Campusanis
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Die letzten Sonnenstrahlen spiegelten sich in allen Fenstern einer riesigen Villa. Wäre nicht ein ebenso riesiges Spitzdach oben angebracht, hätte man auf die Idee kommen können, es handele sich um ein Schloss. Fenster waren unregelmäßig und spärlich überall verteilt und um die Villa herum standen dichte Büsche sowie ein sehr alter Baum an einer Seite.
An dieser Seite schlich sich jetzt eine junge Frau durch die engen Büsche und an dem Baum vorbei. Das Eingangstor an der Frontseite hatte sie wohl übersehen. Sie war normalgroß, hatte fast pechschwarze glatte und mittellange Haare und abgesehen von einem langen schwarzen Mantel war sie in ihrem nicht gerade farbenfrohen Shirt eher unpassend für diese Uhrzeit angezogen. Sie ging ängstlich in der Abenddämmerung um das große Haus herum und landete schließlich bei einem Vordach an der linken Ecke der Vorderseite. Bei dem Vordach handelte es sich eigentlich mehr um einen Schuppen, denn die Wände schlossen bündig an das Dach an und ließen kein Hineinsehen zu. Vorne war eine hölzerne Tür angebracht, an die die Frau anklopfte. Dem Geräusch nach öffnete sich zunächst eine andere Tür, dann auch die Tür des Vordaches und eine kleine Frau mit einer Schürze und dunklen, kurzen Haaren kam zum Vorschein.
»Ah, kommen Sie rein, Sie sind die erste.«
Die junge Frau folgte der Anweisung und schloss die Tür hinter sich. Tatsächlich folgte nach drei Treppenstufen um eine Ecke herum eine zweite hölzerne Tür. Nachdem die Frau mit der Schürze sie geöffnet hatte, war ein großer, beleuchteter Saal zu sehen. Noch befanden sich die beiden Frauen im Schatten einer Standgarderobe an der rechten Seite. Die Frau hängte ihren Mantel auf, danach wurde sie von einem Kronleuchter an der Decke geblendet. Direkt darunter befand sich eine kleine Tafel. Sechs Stühle standen alle an einer Längsseite des Tisches.
Die junge Frau wurde per Post eingeladen, hierher zu kommen. Ein Überraschungsessen werde stattfinden, hieß es; der Absender wollte sich in dem Brief noch nicht zeigen. Nur widerwillig war sie der Einladung gefolgt, ihre Familie hatte sie mehr oder weniger dazu genötigt; »das wird bestimmt aufregend!« hatten sie gesagt. Die Frau war sich da zwar nicht so sicher, aber jetzt war es ja sowieso zu spät.
»Ich bin hier die Haushälterin«, sagte die Frau mit der Schürze, »und werde Ihnen heute Abend das Essen servieren. Setzen Sie sich doch schon einmal, ich bin sicher, die anderen kommen gleich.«
Die junge Frau hatte keine Ahnung, was der Anlass dieses Treffens sein könnte, sie war sich sicher, dass die Geburtstage und andere Festivitäten ihrer Bekannten sich nicht um das heutige Datum bewegten. Dann riss sie dumpfes Gerede von draußen aus ihren Gedanken. Wenige Sekunden später klopfte es wieder an der Vordertür. Die Haushälterin öffnete erneut und zwei Männer kamen herein.
Der eine trug einen Anzug mit Krawatte und sah mürrisch aus. Er hatte ein kleines Gesicht und einen rotblonden kurzen Vollbart. Er nickte kurz, als er die Frau sah. Der andere war das genaue Gegenteil. Er hatte ein hautenges und zu kurzes helles T-Shirt sowie ein spitzes, offenes Gesicht und eine übergroße Nase. Er setzte sich ohne sich viel umzusehen sofort neben die junge Frau, der erste nahm stumm daneben Platz. Beide Männer hatte sie noch nie zuvor gesehen.
»Na?«, fragte der Mann mit der Nase und stieß ihr mit dem Ellenbogen in die Rippen. »Sind wir wegen dir hier? Gerechtfertigt wär's ja.«
»Äh, nein ...«, antwortete die Frau etwas angewidert. »Ich hab nicht Geburtstag oder so.«
»Nein? Schade, echt. Was meinst du, Manni?« Er drehte sich zu dem Mann im Anzug um. »Das hier ist der Manni, ich hab ihn eben vor der Tür kennen gelernt.«
Die Frau grüßte erneut, dann klopfte es ein weiteres Mal. Wieder öffnete die Haushälterin die Tür und diesmal kamen zwei Männer und eine Frau herein. Sie sahen alle relativ jung aus, am jüngsten aber schien ein junger Mann mit einem runden, dicklichen Gesicht, viel zu großen Klamotten und einer Stoffmütze.
»Jo«, machte er zu den anderen am Tisch.
Der zweite Mann hatte nur ein Hemd an, war Brillenträger und beachtete nichts, außer der Musik, die offensichtlich aus den Ohrstöpseln in seinen Ohren kam. Er sah vornehm aus und hatte eine glatt gekämmte, etwas schleimige Frisur. Die recht große Frau hatte ihre Jacke schon abgelegt und stand jetzt mit Armen in den Hüften vor dem Tisch, während die anderen sich setzten. Ihre Haare waren zusammengebunden und glänzten im Licht des Leuchters an der Decke. Ihre verbleibende Strickjacke war hingegen eher matt. Mit strengem Blick beobachtete sie die Tafel und setzte sich schließlich auf den letzten freien Platz neben dem Mann mit dem hautengen Shirt.
»Das ist doch alles Quatsch, glaubt mir das mal gleich!«, sagte sie fast wütend. »Gleich kommt hier irgendein Idiot angetanzt und meint, gute Laune verbreiten zu müssen, wahrscheinlich noch ein Stripper! Der kann sich seine Scheine gleich alleine sonstwohin stecken!«
Der Mann mit der Nase, der jetzt zwischen den beiden Frauen saß, antwortete. »Hey, ruhig bleiben, wenn hier einer strippt, bin ich das.«
»Könnten wir dann bitte mal das Thema wechseln?«, warf der mit den Ohrhörern in die Runde. »Das ist unter meinem Niveau.«
»Oh!«, machte die Frau weiter. »Ganz der feine Musiker! Na das wird ja ein toller Abend.«
»Ey man, no stress«, erwiderte der Junge mit dem runden Gesicht. »Wird schon alles cool.«
In diesem Moment kam die Haushälterin aus einer Doppeltür in der der Eingangstür gegenüberliegenden Ecke des Raumes.
»Guten Abend. Ich soll Sie alle hier begrüßen. Heute Abend werde ich Ihnen all Ihre Wünsche erfüllen. Das Fünf Gänge Menü ist schon komplett durchgeplant, nur für Sie, hier und jetzt. Ich geh nur schnell noch mal nach draußen, um die kalten Getränke zu holen, dann bin ich für Sie da.«
Das klang nach einem auswendig gelernten Text, aber dennoch vielversprechend. Mit dem letzten Satz verschwand die Haushälterin zur Eingangstür, ging in den Schuppen und schloss die Tür hinter sich.
»Hm, vielleicht wird's ja doch ganz gut ...«, meldete sich der Mann mit dem Vollbart zu Wort.
»Ich bin gleich wieder da«, sagte die junge, kleinere Frau, während sie aufstand. »Geh nur kurz mein Geld zu meinem Mantel bringen.«
Sie ging zur Garderobe zurück, während sich die anderen am Tisch über die bevorstehenden fünf Gänge unterhielten. Als sie ihr Geld weggesteckt hatte, bemerkte sie plötzlich, dass es etwas rutschig auf dem Boden war.
Sie sah nach unten.
Dann stieß sie einen markerschütternden, spitzen Schrei aus.
An dieser Seite schlich sich jetzt eine junge Frau durch die engen Büsche und an dem Baum vorbei. Das Eingangstor an der Frontseite hatte sie wohl übersehen. Sie war normalgroß, hatte fast pechschwarze glatte und mittellange Haare und abgesehen von einem langen schwarzen Mantel war sie in ihrem nicht gerade farbenfrohen Shirt eher unpassend für diese Uhrzeit angezogen. Sie ging ängstlich in der Abenddämmerung um das große Haus herum und landete schließlich bei einem Vordach an der linken Ecke der Vorderseite. Bei dem Vordach handelte es sich eigentlich mehr um einen Schuppen, denn die Wände schlossen bündig an das Dach an und ließen kein Hineinsehen zu. Vorne war eine hölzerne Tür angebracht, an die die Frau anklopfte. Dem Geräusch nach öffnete sich zunächst eine andere Tür, dann auch die Tür des Vordaches und eine kleine Frau mit einer Schürze und dunklen, kurzen Haaren kam zum Vorschein.
»Ah, kommen Sie rein, Sie sind die erste.«
Die junge Frau folgte der Anweisung und schloss die Tür hinter sich. Tatsächlich folgte nach drei Treppenstufen um eine Ecke herum eine zweite hölzerne Tür. Nachdem die Frau mit der Schürze sie geöffnet hatte, war ein großer, beleuchteter Saal zu sehen. Noch befanden sich die beiden Frauen im Schatten einer Standgarderobe an der rechten Seite. Die Frau hängte ihren Mantel auf, danach wurde sie von einem Kronleuchter an der Decke geblendet. Direkt darunter befand sich eine kleine Tafel. Sechs Stühle standen alle an einer Längsseite des Tisches.
Die junge Frau wurde per Post eingeladen, hierher zu kommen. Ein Überraschungsessen werde stattfinden, hieß es; der Absender wollte sich in dem Brief noch nicht zeigen. Nur widerwillig war sie der Einladung gefolgt, ihre Familie hatte sie mehr oder weniger dazu genötigt; »das wird bestimmt aufregend!« hatten sie gesagt. Die Frau war sich da zwar nicht so sicher, aber jetzt war es ja sowieso zu spät.
»Ich bin hier die Haushälterin«, sagte die Frau mit der Schürze, »und werde Ihnen heute Abend das Essen servieren. Setzen Sie sich doch schon einmal, ich bin sicher, die anderen kommen gleich.«
Die junge Frau hatte keine Ahnung, was der Anlass dieses Treffens sein könnte, sie war sich sicher, dass die Geburtstage und andere Festivitäten ihrer Bekannten sich nicht um das heutige Datum bewegten. Dann riss sie dumpfes Gerede von draußen aus ihren Gedanken. Wenige Sekunden später klopfte es wieder an der Vordertür. Die Haushälterin öffnete erneut und zwei Männer kamen herein.
Der eine trug einen Anzug mit Krawatte und sah mürrisch aus. Er hatte ein kleines Gesicht und einen rotblonden kurzen Vollbart. Er nickte kurz, als er die Frau sah. Der andere war das genaue Gegenteil. Er hatte ein hautenges und zu kurzes helles T-Shirt sowie ein spitzes, offenes Gesicht und eine übergroße Nase. Er setzte sich ohne sich viel umzusehen sofort neben die junge Frau, der erste nahm stumm daneben Platz. Beide Männer hatte sie noch nie zuvor gesehen.
»Na?«, fragte der Mann mit der Nase und stieß ihr mit dem Ellenbogen in die Rippen. »Sind wir wegen dir hier? Gerechtfertigt wär's ja.«
»Äh, nein ...«, antwortete die Frau etwas angewidert. »Ich hab nicht Geburtstag oder so.«
»Nein? Schade, echt. Was meinst du, Manni?« Er drehte sich zu dem Mann im Anzug um. »Das hier ist der Manni, ich hab ihn eben vor der Tür kennen gelernt.«
Die Frau grüßte erneut, dann klopfte es ein weiteres Mal. Wieder öffnete die Haushälterin die Tür und diesmal kamen zwei Männer und eine Frau herein. Sie sahen alle relativ jung aus, am jüngsten aber schien ein junger Mann mit einem runden, dicklichen Gesicht, viel zu großen Klamotten und einer Stoffmütze.
»Jo«, machte er zu den anderen am Tisch.
Der zweite Mann hatte nur ein Hemd an, war Brillenträger und beachtete nichts, außer der Musik, die offensichtlich aus den Ohrstöpseln in seinen Ohren kam. Er sah vornehm aus und hatte eine glatt gekämmte, etwas schleimige Frisur. Die recht große Frau hatte ihre Jacke schon abgelegt und stand jetzt mit Armen in den Hüften vor dem Tisch, während die anderen sich setzten. Ihre Haare waren zusammengebunden und glänzten im Licht des Leuchters an der Decke. Ihre verbleibende Strickjacke war hingegen eher matt. Mit strengem Blick beobachtete sie die Tafel und setzte sich schließlich auf den letzten freien Platz neben dem Mann mit dem hautengen Shirt.
»Das ist doch alles Quatsch, glaubt mir das mal gleich!«, sagte sie fast wütend. »Gleich kommt hier irgendein Idiot angetanzt und meint, gute Laune verbreiten zu müssen, wahrscheinlich noch ein Stripper! Der kann sich seine Scheine gleich alleine sonstwohin stecken!«
Der Mann mit der Nase, der jetzt zwischen den beiden Frauen saß, antwortete. »Hey, ruhig bleiben, wenn hier einer strippt, bin ich das.«
»Könnten wir dann bitte mal das Thema wechseln?«, warf der mit den Ohrhörern in die Runde. »Das ist unter meinem Niveau.«
»Oh!«, machte die Frau weiter. »Ganz der feine Musiker! Na das wird ja ein toller Abend.«
»Ey man, no stress«, erwiderte der Junge mit dem runden Gesicht. »Wird schon alles cool.«
In diesem Moment kam die Haushälterin aus einer Doppeltür in der der Eingangstür gegenüberliegenden Ecke des Raumes.
»Guten Abend. Ich soll Sie alle hier begrüßen. Heute Abend werde ich Ihnen all Ihre Wünsche erfüllen. Das Fünf Gänge Menü ist schon komplett durchgeplant, nur für Sie, hier und jetzt. Ich geh nur schnell noch mal nach draußen, um die kalten Getränke zu holen, dann bin ich für Sie da.«
Das klang nach einem auswendig gelernten Text, aber dennoch vielversprechend. Mit dem letzten Satz verschwand die Haushälterin zur Eingangstür, ging in den Schuppen und schloss die Tür hinter sich.
»Hm, vielleicht wird's ja doch ganz gut ...«, meldete sich der Mann mit dem Vollbart zu Wort.
»Ich bin gleich wieder da«, sagte die junge, kleinere Frau, während sie aufstand. »Geh nur kurz mein Geld zu meinem Mantel bringen.«
Sie ging zur Garderobe zurück, während sich die anderen am Tisch über die bevorstehenden fünf Gänge unterhielten. Als sie ihr Geld weggesteckt hatte, bemerkte sie plötzlich, dass es etwas rutschig auf dem Boden war.
Sie sah nach unten.
Dann stieß sie einen markerschütternden, spitzen Schrei aus.