sightseeing

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Perry

Mitglied
sightseeing

wippend grüßen möwen von der mole herüber
muschelkalk knirscht bei jedem schritt zärtlich
unsere umarmenden griffe an schulter und taille

der strandweg verdunstet in der weitläufigkeit
der küstenlinie betonbunker aus dunklen tagen
locken zur sicht auf blinkende meeresspiegel

fallende winde erzeugen ein sirrendes heulen
in den sichtscharten untermalen zähnezeigend
das beständige nagen einer unbeherrschten zeit
 
Hallo, Perry!

Ein wunderschönes Gedicht - und dabei in keinster Weise kitschig, weil Freude und Nachdenklichkeit ausbalanciert sind:

Das lyrische Ich scheint sich dessen bewusst zu sein, dass Momente des sinnlich-greifbaren Glücks (zärtlich knirschender Muschelkalk, partnerschaftliche Umarmung ...) und der Zu-FRIEDEN-heit kostbar sind, weil sie nicht ewig andauern, weder im kleinen persönlichen, noch im größeren zeitlichen Kontext... so, wie er durch den Hinweis auf die Bunkerruinen (welche z. B. an der dänischen Küste in Jütland zu finden sind) angedeutet wird.

Es zeigt sich auch, wie gut wir es haben, hier und in diesen Tagen einfach nur am Strand spazieren zu dürfen, anstatt z. B., wie unmittelbar nach dem Zweiten Weltkrieg, als 15-jährige Kriegsgefangene Minen entschärfen zu müssen.

Wie lange wird es so bleiben (in dieser “unbeherrschten Zeit“, die ihre bedrohlichen Schatten vorauswirft); woanders kämpfen Bootsflüchtlinge um ihr Überleben.

All das mag einem beim Lesen deiner Zeilen in den Sinn kommen.

Gruß,
Artbeck
 

Perry

Mitglied
Hallo Artbeck,

mehr Feedback als deines kann man sich als Schreiber wohl kaum wünschen. Du hast die Intention des Textes sowohl im persönlichen wie auch im großen Gefüge sehr treffend herausgespürt.
Danke dafür und LG
Manfred
 
G

Gelöschtes Mitglied 19299

Gast
Hallo Manfred,

wieder einmal ein gern gelesenes, gelungenes Gedicht von Dir.
Artbecks Kommentar schließe ich mich uneingeschränkt an.

Viele Grüße
marek
 



 
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