15 (Kriminalnovelle) - 12. Manipulation

xavia

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12. Manipulation

Nach dieser unerfreulichen Erfahrung, die er tief in seinem Inneren einkapselte, konzentrierte Rutger sich darauf, Menschen zu manipulieren und zu erobern. Er verfügte nicht nur über gutes Aussehen sondern auch über Witz und Charme und schon bald lagen ihm alle Mädchen im Wohnheim und sogar einige der Jungs zu Füßen. Seine stahlblauen Augen blickten inzwischen durchdringend und mitleidlos in die Welt und viele empfanden das als erotisch. Andere hassten ihn dafür. Gleichgültig blieb kaum jemand. Er experimentierte mit wechselnden Partnerschaften beiderlei Geschlechts, hatte Spaß dabei, ließ sich aber emotional auf niemanden ein. Die Mädchen im Wohnheim erschienen ihm alle derb und gewöhnlich, das elfengleiche Wesen vom Vareler Bahnhof spukte in seinen Träumen herum und verhinderte, dass er sich verliebte.
[ 5]Als er drei Jahre später zur Bundeswehr sollte, stand er bereits kurz vor der Meisterprüfung und durfte diese noch vor dem Wehrdienst ablegen. Damit war für ihn der Beruf des Schlachters aber auch schon wieder erledigt: Er hatte gelernt, was es zu lernen gab und fühlte sich nun als einer, der goße Lebewesen töten konnte und durfte. Mehr gab dieser Beruf für ihn nicht her. Das Zubereiten kunstvoller Fleisch-Mahlzeiten reizte ihn nicht, weil er es in die ›Mutter-Kiste‹ sortiert hatte.
[ 5]Bei der Bundeswehr brauchte er niemandem mehr zu beweisen, dass er ein Mann war. Die kurz geschorenen Haare und sein durchtrainierter Körper wiesen ihn als Vorzeige-Soldaten aus und wo andere jammerten konnten ihm die Einsätze nicht anstrengend genug sein. Er nutzte die Zeit, um seine Fähigkeiten zur Manipulation von Menschen zu vervollkommnen. Schnell hatte er herausgefunden, wie er sich in die Hierarchie einfügen konnte und sich dennoch nicht wirklich unterordnen musste. Er war intelligent genug, seine Vorgesetzten nicht zu provozieren, wusste sie gegeneinander auszuspielen und war den Gleichrangigen Vorbild und Anführer. Nach dem Grundwehrdienst verließ er die Bundeswehr jedoch ohne Bedauern.
[ 5]Mit der Meisterprüfung wurde er zum Physik-Studium zugelassen und begeisterte sich schon bald für das Teilgebiet der Akustik. Hier kam die Leidenschaft seiner Kindheit wieder an die Oberfläche und wenn es jetzt auch nicht mehr ums Musizieren ging, faszinierte es ihn doch, sich mit der Ausbreitung von Schall zu beschäftigen. Nach der Promotion entschied er sich, für die Firma »White Bat Solutions« zu arbeiten, nicht zuletzt weil deren Firmenlogo, eine weiße Fledermaus, dem Tattoo glich, das er sich mit fünfzehn hatte stechen lassen, um männlicher zu wirken. Die Firma bot Akustik-Beratung an. Zuerst erstellte er in bunter Folge Lärm-Gutachten für Gerichtsverfahren, stellte Abhöranlagen für Privatpersonen und Ermittler zusammen und half dabei, Lokale und Theater so einzurichten, dass die Schallausbreitung die gewünschten Effekte hatte: In den Lokalen sollte der Lärm geschluckt werden, in den Theatern sollten die Schauspielerinnen und Schauspieler bis in die hinteren Reihen gut zu hören sein. Schon bald war er die rechte Hand des Senior-Chefs und bevor dieser in den Ruhestand ging, machte er ihn zum Teilhaber, weil er seinem Sohn die alleinige Leitung der Firma nicht zutraute.
[ 5]Rutger hätte allen Grund gehabt, zufrieden mit sich zu sein. Wäre da nicht die Sache mit den Partnerschaften gewesen. Einmal begegnete ihm eine junge Frau, die dem Mädchen am Vareler Bahnhof in verblüffender Weise glich, aber auch mit ihr wurde er nicht froh. Sie reizte ihn bis zum Wahnsinn, blieb aber bei seinen Verführungskünsten standhaft, schien ihn zu durchschauen und war wesentlich willensstärker als das naive Kind damals. Als er sich endlich nahm, was ihm nach monatelangem Werben zustand, war die Beziehung natürlich vorbei.
 

FrankK

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Hallo, Xavia
Vier weitere Szenen erzählen uns Rutgers Ausbildung und weiteren Lebensweg bis zu seiner Begegnung mit Sina

Erzählperspektive:
Wie im vorangegangenen Kapitel konstant „personal auktorial“, Bezugsperson weiterhin Rutger.

Figuren:
Keine weiteren wichtigen Personen, die irgendwie agierend auftreten.

Sprache:
Auch hier weiterhin der angemessene, geraffte Berichts-Stil.

Spannungsbogen:
Leider für mein Empfinden noch keine nennenswerte Steigerung im Spannungsbogen.
Wie angedroht ( ;) ) im nächsten Kapitel eine (möglicherweise) passende Idee.

Szenendetails:
+ Szene 1: Verdrängung
Rutger versucht die Erinnerungen an Sabrina zu verdrängen, die Erinnerung an sie spukt aber weiterhin in seinem Kopf herum.

+ Szene 2: BW
Kurzer Abriss der Bundeswehrzeit

+ Szene 3: Physikstudium
Er studiert Physik und arbeitet in einer Akustik-Spezialfirma.

+ Szene 4:
Die Affäre mit Petra.

Allgemeines:
Der Bildungsweg erscheint mir unpassend. Vom Fleischermeister zum Physiker ... näheres an passender Stelle.

Erbsenzählerei:
... und fühlte sich nun als einer, der [red]goße[/red] Lebewesen töten konnte ...
Korrektur: „große“

Mit der [blue]Meisterprüfung wurde er zum Physik-Studium zugelassen[/blue] und begeisterte sich schon bald für das Teilgebiet der Akustik.
Mal überlegen – Rutger verließ die Schule mit „Mittlere Reife“ (Klasse 10), machte eine Ausbildung zum Schlachter, hat mit der Gesellenprüfung den Status der Klasse 11 erreicht, absolviert unmittelbar danach die Meisterschule mit Prüfung (Metzgermeister) und erlangt dadurch die Qualifikation der Klasse 12, Fachabitur. Das funktioniert nicht – damit erreicht er keine Zulassung zum Physik-Studium (zweiter Bildungsweg) – es sei denn, er hätte ob seiner hohen Intelligenz bei der Bundeswehr (dann 4 Jahre Wehrdienst) das Abitur nachgeholt, dann wäre ihm, je nach Einsatz beim Bund, eventuell ein Studienjahr geschenkt worden. Oder er macht in zwei Jahren in Abendform das Vollabitur nach. Vom Metzgermeister zum Physiker sehe ich aber ansonsten keinen direkten Weg.
(Wenn Du es schon selbst ansprichst, sollte es auch stimmen ...)
Versuche ich den zeitlichen Ablauf zu ordnen – erscheint mir die Bundeswehr stimmiger:
1982 Rutgers erstes Lehrjahr – Sabrina.
1983 Petra Geburt
1985 Gesellenprüfung.
1986 Meisterprüfung
1987 Bundeswehr mit Vollabitur
1991Beginn Studium mit Anrechnung des ersten Regelstudienjahres.
1994 Diplomabschluss
1994 Einstieg in die Firma
1998 Petra ist fünfzehn.


Grüßend
Frank
 

xavia

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12. Manipulation

Nach dieser unerfreulichen Erfahrung, die er tief in seinem Inneren einkapselte, konzentrierte Rutger sich darauf, Menschen zu manipulieren und zu erobern. Er verfügte nicht nur über gutes Aussehen sondern auch über Witz und Charme und schon bald lagen ihm alle Mädchen im Wohnheim und sogar einige der Jungs zu Füßen. Seine stahlblauen Augen blickten inzwischen durchdringend und mitleidlos in die Welt und viele empfanden das als erotisch. Andere hassten ihn dafür. Gleichgültig blieb kaum jemand. Er experimentierte mit wechselnden Partnerschaften beiderlei Geschlechts, hatte Spaß dabei, ließ sich aber emotional auf niemanden ein. Die Mädchen im Wohnheim erschienen ihm alle derb und gewöhnlich, das elfengleiche Wesen vom Vareler Bahnhof spukte in seinen Träumen herum und verhinderte, dass er sich verliebte.
[ 5]Als er drei Jahre später zur Bundeswehr sollte, stand er bereits kurz vor der Meisterprüfung und durfte diese noch vor dem Wehrdienst ablegen. Damit war für ihn der Beruf des Schlachters aber auch schon wieder erledigt: Er hatte gelernt, was es zu lernen gab und fühlte sich nun als einer, der große Lebewesen töten konnte und durfte. Mehr gab dieser Beruf für ihn nicht her. Das Zubereiten kunstvoller Fleisch-Mahlzeiten reizte ihn nicht, weil er es in die ›Mutter-Kiste‹ sortiert hatte.
[ 5]Bei der Bundeswehr brauchte er niemandem mehr zu beweisen, dass er ein Mann war. Die kurz geschorenen Haare und sein durchtrainierter Körper wiesen ihn als Vorzeige-Soldaten aus und wo andere jammerten konnten ihm die Einsätze nicht anstrengend genug sein. Er nutzte die Zeit, um seine Fähigkeiten zur Manipulation von Menschen zu vervollkommnen. Schnell hatte er herausgefunden, wie er sich in die Hierarchie einfügen konnte und sich dennoch nicht wirklich unterordnen musste. Er war intelligent genug, seine Vorgesetzten nicht zu provozieren, wusste sie gegeneinander auszuspielen und war den Gleichrangigen Vorbild und Anführer. Nach dem Grundwehrdienst verließ er die Bundeswehr jedoch ohne Bedauern.
[ 5]Mit der Meisterprüfung wurde er zum Physik-Studium zugelassen und begeisterte sich schon bald für das Teilgebiet der Akustik. Hier kam die Leidenschaft seiner Kindheit wieder an die Oberfläche und wenn es jetzt auch nicht mehr ums Musizieren ging, faszinierte es ihn doch, sich mit der Ausbreitung von Schall zu beschäftigen. Nach der Promotion entschied er sich, für die Firma »White Bat Solutions« zu arbeiten, nicht zuletzt weil deren Firmenlogo, eine weiße Fledermaus, dem Tattoo glich, das er sich mit fünfzehn hatte stechen lassen, um männlicher zu wirken. Die Firma bot Akustik-Beratung an. Zuerst erstellte er in bunter Folge Lärm-Gutachten für Gerichtsverfahren, stellte Abhöranlagen für Privatpersonen und Ermittler zusammen und half dabei, Lokale und Theater so einzurichten, dass die Schallausbreitung die gewünschten Effekte hatte: In den Lokalen sollte der Lärm geschluckt werden, in den Theatern sollten die Schauspielerinnen und Schauspieler bis in die hinteren Reihen gut zu hören sein. Schon bald war er die rechte Hand des Senior-Chefs und bevor dieser in den Ruhestand ging, machte er ihn zum Teilhaber, weil er seinem Sohn die alleinige Leitung der Firma nicht zutraute.
[ 5]Rutger hätte allen Grund gehabt, zufrieden mit sich zu sein. Wäre da nicht die Sache mit den Partnerschaften gewesen. Einmal begegnete ihm eine junge Frau, die dem Mädchen am Vareler Bahnhof in verblüffender Weise glich, aber auch mit ihr wurde er nicht froh. Sie reizte ihn bis zum Wahnsinn, blieb aber bei seinen Verführungskünsten standhaft, schien ihn zu durchschauen und war wesentlich willensstärker als das naive Kind damals. Als er sich endlich nahm, was ihm nach monatelangem Werben zustand, war die Beziehung natürlich vorbei.
 

xavia

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Hallo Frank,

nach der Meisterprüfung kann Rutger Physik studieren, darüber habe ich mich natürlich vorher informiert:
https://www.studieren-in-niedersachsen.de/studienwahl/orientierung/studieren-ohne-abitur.html
Da steht:
Hochschulzugangsberechtigung aufgrund beruflicher Vorbildung
Viele Fortbildungsabschlüsse berechtigen dazu, an allen Hochschulen in Niedersachsen alle Studiengänge zu studieren. Wer etwa Meister/in, staatlich geprüfte/r Techniker/in oder Betriebswirt/in ist, kann hier sein Wunschfach studieren - auch ohne Abitur oder Fachhochschulreife.
Wie angedroht im nächsten Kapitel eine (möglicherweise) passende Idee.
Darum kümmere ich mich später, wird nicht vergessen.

Deine Zeitlinie finde ich beeindruckend. Ich werde sie am Ende mit meiner vergleichen, sieht ziemlich synchron aus, du hast die Hinweise gut verarbeitet.

Dankend und grüßend
Xavia.
 

FrankK

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Hallo Xavia
Was den Studiengang betrifft - du hast recht. Da muss ich wohl mal meine Kenntnisse etwas auffrischen, obwohl ...
Niedersachsen zählt ebenso wie Hamburg zu den Pionieren beim Studium ohne Abitur. In den 1970er Jahren öffnete das Bundesland sein gesamtes Hochschulsystem für beruflich Qualifizierte.
Quelle: http://www.studieren-ohne-abitur.de/web/laender/niedersachsen/

Das ganze ist nicht einheitlich geregelt.
In NRW gibt es diese Möglichkeit erst seit 2014 (zumindest ist das Gesetz darauf datiert), im Saarland erst seit 2017, die meißten Bundesländer haben diesen Zugang anscheinend erst um die Jahrtausendwende ermöglicht.

Da waren meine Kenntnisse wohl etwas veraltet, entschuldige. ;)


Herzlich Grüßend
Frank
 

xavia

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12. Manipulation

Nach dieser unerfreulichen Erfahrung, die er tief in seinem Inneren einkapselte, konzentrierte Rutger sich darauf, Menschen zu manipulieren und zu erobern. Er verfügte nicht nur über gutes Aussehen sondern auch über Witz und Charme und schon bald lagen ihm alle Mädchen im Wohnheim und sogar einige der Jungs zu Füßen. Seine stahlblauen Augen blickten inzwischen durchdringend und mitleidlos in die Welt und viele empfanden das als erotisch. Andere hassten ihn dafür. Gleichgültig blieb kaum jemand. Er experimentierte mit wechselnden Partnerschaften beiderlei Geschlechts, hatte Spaß dabei, ließ sich aber emotional auf niemanden ein. Die Mädchen im Wohnheim erschienen ihm alle derb und gewöhnlich, das elfengleiche Wesen vom Vareler Bahnhof spukte in seinen Träumen herum und verhinderte, dass er sich verliebte.
[ 5]Als er drei Jahre später zur Bundeswehr sollte, stand er bereits kurz vor der Meisterprüfung und durfte diese noch vor dem Wehrdienst ablegen. Damit war für ihn der Beruf des Schlachters aber auch schon wieder erledigt: Er hatte gelernt, was es zu lernen gab und fühlte sich nun als einer, der große Lebewesen töten konnte und durfte. Mehr gab dieser Beruf für ihn nicht her. Das Zubereiten kunstvoller Fleisch-Mahlzeiten reizte ihn nicht, weil er es in die ›Mutter-Kiste‹ sortiert hatte.
[ 5]Bei der Bundeswehr brauchte er niemandem mehr zu beweisen, dass er ein Mann war. Die kurz geschorenen Haare und sein durchtrainierter Körper wiesen ihn als Vorzeige-Soldaten aus und wo andere jammerten konnten ihm die Einsätze nicht anstrengend genug sein. Er nutzte die Zeit, um seine Fähigkeiten zur Manipulation von Menschen zu vervollkommnen. Schnell hatte er herausgefunden, wie er sich in die Hierarchie einfügen konnte und sich dennoch nicht wirklich unterordnen musste. Er war intelligent genug, seine Vorgesetzten nicht zu provozieren, wusste sie gegeneinander auszuspielen und war den Gleichrangigen Vorbild und Anführer. Nach dem Grundwehrdienst verließ er die Bundeswehr jedoch ohne Bedauern.
[ 5]Mit der Meisterprüfung wurde er zum Physik-Studium an der Carl von Ossietzky Universität Oldenburg zugelassen und begeisterte sich schon bald für das Teilgebiet der Akustik. Hier kam die Leidenschaft seiner Kindheit wieder an die Oberfläche und wenn es jetzt auch nicht mehr ums Musizieren ging, faszinierte es ihn doch, sich mit der Ausbreitung von Schall zu beschäftigen. Nach der Promotion entschied er sich, für die Firma »White Bat Solutions« zu arbeiten, nicht zuletzt weil deren Firmenlogo, eine weiße Fledermaus, dem Tattoo glich, das er sich mit fünfzehn hatte stechen lassen, um männlicher zu wirken. Fledermäuse hatten ihn schon immer fasziniert. Die Firma bot Akustik-Beratung an. Zuerst erstellte er in bunter Folge Lärm-Gutachten für Gerichtsverfahren, stellte Abhöranlagen für Privatpersonen und Ermittler zusammen und half dabei, Lokale und Theater so einzurichten, dass die Schallausbreitung die gewünschten Effekte hatte: In den Lokalen sollte der Lärm geschluckt werden, in den Theatern sollten die Schauspielerinnen und Schauspieler bis in die hinteren Reihen gut zu hören sein. Schon bald war er die rechte Hand des Senior-Chefs und bevor dieser in den Ruhestand ging, machte er ihn zum Teilhaber, weil er seinem Sohn die alleinige Leitung der Firma nicht zutraute.
[ 5]Rutger hätte allen Grund gehabt, zufrieden mit sich zu sein. Wäre da nicht die Sache mit den Partnerschaften gewesen. Einmal begegnete ihm eine junge Frau, die dem Mädchen am Vareler Bahnhof in verblüffender Weise glich, aber auch mit ihr wurde er nicht froh. Sie reizte ihn bis zum Wahnsinn, blieb aber bei seinen Verführungskünsten standhaft, schien ihn zu durchschauen und war wesentlich willensstärker als das naive Kind damals. Als er sich endlich nahm, was ihm nach monatelangem Werben zustand, war die Beziehung natürlich vorbei. Zum zweiten Mal hinterließ er eine junge Frau mit einem Fledermaus-Kettchen als einzigem Andenken an ihn. Rutger fand das irgendwie romantisch, als hätte er ihr einen Teil von sich geschenkt.
 



 
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