winter liebe geherbstet

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Walther

Mitglied
winter liebe geherbstet


du trafst in mir die eine wunde saite
die dieser wehe ton zum klingen bringt
& wie der darm in den frequenzen schwingt
die trauer heißen wie ich uns bereite

die statt auf der die liebe lauter singt
& wie ich uns des letzten hemds entkleide
um ruhend da zu liegen wo wir beide
umklammern das was uns zusammen bringt

du sangst wie wenn noch nie gesungen
noch nie geliebt geworden wäre da
bin ich in dir versunken & verklungen

wir waren weit entfernte uns so nah
dann habe ich das tuch ganz ausgewrungen
& ihm den tropfen liebe abgerungen
 

Walther

Mitglied
winter liebe geherbstet


du trafst in mir die eine wunde saite
die dieser wehe ton zum klingen bringt
& wie der darm in den frequenzen schwingt
die trauer heißen wie ich uns bereite

die statt auf der die liebe lauter singt
& wie ich uns des letzten hemds entkleide
um ruhend da zu liegen wo wir beide
umklammern das was uns zusammen bringt

du sangst wie wenn noch nie gesungen
noch nie geliebt geworden wäre da
bin ich in dir versunken & verklungen

wir waren weit entfernte uns so nah
dann habe ich das tuch ganz ausgewrungen
& ihm den liebes tropfen abgerungen
 

Kaleidoskop

Mitglied
Hallo Walther,

dein Gedicht berührt mich tief.
dieses feine Gespinst, das du webst
verhüllt und enthüllt zugleich.

Eine kleine Anmerkung:
du trafst in mir die eine wunde saite
die diese(n) wehe(n) ton zum klingen bringt

Mit "statt" ist "die Stätte" gemeint?

Ich mag deine Sonette sehr. Sie zeigen, dass man moderne Wortkunst in althergebrachte Formen legen kann.

lg,
Kalei
 

Walther

Mitglied
version mit zäsuren:
du trafst in mir die eine wunde saite/
die dieser wehe ton zum klingen bringt /
& wie der darm in den frequenzen schwingt /
die trauer heißen / wie ich uns bereite

die statt / auf der die liebe lauter singt /
& wie ich uns des letzten hemds entkleide /
um ruhend da zu liegen / wo wir beide
umklammern das / was uns zusammen bringt /

du sangst / wie wenn noch nie gesungen /
noch nie geliebt geworden wäre / da
bin ich in dir versunken & verklungen

wir waren / weit entfernte / uns so nah /
dann habe ich das tuch ganz ausgewrungen
& ihm den liebes tropfen abgerungen
 

Walther

Mitglied
hi kalei,

oben habe ich eine version mit zäsuren eingestellt, um meine lesart des gedichts aufzuzeigen. ich denke, daß ich etwas über das ziel hinausgeschossen bin mit der schreibung, in der man sich in den text hineinlegen muß, um ihn so auszuleuchten, daß der sinn sich erschließt.

die version sollte die erste frage beantworten.

in der tat wurde das wort "ruhe statt" auseinander gelegt und s2v1 und s2v3 anders zusammengefügt. das war beabsichtigt und schafft, so hoffe ich, einen eigentümlichen nachklang.

s4v3 bringt alles zusammen. auch das herbsten wird greifbar.

lieben dank und gruß w.
 

Kaleidoskop

Mitglied
lb Walther,

ich habe deinen Text so aufschlüsseln können wie du ihn geschrieben hast - dieses mal. ;)

Natürlich machen die Zäsuren es dem Leser einfacher.


Du bist nicht auf die zweite Zeile eingegangen.
du trafst in mir die eine wunde saite/
die dieser wehe ton zum klingen bringt /
Wenn eine Saite getroffen wird, so erklingt infolge ein Ton. In deinem Text hört es sich so an, als würde ein Ton die Saite zum Klingen bringen. Als Musiklaie hört sich das für mich merkwürdig an. Es kann durchaus sein, dass ein Ton eine Saite zum Vibrieren bringt. Aber wie gesagt, ich bin kein Musiker und gehe daher von dem bekannteren Fall aus.

Entschuldige bitte diese Haarspalterei. Ich hoffe, du verstehst das nicht als Nörgelei - das soll es nicht sein. Ich wollte dir gern übermitteln, wie dein Text bei mir ankommt - auch in den Details. Es ist ja oft so, dass für den Schreiber Inhalte völlig klar sind - dem Leser aber nicht, weil er nicht über das gleiche Wissen/die gleiche Erfahrung verfügt.

lg,
Kalei
 
A

AchterZwerg

Gast
Lieber Walther,
ich hinterließ dir gestern schon ein (anonymes) Achterle, weil dein Gedicht so ansprechend auf mich wirkte.
Du weiß ja, dass mir deine modischen Gedichte meist besser gefallen und in diesem Zusammenhang natürlich Modernistisches in alte edle Formen gebracht.
Das einzige, was sich mir nicht erschließt, ist, warum du "liebes tropfen" schreibst. Aber das ist nun wirklich eine Kleinigkeit.
Herzliche Grüße
Heidrun
 

Walther

Mitglied
lb kalei,

alles kann "resonieren", also in der frequenz eines tons mitschwingen, das war u.a. gemeint. "eine saite zum schwingen bringen" ist ein geflügeltes wort. ich habe diese formulierung so verändert, daß das schwingen durch klingen ersetzt wurde.

eine resonanzschwingung selbst kann wieder einen ton erzeugen, wenn ein körper dazu da ist. so war das gemeint.

danke für wartung und nachfassen. es ist immer gut, so seine sprachsinne zu schärfen; für mich heißt das, daß die verfremdung zu weit gehen kann (was sie hier wohl tat).

lg w.

das "liebes tropfen" greift zwei bilder auf: erstens das des herbstens. weintrauben werden z.b. "geherbstet", also gepreßt. auch hier filtert man, früher u.a. durch tücher.

dadurch entsteht - hoffentlich - ein "guter tropfen". hier wurde aus den geflügelten wort das "guter" durch "liebes" ersetzt, was wieder auf die "körperflüssigkeiten" bezug nimmt. ich hoffe, diese "windungen" und verfremdungen sind nachvollziehbar.

danke für geduld und insistieren!

lg w.
 



 
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