zu verbrennen in meinen vier wänden

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M

margot

Gast
er griff sich das sixpack mit den letzten
drei bier aus dem kühlschrank
verdammt gefährlich – die flaschen hätten ihm
auf die füße fallen können
er zieht nicht den stecker aus dem alten
kühlschrank
soll er doch die verdammte luft kühlen!
denkt er und klopft kameradschaftlich
auf das weiße blech
wir haben nur unterschiedliche betriebstemperaturen
wenn alles glatt läuft, sind wir perfekt
willst du wissen, wie lange ein mensch in
mitteleuropa heute durchnittlich lebt?
...
du kühlst es – ich trinke es
das ist der unterschied
das ist überhaupt der unterschied, verstehst du?
ich brauche das kalte bier, um nicht zu verbrennen
in meinen vier wänden
zu verbrennen
es wird für heute abend nicht reichen
ich könnte achtzig oder noch älter werden
das wären noch mal vierzig jahre
mindestens
ich gewöhne mich so schnell an einen
kühlschrank
du brummst mich in den schlaf, räusperst dich
schaltest ab
und unerwartet wieder ein, haha
hast du `ne schlafapnoe?
nebenbei läuft das radio
das brauche ich auch – wegen der stimmen
meinst du, dass ich hier irgendwann rauskomme?
mir ist warm, aber ich schwitze nicht
warum bist du so still?
du hast doch nicht den geist aufgegeben?
die alten menschen sind auch plötzlich still
viel zu viele jahre
um zu verdorren, zu verbrennen
in der hitze der vier wände
und ich ...
der alte trinker greift sich das zweite bier
... rede bereits mit einem kühlschrank
was sind schon tage?
zu kurz für einen alten mann
gerade mal eines aufstöhnens wert
bevor es nacht wird
wenn nacht ist
wird es kühl
...
die nacht ist meine rettung
haha, selbst wenn mir das bier ausgeht
ich bin froh, wenn man das froh nennen kann
hey, warum bist du leer?!
leeeer?!!
du arschloch
die wände brennen dunkelviolett
der boden und die decke sind blaß und schmutzig
wie du
nichts zeugte ich!
mein leben war nicht mehr als eine dunstwolke
eine dämliche dunstwolke
verzogen
verzerrt
im geplärr der welt
morgen ist sonntag, da kann ich dich schlecht
auffüllen
sagt der alte mann zu dem kühlschrank
während das radio unsagbares
in töne verpackt
 
S

Stoffel

Gast
Guten Morgen Ralph,

klingt wie "der alte Mann und das Bier"*lach*
sorry...;)
Ja, es kann gefährlich sein, etwas aus dem Kühlschrank zu holen, mir wäre auch mal fast ne Orangensaftpulle auf die Füsse gefallen, weil der Kühli so voll war.

"mir ist heissaber ich schwitze nicht"
Wie fändste die kleine Korrektur? Wenn einem "warm" ist, schwitzt man doch sowieso nicht schon,oder?

Ansonsten suche ich noch nach der eigentlichen Aussage...hm..

Hab nen schönen Tag
lG
Stoffel
 
M

margot

Gast
mir muß nicht heiß sein, um zu schwitzen.
ich beschreibe ein gefühl der konsternation in meinem
gedicht. mir war warm, aber ich schwitzte nicht.
weil ich mich gar nicht lebendig fühlte!

der alte mann und das bier - ein wunderbarer titel, stoffel.

ralph
 
S

Stoffel

Gast
hallo mein lieber Knuffelbär,

wusst ich doch,
daß Dir der Titel gefallen würde:)

Fein, daß Du wieder da bist..
hab mich schon gefragt,
wo bleibst

lG
Stoffel
 



 
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