1001 Missgeschicke

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Wo passieren mehr Unfälle und Missgeschicke, daheim oder im Büro? Ich behaupte, das Büro schlägt das Zuhause nach Punkten. Die Gründe liegen auf der flachen Hand: Man ist nicht zur Entspannung auf Arbeit, man ist dort nicht wirklich zu Hause, die Kollegen laufen einem permanent vor die Füße – und dann soll man auch noch Leistung bringen und zwar nicht zu knapp und ein bisschen plötzlich …

Ja, ja, ich weiß, noch immer stürzen Hausfrauen beim Fensterputzen ab, reißen Kleinkinder Töpfe mit siedendem Wasser vom Herd und verwüsten Hobby-Autorinnen Wohnzimmer und Küchen beim Nachfüllen von Druckerpatronen. Aber was ist das alles gegen einen typischen Bürotag?

Sich mit Tinte zu besudeln, ist dort eine der leichtesten Übungen. Da lässt man sich morgens unausgeschlafen am Schreibtisch nieder, baut die Siebensachen auf und stellt fest: Das Stempelkissen ist schon wieder ausgetrocknet. Ein Griff zum Behälter mit der Stempelfarbe, ein Druck darauf, kommt nix, noch ein stärkerer – und schon schwimmt die halbe Schreibtischplatte in Blau, Schwarz oder Rot, je nachdem welche Farbe Sie bevorzugen. Momentan bevorzugen Sie keine, Sie saugen mit Konzeptpapier die Flecke auf und verschmieren sie dabei erst recht. Dann stehen Sie im Waschraum und rubbeln sich die verfärbten Finger sauber und wie von ungefähr fällt Ihr Blick in den Spiegel: das neue Hemd! Die Manschette hat also auch was abbekommen, während Sie die Tischplatte bearbeitet haben. Bringt’s die chemische Reinigung?

Zurück in Ihrem Zimmer wollen Sie nach gründlichem Lüften den Fensterflügel schließen. Sie stehen davor, greifen danach – in diesem Augenblick reißt ein Kollege die Tür auf, es ist plötzlich Durchzug, der Fensterflügel schnellt an Ihnen vorbei und seine Metallkante schlitzt Ihre Oberbekleidung (Pullover, Jackett, Bluse) auf. Haftet der Betrieb dafür? Sie wollen sich in einem anderen Raum Rat holen und …

… finden im Flur einen Engpass vor. Das ist der nur ein wenig korpulente Kollege X, der Ihnen entgegenkommt und Sie zum Ausweichen zwingt, immer an der Wand entlang. Die ist allerdings vor einer Stunde frisch gestrichen worden, hübscher Ockerton – passt er auch zur Farbe Ihrer Hose? (Sie müssen sowieso zur Reinigung.) Die Malerfirma hat kein Warnschild aufgestellt. Kann man daraus Ansprüche ableiten?

Jetzt wird endlich mal gearbeitet. Und wie! Die Ausgangspost her, die Eingangspost, die Mahnungen, die Beschwerden … Was schreibt der da? So ein Vollidiot. Diktat an … Sie sind ja richtig in Schwung gekommen – und schwungvoll landet das Diktiergerät in hohem Bogen auf dem Fußboden. Entglitten. Neuerdings entgleitet einem so manches. Sind’s die Nerven? Oder das Alter? Das Gerät funktioniert nicht mehr. Muss, wenn möglich, repariert werden. Nun schreiben Sie diesen Brief und die folgenden gleich selbst am PC. Damit beginnt – aber wir wollen nicht zu ausführlich werden.

Wohlverdiente Mittagspause. Den Mantel überziehen, frische Luft wird gut tun. Vor Verlassen des Zimmers kontrollieren Sie wie üblich die Manteltaschen. Alles an seinem Platz? Der Schlüsselbund fehlt! Wo zum Teufel kann er sein? Sie suchen das Zimmer erfolglos ab, Sie grübeln … Ja, einmal hatten Sie am Morgen den Schlüsselbund in der Hand, um Ihren Safe aufzuschließen. Sie müssen die Schlüssel danach verlegt haben. Sie suchen noch einmal den Raum und alle seine Winkel ab. Endlich, nach einer Dreiviertelstunde, finden Sie den Schlüsselbund hoch oben auf dem Aktenschrank. Dort haben Sie ihn noch nie abgelegt; muss wohl eine Absence gewesen sein.

Unten auf der Straße sieht die Welt heute merkwürdig verschwommen aus. Kein Wunder, Sie haben die Brille nicht gewechselt. Die Bildschirmbrille bildet alles bis zur Entfernung von siebzig Zentimetern deutlich ab, das Weitere verschwindet im Nebel. Mag es verschwinden.

Sie trösten sich mit einer Tüte Butterplätzchen vom Konditor und essen Sie nachher am Schreibtisch auf. Dann ist die kleine Tüte bis auf die Krümel leer. Sie wollen sie wegwerfen, da kommt Ihnen eine Idee. Das haben Sie seit Kindertagen nicht mehr gemacht: die Tüte prall aufblasen, dann mit der Hand auf die Tüte schlagen. Peng, eine Mordsexplosion! Dann stellen Sie fest: Schreibtisch, Monitoroberfläche, Tastatur, alles mit kleinen Tröpfchen übersät. Es ist pures Fett – die Explosion hat zur Fettabscheidung aus den Krümeln geführt.

Zum Abreagieren eher zu empfehlen: aus öden Dokumenten Papierflieger basteln.
 

Duisburger

Mitglied
Hallo Arno,

mäßig witzig, aber nicht wirklich von Humor beseelt.
Eine Aufzählung von mehr oder minder konstruierten Begebenheiten in einem imaginären Büro.
Leider wirkt das auf mich doch sehr bemüht und hat an keiner Stelle Schenkelklopferqualität, nicht eimal einen leisen, hintergründigen Humor kann ich hier erkennen.
Mich spricht es nicht an oder bringt mich gar zum Lachen.
Humor ist etwas anderes.

Übrigens: Wo sind den die Bürounfälle abgeblieben? Das, was ab den zweiten Absatz geschildert geschrieben ist, wird den Ankündigungen im ersten Absatz nicht gerecht.

lg
Uwe
 



 
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