1 Die Blauen Wölfe

Asgar

Mitglied
1
Die Blauen Wölfe
Lyranna hielt den Atem an, drückte sich tief in das schmutzige Gras hinter dem kleinen Hügel und lauschte angestrengt. Ihr Schulterlanges Haar war schmutzig und sie wirkte ausgezehrt. Die Reise hatte ihren Tribut gefordert. Die Sehne des Bogens, den sie über die Schulter trug, schnitt ihr dabei schmerzhaft ins Fleisch. Auf dem Weg hierher waren sie kleinen Gruppen von Grünhäuten oder Banditen begegnet, doch auf Skaven waren sie bisher nicht getroffen. Doch so kurz vor dem Ziel war es nicht verwunderlich, dass sie einen Spähtrupp der Rattenmenschen entdeckt hatte. Es dämmerte bereits, die Nacht war vorüber.
Direkt vor dem Hügel, hinter dem sie in Deckung gegangen war, redeten zwei der Rattenköpfe aufgeregt miteinander. Ihr Fell war Schmutzig und struppig, die kleinen, rötlichen Knopfaugen funkelten einander bösartig an.
„Ich - ich hab’s genau geseh’n! Du betrügst uns um die Beute!“, sagte der erste von ihnen.
„NEIN! Du lügst - lügst!! JAWOHL!“, antwortete der zweite und senkte dabei seine Pfote langsam zu einem rostigen Kurzschwert, das am Gürtel befestigt war.
„Ich werd’ dem Boss bescheid sagen! Dann – dann ….
Warte.
Riechst du das auch – auch?“
Der andere hielt inne und schnüffelte in die Luft.
Lyranna erschauderte, als sie dass schniefende Geräusch war nahm, mit dem die Kreatur die schmutzige Luft einsog.
„Ja… hier stinkt’s – stinkt’s!
Stinkt nach Menschendingen!“
Lyranna erschrak, als plötzlich neben ihr aus dem Gras ein Rattenkopf auftauchte. Skrigg, der verrückte Skaven-Techniker, den Bogar aus einem Zirkus freigekauft hatte, nahm eine grün leuchtende Kugel in die Krallen und begann ungeschickt daran herumzufummeln. Er trug nur einen grauen Fetzen als Kleidung und hatte ständig eine Schutzbrille aus Metall um den Kopf geschnallt. Sein Fell war schmutzig grau.
Lyranna formte ein „Nein!“ mit ihren Lippen, doch entweder verstand er nicht oder, und das war wahrscheinlicher, wollte er nicht verstehen.
Er warf die kleine Kugel in hohem Bogen in das Skavenlager und verschwand daraufhin mit einem aufgeregten Quieken wieder im dichten Gras.
Auch Lyranna sprang laut fluchend auf und rannte dem Rattenmenschen hinterher.
Ein Ohrenbetäubender Knall ertönte hinter ihnen, doch Lyranna rannte weiter und hütete sich davor, sich umzudrehen.

Das Lager der Skaven war nach der Explosion von Skriggs Warpsteinbombe in dunkelgrüne Flammen gehüllt. Überall rannten vor Schmerz schreiende oder vor Wut fluchende Rattenmenschen umher. Nur eine einzelne Gestalt, vermummt in einen grauen Mantel, bestieg den kleinen Hügel, hinter dem Lyranna sich nur Momente vorher versteckt hatte. Scheinbar war dies der Anführer der kleinen Gruppe, er hatte einen alten Knorrenstab in der Hand und Trug Widderhörner als Kopfschmuck. Die vermummte Ratte streckte ihren knochigen Arm in die Richtung der Fliehenden.

Bogar kam ihnen entgegen gerannt, auch er war sichtlich mitgenommen von der langen Reise. Er trug einen bräunlichen Lederharnisch, hatte kurze braune Haare und Koteletten. Lyranna hatte ihn nie gefragt, wie alt er war, doch sie schätzte ihn auf über vierzig. Viele Narben „zierten“ sein Gesicht und sicher auch den Rest seines Körper, man sah ihm an, dass er ein Krieger war. Er sah die Flammen hinter ihnen aufsteigen und blickte mit hasserfülltem Blick auf Skrigg herab.
“WAS hast du getan, du kleiner Bastard?!“, schrie er ihn an. Der Skaven erkannte die Gefahr und versuchte auszuweichen – doch er war zu langsam.
Bogar versetzte ihm einen schmerzhaften Fußtritt in die Seite, so dass er gegen einen Baum geschleudert wurde.
„Wenn ich dich nicht brauchen würde, um nach Sklavenblight zu kommen… Wärst du längst tot, Abschaum! Ich hoffe für dich, dass du wirklich einen Weg hinein kennst.“
Skrigg kroch in demütiger Pose vor Bogar herum und murmelte unterwürfige Entschuldigungen.
“Verzeiht, Herr. Ich wollte nur helfen – helfen…“
Nach einem weiteren vernichtenden Blick Bogars huschte der Rattenmensch gedemütigt weg. Lyranna nahm es Bogar meist übel, wenn er den kleinen Kerl schlecht behandelte, doch dieses mal hatte er es wirklich verdient. Obwohl er eigentlich froh sein konnte, dass Bogar ihn nicht mehr in Ketten legte, wie zu Beginn ihrer Reise.
Plötzlich schlug ein grüner Blitz in den Baum, neben dem sie standen, das Holz explodierte mit einem dampfenden Zischen und Sie wurden von einer glühenden Hitzewelle erfasst..
„EIN PROPHEEET! EIN PROPHEEET! WIR SIND VERLOOOREN!!“, brüllte Skrigg wie ein Verrückter und deutete dabei wild gestikulierend auf den grauen Schatten, der vom Lager zu ihnen herübersah. Skrigg schrie sich die Lunge aus dem Leib und rannte auf allen Vieren davon, zurück zum Lager der Söldner.
„Lauf!“, schrie Bogar plötzlich und Lyranna gehorchte ohne darüber nachzudenken.
Neben ihnen schlug ein weiterer Warpblitz aus der Hand des Propheten ein.

„Eine Explosion? Im Westen?
Was um Himmels Willen haben sie wieder getan…“, Hauptmann Georg fuhr sich durch die kurzen, schwarzen Haare und seufzte resignierend, bevor er sich wieder Gunther zuwandte, der ihm diese Nachricht eben überbracht hatte.
„Ich wusste, es war ein gewaltiger Fehler, diese Bande mitzunehmen.
Und dieser Junge mit seinem verfluchten Gedudel geht mir auch auf den Geist!“, sagte er mit einem flüchtigen Blick auf den Jungen, der auf einem Ast in der Nähe des Söldnerlagers der „Blauen Wölfe“ saß und auf seiner Querflöte spielte.
Wie alt er war wusste niemand, Georg schätzte ihn auf ungefähr 16 oder 17 Jahre, er hatte ein ziemlich jugendliches Aussehen und, dass war das ungewöhnliche, schlohweiße Haare und rote Augen. Sein Name war Balthasar, einen Nachnamen hatte er weder den Blauwölfen, noch seinen drei Kameraden genannt, mit denen er zu ihnen gestoßen war.
Es war schon ein seltsamer Anblick gewesen.
Ein Krieger in einer Lederrüstung, eine junge Frau in Waldläuferkleidung, ein räudiger Rattenmensch und dieser ominöse Junge. Sie hatten sich den Blauwölfen auf dem Weg nach Tilea angeschlossen, da sie zumindest in die gleiche Richtung gingen.
Morgen würden sie endlich in Miragliano ankommen und Georg und seine Söldner hätten ihr Ziel damit erreicht. Von dort aus sollten diese verrückten weiter in die Zombiesümpfe ziehen, um ihren Tod zu finden.
„Skavenblight, die unterirdische Hauptstadt der Skaven. Dass ich nicht lache! Selbst wenn so etwas existieren würde, würde niemand freiwillig dort hingehen…“, murmelte Georg gedankenversunken.
Plötzlich hörte Balthasar auf zu spielen und sprang auf, sodass er auf dem Ast stand und gen Westen spähte. Georg und die anderen wurden hellhörig. Obgleich das Flötenspiel des Jungen ziemlich an ihren Nerven zehrte, so warnte es sie doch alle, als er plötzlich damit aufhörte. Eine Alarmglocke hätte nicht effektiver sein können.
„Sie kommen zurück. Und scheinbar bringen sie einige Gäste mit.“, sagte Balthasar gelassen. Einer der Kundschafter, der Stellung auf einem Baum bezogen hatte, rief: „RAATTTEEENN!! ALLE MANN AUF IHREN POSTEN!“
„Also los! Schützen aufstellen! Verteidigungsformation einnehmen!“, schrei Bogar, während er sich zu seinen Männern umdrehte.
Die Musketiere stellten sich in zwei Reihen auf, davor knieten die Pikenträger, die Piken nach vorn. Dahinter standen die Langbogenschützen.
Nicht lange dauerte es, bis Lyranna, Bogar und Skrigg angerannt kamen, nur ein paar Meter hinter ihnen einen Meute aus gierig funkelnden, roten Knopfaugen, rasiermesserscharfen Nagezähnen und rostigen Klingen.
Die drei warfen sich in ein nahes Gebüsch, als Georg den Befehl zum Schießen gab.
Die erste Reihe der Musketiere feuerte ihre Salve und die erste Reihe der Skaven fiel und wurde von den nachfolgenden einfach niedergetrampelt. Die beiden Musketierreihen wechselten die Positionen, sodass die erste Reihe Nachladen und die zweite Schießen konnte.
Die Bogenschützen deckten die Ratten derweil mit einem Pfeilhagel ein.
Plötzlich jedoch erhob sich ein Skaven in einem grauen Mantel aus den Reihen, er zuckte zusammen und aus seinen Klauen fuhr ein Giftgrüner Blitz, der mitten in die Musketiere einschlug und eine Fontäne aus Dreck und Blut in die Luft stieben ließ.
„VERDAMMT!! EIN VERFLUCHTER MAGIER!“, schrie Georg aus vollen Hals, während er sein Schwert zog und auf die Ratten zustürmte, die nun nahe heran waren. Mit seinem ersten Streich erledigte er vier auf einmal und auch die anderen Söldner, die bis vor kurzem noch geschlafen hatte, hatten sich gerüstet und gingen in den Nahkampf über. Während Skrigg sich irgendwo verkroch und Lyranna ihren Bogen nahm und einen Pfeil auf ihren Bogen legte, stellte sich Bogar schützen vor sie und hob seine, mit glänzenden, stachelbesetzten Eisenhandschuhen bekleideten, Fäuste.

Balthasar beobachtete das Getümmel von seinem erhöhten Standpunkt aus, die aufgebrachte Skavenmasse hatte ihn scheinbar noch nicht entdeckt. Mit einem hinterhältigen Lächeln hob er sein Instrument an die Lippen und sagte leise.
„Erster Akt. Die Sinfonie der Schatten.“
Dann begann er zu spielen.
Die Melodie war sacht und düster, wie ein böses Omen klang sie in den Ohren der Söldner. Die Schatten unter dem Baum und in der ganzen Umgebung begannen zu wabern und zu wogen, sie schienen in einer nicht enden wollenden, fließenden und gleitenden Bewegung lebendig zu werden. Schwarze Schattenhände glitten aus dem wogenden Dunkel und hielten die Skaven fest, zerrten und rissen an ihren Rüstungen und Waffen, schnürten ihnen die Luft ab. Die Ratten schrieen wie verrückt, doch sie waren bereits gefangen in der wabernden Düsternis, Georgs Männer zogen sich rasch ein paar Meter zurück und beobachteten mit Abscheu und Faszination das bizarre Schauspiel.
Der graue Prophet des Skaventrupps richtete den Blick seiner Rattenaugen auf Balthasar und hob gerade den Arm, als aus den Büschen ein Pfeil angezischt kam und den Kopf der Ratte durchbohrte.
Balthasar nickte Lyranna zum Dank zu, die unter ihm in den Büschen stand, den Bogen noch in Händen.
Danach hörte er auf zu spielen.
„Zweiter Akt. Die Sonate der Schmerzen.“
Und er begann wieder zu spielen, der Klang fremdartig und faszinierend zugleich, ungleich grotesker als das letzte Lied. Die Skaven unter ihm wanden sich vor Schmerzen, Blut lief aus ihren Mäulern, Nasen und Ohren. Einige brachen einfach vor Schmerz zusammen.
Die Männer starrten immer noch gebannt auf die sich vor Schmerz windenden Rattenmenschen.
„Hör auf… hör bitte auf damit…“, murmelte Lyranna kaum hörbar, die mit vor Schrecken geweiteten Augen auf die grauenerregende Szenerie, die sich ihr bot.
„Dritter Akt. Ode an den Tod.“, sagte Balthasar kalt und begann erneut.
Langsame, harmonische, jedoch durchdringende Klänge entsprangen seinem Instrument.
Die Skaven zuckten ein paar Mal, bevor sie zusammenbrachen und sich nicht mehr rührten.
Die meisten waren bereits zu schwach, um zu schreien, sie krümmten sich und hörten einfach auf zu leben.
Als sich keiner von ihnen mehr rührte, nahm Balthasar die Flöte herunter und verbeugte sich tief. Ein tückisches Lächeln auf den Lippen.
Die Söldner verbrannten die Leichen, bevor sie schließlich das Lager abbauten und nach Miragliano zogen.
 

Gothanna

Mitglied
Hey, ich hab dich eben gegoogelt. Du hast mit der Story ja gewonnen!
Ist nun ja schon eine Weile her, dass Du sie bei Leselupe eingestellt hast, bin aber eben erst darauf gestoßen.
Habe beim ersten Überfliegen eine Menge Wortwiederholungen und Grammatikfehler gefunden, aber Dein Stil gefällt mir sehr gut.
Wenn Du magst, geh ich den Text mal vollständig durch.
Wenn nicht... dann eben nicht.
Sag mir einfach, ob Du Interesse hast. Ich habe von Warhammer zwar keine Ahnung, dafür aber von Fantasy.
Gruß, Gothanna
 



 
Oben Unten