02.05.2022, Montag

GerRey

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05:00 - 09:00 Brief an A.: Vorkommnisse der letzten Zeit - Skizze zu einer Geschichte (“Ein mystisches Metallic-Blau”) - eine langgezogene Rechtskurve, Ausblick auf eine Brücke über einen Fluss, ein Tunnel als abstrahierte Weg-Beschreibung für "Ein mystisches Metallic-Blau"? - Unverständlich die schöne V., die mich im Regen hat stehen lassen, ohne je ein Wort mit mir gewechselt zu haben; aber Opfer bin nicht ich; ich muss das dunkle Geflüster auf den Gängen nicht hören, das Zischeln missgünstiger Schlangen; sie hat versucht, ihr schönes Charakterbild zu zerstören; in meinen Briefen und in ein paar meiner Texte wird man Spuren von ihr finden, jedoch nicht als handelnde Person: “Lasset das Böse ruhen!” - Erörterungen über einen Satz, den A. aufgeschnappt hatte, wo eine junge Frau einem Mann sagte, dass sie in der Schule das Brotbacken gelernt habe. Ich meinte dann, dass diese Frau bei ihrem nächsten Date mit dem Mann sicher reizvolle Unterwäsche tragen würde. A: gab zurück, dass sie doch gleich ohne gehen könne. Worauf ich (jetzt) antwortete, ob sie glaube, die Frau würde so frivol sein und ohne Unterwäsche zu einem Mann kommen, für den sie Brot backen will? - Der böse Blick des Ziegenbocks auf einer meiner Wanderungen in Tschechien (Sinnbild des Teufels). - ihre Irland Reise - Schafe versus Haie - Einen Brief zum Transkribieren beigefügt und den Essay “Flohmarkt”.
GerRey


11:30 - 13:15 Rasenmähen im Garten; ich wollte das noch schnell erledigen, bevor es wieder zu regnen begann. In der Sonne war es schon schön warm; mich gelüstete es, zum Badesee hinüber zu gehen und mich kurz hineinzuwerfen. Aber das Wasser war sicher noch zu kalt fürs Schwimmen. Für den Sommer nahm ich mir vor, jeden Tag die Morgenstunden auszunutzen und mich auf einer Luftmatratze im Wasser treiben zu lassen … ein, zwei Stunden, bevor es zu heiß würde und Badegäste in Scharen kämen. Dafür will ich mir jetzt eine neue Badehose kaufen.
Zwei Paletten nebeneinander aufgestellt, auf denen ich das geschnittene Holz unter einer Plane lagern will.
GerRey



Allerdings gewinnt im Parsismus das gute Princip schliesslich die Oberhand, allein erst nach vorangegangenem Kampfe, während im Jahvismus die Suprematie des göttlichen Wesens als Axiom dasteht und alle Erscheinung nur dazu dient, dieses zu bestätigen. Demnach kann auch der Satan nur die Bedeutung erlangen, als Mittel zu dienen. Dem alttestamentlichen Satan kann es nicht daran gelegen sein, Neid oder böse Eigenschaften überhaupt anzuregen, ihn moralisch zu verderben, wie im zoroastrischen Parsismus; er veranlasst nur das äussere Uebel und nähert sich hierin dem vorzoroastrischen Angramainju, nur dass dieser als Urheber des Unheils dasteht, während im Hebräismus die Urheberschaft des Todes auch in Jahve fällt.
(...)
Im Anschlusse an den alttestamentlichen Satan erscheint der neutestamentliche zunächst als Feind und Versucher der Frommen, daher er in dieser Beziehung auch den hergebrachten Namen führt (Luc. 22, 31; 1 Petr. 5, 8.), oder als Ankläger der Menschen (Offenb. 12, 10.). Er wird ferner, wie im Alten Testamente, mit dem Tode in Zusammenhang gebracht (Hebr. 2, 14; vgl . Buch der Weisheit, 2, 24.), zugleich aber auch mit der Sünde (Röm. 5, 12.). Die weitere Entwicklung zeigt sich aber darin, dass die Feindschaft des neutestamentlichen Teufels in ihrer Beziehung zu der vom Messias gestifteten Gemeinschaft specifisch wird . Er wird der speciell erbitterte Feind Christi und besonderer Widersacher und Verderber der Christusgläubigen, die er zum Abfall zu verleiten sucht, auf deren Untergang er sinnt. Sonach zerfällt die Welt in ein doppeltes Reich: das Reich Gottes, durch Christus gestiftet, und das Reich des Teufels. Dem Reiche Christi, das, als Reich Gottes eine Macht und Herrschaft des Lichts ist, steht das Reich des Teufels als eine Macht und Herrschaft der Finsterniss feindlich gegenüber. Dieser fällt anheim und verfällt der Gewalt des Teufels, wer aus der Gemeinschaft Christi ausgestossen wird, der Teufel verfinstert den Verstand und verkehrt den Willen der Menschen.
(“Geschichte des Teufels”,
Gustav Roskoff,
Leipzig: F.A. Brockhaus, 1869)


Hollywood hat in seinen Filmen gewaltig an der Geschichte des Teufels, wie er im Neuen Testament erscheint, weiter gearbeitet. Der Teufel als Verführer wie im Alten Testament bei Adam und Eva oder Kain und Abel reichte nicht mehr aus. In Filmen wie “Der Exorzist” oder “Das Omen” erscheint er überhöht als das absolut Böse. Dadurch entstand vermutlich eine vermehrte Verehrung, sodass sich viele, mehr oder weniger gefährliche, satanistische Zirkel bildeten.
GerRey



Der Alkohol setzt in mir die weibliche Wesenheit frei (das Komplizierteste und Geheimste in mir!).  Weibliche Wesenheit — etwas Gestisches (noch vor dem Nachdenken!). Die Hellsichtigkeit ist nicht zunichte, jedoch das gelobte Recht auf Blindheit.  »Mein Kuscheliger (von dem mir–), mit meinem ganzen zweieinigen, zweischneidigen Wesen will ich zu Ihnen — in Sie: wie in eine Nacht.« — Gedicht und Traum! — (Ihre Worte — alles in Erinnerung!) Wie viele haben doch in mir nur die Dichtung wahrgenommen!  Erinnerung auch an die Worte: Zärtlichkeit und Gier, an alles erinnere ich mich und nehme Sie mit in meinen allnächtlichen Traum — den segensreichen.  Sie sind für mich die Nacht, die totale Nacht: angefangen bei ihrer Scharlatanerie bis hin zu ihren Offenbarungen — das geheimste — das dunkelste Haus meiner Seele.  Alles, mein lieber Freund, 〈kommt〉 durch die Seele — und alles 〈geht〉 wieder zurück in die Seele. (Ein sich selbst versorgender Brunnen.) Nur Fell — gibt's nicht, wie auch: nur Seele. Sie wissen das doch, Sie mit Ihrem tierischen Gespür. — Mein dichter Pelz! (nicht nur vom Tier — auch als Nadelkleid).  Und nach dem Farbton: Sie sind — ein Brauner: Wie Ihre Augen.  Mein Kleiner, solche Briefe hab ich niemandem sonst geschrieben.[11] Ich kenne ja alles: Ihre Oberflächlichkeit ebenso wie Ihr Leichtgewicht und Ihre Leere (denn Sie — sind leer), doch ist mir Ihre irdische Oberfläche (Ihre epidermale Sensibilität für die Seele des andern!) mehr wert als andere Seelen. […]  • Seien Sie sorgsam und vorsichtig. Mein Leben ist nicht meins, folglich: auch nicht das Ihre.  Einzig mein Verlangen — gehört Ihnen.  Und nehmen Sie mich einfach mal für einen ganzen Abend mit: hab mich schon genug nach Ihnen verzehrt.

“Unsre Zeit ist die Kürze”,
Zwetajewa, Marina.
(German Edition) (S.44-45). Suhrkamp Verlag. Kindle-Version.


“Der Alkohol setzt in mir die weibliche Wesenheit frei”:

Nachdem ihn die illegalen Pokerspieler zusammengeschlagen und ihm das von ihnen gewonnene Geld wieder abgenommen hatten, erwacht er im Park auf einer Bank. Seine eiserne Reserve, versteckt in der Kammtasche seines Sakkos, haben sie nicht gefunden.. Ihm ist schlecht (nicht nur von den Prügel, auch von dem Niedergang des Alkoholspiegels); verkatert und ramponiert will er von der Parkbank aufstehen, doch wirft es ihn gleich wieder zurück auf die Bank; Leute gehen vorbei, blicken ihn argwöhnisch an. Er hat Hunger; die Hände beginnen zu zittern; selbst die Zigaretten und das Feuerzeug haben sie ihm gestohlen. Langsam bemüht er sich, von der Parkbank aufzustehen. Nachdem er endlich steht, fällt ihm das Gehen überraschend leicht. Am Parkausgang ist ein Würstelstand; hier gibt es heiße Wurst, Bier und auch Zigaretten. Und er hat noch Geld, das Reserve-Geld aus der Kammtasche. - Sie ist wesentlich älter als er; der Alkohol hat ihr Gesicht verwittert und an ihrem knochigen Körper gezehrt. Sie gibt ihm die Heiße, das Bier und die Zigaretten (auch ein Streichholzbriefchen). Er sieht fürchterlich aus; die langen Haare zerzaust, eine Wunde an den Augenbrauen - Blut-verkrustet. Im ganzen Gesicht Blutergüsse; die Lippen aufgeschlagen, sodass ihm Essen und Trinken hinderlich ist; seine Kleidung schmutzig, blutbefleckt und an einigen Stellen zerrissen. Er kaut an der Wurst, beißt vorsichtig vom Brot ab und grinst sie an, Dieses Lächeln … hebt ihn über seinen Anblick weit hinaus. Sie holt ihn in den Würstelstand, will ihn ein wenig verarzten und säubern. Er sitzt bei ihr drin auf dem Hocker, der neben der Tür steht und auf dem sie sitzt, wenn nichts zu tun ist, weil sie da die Leute nicht gleich sehen, da die Auslage mit Getränkedosen verstellt ist; sie hat Wasser in einer Schale und reinigt ihm das Gesicht mit einem Tuch; er zieht sie auf seine Knie, weil es bequemer ist, wenn sie sitzt. Während sie sein Gesicht wäscht, gehen seine Finger unter dem weißen Arbeitskittel über der Straße ihrer Beine auf die Reise; sie presst die Schenkel zusammen, aber er lässt nicht locker, will höher und höher … bald wird er merken, dass sie keine Unterwäsche trägt. Es stört ihn nicht, dass ihr Atem nach Alkohol riecht. Das einzige Gepflegte an ihr sind ihre Hände, die sie oft eincremt und deren Fingernägel manikürt sind. Mit diesen Fingern wird sie nach ihm greifen und fühlen, wie seine Männlichkeit erstarrt. Als es zu regnen beginnt - heftig in einem Guss, stellt er sie im Rauschen des vom Himmel stürzenden Wassers gegen die Tür und öffnet ihr den Kittel, unter dem sie nackt ist, sodass ihr ihr hagerer, knochiger Körper, mit den schlaffen, kleinen Brüsten zu sehen ist.
GerRey
 



 
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