kurz nach null

der blick ist offen fragt und sucht
verweilt im hier und jetzt
das lächeln ist nur was es ist
die welt hat weiche grenzen

genieß die zeit
denn nicht mehr lang mein kind
wird dich die welt umarmen

mit rauer haut
und
schmutzverkrustet
und

einer lüge auf den lippen

Hallo Duisburger,

die Aussage ist sehr stimmig (vielleicht bis auf die Zeile 'die Welt hat weiche Grenzen, weil 'weich' falsch assoziiert; ich nehme an, Du meinst etwas wie 'fließend'), aber diesem Verrieseln der Lyrik bzw. des Reims kann ich nicht folgen. Aber das ist nur eine Geschmacksfrage.

Gruß
Petra

Hallo petra,

mit weich meine ich jene grenzen, welche eltern um ihre babys ziehen, um sie zu schützen. Das können kissen am bettrand sein, aber aber auch die fortgesetzen bemühungen der eltern, alles vom kind fernzuhalten, was ihrer meinung nach diesem schaden könnte. Alles einflüsse von aussen werden "weich" abgefedert.

lg
duisburger

Hallo Duisburger,

das ist ja interessant! Ich habe gar nicht das 'Kind' gesehen, sondern eher einen jugendlichen 'Wildfang', so dieses Alter, wenn Mädchen schon sehr kokett und modebewusst sind, aber noch alles weich und kindlich an ihnen ist. Und der Blick war eher ein liebevoll-kritischer.
Mit Deiner Erläuterung werde ich es anders lesen, und dann verstehe ich auch das 'weich'.

Das ist schon witzig: In dem Moment, wo ein Text veröffentlicht wird, werden potenziell alle Leser das darin lesen, was zu ihren Gedanken passt. Aber das ist ja nichts Schlechtes.

Gruß
Petra

Hallo Duisburger,
insgesamt kann ich mit deinem Gedicht nicht so viel anfangen.
Aber:
Der Satz "Die Welt hat weiche Grenzen" schlägt bei mir voll ein. Keine Ahnung, warum. ;-)

LG
Robert

Hallo Duisburger,

jeder Mensch nimmt die Welt auf seine eigene Weise wahr, macht seine eigenen Erfahrungen und zieht daraus seine eigenen Schlüsse. Dein Gedicht verbalisiert eine Art Grenzverletzung: dem Kind wird eine fertige Weltsicht übergestülpt.
Mein Eindruck: Auf den ersten Blick Lyrik in ansprechender Verpackung ("Die Welt hat weiche Grenzen" ist ohne Zweifel genial). Auf den zweiten Blick fehlt der Interpretationsspielraum, der gute Lyrik ausmacht. Auf mich wirkt dieser Text alles in allem recht oberlehrerhaft.

Schöne Grüße, NDK

Hallo,

das oberlehrerhafte mag ich nicht sehen, da ich ja nichts behaupte, was nicht beweisbar / sichtbar / erfahrbar wäre. Das unsere "schöne welt" so schön nicht ist, sollte mittlerweile jedem klar geworden sein.
Ich will also nicht belehren, sondern nur hinweisen.

lg
duisburger

aber ist "mein Kind" nicht oberlehrerhaft?