Rückblende eine laue Spätsommernacht im September 1139
Adriano streifte durch den dunklen Wald. Es war kurz vor Mitternacht. Nicht mehr lange, dann würde er seine geliebte Selina in den Armen halten. Oh seine süße Selina. Er mochte es immer noch nicht glauben, das er sich in sie verliebt hatte und sie sich in ihn, ausgerechnet in ihn. Adriano de la Luna da Silva wirkte wie ein junger Mann von Mitte 20. Doch das täuschte. Genaugenommen war er nichtmal ein Mensch, sondern ein Drache.
Wie konnte aber ein Drache der Sohn eines Contes sein, unentdeckt unter den Menschen lebend? Es lag viele Jahre zurück. Damals reiste Adriano, oder Glaurung wie sein richtiger Name lautete, in Gestalt eines gut betuchen Geschäftsmannes durchs Land. Er liebte es sich unter die Menschen zu mischen, sie zu beobachten und zu studieren. Auf einer seiner Reisen lernte er den Conte Ricardo de la Luna da Silva kennen. Einen freundlichen, älteren Herren. Wenige Tage später kreuzten sich erneut ihre Wege. Er stieß dazu, als der Conte gerade von einigen Strauchdieben aufgelauert wurde. Schnell eilte er ihm in Gestalt des Geschäftsmannes zur Hilfe, doch die Übermacht war zu groß. Der Conte schwer verletzt. Glarung blieb nichts anders übrig, als seine Drachengestalt anzunehmen und die Verbrecher unschädlich zu machen. Zunächst war Ricardo schockiert, doch bald schon entwickelte sich zwischen ihm und seinen Retter eine tiefe Freundschaft, die Jahrehnte lang anhielt.
Als der Conte, mittlerweile ein grauer, alter Mann fühlte, das sein Ende bald kommen würde trat er mit einer außergewöhnlichen Bitte an seinen alten Freund heran. „Glaurung mein, alter Freund es fällt mir schwer dich um diesen Gefallen zu bitten, doch sehe ich keinen anderen Ausweg. Meine Tage sind gezählt, bald schon wird mich Gevatter Tod in seine Arme schließen. Ich hatte ein erfülltes Leben, aber es blieb mir vergönnt eine Frau zu finden und mit ihr für einen würdigen Nachfolger zu sorgen. Nun, da mein Ende naht streckt bereits mein raffgieriger Neffe und seine Familie ihre Finger nach meinem Besitz aus. Das darf nicht geschehen. Ich bitte dich, als mein Sohn mein Erbe anzutreten.“ Glaurung konnte dem alten Freund die Bitte nicht abschlagen. Und so schlüpfte er in die Gestalt des jungen Adriano, welcher an Sohnes statt von Ricardo angenommen wurde. Um den äußeren Schein zu wahren, trat er ganz wie es bei den adligen derzeit Brauch war, in den Dienst des Militärs. So lernte er auf einem Gauklermarkt letztendlich auch Selina kennen. Schnell entwickelte sich zwischen den Beiden eine tiefe Liebe, auch wenn sie nicht erahnte, was sich hinter dem gutaussehenden Adligen verbarg.
Adriano nährte sich der Waldlichtung, als er die entsetzen Schreie von Selina hörte. Direkt im Anschluss ein tiefes, grollendes Lachen. Er lief so schnell ihn seine Beine trugen. Da stand er, Seaphilus, der schwarze Drache, sein ihm über alle Maßen verhasster Vetter in seiner menschlichen Gestalt. “Du kommst zu spät Glaurung, ich habe sie schon zu meinem eigen gemacht.“ Erstarrt blickte auf den geschundenen Körper seiner Liebsten. “Dafür bezahlst du Seaphilus, du Monster.“ Weiter kam er nicht. Denn gerade als er auf den Vetter losgehen wollte, drangen Stimmen von den Männern des Lagers zu ihnen. Auch sie hatten die Schreie der jungen Frau vernommen, eilten zur Hilfe. Mit einem diabolischen Grinsen blickte Seaphilus erneut zu ihm. Im nächsten Augenblick wandelte er sich in den schwarzen Drachen, schleuderte den eintreffenden Männern seinen feurigen Atem entgegen. Zwar nahm auch Glaurung augenblicklich seine wahre Gestalt an, doch es war zu spät. Die Männer, darunter Selinas Vater waren auf der Stelle tot. Weitere Stimmen drangen heran. “Machs gut Vetter, man sieht sich...falls du das hier überlebst.“Mit einem erneuten diabolischen Grinsen hob der schwarze Drache ab. Als Abschiedsgruß schleuderte er noch eine Blitzkugel auf seinen Erzfeind. Dann war er verschwunden.Alles was die Männer noch sahen, war der blauschimmernde Feuerdrache, die toten Männer und das geschändete Mädchen. Verletzt und angeschlagen blieb Ihm nur noch die Flucht vor dem wütenden Mob.
Mehr als 25 Jahre später...
Bereits früh am Morgen, die Sonne war ebend im Begriff ihre ersten Strahlen am Horizont zu verteilen, wachte Des auf. Francis schlief noch tief und fest, und so lag sie einfach nur da und betrachtete ihn eine Weile. Ein Lächeln huschte über ihre Lippen. Hatte sie am Abend zuvor sich noch Sorgen gemacht, was ihre neugewonnen Erkenntnisse um ihre Herkunft und die Veränderungen, die diese mit sich bringen würden, für ihre Beziehung bedeuten könnten, so wurden ihr spätestens in der Nacht alle Zweifel genommen.
Francis schien ganz gut damit zurecht zu kommen, das hinter seiner Freundin mehr steckte, als der erste Anschein vermuten ließ. Auch ihrem Entschluss sich von Answin ausbilden zu lassen, stand er letztendlich positiv gegenüber. Vielleicht machte sie sich einfach zu viele Sorgen. Aber das war nunmal ihre Art. Zu oft, gerade dann wenn es den Anschein machte, nun würde endlich mal alles gut in ihrem Leben verlaufen, machte ihr das Schicksal einen Strich durch die Rechnung. Nun sie hatte schon lange nicht mehr vor sich das gefallen zu lassen, sie wollte ihr Schicksal selbst bestimmen.
Behutsam, ohne ihren schlafenden Freund zu wecken, strich sie über Francis Haar. Sein Schicksal, was zu einem gewissen Teil auch ihr gemeinsames war, konnte sie nicht beeinflussen, das wußte sie. Auch wenn der Wunsch danach dennoch vorhanden war. Als Zigeunerin war ihr dennoch bewußt, das ein Fluch sich nicht so einfach aufhalten ließ. Genaugenommen gar nicht. Es gab Möglichkeiten, kannte man seinen genauen Inhalt, ihn zumindest teilweise zu umgehen oder abzumildern. Auslöschen letztendlich konnte man ihn nicht. Allerdings gab es noch eine weitere Möglichkeit. Derjenige der den Fluch ausgesprochen hatte konnte ihn zurücknehmen, oder je nachdem was für ein Fluch es war, endete er mit dem Tod dessen der ihn ausgesprochen hatte. Nun, vermutlich ließ sich derjenige, der für den Fluch verantwortlich war, nicht so einfach dazu bewegen ihn zurückzunehmen und dessen Tod herbeizuführen würde ihr auch untersagt sein. Zumal Francis keinerlei Interesse daran zu hegen schien. Er suchte seinen eigenen Weg mit dem Fluch fertig zu werden und sie mußte ihn gewähren lassen.
Alles was sie tun konnte war ihre gemeinsame Zeit zu genießen und zu hoffen das sie noch sehr lange andauern würde. Ein wenig Zeit blieb ihnen noch bis sie Beide wieder ihren Aufgaben nachgehen mußten. So ließ sie sich nochmals in die Kissen gleiten und kuschelte sich an den Mann dem ihr ganzes Herz gehörte.
Nach einem gemeinsamen Frühstück mit Francis war Desdemona erneut zu Answin aufgebrochen. Sie wollte ihm ihre Entscheidung mitteilen. Vermutlich wußte der alte Knabe aber schon längst wie sie ausgefallen war.
Bei Answin angekommen, mußte sie zunächst feststellen, das er sonderbarer war als sie bereits den Eindruck hatte.
"Nun ich sehe du hast dich entschieden." "Ja, das habe ich und wie steht es mit euch? Seit ihr ebenfalls zu einem Entschluss gekommen?" "Oh, das sind wir?" “Wir?” Des sah den alten Mann unverständlich an. Er nickte. "Der Hauskobold ,die Eichentruhe und ich, wir haben über deine Aufnahme als Schülerin abgestimmt. Das Ergebnis war 2:1 dagegen. Kobold und Eichentruhe äußerten so ihre Bedenken, ob du es tatsächlich zu einer guten Magierin bringen kannst." Des verzog das Gesicht. "Wenn das so ist, dann danke ich euch dennoch für eure Zeit." Glaubst du ich gebe was auf die Meinung eines Möbelstücks und eines Schelms? Von nun an kommt viel Arbeit auf dich zu. Fang gleich an. Hier ist deine erste Aufgabe. Studiere dieses Buch genau. Es wird dir helfen die Anzeichen zu erkennen, wenn es soweit ist. Und denk daran du bist nun kein junges Ding mehr, das unbekümmert in den Tag leben kann, sondern eine angehende Magierin.”
Des mußte sich zusammenreißen nicht laut los zu lachen. Answin schien keine Ahnung von ihr zu haben. Mal abgesehen davon, das sie hier den Sheriff mimte und hier und da für Francis was zu erledigen hatte, gab es da auch noch seinem Fluch, dessen Lösung sie nach ging. Tat sie das nicht kümmerte sie sich um ihre Pferdezucht. Auch waren da noch ihr Familienanwesen und die Länderein ect. In Italien. Zwar kümmerten sich Verwalter darum, aber auch während ihrer jahrelangen Wanderschaft bemühte sie sich stets Kontakt zu ihnen zu halten. Letztendlich auch um regelmäßig mit Geldmitteln versorgt zu werden. Jetzt da sie in Port Patriam heimisch geworden war, gab es einen regelmäßigen, schriftlichen Austausch und Geldfluss.
Zudem hatte sie damit begonnen ihren Wein, den sie in der Toskana anbaute nach Port Patriam zu importieren. Der Wein bekam schnell einen exelenten Ruf und wurde inzwischen bei Besuchen hochrangiger Personen kredenzt. Was letztendlich dazu führte, das der Fürst von Ost-Maritim bei einem Besuch in der an sein Land angrenzenden neuen Hafenstadt ihr anbot einen Weinberg in seinem Land zu pachten. Nach jahrelangem eisigen Schweigen zwischen den Ländern, wäre das die erste privatwirtschaftliche Annährung.
Francis war von dem Umstand nicht so begeistert damals. “Ich traue dem Fürsten nicht. Wir wissen nicht was er vor hat. Möglich das er so versucht mehr über die Verteidigungen der Stadt und des Hafens in Erfahrung zu bringen. Port Patriam ist das Tor zum Fürstentum. Wenn es fällt hätte er leichtes Spiel. Ich kann dir nicht vorschreiben was du mit deinen privaten Geschäften anstellen willst. Doch du solltest nicht alleine reisen. Wenn dann werde ich dich begleiten.”
Das konnte ja heiter werden. Francis mitnehmen? Auf gar keinen Fall. Mit seiner Art die Dinge schnell offen beim Namen zu nennen, wäre es während des Besuches beinahe zu einem Eklat gekommen. Nur mit viel weiblichen Charme und wohlwollenden Worten dem Fürsten gegenüber konnte sie damals das Schlimmste verhindern. Absichtlich würde sie die Männer nicht nochmal auf einander stoßen lassen. Zumal sie unsicher war. Machte sich Francis tatsächlich nur Sorgen um die Sicherheit seiner Stadt oder war da etwas wie Eifersucht? Immerhin hatte der Früst ziemlich um ihre Aufmerksamkeit gebuhlt. So oder so, irgendeinen Ausweg würde sie schon finden.
Zwei Dinge trübten ihren ansonsten so sorgenfreien Tag am Ende doch einwenig. Die Erste war Answins Anmerkung, sie sollte in nächster Zeit von einer Schwangerschaft absehen, da ein Kind durchaus mit bereits aktiven Kräften geboren werden könnte. Da Francis jedoch derzeit auch von einer Familiengründung absah, wegen der Möglichkeit der Übertragung des Fluches, war das vorerst kein Thema.
Das Zweite war seine Warnung sich von Wesen fernzuhalten, die zwar über eine gewisse magische Kraft verfügten, mit dieser aber nicht umzugehen wußten. Solange sie ihre eigene nicht beherrschte, war es durchaus möglich, das diese Engerie ihre aufgriff, was fatale Folgen haben könnte.
Das Problem war in diesem Fall mal wieder Francis. In ihm steckte eine solche Magie, bedingt durch seinen Fluch. Doch sich deswegen von Francis trennen? Nur über ihre Leiche. Bislang hatte es bei ihm auch keinen weiteren Ausbruch gegeben. Vielleicht wars auch nur eine einmalige Sache gewesen.
Und wenn nicht, dann mußte sie einen Weg finden der Gefahr entgegen zu wirken. Einer war, so schnell wie möglich zu lernen ihre eigen Kräfte zu kontrollieren.
So kam es, das Des jede freie Minute die sie erübrigen konnte, ihre Nase in ein Buch steckte. Sie sollte lernen, die Anzeichen zu deuten, die dem Ausbruch ihrer Kräfte voraus gingen. Wobei niemand sagen konnte, wie das genau von statten ging. Es gab unzählige Möglichkeiten. Eines war nur klar, sie mußte lernen ihre Gefühle und ihr Temperament unter Kontrolle zu bekommen. Gar nicht so leicht für eine Zigeunerin mit italienischen Wurzeln.
Diese Ungewissheit wann und wie es geschehen würde, die Sorge um Francis und seinem Fluch, die zusätzlichen Unterrichtsstunden zu ihren täglichen Aufgaben...das alles machte ihr mit der Zeit zu schaffen und sie beschloss nach einigen Wochen eine Auszeit zu nehmen.
Dafür kam ihr die noch immer offene Einladung des Fürstens Ost-Maritims zur Besichtigung des möglichen Weinanbaugebietes gerade recht.
Adriano streifte durch den dunklen Wald. Es war kurz vor Mitternacht. Nicht mehr lange, dann würde er seine geliebte Selina in den Armen halten. Oh seine süße Selina. Er mochte es immer noch nicht glauben, das er sich in sie verliebt hatte und sie sich in ihn, ausgerechnet in ihn. Adriano de la Luna da Silva wirkte wie ein junger Mann von Mitte 20. Doch das täuschte. Genaugenommen war er nichtmal ein Mensch, sondern ein Drache.
Wie konnte aber ein Drache der Sohn eines Contes sein, unentdeckt unter den Menschen lebend? Es lag viele Jahre zurück. Damals reiste Adriano, oder Glaurung wie sein richtiger Name lautete, in Gestalt eines gut betuchen Geschäftsmannes durchs Land. Er liebte es sich unter die Menschen zu mischen, sie zu beobachten und zu studieren. Auf einer seiner Reisen lernte er den Conte Ricardo de la Luna da Silva kennen. Einen freundlichen, älteren Herren. Wenige Tage später kreuzten sich erneut ihre Wege. Er stieß dazu, als der Conte gerade von einigen Strauchdieben aufgelauert wurde. Schnell eilte er ihm in Gestalt des Geschäftsmannes zur Hilfe, doch die Übermacht war zu groß. Der Conte schwer verletzt. Glarung blieb nichts anders übrig, als seine Drachengestalt anzunehmen und die Verbrecher unschädlich zu machen. Zunächst war Ricardo schockiert, doch bald schon entwickelte sich zwischen ihm und seinen Retter eine tiefe Freundschaft, die Jahrehnte lang anhielt.
Als der Conte, mittlerweile ein grauer, alter Mann fühlte, das sein Ende bald kommen würde trat er mit einer außergewöhnlichen Bitte an seinen alten Freund heran. „Glaurung mein, alter Freund es fällt mir schwer dich um diesen Gefallen zu bitten, doch sehe ich keinen anderen Ausweg. Meine Tage sind gezählt, bald schon wird mich Gevatter Tod in seine Arme schließen. Ich hatte ein erfülltes Leben, aber es blieb mir vergönnt eine Frau zu finden und mit ihr für einen würdigen Nachfolger zu sorgen. Nun, da mein Ende naht streckt bereits mein raffgieriger Neffe und seine Familie ihre Finger nach meinem Besitz aus. Das darf nicht geschehen. Ich bitte dich, als mein Sohn mein Erbe anzutreten.“ Glaurung konnte dem alten Freund die Bitte nicht abschlagen. Und so schlüpfte er in die Gestalt des jungen Adriano, welcher an Sohnes statt von Ricardo angenommen wurde. Um den äußeren Schein zu wahren, trat er ganz wie es bei den adligen derzeit Brauch war, in den Dienst des Militärs. So lernte er auf einem Gauklermarkt letztendlich auch Selina kennen. Schnell entwickelte sich zwischen den Beiden eine tiefe Liebe, auch wenn sie nicht erahnte, was sich hinter dem gutaussehenden Adligen verbarg.
Adriano nährte sich der Waldlichtung, als er die entsetzen Schreie von Selina hörte. Direkt im Anschluss ein tiefes, grollendes Lachen. Er lief so schnell ihn seine Beine trugen. Da stand er, Seaphilus, der schwarze Drache, sein ihm über alle Maßen verhasster Vetter in seiner menschlichen Gestalt. “Du kommst zu spät Glaurung, ich habe sie schon zu meinem eigen gemacht.“ Erstarrt blickte auf den geschundenen Körper seiner Liebsten. “Dafür bezahlst du Seaphilus, du Monster.“ Weiter kam er nicht. Denn gerade als er auf den Vetter losgehen wollte, drangen Stimmen von den Männern des Lagers zu ihnen. Auch sie hatten die Schreie der jungen Frau vernommen, eilten zur Hilfe. Mit einem diabolischen Grinsen blickte Seaphilus erneut zu ihm. Im nächsten Augenblick wandelte er sich in den schwarzen Drachen, schleuderte den eintreffenden Männern seinen feurigen Atem entgegen. Zwar nahm auch Glaurung augenblicklich seine wahre Gestalt an, doch es war zu spät. Die Männer, darunter Selinas Vater waren auf der Stelle tot. Weitere Stimmen drangen heran. “Machs gut Vetter, man sieht sich...falls du das hier überlebst.“Mit einem erneuten diabolischen Grinsen hob der schwarze Drache ab. Als Abschiedsgruß schleuderte er noch eine Blitzkugel auf seinen Erzfeind. Dann war er verschwunden.Alles was die Männer noch sahen, war der blauschimmernde Feuerdrache, die toten Männer und das geschändete Mädchen. Verletzt und angeschlagen blieb Ihm nur noch die Flucht vor dem wütenden Mob.
Mehr als 25 Jahre später...
Bereits früh am Morgen, die Sonne war ebend im Begriff ihre ersten Strahlen am Horizont zu verteilen, wachte Des auf. Francis schlief noch tief und fest, und so lag sie einfach nur da und betrachtete ihn eine Weile. Ein Lächeln huschte über ihre Lippen. Hatte sie am Abend zuvor sich noch Sorgen gemacht, was ihre neugewonnen Erkenntnisse um ihre Herkunft und die Veränderungen, die diese mit sich bringen würden, für ihre Beziehung bedeuten könnten, so wurden ihr spätestens in der Nacht alle Zweifel genommen.
Francis schien ganz gut damit zurecht zu kommen, das hinter seiner Freundin mehr steckte, als der erste Anschein vermuten ließ. Auch ihrem Entschluss sich von Answin ausbilden zu lassen, stand er letztendlich positiv gegenüber. Vielleicht machte sie sich einfach zu viele Sorgen. Aber das war nunmal ihre Art. Zu oft, gerade dann wenn es den Anschein machte, nun würde endlich mal alles gut in ihrem Leben verlaufen, machte ihr das Schicksal einen Strich durch die Rechnung. Nun sie hatte schon lange nicht mehr vor sich das gefallen zu lassen, sie wollte ihr Schicksal selbst bestimmen.
Behutsam, ohne ihren schlafenden Freund zu wecken, strich sie über Francis Haar. Sein Schicksal, was zu einem gewissen Teil auch ihr gemeinsames war, konnte sie nicht beeinflussen, das wußte sie. Auch wenn der Wunsch danach dennoch vorhanden war. Als Zigeunerin war ihr dennoch bewußt, das ein Fluch sich nicht so einfach aufhalten ließ. Genaugenommen gar nicht. Es gab Möglichkeiten, kannte man seinen genauen Inhalt, ihn zumindest teilweise zu umgehen oder abzumildern. Auslöschen letztendlich konnte man ihn nicht. Allerdings gab es noch eine weitere Möglichkeit. Derjenige der den Fluch ausgesprochen hatte konnte ihn zurücknehmen, oder je nachdem was für ein Fluch es war, endete er mit dem Tod dessen der ihn ausgesprochen hatte. Nun, vermutlich ließ sich derjenige, der für den Fluch verantwortlich war, nicht so einfach dazu bewegen ihn zurückzunehmen und dessen Tod herbeizuführen würde ihr auch untersagt sein. Zumal Francis keinerlei Interesse daran zu hegen schien. Er suchte seinen eigenen Weg mit dem Fluch fertig zu werden und sie mußte ihn gewähren lassen.
Alles was sie tun konnte war ihre gemeinsame Zeit zu genießen und zu hoffen das sie noch sehr lange andauern würde. Ein wenig Zeit blieb ihnen noch bis sie Beide wieder ihren Aufgaben nachgehen mußten. So ließ sie sich nochmals in die Kissen gleiten und kuschelte sich an den Mann dem ihr ganzes Herz gehörte.
Nach einem gemeinsamen Frühstück mit Francis war Desdemona erneut zu Answin aufgebrochen. Sie wollte ihm ihre Entscheidung mitteilen. Vermutlich wußte der alte Knabe aber schon längst wie sie ausgefallen war.
Bei Answin angekommen, mußte sie zunächst feststellen, das er sonderbarer war als sie bereits den Eindruck hatte.
"Nun ich sehe du hast dich entschieden." "Ja, das habe ich und wie steht es mit euch? Seit ihr ebenfalls zu einem Entschluss gekommen?" "Oh, das sind wir?" “Wir?” Des sah den alten Mann unverständlich an. Er nickte. "Der Hauskobold ,die Eichentruhe und ich, wir haben über deine Aufnahme als Schülerin abgestimmt. Das Ergebnis war 2:1 dagegen. Kobold und Eichentruhe äußerten so ihre Bedenken, ob du es tatsächlich zu einer guten Magierin bringen kannst." Des verzog das Gesicht. "Wenn das so ist, dann danke ich euch dennoch für eure Zeit." Glaubst du ich gebe was auf die Meinung eines Möbelstücks und eines Schelms? Von nun an kommt viel Arbeit auf dich zu. Fang gleich an. Hier ist deine erste Aufgabe. Studiere dieses Buch genau. Es wird dir helfen die Anzeichen zu erkennen, wenn es soweit ist. Und denk daran du bist nun kein junges Ding mehr, das unbekümmert in den Tag leben kann, sondern eine angehende Magierin.”
Des mußte sich zusammenreißen nicht laut los zu lachen. Answin schien keine Ahnung von ihr zu haben. Mal abgesehen davon, das sie hier den Sheriff mimte und hier und da für Francis was zu erledigen hatte, gab es da auch noch seinem Fluch, dessen Lösung sie nach ging. Tat sie das nicht kümmerte sie sich um ihre Pferdezucht. Auch waren da noch ihr Familienanwesen und die Länderein ect. In Italien. Zwar kümmerten sich Verwalter darum, aber auch während ihrer jahrelangen Wanderschaft bemühte sie sich stets Kontakt zu ihnen zu halten. Letztendlich auch um regelmäßig mit Geldmitteln versorgt zu werden. Jetzt da sie in Port Patriam heimisch geworden war, gab es einen regelmäßigen, schriftlichen Austausch und Geldfluss.
Zudem hatte sie damit begonnen ihren Wein, den sie in der Toskana anbaute nach Port Patriam zu importieren. Der Wein bekam schnell einen exelenten Ruf und wurde inzwischen bei Besuchen hochrangiger Personen kredenzt. Was letztendlich dazu führte, das der Fürst von Ost-Maritim bei einem Besuch in der an sein Land angrenzenden neuen Hafenstadt ihr anbot einen Weinberg in seinem Land zu pachten. Nach jahrelangem eisigen Schweigen zwischen den Ländern, wäre das die erste privatwirtschaftliche Annährung.
Francis war von dem Umstand nicht so begeistert damals. “Ich traue dem Fürsten nicht. Wir wissen nicht was er vor hat. Möglich das er so versucht mehr über die Verteidigungen der Stadt und des Hafens in Erfahrung zu bringen. Port Patriam ist das Tor zum Fürstentum. Wenn es fällt hätte er leichtes Spiel. Ich kann dir nicht vorschreiben was du mit deinen privaten Geschäften anstellen willst. Doch du solltest nicht alleine reisen. Wenn dann werde ich dich begleiten.”
Das konnte ja heiter werden. Francis mitnehmen? Auf gar keinen Fall. Mit seiner Art die Dinge schnell offen beim Namen zu nennen, wäre es während des Besuches beinahe zu einem Eklat gekommen. Nur mit viel weiblichen Charme und wohlwollenden Worten dem Fürsten gegenüber konnte sie damals das Schlimmste verhindern. Absichtlich würde sie die Männer nicht nochmal auf einander stoßen lassen. Zumal sie unsicher war. Machte sich Francis tatsächlich nur Sorgen um die Sicherheit seiner Stadt oder war da etwas wie Eifersucht? Immerhin hatte der Früst ziemlich um ihre Aufmerksamkeit gebuhlt. So oder so, irgendeinen Ausweg würde sie schon finden.
Zwei Dinge trübten ihren ansonsten so sorgenfreien Tag am Ende doch einwenig. Die Erste war Answins Anmerkung, sie sollte in nächster Zeit von einer Schwangerschaft absehen, da ein Kind durchaus mit bereits aktiven Kräften geboren werden könnte. Da Francis jedoch derzeit auch von einer Familiengründung absah, wegen der Möglichkeit der Übertragung des Fluches, war das vorerst kein Thema.
Das Zweite war seine Warnung sich von Wesen fernzuhalten, die zwar über eine gewisse magische Kraft verfügten, mit dieser aber nicht umzugehen wußten. Solange sie ihre eigene nicht beherrschte, war es durchaus möglich, das diese Engerie ihre aufgriff, was fatale Folgen haben könnte.
Das Problem war in diesem Fall mal wieder Francis. In ihm steckte eine solche Magie, bedingt durch seinen Fluch. Doch sich deswegen von Francis trennen? Nur über ihre Leiche. Bislang hatte es bei ihm auch keinen weiteren Ausbruch gegeben. Vielleicht wars auch nur eine einmalige Sache gewesen.
Und wenn nicht, dann mußte sie einen Weg finden der Gefahr entgegen zu wirken. Einer war, so schnell wie möglich zu lernen ihre eigen Kräfte zu kontrollieren.
So kam es, das Des jede freie Minute die sie erübrigen konnte, ihre Nase in ein Buch steckte. Sie sollte lernen, die Anzeichen zu deuten, die dem Ausbruch ihrer Kräfte voraus gingen. Wobei niemand sagen konnte, wie das genau von statten ging. Es gab unzählige Möglichkeiten. Eines war nur klar, sie mußte lernen ihre Gefühle und ihr Temperament unter Kontrolle zu bekommen. Gar nicht so leicht für eine Zigeunerin mit italienischen Wurzeln.
Diese Ungewissheit wann und wie es geschehen würde, die Sorge um Francis und seinem Fluch, die zusätzlichen Unterrichtsstunden zu ihren täglichen Aufgaben...das alles machte ihr mit der Zeit zu schaffen und sie beschloss nach einigen Wochen eine Auszeit zu nehmen.
Dafür kam ihr die noch immer offene Einladung des Fürstens Ost-Maritims zur Besichtigung des möglichen Weinanbaugebietes gerade recht.