Rosstäuschung

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Walther

Mitglied
Rosstäuschung


Da war einmal ein Bild im letzten Traum:
Es war, als würde wieder Sommer werden,
Als würden sich die Dinge wieder erden,
Als grünte wieder jeder dürre Baum.

Und es verlöschten Zweifel und Beschwerden.
Die Wasser lägen ruhig, ohne Schaum.
Die Erde glänzte bunt mit grünem Saum.
Es weideten so ruhig alle Herden.

In Wahrheit wühlte Sturm durch sein Gemüt,
Es schneite Eis und Tod aus allen Himmeln.
Die Hoffnungssterne waren schon verglüht,

In Seelenleichen schien Gewürm zu wimmeln:
Was hatte er ums Echte sich bemüht,
Wie irreführend blieb’s, gleich schwarzen Schimmeln.
 

JoteS

Foren-Redakteur
Teammitglied
Hallo Walter

Ein gekonnt komponiertes düster-expressionistisches Gemälde. Gefällt mir ausgezeichnet.

In V2Z2 müsste es aber doch "lägen" heissen, oder?!

LG

J.
 

Walther

Mitglied
Hallo JoteS!

Danke für die "Blumen". "Lägen" ist richtig, wie Du zurecht monierst. Habe ich bereits geändert.

Der Text ist aus einer Laune entstanden, sozusagen hinten nach vorne. Beginn war der "Schwarze Rappe". Den habe ich zum schwarzen Schimmel umdefiniert und dann den Rest dazugebastelt. Heraus kam diese irr-düstere Mischung.

Manchmal ist man solchen Stimmungsschwankungen ausgesetzt und könnte auf diese ganze K... sch... . :D

Gruß W.
 

Milko

Mitglied
Tausch

Hallo Walther

die Täuschung zum erschaffenden Frustspiel
hat Dichte zur Fehlfarbe "Schimmel

gut das es kein " Wallach wurde
und du zur Freude lachen kannst .
gm
 

ENachtigall

Mitglied
Seelenleichen

Hallo Wather,

Gefallen finde ich auch an Deinem expressionistischen Wortgemälde - einzig die Seelenleichen liegen mir schwer auf der inneren Bindehaut. Nicht, weil ich mir die Illusion der seelischen Unsterblichkeit entschieden bewahren möchte: die Verfleischlichung derselben einschließlich der Vorstellung des Madengewimmels erscheint mir dann doch zu dick aufgetragen. Da bin ich wohl noch Sensibelchen ...

Schönen Gruß

Elke
 

Walther

Mitglied
Hallo Enachtigall,
das Gedicht lebt von überzeichneten Bildern und und gesteigert klaffenden Gegensätzen. Solche Gedanken entstehen aus einer Panikattacke, die einen aus dem Tiefstschlaf mitten in das völlige Wachsein katapultiert. Der Puls ist bei 200, das Herz rast, der Atem rasselt, man versucht zu hyperventilieren, damit alles wieder runter kommt. Die Stirn ist von kaltem Schweiß bedeckt, man hat das Gefühl, der Tod ist vorbeigestrichen und hat seinen Eisatem zurückgelassen. Man ist gerade noch von der Schaufel gesprungen.
Wer diesen Zustand kennt, versteht, warum dieses Gedicht genau so sein muß. Anders würde es die Verbindung zu diesem Moment verlieren, den ich niemandem zu erleben empfehle. Der eine oder die andere wird das trotzdem leider nicht nicht vermeiden können.
Danke und Gruß
W.
 
N

no-name

Gast
Hallo Walther,...

was für ein toller, beeindruckender und in sich geschlossener Text, der für mich zu Recht in der Leselupen-Bestenliste steht!

Liebe Grüße von no-name.
 

Walther

Mitglied
Hallo no-name,
manchmal rutscht einem einer so richtig raus, so ein Text.:)
Ehrlich gesagt hatte ich große Zweifel, ob er überhaupt ankommt. Ich halte persönlich immer noch das Sonett "Ertränkt" http://www.leselupe.de/lw/titel-Ertr%E4nken-82401.htm für das gelungere. Da sieht man, wie man sich als Autor täuschen kann. :D
Danke für das Kompliment und lieben Gruß W.
 

Janosch

Mitglied
auf dein sonett heb ich einen. vielleicht werden aber auch fünf hebungen draus - wird sich am morgigen männertag herausstelln. ;)
gruß Janosch
 

Walther

Mitglied
Lb. Janosch,
wer siebenmal den Humpen hebt, paßt auf, daß er am Stuhl nicht klebt, weil er, käm alles unten an, den Segen nicht versorgen kann.
Heraus käm so ein Bodensee. Die Zehen schwämmen, jemine, am Ende käm es dann zum Ziel, daß Bier und Mensch ins Wasser fiel.
Gruß + Spaß W.
 



 
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