dichter haarloos

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Anonym

Gast
dichter haarloos


wird das haar am haupt erst lichter,
wächst in dir ein großer dichter!
traum vom jugend leis heran:
hattest haare, warst ein mann,
jedenfalls nicht auf der brust,
jedoch in der hose lust!
machte dir ganztags zu schaffen.
machtest dich ganz gern zu affen!

heute sitzt du der ecke,
runder tisch, gedeckte decke,
mitten drin ein bierglashumpen,
in der schnute alte stumpen,
reimst die verse wie 'ne eins,
doch berühmt wurde noch keins:
das gedicht ist ehrlich böse,
löst es sich erst vom gekröse

deiner grauen zellen los.
ist auch rasch die hoffnung groß,
dieses wär es endlich nun,
sahnehäubchen von dem tun,
das da heißt das verseschmieden,
doch es hat erneut gemieden
deine muse, den gedanken,
um den rum sich strophen ranken

die das weltall hell erleuchten
(so wie's die gefühlen deuchten,
die dich leise da beschlichen
und dann hyperschnell entwichen,
der erkenntnis platz zu machen,
deine werke wärn zum lachen
und darüber zu gebrauchen
um den tabak aufzurauchen,

der in selbige gepackt,
das ist leider eben fakt,
läßt sich leicht in rauch auflösen,
dabei läßt sichs herrlich dösen
dabei ernsthaft auch sinnieren,
wenn die mädelz nett flanieren
in den viel zu kurzen röcken,
busen wider körbchen löcken,

ach, egal, sie sind halt mist),
wo es kalt und dunkel ist.
eines merk dir, alter sänger,
besser wird's nicht, wenn du länger
das verstehen noch vermeidest:
löse dich, bevor du leidest,
vom dem traum von pantheon:
da sind doch die großen schon.

die kleinen bleiben kleine,
haben sie auch lange beine,
hohe hacken an den schuhen,
stünden gar auf büchertruhen,
hätten eine offne bluse,
wären muse, blieben muse:
drum, herr dichter, sei nicht eitel,
steh zu deinem hohen scheitel!

steh dazu, dass es nichts werde
mit dem lorbeer auf der erde:
du kannst reimen, du kannst singen,
doch es wird nie richtig klingen.
 

Thylda

Mitglied
Das hättest Du doch auch beinhart ins Gereimte stellen können. Habe nix zu meckern, ist nämlich gut. Ich hätte es Dir bestimmt nicht verrissen ;-)

LG
Thylda
 
H

Heidrun D.

Gast
Da bist du sicherlich sehr dankbar, lieber W., dass ein Verriß durch Thylda diesmal nicht zustandekommt. :)

Ist es nicht so, dass wir alle schon zitternd auf der Anklagebank warten und inbrünstig hoffen. "Hoffentlich wertet mich Thyldchen nicht ab?" Ich selber bin jedenfalls schon furchtbar eingeschüchert ... :D -

Mit meiner Wertung und einem ordentlichen Kommentar warte ich auf`s Hauptforum. ;)

Dir einen lieben Gruß
Heidrun
 

Thylda

Mitglied
Na, Heidrun, mit Anklagebänken scheinst Du Dich ja auszukennen. Von rechts, oder von links?
Ich habe mich allerdings gewundert, diesen Text hier vorzufinden. Aber vielleicht weicht unser Wanonymer Anderem aus, als Du denkst. Manches tollwütige Tier beißt in seinem Wahn in alles was sich bewegt, auch in die Hand, die es füttert. Da ist es gut, wenn man geimpft ist und eine Flinte dabei hat.
 

Anonym

Gast
dichter haarloos


wird das haar am haupt erst lichter,
wächst in dir ein großer dichter!
traum vom jugend leis heran:
hattest haare, warst ein mann,
jedenfalls nicht auf der brust,
jedoch in der hose lust!
machte dir ganztags zu schaffen.
machtest dich ganz gern zum affen!

heute sitzt du der ecke,
runder tisch, gedeckte decke,
mitten drin ein bierglashumpen,
in der schnute alte stumpen,
reimst die verse wie 'ne eins,
doch berühmt wurde noch keins:
das gedicht ist ehrlich böse,
löst es sich erst vom gekröse

deiner grauen zellen los.
ist auch rasch die hoffnung groß,
dieses wär es endlich nun,
sahnehäubchen von dem tun,
das da heißt das verseschmieden,
doch es hat erneut gemieden
deine muse, den gedanken,
um den rum sich strophen ranken

die das weltall hell erleuchten
(so wie's die gefühle deuchten,
die dich leise da beschlichen
und dann hyperschnell entwichen,
der erkenntnis platz zu machen,
deine werke wärn zum lachen
und darüber zu gebrauchen
um den tabak aufzurauchen,

der in selbige gepackt,
das ist leider eben fakt,
läßt sich leicht in rauch auflösen,
dabei läßt sichs herrlich dösen
dabei ernsthaft auch sinnieren,
wenn die mädelz nett flanieren
in den viel zu kurzen röcken,
busen wider körbchen löcken,

ach, egal, sie sind halt mist),
wo es kalt und dunkel ist.
eines merk dir, alter sänger,
besser wird's nicht, wenn du länger
das verstehen noch vermeidest:
löse dich, bevor du leidest,
vom dem traum von pantheon:
da sind doch die großen schon.

die kleinen bleiben kleine,
haben sie auch lange beine,
hohe hacken an den schuhen,
stünden gar auf büchertruhen,
hätten eine offne bluse,
wären muse, blieben muse:
drum, herr dichter, sei nicht eitel,
steh zu deinem hohen scheitel!

steh dazu, dass es nichts werde
mit dem lorbeer auf der erde:
du kannst reimen, du kannst singen,
doch es wird nie richtig klingen.
 

Anonym

Gast
Lb. Thylda,

danke für Deine großmütigen Worte.

Gruß A.

Lb. Heidrun,

gerne würde ich Deinem Wunsch nachkommen. Allerdings bitte ich darum, mir zu erlauben, dieses Werk hier stehen zu lassen. Ich möchte im Verborgenen blühen.

Gruß A.

Motto heute: "Wer immer strebend sich bemüht, den können wir erlösen." (Goethe, Faust II, 5. Akt)
 

Anonym

Gast
dichter haarloos


wird das haar am haupt erst lichter,
wächst in dir ein großer dichter!
traum von jugend leis heran:
hattest haare, warst ein mann,
jedenfalls nicht auf der brust,
jedoch in der hose lust!
machte dir ganztags zu schaffen.
machtest dich ganz gern zum affen!

heute sitzt du in der ecke,
runder tisch, gedeckte decke,
mitten drin ein bierglashumpen,
in der schnute alte stumpen,
reimst die verse wie 'ne eins,
doch berühmt ist heute keins:
das gedicht ist ehrlich böse,
löst es sich erst vom gekröse

deiner grauen zellen los.
ist auch rasch die hoffnung groß,
dieses wär es endlich nun,
sahnehäubchen von dem tun,
das da heißt das verseschmieden,
doch es hat erneut gemieden
deine muse, den gedanken,
um den rum sich strophen ranken,

die das weltall hell erleuchten
(so wie's die gefühle deuchten,
die dich leise da beschlichen
und dann hyperschnell entwichen,
der erkenntnis platz zu machen,
deine werke wärn zum lachen
und darüber zu gebrauchen,
um den tabak aufzurauchen,

der in selbige gepackt,
das ist leider eben fakt,
läßt sich leicht in qualm auflösen,
dabei läßt sichs herrlich dösen,
ernsthaft aber auch sinnieren,
wenn die mädelz nett flanieren
in den viel zu kurzen röcken,
busen wider körbchen löcken,

ach, egal, sie sind halt mist!),
wo es kalt und dunkel ist.
eines merk dir, alter sänger,
besser wird's nicht, wenn du länger
das verstehen noch vermeidest:
löse dich, bevor du leidest,
von dem traum von pantheon:
da sind doch die großen schon.

Und die kleinen bleiben kleine,
haben sie auch lange beine,
hohe hacken an den schuhen,
stünden gar auf büchertruhen,
hätten eine offne bluse,
wären muse, blieben muse:
drum, herr dichter, sei nicht eitel,
steh zu deinem hohen scheitel!

steh dazu, dass es nichts werde
mit dem lorbeer auf der erde:
du kannst reimen, du kannst singen,
doch es wird nie richtig klingen.
 
H

Heidrun D.

Gast
Dann sei`s drum! ;)

Übrigens hat mich dein:
Motto heute: "Wer immer strebend sich bemüht, den können wir erlösen." (Goethe, Faust II, 5. Akt)
am frühen Morgen fast vom Stuhl stürzen lassen, vor Lachen ...

Das wäre auch mal eine sehr schöne Signatur!

Heidrun
 
H

Heidrun D.

Gast
Werter Anonymus,

beinahe hätte ich den Kommentar zum Text vergessen. ;)

Formal fällt mir die (für dich) ungewohnte Kleinschreibung auf, die sich hier an die vortrefflichen Enjambements schmiegt, gewissermaßen durch sie bedingt wird. - (Ich habe das Thema ja schon öfter einmal angesprochen ... m. E. käme eine weitere Qualitätssteigerung deiner Werke oft schon dadurch zustande, dass du diesen Dingen mehr Aufmerksamkeit widmetest.)

Zudem finde ich das Gedicht musikalisch, folgt es doch in seinen Tempi gefühlter klassischer Musik: adagio, andante, moderato, allegro und lento, alles kommt vor. Dadurch wird ein ansteigender und wieder abfallender Spannungsbogen aufgebaut. Das schmeckt mir sehr gut.

Inhaltlich zeugt der Text von (Alters-)Weisheit und notwendiger Erkenntnis.

Meine Lieblingsstelle ist aber gleichzeitig die unweiseste:

wenn die mädelz nett flanieren
in den viel zu kurzen röcken,
busen wider körbchen löcken,
V3 finde ich geradezu entzückend!

Dir einen lieben Gruß
Heidrun
 

Anonym

Gast
Lb. Heidrun,

der haar.teil.loose Dichter dankt heftigst, wobei die Weisheit des Alters bisher nicht sichtbar ist. Sie mag sich in vielfältigsten Reimen entäußern - die Zahl der Misthäufen, die der Dichter anrichtet, hat sich nicht verringert. :)

Sollten sich weitere Lobeshymnen und 10er Wertungen entladen, werden wir diese Reimwut evtl. in Reimforum "befördern". ;) Also ran an den Speck, werte Leserschaft!

Gruß

A. :D
 

Anonym

Gast
Hi Loitz,

habe Text unter "Gereimtes" nochmals gepostet. :)

Gruß A.
 



 
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