11.+12.Februar

Wittelsbach

Mitglied
11.Februar
Helau & Alaf!
Obwohl ich damit weniger am Karnevalshut habe. Ich bin nämlich ein Zugezogener aus Hannover. Das sagt schon alles. Dafür sprechen wir das beste Deutsch von allen. So wundert es keinen, dass Brockhaus, Duden und Hermann Hesse aus Hannover kommen. Goethe sowieso. Der schillert ja überall durch die Bäume.

Heute morgen habe ich den Rechner auf die Fensterbank gewuchtet, denn hier hat man das beste Licht. Über das Wetter werden sich die Karnevals-Narren bestimmt freuen.
Ich freute mich weniger, denn nachdem der dritte Zahnstocher im SD-Schlitz abgebrochen war, brach ich meine Aktion zur Rettung des Chips auch ab.
Zum Glück fand sich Neffe Carl pünktlich zum Mittagessen ein. Er wohnt ja hier bei uns, bis er eine eigene Studentenbude gefunden hat. Er studiert Kommunikationsdesign an der Uni Essen. Heimisch ist er in Straelen. Fragt mich nicht, wo das liegt. Hat man die Stadtgrenze hinter sich gelassen, hat man das Städtchen auch sofort wieder vergessen. Es gehört zu den sogenannten Bielefeld-Städten. Ältere Leute, die am Niederrhein wohnen, können sich bestimmt noch auf die schöne Volksweise besinnen:

Verlässt du Straelen Richtung Essen
hast du den Ort sofort vergessen.
Fährt man Richtung Osnabrück
findest du den Weg nie wieder zurück.
Fährst du gar nach Bielefeld
irrst du heut noch durch die Welt!

Aber der Marktplatz ist recht hübsch mit dem Brunnen. Und in der kleinen Kirche anbei könnte man durchaus eine Fortsetzung zu Pater Brown drehen. Aber fotografieren lässt sich alles nicht, so wie das bei Bielefeld-Städten ja nie möglich ist.
Nach dem Essen und drei Flaschen meines guten Schwarzbieres haben wir den Chip dann freigelegt. Mit dem Ergebnis, dass sich der Rechner in alle Einzelteile aufgelöst hatte. Man wundert sich immer, wieviel Staub im Rechner ist. Und lose Schrauben.
Gattin fand es nicht lustig, als ich mit herzhaften Pusten die Rechnerteile grundreinigte.
Ich wiederum fand es nicht lustig, als sich Carl dann ziemlich schnell verabschiedete. Er hätte sich mit seinen Kumpels in der neuen Finca Bar Celona verabredet. Soetwas wie die Dampfbierbrauerei, nur eben für Jüngere.
Alleine bekomme ich die ganzen Teile garantiert nicht mehr zusammen, jedenfalls nicht als Rechner.
Als wenn ich nicht schon genug Probleme hätte, wollte die Gattin einerseits, dass ich meinen zerlegten Rechner aus der Fensterbank entferne und zweitens die Stoffbahnen abhänge. Ich hatte das Tuch eigentlich längerfristig geplant. Aber es verdeckte den Fernseher. Und ausgerechnet heute Nachmittag wollte die Gattin Fernseh gucken.
Karneval in Düsseldorf.
Um zu sehen, wie sich die Tochter in ihrem Kostüm macht. Keine Ahnung, ob wir sie dann im Fernseher gesehen haben.
Denn die Zuschauer längst des Zuges standen alle als New Yorker Polizisten herum.
Und mit dem schönen Wetter war es auch vorbei. Sowohl hier wie auch dort.
Alles in Allem, als Künstler hat man es nicht leicht!
In diesem Sinne
Klaus

12.Februar 2013
Im Büro habe ich mich heute sehr beeilt, um schnell nach Hause, zum Rechner, zu kommen.
Kollege Edelmeyer hat es auch nicht lange ausgehalten. Er hat gestern in Düsseldorf Karneval gefeiert. Heute sah er einfach nur beschissen aus. Jedes andere Wort wäre Platzverschwendung.
Er war als New Yorker Polizist gegangen, aber ein paar Altbier weiter hatte er mit einem hübschen jungen Ding das Kostüm gewechselt. Das hübsche junge Ding hätte nach dem Wechsel gut und gerne seine Mutter sein können, während Edelmeyer jetzt als hübsches junges Ding an der Theke saß.
In den Nachrichten hatten sie durchgegeben, dass in Düsseldorf vor der Spanischen Fliege gewarnt wurde. Nun, -- ein Opfer kenne ich persönlich. Heute konnte sich Edelmeyer nur noch an Fragmente des gestrigen Abends erinnern. Ein herunter gekommenes Hotelzimmer spielte eine nicht unerhebliche Nebenrolle.
Aber wie es sich für einen soliden Beamten gehörte, war er gewissenhaft zum Dienst erschienen und hing tapfer an der Schreibtischkante. Als dann tatsächlich das Telefon aufschrillte, fiel Edelmeyer unter den Tisch und ich musste dran gehen. Unsere Schreibtische stehen jetzt seit gut 26 Jahren vis a vis und seit neustem Duzen wir uns auch, Kollege Edelmeyer und ich.
Am Telefon war, wenn ich es richtig verstanden habe, eine Beschallungsfirma, die nach ihrer Akte fragte, beziehungsweise nach den Ergebnissen, nach dem Auftrag. Unverschämtheit, am Karnevalsdienstag derart aufdringlich zu sein.

Nachdem ich den Kollegen wieder auf die Beine gestellt habe, bin ich auch nach Hause gegangen. Denn dort wartete der zerlegte Rechner.
Ganz alleine musste ich ihn zusammen bauen. Gut, -- die Grafikkarte sitzt jetzt irgendwie anders im Schacht, sie ragt in die Memory-Bausteine hinein. Ich habe einen entfernt, der Rechner merkt nicht einmal den Unterschied. Und das DVD-Laufwerk passte überhaupt nicht mehr. Aber wann tut man da mal eine CD rein?
Übrigens kenne ich da einen speziellen Spezialtrick, den außer mir niemand kennt. Wenn man ein verklemmtes DVD-Laufwerk doch mal öffnen muss.
Echte PC-Freaks können mit meinem Trick nichts anfangen, denn dazu braucht man eine Hausfrau.
Eine Hausfrau, die dann und wann Rouladen serviert. Lecker mit Knödel und Rotkohl. Wobei die Knödel jetzt eine untergeordnete Rolle spielen. Es geht vielmehr um die Roulade. In die ist ja Gurke, Senf und noch etwas eingerollt. Und das Ganze wird mit einer Nadel zusammen gehalten. Mit dieser Nadel, nachdem man sie ordentlich abgeleckt hat, geht man zum Rechner und sucht in der Blende des DVD-Laufwerkes nach einem winzigen Löchlein. Falls der geneigte Leser es doch schon mal bemerkt haben sollte, hat er es bestimmt für einen Wasserüberlauf gehalten. Nein, nein, -- in dieses Loch steckt man die Nadel bis zum Anschlag hinein und schwupp, schon öffnet sich die Lade auch ohne Strom.
Das ist praktisch, wenn man den Verwaltungsrechner schon runter gefahren hat, darin aber noch die Musik-CD mit den weltbesten 1000 mp3 Songs für die Kollegen steckt. Die man an diesem Arbeitstag für alle Kollegen auf der Etage kopiert hat.
Die Spannung des Lesers ist wahrscheinlich schon unerträglich: was ist denn aus meiner ersten Lesung geworden. Leider fehlt dem SD-Laufwerk jetzt jeglicher Strom. Da tut sich nichts und da hilft auch keine Rouladen-Nadel!
Klaus
 



 
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