müde hände

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grasshof

Mitglied
Alte, müde Hände

Sie sitzt im Garten, die Sonne lässt ihren alten Körper warm werden, auch ihre immer kalten Hände werden davon beweglicher.
Es war nicht immer so, dass diese Hände ruhen konnten.
„Was sitzt du herum, hast du nichts zu tun?“
Diesen Satz hört sie immer noch, aus ihrer Kindheit und Jugendzeit nachklingen.
Sie durfte nicht ohne ‚etwas zu tun’ ihre Zeit vertreiben.
„Spiel etwas“, sagte man zu ihr, als sie klein war,
„lies etwas“, sagte man, als sie zu Schule ging,
„handarbeite was“, als sie stricken und Nähen gelernt hatte.
Und später sagte man zu ihr:
„Arbeite“, du wirst dafür bezahlt.
Noch später, da verlangten die Kinder von ihr unentwegt Handgriffe bei Tag und Nacht.
Als sie dann Zeit gehabt hätte still und ruhig zu sitzen, um zu träumen und nur zu schauen, hätte sie deswegen ein schlechtes Gewissen gehabt, sich dem Ruhen hinzugeben.
Nur langsam lernte sie, die Hände in den Schoß zu legen. Diese abgearbeiteten Hände, voll Schwielen, ungelenkig, immer kalt und etwas zittrig schon.

Seit sie es nun kann, mit dem Körper untätig zu sein, vermag sie es, mit ihrem Geist zu arbeiten.
Sie denkt an die wunderbare Schöpfung, staunt über die Blumen, die Wiesen und Wälder, erlebt die Jahreszeiten ganz intensiv mit, beobachtet mit neuen Augen die Menschen denen sie begegnet.
Sie hat die Freude kennen gelernt, das in sich ruhen können, und ihre Seele wurde dabei so frei, um auch mit Gespräche zu Gott führen.
Niemand fragt sie jetzt: Hast du nichts zu tun?
Ja, sie hat aber noch viel zu tun, sie will so manchem Geheimnissen des Lebens auf die Spur kommen, sie will leben, ganz tief und hoch leben, mit ihrem Herzen und ihrer Seele.
 

grasshof

Mitglied
hallo Herbert!
Danke für Deine Reaktion. Dieser Text ist entstanden bei meinen wöchentliche Besuchsdienst im Seniorenheim. Und auch eigene Lebenserfahrung.
Lieben Gruß Grasshof
 

mangotree

Mitglied
Ich find nicht, dass der Text ein Klischee ist.
Mir hat er sehr gut gefallen. Ich mochte es, wie du die Hände beschrieben hast. Und auch, dass sie immer etwas tun mussten und nun endlich ruhen konnten. Das fand ich total schön geschrieben!
Auch, der Schluss ist gelungen, finde ich, dass sie noch etwas vor hat im Leben und das obwohl ihre Hände "ruhen" und sie diese "in den Schoß gelegt hat".
Ein toller Text meiner Meinung nach!!
liebe Grüße,
mangotree
 

grasshof

Mitglied
MÜDE HÄNDE

<HALLO MANGTREE; DANKE FÜR DEINE ZEILEN; HABE MICH DARÜBER SEHR GEFREUT:
lieben gruß grasshof
 

Markus Saxer

Mitglied
Hallo

Ja, der Text gefällt mir auch. Das mit den Händen hast Du gut hingekriegt. Gegen Ende haben sich noch zwei kleine Fehler eingeschlichen.
Sollte es nicht heissen:
... um auch Gespräche mit Gott zu führen. (?)
... manchem Geheimnis des Lebens auf die Spur kommen. (?)

LG, Markus Saxer
 

grasshof

Mitglied
Alte, müde Hände

Sie sitzt im Garten, die Sonne lässt ihren alten Körper warm werden, auch ihre immer kalten Hände werden davon beweglicher.
Es war nicht immer so, dass diese Hände ruhen konnten.
„Was sitzt du herum, hast du nichts zu tun?“
Diesen Satz hört sie immer noch, aus ihrer Kindheit und Jugendzeit nachklingen.
Sie durfte nicht ohne ‚etwas zu tun’ ihre Zeit vertreiben.
„Spiel etwas“, sagte man zu ihr, als sie klein war,
„lies etwas“, sagte man, als sie zu Schule ging,
„handarbeite was“, als sie stricken und Nähen gelernt hatte.
Und später sagte man zu ihr:
„Arbeite“, du wirst dafür bezahlt.
Noch später, da verlangten die Kinder von ihr unentwegt Handgriffe bei Tag und Nacht.
Als sie dann Zeit gehabt hätte still und ruhig zu sitzen, um zu träumen und nur zu schauen, hätte sie deswegen ein schlechtes Gewissen gehabt, sich dem Ruhen hinzugeben.
Nur langsam lernte sie, die Hände in den Schoß zu legen. Diese abgearbeiteten Hände, voll Schwielen, ungelenkig, immer kalt und etwas zittrig schon.

Seit sie es nun kann, mit dem Körper untätig zu sein, vermag sie es, mit ihrem Geist zu arbeiten.
Sie denkt an die wunderbare Schöpfung, staunt über die Blumen, die Wiesen und Wälder, erlebt die Jahreszeiten ganz intensiv mit, beobachtet mit neuen Augen die Menschen denen sie begegnet.
Sie hat die Freude kennen gelernt, das in sich ruhen können, und ihre Seele wurde dabei so frei, um auch mit Gottzu Gesprächeführen.
Niemand fragt sie jetzt: Hast du nichts zu tun?
Ja, sie hat aber noch viel zu tun, es gilt noch so manchem Geheimnissen des Lebens auf die Spur zu kommen, sie will leben, ganz tief und hoch leben, mit ihrem Herzen und mit ihrer Seele.
 

grasshof

Mitglied
hallo,markus danke für deine zeilen und den korrekturvorschlag, ich habe geändert, es klingt so besser.
lieben gruß grashof
 
H

Hakan Tezkan

Gast
Ich muss meinen Vorrednern widersprechen. Dem Text liegt zwar eine nette Idee zugrunde, sie ist aber zum einen schwach umgesetzt und verfällt zum anderen in so abstrakte Floskeln, wie " und ihre Seele wurde dabei so frei, um auch mit Gottzu Gesprächeführen." Das ist für mich nicht nur nah am Kitsch, es ist Kitsch. Sicher, die Idee hat was, aber die Umsetzung, in der wirklich zu viele abstrakte und abgegriffene Be- und Umschreibungen vorkommen, finde ich mangelhaft.
So, und jetzt duck ich mich weg.

LG,
Hakan
 

Pola Lilith

Mitglied
Wichtiger und mit Sicherheit auch berührender Einfall -

der aber keine Erklärungen nötig hat
(die als Klischee ankommen / ankommen können).

Deine Idee hat es verdient, daß Du noch an ihr arbeitest; laß sie bitte nicht so stehen und auch nicht in der Schublade verschwinden.

Gruß, Pola
 

grasshof

Mitglied
Mein Text wird verschieden aufgefasst. Gut so.
Ein religiöser Mensch denkt einfach anders und läßt seine Seele einmal frei werden, um dass sie mit Gott sprechen kann.
Klischee? Sie können es so definieren, wie sie empfinden, das regte sicher an, über die Meinungen weiter zu denken.
Danke allen für diese unterschiedlichen Reaktionen.
lieben Gruß Grasshof
 

grasshof

Mitglied
Alte, müde Hände

Sie sitzt im Garten, die Sonne lässt ihren alten Körper warm werden, auch ihre immer kalten Hände werden von der Wärme beweglicher.
Es war nicht immer so, dass diese Hände ruhen konnten.
„Was sitzt du herum, hast du nichts zu tun?“
Diesen Satz hört sie immer noch, aus ihrer Kindheit und Jugendzeit nachklingen.
Sie durfte nicht ohne ‚etwas zu tun’ ihre Zeit vertreiben.
„Spiel etwas“, sagte man zu ihr, als sie klein war,
„lies etwas“, sagte man, als sie zu Schule ging,
„handarbeite was“, als sie stricken und Nähen gelernt hatte.
Und später sagte man zu ihr:
„Arbeite“, du wirst dafür bezahlt.
Noch später, da verlangten die Kinder von ihr unentwegt Handgriffe bei Tag und Nacht.
Als sie dann Zeit gehabt hätte still und ruhig zu sitzen, um zu träumen und nur zu schauen, hätte sie deswegen ein schlechtes Gewissen gehabt, sich dem Ruhen hinzugeben.
Nur langsam lernte sie, die Hände in den Schoß zu legen. Diese abgearbeiteten Hände, voll Schwielen, ungelenkig, immer kalt und etwas zittrig schon.

Seit sie es nun kann, mit dem Körper untätig zu sein, vermag sie es, mit ihrem Geist zu arbeiten.
Sie denkt an die wunderbare Schöpfung, staunt über die Blumen, die Wiesen und Wälder, erlebt die Jahreszeiten ganz intensiv mit, beobachtet mit neuen Augen die Menschen denen sie begegnet.
Sie hat die Freude kennen gelernt, das in sich ruhen können, und ihre Seele wurde dabei so frei, um auch mit Gott Gespräche zu führen.
Niemand fragt sie jetzt: Hast du nichts zu tun?
Ja, sie hat noch viel zu tun, gilt es doch noch so manchem Geheimnissen des Lebens auf die Spur zu kommen. Sie will bewußt leben, mit ihrem ganzen Menschsein, tief und innig leben.
 

Pola Lilith

Mitglied
Es geht doch nicht darum, mit Gott zu sprechen oder nicht.

Es sind verallgemeinernde Erklärungen und/oder Beschreibungen wie im nachfolgenden Absatz

"Sie denkt an die wunderbare Schöpfung, staunt über die Blumen, die Wiesen und Wälder, erlebt die Jahreszeiten ganz intensiv mit, beobachtet mit neuen Augen die Menschen denen sie begegnet"

die m.E. den Text dann flach machen.

Das, was Du mit obigem Absatz ausdrücken wolltest, könnte geschickter gemacht werden (z.B. anhand einer Momentaufnahme, einer Handlung oder wie auch immer). So aber ist es geschrieben wie "er nahm ihren Kopf in seine Hände und küßte sie lang und innigst". Verstehst du, was ich meine?

Gruß, Pola
 

grasshof

Mitglied
Hallo Pola, ich danke für deine hinweise und werde mir noch weitere gedanken über deinen zitierten abschnitt machen. bis bald, lieben gruß grasshof
 

grasshof

Mitglied
Alte, müde Hände

Sie sitzt im Garten, die Sonne lässt ihren alten Körper warm werden, auch ihre immer kalten Hände werden von der Wärme beweglicher.
Es war nicht immer so, dass diese Hände ruhen konnten.
„Was sitzt du herum, hast du nichts zu tun?“
Diesen Satz hört sie immer noch, aus ihrer Kindheit und Jugendzeit nachklingen.
Sie durfte nicht ohne ‚etwas zu tun’ ihre Zeit vertreiben.
„Spiel etwas“, sagte man zu ihr, als sie klein war,
„lies etwas“, sagte man, als sie zu Schule ging,
„handarbeite was“, als sie stricken und Nähen gelernt hatte.
Und später sagte man zu ihr:
„Arbeite“, du wirst dafür bezahlt.
Noch später, da verlangten die Kinder von ihr unentwegt Handgriffe bei Tag und Nacht.
Als sie dann Zeit gehabt hätte still und ruhig zu sitzen, um zu träumen und nur zu schauen, hätte sie deswegen ein schlechtes Gewissen gehabt, sich dem Ruhen hinzugeben.
Nur langsam lernte sie, die Hände in den Schoß zu legen. Diese abgearbeiteten Hände, voll Schwielen, ungelenkig, immer kalt und etwas zittrig schon.

Seit sie es nun kann, mit dem Körper untätig zu sein, vermag sie es, mit ihrem Geist zu arbeiten.
So sitzt sie abends ruhend am Ufer des Teiches,läßt ihre Augen betrachtend den Sonnenuntergang verfolgen, schaut gebannt, wie sich die rote Scheibe der Sonne im Wasser spiegelt, wie das Licht hinter den Bergen allmählich verblast. Und eine sirrende Stille das nächtliche Schwarzwerden zur Nacht begleitet.
Ihr Atmen nimmt teil an der heiligen Ruhe.
Da verschmelzt all Vergangenheit mit dieser erfüllten Stunde und die alte Frau nimmt all den Frieden zu sich, geht langsam in das dunkle Haus zurück.
Sie hat lange schon keinen lieben Besuch mehr empfangen, es ist einsam geworden für sie, aber was macht es schon?
Bevor sie sich zum Schlafen zurecht richtet, zündet sie eine Kerze an, ihre Hände gefaltet, verharrt sie im Gebet. Sie legt voll Vetrauen ihr nur noch kurzes Leben in die Hand des Schöpfers.
Und morgen wird sie wieder dabei sein, wenn die Sonne in den Tag steigt und sie wird die Lichtfülle mit freudigem Herzen begrüssen.

Niemand fragt sie jetzt: Hast du nichts zu tun?
Ja, sie hat noch viel zu tun, gilt es doch noch so manchem Geheimnissen des Lebens auf die Spur zu kommen. Sie will bewußt leben, mit ihrem ganzen Menschsein, tief und innig leben.
 



 
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