anrufung des meeres

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Cirias

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anrufung des meeres

im meer liegt unsere rettung
es flüstert fern seines herzens
moralisch amorph
ungebetene sehnsüchte
welle um welle
in die schatten unserer zellen

das meer wendet seine mittel
ohne anschauung des moralischen werts an:
seine sprache ist unveränderlich
seine stimmen aus wasser
sinnen nicht nach
über tag und nacht

jede macht sehnt sich
ihre ordnung dauernd zu befestigen
unsere seelen schlagen sie in stahl
unsere herzen pflanzen sie in einen ozean
ohne ankergrund
dort schweigt das licht im schatten unserer träume

ich rufe dich an
trage das land ab
flute in unsere zellen
verschlungen und grenzenlos
erzähle unsere geschichte
du: gehör der stille

wir sterben nicht heute oder morgen
denn die macht hält uns zusammen
und lehrt uns
ihren willen gegen widerstand durchzusetzen
damit die erde kalt und einsam bleibt
und wir unerkannt

ich rufe dich an
und zähle die spuren
von gischt und wind
zu unseren ufern
wo immer dein herz schlägt
komm morgen zur rechten zeit

die macht hat kein gesicht
in welcher sprache wirst du sie erkennen:
sie schwindet wie asche auf unseren narben
ihre anwälte beworzugen praktische mittel
und ihre geschichte ist immer ungeschrieben
auch wenn wir sterben

ich rufe dich an
und entfache die stille
unter den schweren schritten ihrer stiefel
ihre macht zerrinnt
wie die welle am ufer
wenn unsere geschichte erzählt ist
 



 
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