seh gänge

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Tula

Mitglied
seh gänge


aus dem grauen regen bogen
unerwartet schwingungen
tragen harmonie der wogen
die zu fernen stränden ziehen

zügellose ruhe zone
proijiziert auf kardan leinen
zittern aufgespleißt axone
vor dem sturz in rote tiefe

dort im stamm der urgewalten
rast ein tier beim ruf des pendels
das sich senkt die brust zu spalten
um im fleisch jäh zu verenden

bahnt sich weg ein alter wille
lässt sich norm gebündelt leiten
nur zum schein mahnt eine stille
hat das opfer längst gewonnen
 

morgenklee

Mitglied
ich säe ... du siehst ...

Hallo Tula

Das sind - Du hast selbst Schuld als sog. Routinierter Autor - gewohnt interessante Zeilen. Glückwunsch!
Was mir, schon länger, auffällt, sind Deine kurzen und prägnanten Headlines!

PS:
Zum Glück fahre ich erst am Dienstag
zur documenta14
 
G

Gelöschtes Mitglied 15780

Gast
das ist ein ganz ordentliches Stück Dichtung

Hallo, Tula!

"bogen" - schöne Doppeldeutigkeit, aber das Präteritum verlangt die Fortsetzung "trugen" statt "tragen", sonst klappt nur das Substantiv.

"kardan leinen" und "axone" muß ich erst noch im Wörterbuch nachschauen.

Nicht erst seit Jan Wagner (hoch die Tassen!) sind unsaubere Reime ein fein schwankender Horizont vager Fluchtpunkt-Unwägbarkeiten - - trunken oder blinzelvexiert?

Steuermann laß die Wacht, Steuermann her zu uns ...

grusz, hansz
 

Tula

Mitglied
Hallo morgenklee

vielen Dank für deinen freundlichen Eintrag. Nun, „routiniert“ bin ich ja nicht, und das sollte auch egal sein. Bei diesem wollte ich nach einigen einfallsarmen Tagen auch mal ganz unroutiniert ein für mich noch lyrisches Neuland erschließen. Es freut mich sehr, dass es dir gefallen hat.

LG
Tula
 

Tula

Mitglied
Hallo Mondnein

danke für den Hinweis und deine Gedanken zum Gedicht. Ich sollte wohl dieses jetzt im Detail nicht erklären, das widerspräche dem Anliegen, mich hier mal vom Konkreten etwas zu lösen und ein durchaus tägliches Bild freier zu verdichten.
Dabei habe ich mir den Spaß erlaubt, den Inhalt etwas zu verschlüsseln, um dann aber doch ein paar brauchbare 'Zingerfeigen' zu hinterlassen.

Der Titel sollte den Leser also auf eine brauchbare Fährte führen, der Doppelsinn von Leinen (in seiner maritimen Bedeutung) und Leinen als Stoff hat unter Umständen genau das Gegenteil bewirkt.

Also verrate ich:
- die Schwingungen sind bildlich zu verstehen, nicht akustisch
- ich meinte eine kardanisch aufgehängte Leinwand (denken wir mal an das „Reh Tina“)
- Axone(n) – sollten als 'letzter' Hinweis auf die 'Seh-gänge' dienen

Aber ich gestehe, dass das Herumwerfen von Fachbegriffen der Lyrik nicht unbedingt dienlich ist. Neurone(n) sind wohl doch passender, die führen gedanklich den Leser dann direkter in den 'Stamm' (ganz tief, dort wo die Urgewalten noch frei walten).

Zur ersten Strophe: bei dieser Stelle grübelte ich in der Tat, ob das auch so durchkommt. Denn die Harmonie körperlicher Schwingungen bringen - vor allem dem männlichen Leser :) Freude in den grauen Tag; kamen von irgendwo aus der Menge (Vergangenheit) und bleiben dann für eine Weile in den Tiefen des Stammes hängen (Gegenwart).

Um aber eine bessere Lösung zu finden, schlage ich mal „sanfter Harmonie ...“ vor.

Vielleicht sollte ich aus 'kardan leinen' eine 'leinwand' machen und aus 'axone(n)' die allgemein verständlichen 'neurone(n)' ? - Hab's jetzt mal so abgeändert.

LG
Tula
 

Tula

Mitglied
seh gänge


aus dem grauen regen bogen
unerwartet schwingungen
sanfter harmonie der wogen
die zu fernen stränden ziehen

zügellose ruhe zonen
proijiziert auf kardan leinwand
zittern aufgespleißt neuronen
vor dem sturz in rote tiefe

dort im stamm der urgewalten
rast ein tier beim ruf des pendels
das sich senkt die brust zu spalten
um im fleisch jäh zu verenden

bahnt sich weg ein alter wille
lässt sich norm gebündelt leiten
nur zum schein mahnt eine stille
hat das opfer längst gewonnen
 

Tula

Mitglied
seh gänge


aus dem grauen regen bogen
unverschämte schwingungen
sanfter harmonie der wogen
die zu fernen stränden ziehen

zügellose ruhe zonen
proijiziert auf kardan leinwand
zittern aufgespleißt neuronen
vor dem sturz in rote tiefe

dort im stamm der urgewalten
rast ein tier beim ruf des pendels
das sich senkt die brust zu spalten
um im fleisch jäh zu verenden

bahnt sich weg ein alter wille
lässt sich norm gebündelt leiten
nur zum schein mahnt eine stille
hat das opfer längst gewonnen
 

Tula

Mitglied
seh gänge


aus dem grauen regen bogen
unverschämte schwingungen
sanfter harmonie der wogen
die zu fernen stränden ziehen

zügellose ruhe zonen
flimmern auf vernetzter leinwand
zittern aufgespleißt neuronen
vor dem sturz in rote tiefe

dort im stamm der urgewalten
rast ein tier beim ruf des pendels
das sich senkt die brust zu spalten
um im fleisch jäh zu verenden

bahnt sich weg ein alter wille
lässt sich norm gebündelt leiten
nur zum schein mahnt eine stille
hat das opfer längst gewonnen
 

Tula

Mitglied
Hallo Aaron
Was für eine Überraschung! Schon wieder 4 Jahre her. Noch schlägt das Pendel hin und wieder ...

Dankend lieben Gruß
Tula
 

Trist

Mitglied
Du kannst es einfach, Tula.
Deine Feder zaubert Wortschöpfungen, von denen ich mich gerne verzaubern lasse.
Am besten in einen Schwan.
Mein Favorit ist deine erste Strophe.
Und die zweite - und dritte - und vierte ...
Sternenstaub über deine Feder!
 

Tula

Mitglied
Hallo Kätzchen
Euer feedback ist auch Anregung für mich :) Das Gedicht hatte ich schon fast vergessen.

Dankend lieben Gruß
Tula
 
G

Gelöschtes Mitglied 13736

Gast
Hömma, du haust aber auch immer Klamotten raus.
Übrigens...schon wieder nix beim LP.
Ich glaub, ich hör auf! Wenn ich getz meinen Merlot nich hätte!!!
 

Tula

Mitglied
Prost mein Lieber!
Ich vermute du meinst Grün. Da ich lieber rot sehe und blau bin, habe ich diesen mal auf der grünen Wiese gelassen

LG
Tula
 
G

Gelöschtes Mitglied 13736

Gast
Ach, du bist auch blau? Ja, das nenn ich Telepathie. Sind in Portugal auch die Flaschen so klein?
 

Tula

Mitglied
um jetzt ganz ehrlich zu sein, gesüffelt wird erst morgen wieder; ist am Freitagabend auch viel entspannender :cool:
LG Tula
 



 
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