eine möglichkeit, wie ich den tag beginne

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M

margot

Gast
der riesentannenbaum in der nachbarschaft
ist der rabenbaum. riesen tannenzapfen hängen in seinen
müden zweigen. morgens krächzen die raben und balgen
sich im geäst, während ich mich im bett wälze.
im radio reden sie über die wichtigen dinge, die jeden
tag wiederholt – und nie aufhören. ich höre ihnen
zu. ich höre die raben in dem riesentannenbaum.
ich höre auch das rauschen der straßen. ich drehe mich um.
in mein kissen. gut für meine tränen, gut für meinen speichel,
gut in meinem arm. mein liebes, weiches kissen. bald klingelt
das telefon. es klingelt vor sich hin. in mir wächst dann eine
innere spannung. wenn ich den hörer abnehme, schreie ich
ins telefon: „hallo!“
nein, morgens ist alles noch harmlos. daran ändert der nach-
richtensprecher nichts. ich denke an mein letztes erotische date
zurück und hole mir einen runter. es wird zeit. kaffee kochen.
ich ziehe den rolladen hoch und fühle mich wie ein seemann,
der die segel hisst. in der nachbarschaft ist ruhe. ich stehe
auf meiner terasse. die verkorkste birke schenkt mir einen
verliebten blick. eine amsel sitzt schwarz und fett im gras.
der kaffee ist fertig. zurück in der höhle, schmeiße den computer
an und schreibe das verrückte zeug auf ....
 
M

margot

Gast
der rabenbaum

okay, mein psychiatriepatient. nebelkrähen sind es
nicht. es sind schwarze raben. die glänzen vor lauter
schwarz. sie kreischen in diesem baum rum. die raben.
die vögel, die den tod bringen. sie sind um uns.
mich werden sie auch irgendwann haben.
no problem. ich bereite mich vor. ich schaue jeden
morgen in den baum und versuche sie zu entdecken
hinter dem dichten grün der tannenzweige ...
manchmal bewegt sich was. die zweige schütteln sich
von unsichtbarer hand. dann fliegt so ein schwarzes
vieh fort, und ich sterbe fast.

ralph
 

Schakim

Mitglied
weiss der Geier warum

margot, man diese schönen Rabenvögel mit den listigen Augen immer gleich in Zusammenhang mit dem Tod bringen muss. Vielleicht weil sie Aasfresser sind. Stirb bitte jeden Morgen nur fast... das ist doch so ein schönes Erlebnis. Das grosse Aha-Erlebnis: Ich lebe ja noch! - lässt den Tag gleich um volle 100% spannender werden... Es wäre doch schade um Dich, den Raben würde ihr Beobachter fehlen, der das alles so malerisch in Worten zu Papier bringen kann.

Ich muss jetzt leider in die weichen Kissen schlüpfen, die Du vorher so schön beschrieben hast. Hoffentlich flüstern sie mir ein paar schöne Bettgeschichten.

Gute Nacht!
Schakim
 
M

margot

Gast
schakim

gute nacht schakim, du bist lieb.
die raben können nichts dafür. ich benutze sie nur.
mein ganzes leben. wie mein ganzes leben.
träume schön. auch ich werde bald schlafen.
und ich träume die kunterbuntesten sachen zusammen.
natürlich sterbe ich fast, lieber schakim.
machen wir doch alle.

ralph
 

Renee Hawk

Mitglied
ich habe das Gefühl, als würde ich diese Raben kennen *gg*...

Hallo Ralph,

welche Möglichkeiten hast du noch, um den Tag zu beginnen? Ich fordere hiermit eine Fortsetzung!
Wie geht es Brasko, von dem habe ich auch schon lange nix mehr gelesen.

liebe Grüße
Reneè
 
M

margot

Gast
ich explodiere fast vor nicht-gesagtem

renee, es wird alles wiederkommen, wenn ich in der
richtigen stimmung bin. der eigene animateur zu sein,
ist mitunter schwierig. noch ist alles in kopf und
lenden. ich kann mich nicht beschweren. die waffen
habe ich lange noch nicht gestreckt. du darfst dich
auf alle fortsetzungen meines schriftstellerischen
murks freuen.

danke
ralph
 
T

TRW

Gast
auch ein rabe...

macht mal eine pause. ob der kaffee fertig ist und oder der computer funktioniert, ist morgens nebensächlich. aber der rest der welt und auch der welten rest ist nebel der den raben bremst.

liebe grüsse, trw
 



 
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