03:53

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Mitglied
Um vier Uhr nachts da schreibst du kein Gedicht!
Glaub mir; du solltest es auch nicht!
Was kann's schon werden - außer ein Verhau?
Zu trist, zu wirr, zu schwammig: einfach mau!

Du weißt es doch: Melatonin
um diese Uhrzeit will dich runterziehn!
Und außerdem macht es völlig unsäglich
kleine Probleme, die bei Tag erträglich.

Um Trübes meist kreisen Gedanken
und nichts weist sie in ihre Schranken!
Der Denkprozess läuft weit von flüssig
und inhaltlich wird nichts recht schlüssig.

Vom Monitor kaltblaues Licht -
als Wiedereinschlafhilfe taugt es nicht!
Jedoch das Jamben-Leiern lullt dich ein;
so fern von Schlaf kannst du wohl doch nicht sein!

Drum lass es bleiben! Schluss mit diesem Graus!
Zurück ins Bett, du stierst ja schon! Und aus!





.juli_2022
 
Zuletzt bearbeitet:
Guten Morgen! (oder Mittag/ Abend?) Ich hoffe du konntest schlafen, nachdem du dieses Gedicht fertig geschrieben hast =)
Mir gefällt es sehr gut, ich habe mich darin wiedergefunden.

Glaub mir; du solltest es auch nicht!
Da scheint ein "erwachsener", vernünftiger Anteil aus dem LI zu sprechen. Leider schlafen diese Anteile um diese Zeit meistens schon (denn sie sind ja vernünftig). Wenn ich nachts krampfhaft musiziere oder schreibe dann sind da meistens nur noch die antreibenden inneren Kritiker am Werk. Das LI scheint sich gegen diese zu emanzipieren?
Ich lese aus deinem Gedicht einen humoristischen Unterton heraus, aber ebenso spüre ich da einen starken inneren Konflikt, ja einen Kampf gegen sich selbst. Es hinterlässt mich mit gemischten Gefühlen... Ich fühle mich "ertappt", amüsiert aber auch ein kleines bisschen bedrückt.

Jedoch das Jamben-Leiern lullt dich ein;
Diesen Vers finde ich sehr stark!


Sehr gerne gelesen!
Liebe Grüße
H.
 

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Mitglied
...
Mir gefällt es sehr gut, ich habe mich darin wiedergefunden.



...
Ich lese aus deinem Gedicht einen humoristischen Unterton heraus, aber ebenso spüre ich da einen starken inneren Konflikt, ja einen Kampf gegen sich selbst.

Danke schön, Hm!

Freut mich, dass das Gedicht einen gewissen Wiedererkennungswert aufweisen kann!

Wenn ich um diese Uhrzeit wach bin (oder werde), hab ich inzwischen gelernt, dass es besser ist, mich zu beschäftigen anstatt krampfhaft zu versuchen, wieder einzuschlafen. Irgendwann werde ich dann auch wieder müde und dann passt es auch wieder. Den Kampf gegen mich selbst hab ich schon länger als einen erkannt, der nicht zu gewinnen ist - einfach der Tageszeit bzw. Nachtzeit wegen. Das Grübeln auszuschalten, dass sich da gerne einstellt, ist definitiv das Wichtigste.

Heute Nacht war es ein sehr stürmisches Gewitter, das mich geweckt hat, und es hat auf der großen Baustelle vor unserem Wohnhaus in Wien ganz viel Zeug durch die Gegend geweht, dass mit viel Gepolter für zusätzliche Unruhe gesorgt hat. Die Abkühlung war aber dringend nötig und willkommen und ich habe sie genossen, während ich darauf gewartet habe, dass sich wieder eine gewisse Bettschwere einstellt.

Deine Lesart zeigt aber, dass - wenn man einen Text offen genug hält - der Leser seine ganz eigenen Erfahrungshorizonte mit einbringt und oft etwas herausliest, das der Dichter gar nicht "reingeschrieben" hat (zumindest nicht bewusst oder gezielt). Und das macht es doch recht spannend.
Mit dem humorigen Unterton lagst du völlig richtig. Aber klar - das Grübelthema liegt nicht weit entfernt. Ich kenne auch Nächte, wo ich es nicht hinbekomme, das gar nicht erst aufkommen zu lassen. Gottlob sind das aber sehr wenige. ;)

Danke fürs Vorbeischauen und Kommentieren!

LG,
Claudia
 

anbas

Mitglied
Hallo Claudia,

inhaltlich gefällt mir das Gedicht sehr gut. Ich könnte es 1:1 auf mich übertragen.

Der ganz großen Begeisterung für dieses Gedicht steht dann aber mein Faible für eine saubere Metrik im Weg. Zwar passt das Holpern und Stolpern irgendwie schon zum Inhalt (und in solchen Fällen kann ich am ehesten über eine unsaubere Metrik hinwegsehen), doch hier ist es mir einfach zu viel... Sorry, da kann ich nicht aus meiner Haut raus und kann auch nicht über meinen Schatten springen und auch nicht alle fünfe grade sein lassen und auch nicht, das Ganze nicht so eng sehen, und... :rolleyes: :cool:.

Liebe Grüße

Andreas
 

petrasmiles

Mitglied
Man hat es schon schwer als Könner :)
So sind wir Menschen verschieden - mich können die perfektesten Reime nicht reizen, wenn der Inhalt stumpf ist - aber Stölperchen machen mir nix wenn ich Bilder sehe und 'mitfliegen' (oder abstürzen) kann :)

Liebe Grüße
Petra
 

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Mitglied
... Zwar passt das Holpern und Stolpern irgendwie schon zum Inhalt....

... doch hier ist es mir einfach zu viel... Sorry, da kann ich nicht aus meiner Haut raus und kann auch nicht über meinen Schatten springen und auch nicht alle fünfe grade sein lassen und auch nicht, das Ganze nicht so eng sehen, und... :rolleyes: :cool:.
Ui. Dann stimmt das wohl:

Was kann's schon werden - außer ein Verhau?
Zu trist, zu wirr, zu schwammig: einfach mau!
Man könnte also sagen q.e.d. :cool:
Aber Spaß beiseite, lieber Andreas.

Es tut mir natürlich leid, wenn da für dich zu viel zu sehr hakt! Das ist schade.
Ich weiß, das Gedicht hält die Metrik nicht ganz einheitlich exakt durch. Das ist natürlich zum Teil so gewollt (form follows function bzw. Stil trägt Aussage), aber wäre es für mich in meinen Ohren derart holprig wie es das anscheinend für dich ist, hätte ich es so nicht eingestellt.
Wir betonen also ev. manches anders???
Ich weiß - ich habe ein paar künstlerische Betonungs-Pausen eingebaut. Im Vortrag kann man es also flüssiger präsentieren als es sich für dich anscheinend liest.

Ich schau nochmal in Ruhe drüber und vielleicht kann ich ja noch die eine oder andere Stelle glätten, die dich besonders stört. Mal sehen. Danke jedenfalls für die Rückmeldung.

LG,
Claudia
 

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Nachtrag:

Hier eine zweite, hoffentlich merklich entholperte Version für dich, Andreas.
(sorry, mir gefällt Version 1 mit Abstand besser, weil lebendiger...aber ich gebe zu: dass "unsäglich" quer zu betonen ist, ist natürlich nur im Vortrag erkennbar. Da aber passt es herrlich zur humorigen Note, wie ich finde).

So sind wir Menschen verschieden - mich können die perfektesten Reime nicht reizen, wenn der Inhalt stumpf ist - aber Stölperchen machen mir nix wenn ich Bilder sehe und 'mitfliegen' (oder abstürzen) kann :)
Recht lieben Dank auch dir für deine Rückmeldung, liebe Petra! :)

LG! Claudia



Um vier Uhr nachts, da schreibst du kein Gedicht!
Vertraue mir; du solltest es auch nicht!
Im besten Falle wird es ein Verhau;
zu trist, zu wirr, zu schwammig - einfach mau!

Dabei weißt du genau: Melatonin
will dich um diese Uhrzeit runterziehn!
Zudem macht es dich ängstlich, klein und kläglich,
doch groß Probleme, die bei Tag erträglich.

Um Trübes kreisen meist deine Gedanken
und nichts weist sie zurück in ihre Schranken!
Der Denkprozess läuft auch so gar nicht flüssig
und inhaltlich wird nichts so richtig schlüssig.

Vom Monitor strahlt kaltes, blaues Licht -
das taugt als Wiedereinschlafhilfe nicht!
Das Jamben-Leiern aber lullt dich ein;
so fern von Schlaf kannst du wohl doch nicht sein!

Drum lass es bleiben! Schluss mit diesem Graus!
Zurück ins Bett! Du stierst ja schon! Und aus!



War es das, was du gemeint hast?

LG,
Claudia
 
Zuletzt bearbeitet:
Tröste dich mit den großen Geistern der Kunst Fee. Der berühmte Filmmusiker Hans Zimmer komponiert nur nachts und räumt die Oscars ab. Wenn ich am Tage schlafen kann, macht mir Nachtarbeit nichts aus.
Beislgrüße
 

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Tröste dich mit den großen Geistern der Kunst Fee. Der berühmte Filmmusiker Hans Zimmer komponiert nur nachts und räumt die Oscars ab. Wenn ich am Tage schlafen kann, macht mir Nachtarbeit nichts aus.
Beislgrüße
Danke, Hans.

Seit ich schlafe, wenn ich schlafen kann und nicht versuche, zu schlafen, wenn ich es offensichtlich nicht kann, hat sich die Lage merklich entspannt. ;)
Ist allerdings auch einfacher, wenn man weiß, man muss nicht mehr am nächsten Morgen fit sein, um in einem zu kleinen Werksaal (zu viele) eifrige Schüler*innen unter Kontrolle halten und zu Erfolgserlebnissen hinführen zu können. :cool:

Ich war schon immer mehr der Nachtmensch. Und im Sommer ist es ab gewissen Temperaturen auch nur nachts halbwegs erträglich. Da gehe ich ganz bewusst nur mehr ins Bett zum Schlafen, wenn ich spüre, dass ich - egal, wie heiß es noch ist - gleich einschlafen werde. Ich würde so gerne schwebend schlafen können...du nicht auch?

LG,
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