lp

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G

Gelöschtes Mitglied 15780

Gast
[ 4]lp


leg das lied vom töpfer auf
laß den ton der scheibe kreisen
leg die alte platte auf
laß uns ohrenschmäuse speisen

durch die kugelbrust der großen
mutter spannt sich diese welt
quer durchs feld der schwerekraft die
heras milch im busen hält

hundert milliarden tropfen
spritzten doch aus ihrer brust
auf des schöpfers töpferscheibe
kreist er los kreischt sie vor lust:

leg die schwarze platte auf den
teller - laß durch ihr vinyl
den saphir die rille schürfen
laß uns slammen schlemmen schlürfen

durch die sternenbrandung surfen
laß die divine divinyl
sephirot die surf'n'turfen
zeit spiralen ziehn ins ziel



"Der nur über die Schwerkraft wechselwirkende Teil der Dunklen Materie bildet eben jene Halos, die von den Astronomen tatsächlich nachgewiesen werden. Der andere dagegen fällt zu dünnen Scheiben zusammen, die in die sichtbaren Galaxien eingebettet sind. Wenn Randalls Modell zutrifft, rotiert also inmitten der Milchstraße eine kompakte, bisher unentdeckt gebliebene Dunkelscheibe." (Johann Grolle in Spiegel Nr.6, 6.2.2016 S.117, über die Theorie der Astrophysikerin Lisa Randall)
 
G

Gelöschtes Mitglied 15780

Gast
Das ist das Lied, für das ich beim Seitenstechen-Wettbewerb mit dem Thema "Die dunkle Materie" die Roentgeniummedaille (den nullten Preis) gewonnnen habe (siehe hier unten).
 

Tula

Mitglied
schwarze Energien

Hallo Mondnein,

Dass und wie Du Dich hier von der Wissenschaft inspirieren lässt, finde ich sehr interessiert. Mich deprimiert nur, dass alle Kosmos-Modelle darauf hinauslaufen, dass es irgendwann 'fini' ist, entweder schwarz-kalt und ohne jede Aussicht auf Leben oder es zerreisst uns einfach irgendwann.

Ich warte noch immer auf etwas fröhlichere Theorien...

LG
Tula
 

Patrick Schuler

Foren-Redakteur
Teammitglied
Ja ein cooles Gedicht.
Ich freue mich immer wenn sich jm. mal von etwas
"anderem" inspirieren lässt.

Das bei allen Modellen irgendwann fini ist, sollte uns
als kurzes Augenblinzeln des Universums nicht sonderlich
stören. Wir bekommen es eh nicht mit.

Und, wer weiß, vielleicht ist der zusammensturz dieses
Universums, ja der Anfang eines Neuen. ;)

L.G euch beiden
Patrick
 
G

Gelöschtes Mitglied 15780

Gast
abgelehnter Wettbewerbsbeitrag

Das war ja ein Wettbewerbsbeitrag (der Literaturzeitschrift "Seitenstechen" in Bayern), einer von etwa 170 zum vorgegebenen Thema "Dunkle Materie". Nun ist das eine sehr kleine Zahl an Einsendungen verglichen mit den 3000 beim Bonner Literaturwettbewerb (thematisch gebunden, aber nicht auf Lyrik beschränkt) oder dem vom Penclub (natürlich völlig aussichtslos) oder dem Dresdner Lyrikpreis (das ist der edelste, aber ebenfalls - sagen wir "jenseitig"), deshalb hat mich die Ablehnung diesmal wirklich geärgert, obwohl Ablehnungen die 100prozentige Regel bei meinen Teilnahmen sind. Ich verstehe die Kriterien dieser Lektoren und Fachgermanisten nicht. Denn entweder man folgt äußeren Regeln, dann fehlt die Originalität, oder man schreibt einen Knaller (wie das Ding hier), und dann hallt die Empfindung zurück, daß man die akademischen Kriterien nicht getroffen habe.
Siehe meinen Beitrag in den "Diskussionsforen" und meine Satire hier etwas weiter unten auf den "Nullten Preis", die "Roentgenium-Medaille".

Also ich war vielleicht der erste Einsender, es ist schon ein paar Monate her, und vor zwei Wochen kam ein anonymer Ablehnungs-Standardbrief, den ich beantwortete, um dann (jetzt namentlich) vorgeworfen zu bekommen, das sei nur verletzte Eitelkeit, wie üblich bei den Literaten usw.
Nun stehts hier in der Leselupe, der einzigen Plattform, wo ich (außer meiner 12koerbe.de-Seite) Lyrik veröffentlichen kann. Es freut mich, daß es hier gelesen wird (von ein paar Leuten), weniger vielleicht als sonst, denn überall brechen die Ferien an. Ich selbst bin schon von meinem Sommerurlaub zurück: neun Tage Rom.
Danke fürs Lesen und Kommentieren!

Zur Geschichte mit dem kalt erfrierenden Weltende: Ja, kann gewiß auch hier hineingelesen werden; ich dachte zunächst an die Ebenen von 1. astrophysikalischer "Scheibe" als Gravitationskern, 2. Schallplatte, 3. Mahlzeit, 4. Zeitspirale, 5. griechischem Milchstraßenmythos, 6. Wortspielen ...
 
G

Gelöschtes Mitglied 15780

Gast
"Seitenstechen" ist (wenn ich das Kuddelmuddel der Organisationsvernetzungen richtig verstanden habe) die Jahres-Zeitschrift des Homunculus-Verlags.
Thema des Wettbewerbs - um genau zu sein - war "Dunkle Energie", womit durchaus die "Dunkle Materie" des entsprechenden astrophysikalischen Modells gemeint war, aber auch metaphorische Verständnisebenen dieses Begriffs (laut Ausschreibung für die Ausgabe "#2" dieses Jahres).
 

lapismont

Foren-Redakteur
Teammitglied
Hallo Mondnein,

ich verstehe die religiösen Bezüge nicht. Weder Hera noch Schöpfer passen so recht hinein.

Schön ist der Schallplattenvergleich.

Den Sinn von Literaturwettbewerben verstehe ich nicht. Es gibt ja keine objektiven Kriterien, sondern stets persönliche Vorlieben der Jurymitglieder.

Ein Poetryslam ist da vielleicht fairer.

cu
lap
 
G

Gelöschtes Mitglied 15780

Gast
Archetypen

Im griechischen Mythos ist die Milchstraße nichts anderes als die aus Heras Brust herausgespritzte Göttinnenmilch. Die Sterne sind in dieser Imagination Milchtropfen, deshalb heißt dieses Geschimmer der Hunderte von Milliarden Sternen "Galaxis", vom griechischen Wort für Milch.
Daß der Schöpfer ein Töpfer ist, entstammt natürlich nicht erst der lustigen deutschen Reim-Analogie, sondern dem Buch Genesis im Alten Testament Kapitel 2 Vers 7, wo der Leib des "Adam" aus der "Adamah", dem roten Erdenlehm, gebildet wird und ihm dann der Geist Gottes in die Nase geblasen wird, argumentativ aufgegriffen in Kapitel 3, Vers 19. Last but not least in Psalm 2, Vers 9 und Apok. 2, 27 sowie einigen Paulusbriefstellen, die mit dem Psalmvers argumentieren, daß unsere Leiber "Gefäße" des Geistes seien.
 
G

Gelöschtes Mitglied 15780

Gast
verschone mich mit den Kreationisten!

Nicht doch, lieber lapismont!

"Kreationistisch" ist die Weltanschauung, die in der krassen Aussage festhängt, daß die Welt in sieben Wochentagen geschaffen worden sei. (Was schon "biblisch immanent gesehen" völlig widersinnig ist, da die Gestirne als Zeitmaßgaben erst am "vierten" Tag geschaffen werden, es können also keine "Wochentage" sein, sondern bestenfalls irgendwelche mythischen Metaphern - textimmanent betrachtet.)

Den Kreationisten ist der Begriff der "Archetypen" völlig fremd, denn dann müßten sie die Bilder als Seelenstrukturen und Textschichten deuten, sich also auf deren Vieldeutigkeit und poetische Raffinesse einlassen. Kreationisten halten "ihre" Texte aber für historische Urkunden, ohne einen Schimmer von Quellenkritik oder historisch-wissenschaftlicher Argumentation, d.h. ohne die Diskussion zwischen den Forschern über das Woher und Wozu der Texte und Bilder. Diese Art von Wissenschafts-Feindschaft ist auch mir als Sprachen-Wissenschaftler feind.

Und mir als Dichter (wenn ich denn einer bin unterhalb der Verlage, Wettbewerbe und anonymus-Einser) ist der Krähaktionismus erst recht ... (nein, ich spucke mir jetzt nicht auf den sauberen Teppich). Der Kreationisten-Unfug ist mir fremd, ich mache (selten genug) meine Späße darüber.

Menschen-töpfernde Schöpfer kennen auch die Griechen, z.B. die Prometheus-Gestalt. So auch bei Goethe in dessen entsprechendem Lied. Metaphorisch, mit Bildern spielend, Haltungen personifizierend.

Falls Du mich nun noch fragen willst, ob die Griechen schon die Schallplatte (lp) gekannt haben ... (ich wollte erst albern werden, aber besser noch:) - nehmen wir den "Diskos von Phaestos".
(Ist aber wahrscheinlich eine Fälschung ...)
 



 
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