berufswahl (W)

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Anonym

Gast
[ 4]berufswahl


zwischen tausend und zweihundert drei zehn berufen
darf ich wählen ich kann auch studieren was müssen
professoren der mathematik musik wissen
schaften pythagorassen die klassen sich schufen

da die massen die giga golemmen einst stürzten
die mit besen der bösen biest buben verkehrten
revo luzio nierten sie swiss airn und lehrten
wie der raum wird zur zeit die zum jet sie verkürzten

das ist klaustro phobie die im kalauer kauert
jeder weiß wenns dir piept was die stunde geschlagen
jeder weiß wer da anruft die warnung zu sagen
schalt den kasten an sieh wies fack pack dich belauert

in den nachrichten lasen sie deine gedichte
von dem hypno hype fielen in schlaf die es hörten
sie verdrehten die augen beschworen betörten
revo luzio näre swärn weni gewichte
 

Ohrenschützer

Mitglied
Große Klasse. Ich mag es sehr.

Die Metrik ist konsequent durchgezogen - mit zwei verzeihbaren diskutablen starken Worten auf einer Senkung ("biest" und "fack"), weil nach meiner Meinung im Zweifel Inhalt vor Form geht. Das Enjambement wird auf die Spitze getrieben, Satz- und schließlich sogar Wort-Überschneidungen bringen den Inhalt der alptraumhaft überfordernden Außenwelt wunderbar zur Geltung.

Chapeau!
 

Anonym

Gast
Herzliches Dankeschön, Ohrenschützer!

Gut beobachtet, die "schwebende" Betonung eigentlich betonter Silben auf unbetonten Stellen. Das ist der Grund, warum ich Komposita "englisch" auseinandersetze, getrennt schreibe: Die sonst unbetonte Folgesilbe wird betonbar, die isolierten Wörter bekommen ein (unkompositorisches) Eigengewicht, werden in metaphorischen und assoziativen Eigenheiten verselbständigt. Entsprechend der gleichfalls "schwebenden" Satzgliederung und den Neologismen, deren Wortart ambivalent bleibt ("pythagorassen"). Nicht zu vergessen die auseinandergerissenen oder neuverklebten Wörter (etwa im letzten Vers).

Es freut mich, daß es Leser gibt, die das lesend "mitmachen", mitvollziehen.

Gruss, A
 



 
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