das alte Kastell (gelöscht)

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G

Gelöschtes Mitglied 16867

Gast
Lieber Tula,

was, ausser Deiner Eigenwerbung fürs Reisetagebuch, soll denn hier am Text interessant, geschweige denn avantgardistisch sein?
 

Tula

Mitglied
Hallo Aron

Hast ja recht, avantgardistisch ist es gewiss nicht, eher langweilig, vor allem wenn schon die Idee als solche nicht sonderlich interessiert, was kein Vorwurf ist. Ist eben so.

Die 'Eigenwerbung' muss ich allerdings ablehnen, der Leser soll diesen und andere Beiträge auch im Kontext der literarischen Absicht sehen.
Ich war schon vor 10 Monaten dort (Pombal und auch andere Burgen). Der Versuch, Orte touristischen Interesses lyrisch zu behandeln, muss wohl zwangsläufig in einem der Extreme enden: kitschige Postkarten-Poesie oder ein Text, der sich inhaltlich von der Absicht entfernt, dem Leser die Stätte 'ernsthaft' nahe zu bringen, Interesse zu wecken usw.

Es geht um meine eigenen Eindrücke als Besucher, der durch eine mehr oder weniger verschlafene Ruine wandelt und versucht, sich den geschichtlichen Bezug gedanklich zu erarbeiten, in Bildern vor sein inneres Auge zu führen. Denn wie der begleitende Text erklärt, war diese Grenze einst von absolut strategischer Bedeutung für das christliche Europa insgesamt, und nicht irgendeine Grenze innerhalb seines Gebietes. Den Bezug zum Heilig-sprechen des Krieges habe ich zum Beispiel nicht einfach so von ungefähr herbeigeholt. Es war in der Tat so.

Ist es experimentell? Sprachlich sicher nicht, als Versuch aus solch einem Thema lyrisches Kapital zu schlagen, vielleicht doch. Oder ein ganz ganz klein bisschen ... :)

LG
Tula
 

Patrick Schuler

Foren-Redakteur
Teammitglied
Hi Tula

Die Frage, "was ist daran interessant?" kann ich für mich als Leser ziemlich leicht beantworten. Ich bin mir ehrlich gesagt nicht ganz sicher, warum du diesen Text, der in seinem Aufbau schon recht klug in eine bestimmte Richtung geht, nicht, ein bischen wenigstens, in Schutz nimmst?! Na ja wurscht..


Das Geschichtliche Ereignisse im Wesentlichen ( je nach Abstand) zum Touristen-Ereignis werden ist eigentlich nichts, was man kritisieren könnte. Ist eben so...
Man muss es auch nicht kritisieren, dennoch hat es etwas befremdliches an sich. Da sieht man einen Ort, an dem unter Umständen über unendlich viele Leben über Generationen hinweg entschieden wurde und ist nicht wirklich mehr in der Lage das zu begreifen. Gleichzeitig wird mit TamTam die Geschichte zum "Film" gemacht, das Interesse an diesen Orten beschränkt sich irgendwie auf eine...Erlebnislust? In deinem Text gleitet dann das Denken des Lyri in Strophe 7 genau in diese Nostalgia ab und wird dann von der Reiseführerin (passend) ergänzt. Ob du's geplant hast oder nicht, das alleine schon macht den Text interessant, dass das Denken und Erleben des Touristen so haargenau auf das passt, was er präsentiert bekommt.

Und ja, die letzte Strophe zieht dann konsequent genau diesen Gegensatz, durch die beiden verschiedenen Zeitformen.

Nein, es ist kein Text bei dem der Leser den dicken Brocken an origenellen Gedanken in die Augen gedrückt bekommt. Es ist ein Text bei dem du nur andeutest, die Andeutungen wollte ich wiedergeben, ob jetzt irgendjm. dem Text interesse zuwendet, oder ihm Bedeutung zukommen lässt, muss er selber entscheiden. Wer immer nur die fette Speise vors Gesicht gehalten bekommen muss, weil er nicht kochen kann, mag den Text dann vielleicht uninteressant finden. Muss er aber nicht sein...

L.G
Patrick
 

Tula

Mitglied
Hallo Patrick

Herzlichen Dank für deinen ausführlichen Kommentar und wie du auf deine Weise den Grundgedanken herausgearbeitet hast, d.h. die Schwierigkeit, sich sowohl die historische Bedeutung als auch die menschliche Seite der besuchten Stätte wirklich zu verinnerlichen. Das liegt nicht immer an der gedanklichen Oberflächkeit des Touristen selbst. Wer wurde in seinem Urlaub nicht schon mal irgendwo "durchgeschleift", womöglich noch in einer größeren Gruppe inmitten weiterer ... Da kann einem Geschichte einfach nicht näher kommen.

In diesem Fall war der Ort nur sehr spärlich besucht (kein Wunder, mitten im August) und der 3D Film in der Tat sehr informativ und gelungen. Dennoch bedarf es einer gewissen Anstrengung, um sich auch emotional einen Zugang zur Geschichte zu verschaffen. Der Text in italic sollte diesen Versuch der Verinnerlichung darstellen, "sich es vorzustellen", die menschliche Tragweite und die Wahrheit hinter den Fakten. Da zog Ordnung übers Land, mit dem Kastell in seiner Verwaltungsfunktion im Prozess der Herausbildung einer organisierten, staatlichen Struktur. Und trotzdem ein Ort des Unrechts, der Aufteilungen jenseits der Gesetze und Zählen der Gewinne.

Die letzten vier Zeilen sind aus dieser Sicht nicht nur ein inhaltliches Fazit. Man könnte es mit sowohl bebender als auch zitternder Stimme rezitieren:
Hier schlugen Welten aufeinander!
Hier schlug die Stunde
... in vielerlei Hinsicht, einschließlich den Namenlosen die diese Geschichte mitschrieben.


Meine jetzt auch :)

LG
Tula
 
G

Gelöschtes Mitglied 15780

Gast
avant garde

Der Glanz der Epoche verdampft auf dem Stein. Wie ausgeweidet
wartet der Hof auf [blue]Geier mit Kamera-App und Speicherkarte[/blue].
dieser Gegenblitz gegen das Beschauliche (zum Quadrat) ist Gegenwart, vorn an der Zeitlinie der Punkt.
 
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