Hallo Anonymus,
ich versuche es mal mit konstruktiver Kritik.
Der relativ kurze Text wirkt sprachlich überladen. Es gibt Texte, die man schnell konsumiert wegen der Kürze, und da muss Gehalt drin sein: lieber kurze Sätze, wenig Adjektive, viel 'Action'. Nach 30/40 Zeilen muss die Geschichte 'stehen'. Das kann nicht gelingen, wenn sich schon im ersten Satz "die Nacht ... die Schatten aus dem Gesicht wischte...". Das ist zu poetisch.
Dass die Uhr 'oval' ist: unwichtig. Die Briefe 'verschlingen': übertrieben. 'Die Briefe verstauen' - was hat das mit der Handlung zu tun? Inwieweit bringt sie sie weiter? 'Schlürfen': zu salopp für die Situation. Das Hin und Her wegen des Telefonklingelns - absolut nichtssagend. Viele, viele Worte suggerieren eine Art Handlung, haben aber nichts mit der eigentlichen Geschichte zu tun und bringen sie nicht voran.
So eine Verstärkung, 'nichts, aber auch gar nichts' - das wirkt einfach nur 'dramatisierend', und nicht dramatisch. Vor allem aber wirkt die Schlusserkenntnis dann unglaubwürdig. Zu der Erkenntnis, dass man den 'über alles geliebten' Menschen am Ende nicht zurück will, das macht man nicht eben so; es kann plötzlich kommen, und es kann einen auch überraschen, weil man an substanzlosen Trauerritualen fest gehalten hat, oder man erkennt, dass nur die Eitelkeit verletzt war, aber diese Entwicklung aufzuzeigen, ist Aufgabe des Autors - und das machst Du nicht.
So, wie Du es gemacht hast, hat man den Eindruck, einer Filmszene aus den 80ern beizuwohnen, á la 'Reich und schön', 'Dallas' oder wie sie heißen. Da passiert auch im Grunde nichts, aber alle sehen gut dabei aus.
Bei einem langen Text, da kann man sich auch quasi von außen nähern, Bilder erschaffen und mit den Wörtern nur so um sich schmeißen, bevor man auf 'das Eigentliche' zoomt, aber bei einer kurzen Geschichte, da muss man quasi von innen kommen (des Plots, oder der Protagonisten).
Ich hoffe, diese Analyse ist hilfreich für Dich.
Liebe Grüße
Petra