die gedanken

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Bernd

Foren-Redakteur
Teammitglied
Ich wage es nicht
auszubrechen
aus den engen fesseln
der gedanken,
die wie efeu
die gefühle umranken,
die wie eine rakete
den raum durchmessen,
die,
ich habe etwas wesentliches vergessen,
wie frost mein gehirn zum gefrieren bringen,
schlägt man leise an die gedanken,
dann hört man sie klingen
in der kälte eisklarer luft,
da zieht leise weihnachtsduft
und die gedanken wärmen sich auf,
sie rennen gegen die schranken,
die gedanken.
 

Montgelas

Mitglied
lieber bernd,

ja es ist eine wunschvorstellung,
die in dem lied "die gedanken sind frei"
gesungen wird.
erlebt doch ein jeder,
wie die barrieren sozialisation, vorurteil,
mangelnder selbstwert, zu hohes selbstbewußtsein

der eigenen freiheit zu denken, grenzen setzen.
die kalte logik dieser grenzen wird nur von der wärmenden erinnerung,
die als weihnachtsduft in die nase steigt, durchbrochen.

der erneute anlauf, den sie durch diesen katalysator erwärmt nehmen können, macht das unausweichliche der denkschranken deutlicher, die in dem prot. wohnen.

meint

montgelas
 

Walther

Mitglied
Guten Tag, lieber Bernd,
guten Tag, Montgelas,

es ist wichtig, sich der Zeit und der Umstände zu erinnern, die zum Lied "Die Gedanken sind frei" geführt haben. Daher ist der Vergleich nur am Rande zu ziehen, die Zeilen des Lieds wirken sicherlich in China oder in der Ukraine anders, als sie das bei uns tun. Bei uns, die wir uns Unfreiheit - im physischen Sinne erlebbar - fast nicht mehr vorstellen können.

So wird der Inhalt des Worts "Freiheit" selbst relativ. Etwas, auf das Bernd anspielt. Die fremden Worte und Wörter klingen so - bezuglos und anders verknüpft - manchmal sogar ein wenig falsch. Vorsicht aber: Man kann mit diesen Verknüpfungen auch eine Realität erzeugen, die, weil sie die Notwendigkeit, warum Freiheit sein muß, nicht mehr versteht oder nachempfinden kann, freiheitsskeptisch oder gar -feindlich wird. Das Aufkommen des braunen Sumpfes spricht da eine deutliche Sprache.

Auch ist es immer wieder erforderlich, daran zu erinnern, daß Wehleidigkeit und Freiheit sich nicht sehr vertragen, fast sogar ausschließen. Ein freier Mensch muß schon ein robuster sein, sonst kommt er mit der Freiheit und der daraus folgenden Zwanghaftigkeit, entscheiden und die Folgen dieser Wahl tragen zu müssen, nicht wirklich zurecht.

Nun zum Gedicht: Es enthält einige interessante Aspekte und Variationen über den ursprünglichen Text. Dennoch habe ich ein paar Problemchen mit dem Werk:

(a) Wer Reime und Versmaß anklingen läßt, muß sich schon entscheiden, was er nun will: frei oder nichtfrei von Reim, Form und Versmaß.

(b) Sollte es nur "anders abgesetzt" sein, dann sehe ich hier einen so großen Haufen an Holpereien, daß sich das ins Detail gehen eigentlich nicht lohnt.

(c) Sollte es sich um "freie Rhythmen" handeln, fehlt mir irgendwie Drive und Esprit.

Nichts für ungut. Aber in der jetztigen Form möchte ich den Eintrag eher lieber nicht "bewerten". Und anregen, ihn nochmals in die Verswerkstatt zu nehmen und ihn grundsätzlich zu überarbeiten. Das Thema und einige gelungene Textpassagen hätten es m.E. nach verdient.

Beste Grüße in die Runde sendet

W.
 

Bernd

Foren-Redakteur
Teammitglied
Lieber Montgelas, Lieber Walter

Vielen Dank für die Kommentare, die wichtig und interessant sind - und mir neue Aspekte eröffnen. Das Gedicht sei wesentlich privater angelegt, glaubte ich. Eigentlich ginge es um das Eingesperrtsein der Gefühle, die durch die Gedanken in Zaum gehalten werden.
Das unterliegt seiner eigenen inneren sehr strengen Form.
In der Mitte erfolgt ein Bruch. Die Gedanken begreifen, dass sie durch Fesselung der Gefühle selbst gefesselt sind.
Sachte umranken sie - wärmer geworden - sich, unterstützt von mehr und mehr Reimanklängen.
 

Walther

Mitglied
Guten Tag, Bernd,

so ergeht es manchem: Ein Gedicht, das ja gewissen Raum lassen muß, fügt sich immer mit dem Verstehen des Lesers zu einem neuen Ganzen. Dieses Paradox ist unvermeidbar.

Des weiteren liegt der "Irrtum" natürlich auch an der Verwendung von Textteilen dieses mächtigen und politischen Lieds. Wer das zitiert, sollte sich über die Wucherungen, die das macht, nicht zu sehr wundern. ;-)

Ein Gedicht ist immer sehr "privat". Wenn jedoch "veröffentlicht", nimmt es seine eigenen Wege und lädt sich mit Bildern und Querverweisen auf, die man als Autor nicht gleich zu Beginn beabsichtigt hat. Allerdings, das ist das Leidige, ist man bedauerlicherweise auch für diese - jedenfalls partiell - unbeabsichtigten Weiterungen verantwortlich.

Das ist die Krux beim Veröffentlichen. Wer sich offenbart, muß mit dem Mißverstehen dieser Offenbarung leben. Kommunikation an und für sich ist schon eine große Kunst. Was ist das Dichten, die kunstvollste Form der Kommunikation, dann erst für eine...

Gruß W.
 

Montgelas

Mitglied
selbstkritik !

lieber walther, lieber bernd,

ich war hier beim lesen einen grossen irtum aufgesessen,
hatte ich doch ,die durch die gedanken gefesselten gefühle
einfach überlesen. und insofern ist mein ausflug ins deutsche liedgut einfach falsch.


korrigiert

sich

montgelas
 



 
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