im Domänenrestaurant

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Pheedor

Mitglied
Im Domänenrestaurant


„Herr Ober, was können Sie uns anbieten?”
„Ja, wenn die Herren genügend Zeit und Geld erschlichen haben, be-reitet ihnen unser Koch die Spezialitäten des Hauses. Als Vorspeise kann ich Ihnen sehr empfehlen: Brutalitätskrabben in Gemeinheits-tunke, dazu einen zusammengelogenen Lobessalat im Tadeldressing. Als Zwischengericht vielleicht einen mitfühlenden Verhöhnauflauf mit niederträchtigen Streitnudeln, dazu einen neu aufgelegten rassisti-schen Gifttraminer Jahrgang 1933.

Als Hauptgericht schlage ich Ihnen vor: einen besonders schleimigen Neidhammelbraten, gesotten im katzbuckelnden Fußkußöl, mit einer Verleumdersoße veredelt, das ganze angelassen in einem Sud aufge-wärmter Leisetreterei, gefüllt mit geisttrüber Schmarotzersülze, oder einen in schäfchenweißem Provokationsweihrauch geräucherten Dolchstoßbutt mit mißhelliger Konfliktkräuterbutter. Möglicherweise ziehen die Herren aber eine feige Doppelspottzunge vor, überbacken mit der unausgegorenen Hirnmasse einer zänkischen Klatschtante, da-zu zwei hartgekochte Lästereier im handgerührten Skandalnest, mit Schmähmorellen und einem Schimpfsufflé in tückischer Beckmesser-soße, dazu reichen wir eine Edelschurkenauslese, oder einen Eigen-lobburgunder mit denunzierender Wirkung, kredenzt in der gottgefäl-ligen Beichtflasche.

Als Nachspeise vielleicht etwas Schwindeleis mit heißen Heuchelbee-ren, oder einen langschmierenden Schmeichelpudding mit Ohrenblä-sersirup, oder einen Schuß Speichelleckerpuderzucker aus dem Hin-terhalt. Vielleicht möchten Sie aber etwas Duckmäusergebäck, oder kalten Mißgunstskaffee, überzuckert mit arglistigen Dogmen, serviert im Spucknapf der frigiden Gelüste.”

„Das hört sich alles recht gut an. Es könnte sein, daß wir hinterher noch eine kleine Käseplatte nehmen, haben Sie so was?”
„Aber natürlich, meine Herren. Einen besonders löchernden Anbiede-rungskäse aus dem übelriechenden rahmigen Streberschweiß geistig kastrierter Bullen.”

„Das ist ja ein reichhaltiges Angebot, da gilt es, gut zu überlegen. Nehmen wir daher erst mal einen Aperitif.”
„Sehr wohl, meine Herren. Kniefallwermouth vermischt mit einem in Demut gebrannten Sündenschnaps aus einer besonders menschlich aufgeweichten bigotten Aufstiegspflaume.”
 
U

USch

Gast
Hallo Pheedor,

sehr kreativ, da bleibt einem ja des Essen im Halse stecken, wenn einem nicht schon beim ersten Gang die Appetitbremse eine Blockierung der Geschmacksnerven antut.

LG USch
 

jon

Mitglied
Teammitglied
Abstoßend, ohne Frage. Aber gehört es zum Allgemeinwissen in welcher Domäne (Landgut / Wissens- oder Fachgebiet / Definitionsmengen / … / Einrichtungshaus) *) es so zugeht? Wenn nicht, verpufft diese "Satire" in einer (zugegeben ideenreichen) Wolke.


* http://de.wikipedia.org/wiki/Domäne
 



 
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