes Nachleuchten der Iris, die mächtig und verzierend die Position seines ehemaligen Sprungrisses indizierte.
 

jon

Mitglied
Teammitglied
Willkommen in/auf/unter der Leselupe!

Mein erster Eindruck:
Recht überladen - wenn du dich weniger auf kunstvolle Worte als vielmehr auf treffende Worte für die Handlung konzentrieren würdest, würde es eindrucksvoller werden.
Der Anfang passt nicht zum Rest. Erst behauptest du, das Wesen habe kein "Selbstempfinden", dann aber gibt es durchaus Wohlgefühl, Angst etc. - überhaupt ist dieser Anfang eigentlich too much und zeigt in die falsche Richtung (die Konsequenz aus allem, was da steht, ist, dass "es" nicht lebt).
Die gewisse Schwammigkeit im Klang wird durch die verhältnismäßig langen Absätze stark unterstützt. Hier wäre viel mehr Wirkkraft aus dem Text rauszuholen.

Ansonsten: Nunja, eine Geschichte ist das nicht, aber als eine Skizze (Studie wäre zu hoch gegriffen) ok.
 



 
Oben Unten