nebelbildung

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H

HFleiss

Gast
Der Einstieg "Bereits Vormittagsschwüle" würde ohne "bereits" wahrscheinlich besser funktionieren. Etwas stört mich auch der Vers "und unendlich unklar" durch die zweimaligen Vorsilben "un" - hier wären vielleicht das "unendlich" und sogar das "und" entbehrlich. Die "Denkgebäude" schmückst du aus mit dem "licht", auch dies ist logisch verzichtbar bzw. könnte ein anderes Attribut vertragen. Die letzte Strophe wirkt ein bisschen aufgepfropft: Kinder schreien immer "nach der Mutter", und das Schreien des Greises "nach seiner Frau" empfinde ich als nicht genügend markant, weil es eben die Schlusszeile ist. Die "Tagtraumgärten" sind eine schöne Neubildung, wären aber wirkungsvoller als lediglich "Traumgärten". Du siehst, ich habe eine ganze Menge anzumerken, trotzdem halte ich das Gedicht aber im großen und ganzen für ganz annehmbar. Der große Wurf allerdings ist es noch nicht. Hanna
 
Liebe Hanna,
wie du siehst, habe ich einen Teil deiner Anmerkungen bereits
verarbeitet.
Verstehen kann ich allerdings nicht, warum ein Kinder nicht nach seiner Mutter schreien soll.
Die drei "un-" sind absichtsvoll lautmalerisch eingesetzt, um einen Schwebezustand herzustellen.
Die letzte Strophe soll andeuten, dass es zwischen Kindheit und Alter durchaus viele Parallelen gibt. Und die letzte Zeile nimmt noch einmal anders das Schwebe- und Nebelmotiv auf, indem es das mögliche Ende (den Tod)als nicht vorhersehbar offen läßt.
Liebe Grüße
Karl
 
H

HFleiss

Gast
Freut mich, Karl, dass wir im großen und ganzen einer Meinung sind. Hanna
 
B

Beba

Gast
Du machst es mit deinen Bildern leicht, sich in diesen Vormittag (wohl im Juni 2007?) hinein zu versetzen. Eine schöne Momentaufnahme, Lethargie, Ruhhe. Bis auf das Schreien der Generationen.

Habe ich gern gelesen.

Ciao,
Beba
 
Liebe Beba,

herzlichen Dank für deine positive Kritik. Ich habe mich sehr darüber gefreut.
Das Geschrei der Generationen soll aus dem Dämmergefühl herausreißen. Kind und Greis stehen für die Geschwindigkeit
mit der das Leben daheinrasen kann. Und letztlich will der Greis (wie einst das Kind) vor allem auch nur Zuwendung.
Liebe Grüße
Karl
 
Karl F, guten abend,

ich bin von deiner wortfindung und den bildern die du so krativ zauberst wieder einmal betroffen.
das kreischen der beiden hilfbedürftigen, sehnsüchtigen um aufmerksamkeit ringenden berührt und betrifft mich sehr.

heike
 

maerchenhexe

Mitglied
hallo Karl,

auf die Hilfe uns Liebender angewiesen, werden wir geboren und am Ende unseres Lebens gelangen wir in eben diesen Zustand zurück. Die Lebenszeit dazwischen scheint manchmal davon zu fliegen. So ein schwüler Vormittag in seiner ganzen Trägheit bietet sich für diese Gedanken förmlich an. Du hast viel gesagt mit wenigen Zeilen und trotzdem so viel Platz gelassen zum Selberdenken. Das gefällt mir besonders gut an deinem Gedicht.

Es grüßt herzlich

die maerchenhexe
 
nabend karl,

ich bin ein quatschkopp siehe unten das makierte wort sollte [blue]begeistert[/blue] heißen. aber die betroffenheit begleitete mich während des kommentarschreibens.
von deiner wortfindung und den bildern die du so krativ zauberst wieder einmal [blue]betroffen[/blue].

heike
 

Carlo Ihde

Mitglied
Wenn du geschrieben hättest


"Irgendwo schreit ein Kind"



dann hätte ich eine ganz handfeste Assoziation zu Rolf-Dieter Brinkmann gehabt.

Hätte.


Ich mag den Text trotzdem. Ist eben kein billiger Abklatsch. Das spricht für Authentizität.
 



 
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