jahreszeiten

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  • Ersteller Gelöschtes Mitglied 15780
  • Erstellt am

HerbertH

Mitglied
Lieber Hansz,

hier bekomme ich den Bogen nicht vom Gedicht zum Titel.
Es ist nur eine Winterzeit im Gedicht zu lesen, via Firn und Schnee. Oder stehe ich nur auf dem Schlauch?

Herzliche Grüße

Herbert
 
G

Gelöschtes Mitglied 15780

Gast
mehrere Deutungsebenen, HerbertH:

zunächst menschliche Beziehungen in Komplementarität,

dann deren "strophische" Entwicklung in einem Phasen-Dreieck,

eine naheliegende Beziehungsdialektik in der ersten, ein weiträumiges Auseinanderbrechen der Metaphern in der zweiten, ein Wiederzusammenkommen in der dritten;

analog dann zu den drei Horen, die ursprünglich drei Jahreszeiten vertraten - Sommer, Winter, Frühling.

Ich habe letzten Endes den fernstliegenden Fluchtpunkt angepeilt, den der drei Horen-Jahreszeiten, um die Strophengliederung zu betonen und die Phasen auseinanderzuziehen.
Dadurch wird das naheliegende Beziehungs-Wechselspiel transparenter (dachte ich, aber es hat vielleicht zu viel Willkür).

grusz, hansz
 
G

Gelöschtes Mitglied 20513

Gast
Deine Erklärungen für dein Gedicht kommen sehr gewählt rüber. Aber ein Gedicht, das vom Autor erklärt werden muss, damit auch der Dümmste versteht, was gemeint ist, ist kein Gedicht.
Aber, du glaubst es kaum, deine Erklärungen machen mir den Titel immer noch nicht weis, worum es hier eigentlich geht,
verschließt sich mir. Alles zu kryptisch.

blackout
 

Mara Krovecs

Mitglied
Hallo Mondnein


mir macht es Freude, in Deinem Gedicht zu reisen; durch die Jahreszeiten innerhalb einer Nacht, einer menschlichen Berührung ... eines Universums. Ich brauche keine Erklärungen, um Schwingungen aufzufangen und die Verwortungen als Städte darin zu erfahren.
Vielleicht ist meine Art des Lesens nicht Deine Art des Schreibens und meine Art der Deutungen nicht Deine Art der ursprünglichen Sinngebung.

Vielleicht wäre es gar nicht so schlecht gewesen, wenn Du mit der Erklärung noch ein wenig gewartet hättest. Ich habe versucht sie nur zu überfliegen.

durchknetest du mich
form ich dich zurück
anstachel ich dich
erregst du mir glück
Ein "Etwas" beginnt
in einem weichen Wechselspiel


du öffnest die stirn
dein blick verblinkt fern
vom hirn rinde firn
ein schnee flocken stern

Obwohl das lyrdu sich öffnet
kann das lyri zunächst nicht folgen
zu fremd, zu anders, zu neu ist alles
und doch wird etwas Wunderschönes dargeboten
kühl aber märchenhaft.


so fremd kaum getraut
dein mund auf getaut
beast flüchtig versaut
du ganze nacht braut

Etwas taut staunend das "Fremde"
Das Menschsein mit seinen tierischen Facetten schimmert flüchtig in dieses Alles.
doch die Nacht ist eine Hochzeit ... ein Rausch und ein Vielleicht ...

Mehr als gleich alle oder viele Jahreszeiten kann man doch mit einer Fremden in einer Nacht kaum erleben.


Ich finde Dein Gedicht wunderbar.

LG

Mara
 
G

Gelöschtes Mitglied 20513

Gast
Ich denke, dass dieses Gedicht reichlich snobby ist, man glaubt, ein Schmatzen beim Löffeln von Sahnetorte zu hören.

Ich denke, mit dem Begriff snobistisch treffe ich den Nagel auf den Kopf. Mein Eindruck ist, dass hier versucht wird, in aller Kürze am besten nichts zu sagen. Das kann natürlich ein Zeichen von allem möglichen sein, vielleicht aber auch für den Versuch, die Lyrik ad absurdum zu führen, ihr mit dem Unverständlichen die Aura des Geheimnisvollen, des Auserwähltseins zu geben, aber es ist weniger als ein Nichts.

blackout
 
Anscheinend handelt es sich um einen One-Night-Stand. Das sagt mir die erste Strophe mit ihrer massiv erotischen und, so gelesen - pardon - auch recht platten Metaphorik.

Es ist wohl etwas rein Körperliches, denn in der 2. Strophe, wo es auch um Geistiges, um Kommunikation, um etwas, was hinter der Stirn stattfindet, geht, finden wir nur eine eisige glatte kalte Firnfläche. Man kann sich schneiden, wenn man da einbricht, und eine einzelne Schneeflocke in ihrer kalten Vollkommenheit reißt's auch nicht raus.

In der letzten Strophe dann noch ein paar angedeutete, schwach verbundene Doppeldeutigkeiten, ein flüchtig versautes Tier ("beast", warum da eigentlich englisch??)

Insofern, als es ein recht weit streuendes Assoziationsbündel in sich birgt oder auszulösen vermag, gefällt mir das Gedicht, allerdings sind die Zielpunkte oder Ergebnisse dieser Assoziationen dann doch wieder insgesamt nicht so erhellend, erfreuend, weiterführend, des Nachdenkens lohnend, wie ich sie von einem richtig guten Gedicht gerne hätte.

Dass es "jahreszeiten" heißt, halte ich eher für eine Mystifikation.
 
G

Gelöschtes Mitglied 15780

Gast
Deine Erklärungen für dein Gedicht kommen sehr gewählt rüber. Aber ein Gedicht, das vom Autor erklärt werden muss, damit auch der Dümmste versteht, was gemeint ist, ist kein Gedicht.
Aber, du glaubst es kaum, deine Erklärungen machen mir den Titel immer noch nicht weis, worum es hier eigentlich geht,
verschließt sich mir. Alles zu kryptisch.
Na, da wollen wir uns mal an die Arbeit machen.

Deine Erklärungen für dein Gedicht kommen sehr gewählt rüber. Aber ein Gedicht, das vom Autor erklärt werden muss, damit auch der Dümmste versteht, was gemeint ist, ist kein Gedicht.
Ein interessantes Sätzchen.
Ich würde nicht so schnell jemanden als dumm bezeichnen. Angenommen, da hat einer den Superlativ erobert, der Dümmste zu sein, dann ist dieser Dümmste gewiß ein Wesen, dem alles erklärt werden muß.
Das ist eine reizvolle Aufgabe für Pädagogen.
Angenommen, dieser Dümmste steht ratlos vor einem Gedicht. Dann ist zweierlei möglich: Erstens, er versteht es, weil es sich auf seinem Verständnisniveau bewegt. Dann ist es, gemäß Deinem definitorischen Satz "ein Gedicht".
Zweitens, er versteht es nicht. Dann ist wiederum zweierlei möglich: Erstens, es ist gar nicht verständlich oder erklärbar. Zum Beispiel deshalb, weil es an die Grenzen des Sagbaren geht. Z.B. als surrealistisch dekomponiertes Sprachspiel.
Hatten wir schon. Typisch Mondnein.

Zweitens, es ist verständlich, aber nicht unmittelbar für den Dümmsten, es verlangt nach Erklärung. Dann ist es, gemäß Deinem definitorischen Satz "kein Gedicht".

Interessant.
Nehmen wir mal die ersten beiden Verse: "durchknetest du mich / form ich dich zurück".
Da scheint etwas zu sein, das durchgeknetet werden kann, wie z.B. ein Brotteig oder ein Kopfkissen. Die sind aber nicht personal ansprechbar, oder sie sprechen einen Bäcker oder einen Schlafenden selten an. Oder mit wem hat schon der Brotteig gesprochen und gesagt "durchknetest du mich" - ?
Und welcher Brotteig hätte je einem Bäcker gedroht, ihn zurückzuformen?

Verdammt, ich kanns nicht erklären.
Bleibt also nur, daß der sogenannte Dümmste es besser als ich versteht. In dem Fall bräuchte es keine Erklärung, wäre also, gerettet!!, ein "Gedicht".
Oder der Dummie, dumm wie Brot, kann sich nicht daran erinnern, als Teig geknetet seinen Bäcker zurückgeformt haben. Das ist Pech für den Gedichtbäcker.
War da nicht so einer in Cyrano de Bergerac?

Aber, du glaubst es kaum, deine Erklärungen machen mir den Titel immer noch nicht weis, worum es hier eigentlich geht,
verschließt sich mir. Alles zu kryptisch.
Klar, Du bist ja nicht der Dümmste. Du verstehts ja was von Lyrik. Und deshalb weißt Du ja schon, daß das hier kein Gedicht sein kann, wegen s.o.

Es ist also kein Gedicht, quod erat demonstrandum.

grusz, hansz
 
G

Gelöschtes Mitglied 15780

Gast
Obwohl das lyrdu sich öffnet
kann das lyri zunächst nicht folgen
zu fremd, zu anders, zu neu ist alles
und doch wird etwas Wunderschönes dargeboten
kühl aber märchenhaft.
Ja, Mara, so ähnlich lese ich es auch.
Mag die erste Strophe noch für jeden, der dumm wie Brot ist, aus seiner Massage-Erfahrung wie eine Message vorkommen, so überschreitet die zweite Strophe den Verstandeshorizont. Bildimmanent, in einer selbstbezüglichen Metapher: "du öffnest die stirn" - und von der Großhirnrinde, in der all unser Verstehen zu Hause ist, bleibt nur ein "schnee flocken stern". Und das ist nicht viel. Oder doch. Wie man will. Oder auch nicht.
Jedenfalls springt es in solche eine abstrakte Allgemeinheit, daß es kaum noch erklärt werden kann. Es hört also, gemäß einer berühmten Definition, nun auf, ein Gedicht zu sein.

Gottseidank kommt es wieder zurück, wie der Winter, oder der Sommer, oder der Frühling, oder der Lebenspartner. Wie eine Hyperbel, die rechts verschwindet, im Unendlichen die X-Achse kreuzt und von links wiederkommt.
Die Y-Achse könnte die hier fehlende vierte Jahreszeit sein, aber ich will mal nicht weiter durch Erklärungen dieses Lied zu einem Nichtgedicht machen. Dann hätte ich es ja garnicht hier einstellen sollen.
Trotz der großen Untergruppe der "Nichtgedichte" in der Gruppe der "Gedichtgedichte". Hatten wir schon, siehe "Dies ist kein Gedicht" von klaatu.

Also ist wahrscheinlich die erste Strophe kein Gedicht, weil der Dümmste sie nicht versteht und ich sie nicht erklären kann (s.o.), und die zweite ist kein Gedicht, weil sie das Erklärbare überschreitet, oder sie ist doch ein Gedicht, weil sie keine Erklärung braucht; und die dritte ist ein Gedicht, weil ich sie nicht erklären muß.

Hauptsache, wir haben etwas Spaß dran.

grusz, hansz
 
G

Gelöschtes Mitglied 15780

Gast
recht platten Metaphorik
Das ist ja eine abgrundtiefe Metapher für die Metaphorik dieses "Rein-raus-rein"-Liedes. Ein Fund! Ein Volltreffer! Einer, der mich versteht!

Dann brauche ich ja nicht viel erklären, es bleibt dann, heißt das, ein Gedicht. Gottseidank!

"beast", ein aus dem Lateinischen ins Englische gewandertes Wort, liest sich (und zumindest HerbertH weiß, daß meine Lieder oft erst, wenn sie laut ausgesprochen, d.h."rezitiert", werden, ihre Klangspiele konkretisieren) wie das deutsche Verb "zu sein" in der zweiten Person Indikativ Präsens Aktiv, wenn es ein wenig überdehnt wird.
 



 
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