Zwischen den Stühlen

3,00 Stern(e) 1 Stimme

Anonym

Gast
Zwischen den Stühlen

Wäre gerne unmoralischer
Nur um zeigefingerschwingenden Etiketten-Anhaftern
Schaum vor den Mund
Treiben zu können
Jenen Reflexempörern
Die für ihre Moral töten würden
Und sei es auch nur verbal

Wäre gerne moralischer
Nur um rücksichtslosen Möchtegern-Freiheitskämpfern
Das Leben zur Hölle zu machen
Jenen asozialen Krampf-Egoisten
Deren Lebensweg über die Opfer
Ihrer ungesteuerten Triebe geht

Wäre gern weichgespülter
Nur um Machokotzbrocken
Das Würgen zu lehren
Jenen Männlichkeitswahnsinnigen
Die Mann-Sein mit Arschloch verwechseln
Und auch noch stolz darauf sind

Wäre gerne mehr Macho
Nur um verbohrte Schwanz-ab-Emanzen
In die Tobsucht zu treiben
Jene GeschlechtsfaschistInnen
Für die ein guter Mann
Nur ein zerstörter Mann ist

Wäre gerne toleranter
Nur damit dumpfe Enghirner
Ihre bornierte Fassung verlieren
Jene apathisch-verbissenen Tunnelläufer
Deren böser Blick die Welt erstarren lässt
Und die darin auch noch die Rettung für die Menschheit sehen

Wäre gern intoleranter
Nur um die Pseudo-Edelmütigen
Schmerzhaft gegen Wände laufen zu lassen
Jene verklärten Allesversteher
Deren feige Grenzenlosigkeit
Jeglichem Übel die Tore öffnet

Wäre gern konsequent ich
Nur um meinem inneren Zweifler
Endgültig das Maul zu stopfen
Jenem dualistisch-gestörten Ja-Aber-Sager
Der mich seit Jahren auf der Stelle treten
Und zwischen allen Stühlen sitzen lässt
 

petrasmiles

Mitglied
Liebe(r) A.,

im Grunde glaube ich Deinem LYrI nichts von seinen 'Seufzern', weil er in der Art der 'Demaskierung' des Fehlverhaltens anderer sowas von draufhaut - gern auch um der Formulierung Willen - da ist nichts Ehrliches, nichts Bereutes zu spüren. Von mir zumindest nicht.

Bis auf vielleicht die letzte Strophe - das klingt ehrlich. Was nützt es, bei anderen so treffend den Finger auf die Wunde legen zu können, wenn es der eigenen Erleuchtung nicht dient.
Die letzte Strophe finde ich sogar stark.
Würde sie nicht allein gut stehen können?

Gruß
Petra
 
S

steky

Gast
im Grunde glaube ich Deinem LYrI nichts von seinen 'Seufzern', weil er in der Art der 'Demaskierung' des Fehlverhaltens anderer sowas von draufhaut - gern auch um der Formulierung Willen - da ist nichts Ehrliches, nichts Bereutes zu spüren. Von mir zumindest nicht.
Das liegt daran, dass wir hier die typische böse Satire des anonymen Forums lesen, die ihre Inspiration nicht von innen, sondern von außen holt. Das Ergebnis: Ironie.

Die Ursache des Protestes scheint den Autoren wenig zu jucken: Sie interessiert ihn nicht.

LG
Steky
 

Anonym

Gast
Hallo Petra,

sicher, das LyrIch wird seine Gedanken wohl nie umsetzen. Es ist, wie das Bellen des ängstlichen Hundes. Das hast Du richtig durchschaut.

Ich sehe zwar das LyrIch nicht als ängstlich, aber als ziemlich wütend. So wütend, dass da einiges im großen Kinosaal des eigenen Kopfes abgeht. Einige Ausschnitte davon, sind hier notiert.

Ich denke, fast jeder hat schon mal in Gedanken jemandem den Hals umgedreht oder etwas anderes in dieser Richtung getan. Hier wurden solche Gedanken ud Bilder überzogen dargestellt - aber wer weiß, was in dem einen oder der anderen so abgeht ;)

Im "Nachspann" tritt dann die Erkenntnis ein, dass es bei solchen Gedanken und Gefühlen auch immer um einen selber geht.

Möglich, dass der letzte Vers auch für sich stehen kann. Doch aus meiner Sicht gehört er hier her.

Ich danke Dir für die Beschäftigung mit diesen Zeilen.

Herzliche Grüße

A.
 
S

steky

Gast
"Zwischen allen Stühlen sitzen" - ist das nicht eine unwürdige Bezeichnung für eine gute Gesellschaft?

Wozu diese Zäune? Zum Däumchendrehen?

LG
Steky
 
S

steky

Gast
Es gibt keinen Tod, @Orlando. Wusstest du das nicht?

Begreift man das, scheint selbst bei Kälte die Wärme der Sonne im Herzen!

LG
Steky
 

Anonym

Gast
Hallo steky,

Die Ursache des Protestes scheint den Autoren wenig zu jucken: Sie interessiert ihn nicht.
So ist es - aus meiner Sicht kommt irgendwann der Punkt, an dem es nicht mehr darum geht, etwas verstehen zu wollen. Sei es, um eine klare Grenze zu ziehen oder um zunächst den Frust, die Wut loszuwerden, um dann (wieder) für das Verstehen bereit zu sein.

Und ob man sich "zwischen den Stühlen" immer in guter Gesellschaft befindet, möchte ich bezweifeln :D.



Hallo orlando,

und dazu kann auch mal eine innere Not führen. Lieber mal Dampf ablassen, als am Herzkasper sterben ;)!



Habt Dank fürs Lesen und Kommentieren.


LG

A.
 
S

steky

Gast
So ist es - aus meiner Sicht kommt irgendwann der Punkt, an dem es nicht mehr darum geht, etwas verstehen zu wollen. Sei es, um eine klare Grenze zu ziehen oder um zunächst den Frust, die Wut loszuwerden, um dann (wieder) für das Verstehen bereit zu sein.
Ich bin kein Fan der Resignation, @Anonymous, akzeptiere und verstehe jedoch die Wut als eine Art Überdruckventil des Menschen, welches sich meist dann öffnet, wenn wir das Verhalten eines anderen Menschen nicht verstehen bzw. uns die Empathie dazu fehlt; Gewalt hingegen lehne ich gänzlich ab.

Und ob man sich "zwischen den Stühlen" immer in guter Gesellschaft befindet, möchte ich bezweifeln.
Deswegen ist es wichtig, dass jeder Mensch seinen Platz in der Gesellschaft findet. Das ist nicht immer leicht.

LG
Steky
 

Anonym

Gast
Wie es ausieht, ist steky aus der Leselupe ausgestiegen - schade! Nun wird ihn auch meine Antwort nicht mehr erreichen - aber ich möchte dennoch antworten.

Ich bin kein Fan der Resignation, @Anonymous, akzeptiere und verstehe jedoch die Wut als eine Art Überdruckventil des Menschen, welches sich meist dann öffnet, wenn wir das Verhalten eines anderen Menschen nicht verstehen bzw. uns die Empathie dazu fehlt; Gewalt hingegen lehne ich gänzlich ab.
Diese Wut kann auch ein Zeichen von Hilflosigkeit sein. In dem Text handelt es sich vor allem um Gedankenspiele. Diese sollten, auch zur "Seelenhygiene", erlaubt sein. Ich würde sogar so weit gehen und behaupten, dass es erst recht zu Gewalt führt, wenn man solche Gedanken, wenn sie denn schon mal auftauchen, verdrängt oder sie sich verbietet. Ich lehne Gewalt auch ab, glaube aber nicht daran, dass es gänzlich möglich ist, sie zu vermeiden.

Danke für Deine Gedanken.

Liebe Grüße und alles Gute!

A.
 



 
Oben Unten