xavia
Mitglied
8. Adrian
Am Sonntag, beim Frühstück, wollen die Mütter alles über den Abend und über den Film wissen. Frauke hat vorgesorgt, ihr auf dem Heimweg ein paar wichtige Details verraten und ihr die VHS-Kassette mitgegeben.
[ 5]»Super Film, sag' ich euch. Ich will nicht zu viel verraten, ihr solltet ihn euch selbst ansehen. Allein schon der Anfang mit der Musik – phänomenal, ich übertreibe nicht! Und dann das Ende – aber mehr sag' ich jetzt lieber nicht.«
[ 5]Die beiden fallen darauf herein und wollen nun keine weiteren Informationen, bevor sie den Film selbst gesehen haben.
[ 5]»Ich wünsche euch viel Spaß dabei. Ich geh' heute Nachmittag wieder zu Frauke.«
[ 5]Es kommt leichter Protest auf, aber die Mütter können ja nicht ernsthaft verlangen, dass sich Petra den Film noch einmal mit ihnen ansieht und so sind sie zufrieden mit dem Versprechen, dass sie zum Abendessen zurück ist.
[ 5]Mit bangem Herzen und ungeschminkt radelt Petra zum Eisladen, wo Adrian schon auf sie wartet.
[ 5]»Hallo, meine Schöne, ich freue mich, dass du gekommen bist.«
[ 5]Petra hat keine Erfahrung im Umgang mit erwachsenen Männern, mal abgesehen von den Lehrern, aber die sind ja uralt. Sie versucht, ihre Unsicherheit hinter der erprobten Mauer aus Überheblichkeit zu verbergen, aber diese Mauer hat er schnell eingerissen mit seiner souveränen Art. Er weiß einfach, dass er gefällt und so ist es ja auch. Bald gibt Petra ihren Widerstand auf und genießt es, von ihm umworben zu werden. Sie essen Eis, trinken Kakao, sie erzählt ihm von ihrem Wunsch, Medizin zu studieren und er nimmt sie ernst damit. Sie hatte es sich selbst noch nicht eingestanden, dass ein Medizinstudium ihr Traum ist und jetzt redet sie mit ihm darüber als wäre es schon beschlossene Sache und spürt, wie ihr Traum zur Realität wird. Ihren Fragen nach seinem Beruf weicht er geschickt aus. Einen Job muss er wohl haben, denn vor dem Eisladen steht sein neuer roter Z3, den er ihr stolz zeigt. Sie hofft, dass er ihn ehrlich erworben hat, traut sich aber nicht, weiter nachzubohren. Er erzählt ihr, dass er ebenfalls studieren möchte, auf dem zweiten Bildungsweg.
[ 5]›Ja, er ist wirklich irgendwie der Vater, den ich nie hatte,‹ denkt sie lächelnd, als er sie ermahnt, nur nicht denselben Fehler zu machen wie er und die Schule vor dem Abitur zu verlassen. Sie verkneift sich aber ein ›Ja, Papi‹. So vertraut sind sie noch nicht miteinander.
[ 5]Sie treffen sich danach regelmäßig, immer am Wochenende. Sie fahren mit dem Auto raus. Die Mütter ahnen nichts. Sie glauben, dass die Freundschaft mit Frauke inniger wird. Petra schwebt auf Wolken. Adrian ist ihr erster Freund und gleich ein solcher Hauptgewinn! Er ist der vollendete Kavalier, trägt sie quasi auf Händen und behandelt sie wie eine Dame. Er hat ihr sogar ein Kleid gekauft, das er im Auto aufbewahrt, so dass sie sich umziehen kann, ohne dass die Mütter etwas davon mitbekommen. Eine blonde Langhaarperücke hat sie nun auch, einen Vorgeschmack auf die Zukunft, in der sie ihre Haare wachsen lassen kann. Damit haben sie zwei Fliegen mit einer Klappe geschlagen: Petra freut sich über ihre neue Weiblichkeit und beide fühlen sich sicherer, nicht erkannt zu werden. Denn darüber sind sie sich einig: Die Mütter dürfen keinesfalls etwas von ihrer Liebe wissen, sie sind zu misstrauisch und würden sofort alles kaputtmachen. Petra ist froh, dass Adrian in der Beziehung ebenso denkt wie sie, dass ihm die Heimlichtuerei nicht lästig ist sondern anscheinend sogar Spaß macht. Adrian hat immer neue Ideen, was sie zusammen unternehmen können. Petra staunt, welche Möglichkeiten die Umgebung ihres Wohnortes bietet: Waldspaziergänge, Schaufensterbummel, Segeln auf dem Zwischenahner Meer, Picknick am Fluss, Kaffee und Kuchen in einem Hotel, dessen große Fenster mit Blick auf einen See so tief liegen, dass man das Gefühl hat, auf dem Wasser zu sitzen.
[ 5]Als Adrian eines Tages auf einem Waldweg hält und mit seiner Hand langsam von ihrem Knie aufwärts wandert, zieht allerdings ein Schatten über ihr kleines Stück vom Himmel. Sie hält seine Hand fest, er versucht es etwas entschiedener, sie wehrt sich etwas entschiedener: »Nicht, Adrian, ich bin noch nicht so weit.«
[ 5]»Wie du meinst«, entgegnet er kühl und zieht seine Hand zurück, startet den Wagen und lenkt ihn zurück auf die Straße.
[ 5]Petra merkt, dass sich etwas verändert hat. Er beteuert zwar auf ihr Nachfragen hin, ihr alle Zeit lassen zu wollen, die sie braucht, aber irgendwas ist anders und Petra fragt sich, ob das nur an ihr liegt, weil sie ein schlechtes Gewissen hat oder ob er frustriert ist und sie nun nicht mehr so mag wie vorher.
[ 5]Er macht keine weiteren Versuche in dieser Richtung, es bleibt bei harmlosen Fummeleien und Küssen, aber die Leichtigkeit ist aus ihrer Zweisamkeit gewichen. Adrian wirkt oft abwesend.
[ 5]An einem schönen Sommertag sitzen sie wieder einmal vor einem Eiscafé, trinken Kakao und blicken über den belebten Platz davor, auf dem ein kleines Mädchen Tauben aufscheucht. Eine ältere Frau weist sie mit erhobenem Zeigefinger zurecht und die Mutter des Kindes eilt herbei und weist die Frau zurecht. Adrian und Petra lächeln einander zu. Sie sind sich oft ohne Worte einig. Plötzlich wird ihr übel, sie kann sich kaum auf dem Stuhl halten. Er steht auf und greift ihr unter die Arme, winkt der Kellnerin und legt ihr einen Schein hin. Dann richtet er Petra auf und hilft ihr, zum Auto zu gehen. Die Kellnerin, eine freundliche rothaarige Frau mittleren Alters, erkundigt sich, ob sie helfen kann, aber Adrian wehrt ab: »Das ist sicherlich der Kreislauf, das hat sie öfter. Ist bestimmt gleich vorbei.«
[ 5]»Das hab' ich noch nie gehabt, dass mir so schlecht war«, flüstert Petra ihm ins Ohr, als sie auf der Straße sind. Sie sieht, dass die Kellnerin sich seine Autonummer aufschreibt. – So eine neugierige Person!
[ 5]»Ich wollte sie nur loswerden«, sagt er. Wie geht es dir denn jetzt? Wir fahren am besten ein wenig raus in die Natur, die Luft steht hier auf dem Platz zwischen den hohen Häusern ringsum, kein Windhauch zur Erfrischung. Im Auto kannst du dir den Fahrtwind um die Nase wehen lassen.
[ 5]Sie freut sich über seine Fürsorge und tatsächlich wird es schon auf dem Weg zum Auto besser. Ihre Stimmung hellt sich auf, sie fühlt sich beinahe euphorisch. ›Vielleicht wird ja doch alles wieder gut‹, denkt sie.
[ 5]Später setzt er sie bei ihrem Fahrrad ab und sie fühlt sich seltsam benommen, kann sich an die Fahrt kaum erinnern. Er sagt, ihr sei von dem Kakao schlecht geworden, er hätte sich auch mulmig gefühlt. Er verabschiedet sich mit einem leidenschaftlichen Kuss und verspricht, sie anzurufen.
[ 5]Am Abend glaubt sie, ihre Periode zu bekommen, eigentlich zwei Wochen zu früh. Die Mütter erklären ihr, dass das eine Zwischenblutung sein könne und sicherlich nichts zu bedeuten habe. Da die Blutung am nächsten Tag vorbei ist, denkt sie nicht weiter daran.
[ 5]Am Wochenende kommt kein Anruf von ihm. Petra ist traurig, hat Sehnsucht. Auch in der Woche danach hört sie nichts von ihm und ihr wird bewusst, dass sie nichts über ihn weiß: Keine Telefonnummer, keine Adresse, gar nichts. Nicht mal einen Nachnamen. Immer ist er es gewesen, der Kontakt aufgenommen hat.
[ 5]Frauke tröstet sie: »Der war sowieso zu alt.«
[ 5]Aber Petra sehnt sich weiter nach ihm, träumt von ihm und fragt sich, wie sie ihn wiederfinden kann.
[ 5]Frauke meint: »Was würde das nützen? Wenn er dich sehen wollte, könnte er dich erreichen. Meldet er sich nicht, will er wohl keinen Kontakt.« – Frauke hat Erfahrungen mit sowas.
[ 5]Petra will es einfach nicht wahrhaben. Sie fühlt sich krank. Oft ist ihr morgens übel und sie kann nichts frühstücken. Sie wird dünner und blasser. Sie hat überhaupt keine Freude mehr am Leben, führt diesen Zustand auf ihre Sehnsucht nach dem Geliebten zurück.
[ 5]Endlich gehen die Mütter mit ihr zu einer Ärztin. Diese untersucht sie eingehend, nimmt eine Blut- und eine Urinprobe, macht ein Belastungs-EKG, misst das Lungenvolumen und verabredet einen neuen Termin, eine Woche später.
[ 5]Beim nächsten Arzttermin geht es Petra nicht besser. Sie und ihre Mütter sitzen im Sprechzimmer von Frau Dr. Filsinger und werden eine nach der anderen eingehend von ihr gemustert. Dann sagt sie:
[ 5]»Ich kann ihnen eine erfreuliche Mitteilung machen: Petra ist ganz gesund. Wahrscheinlich weniger erfreulich, angesichts ihres Alters, ist die andere Diagnose: Sie ist schwanger.«
Am Sonntag, beim Frühstück, wollen die Mütter alles über den Abend und über den Film wissen. Frauke hat vorgesorgt, ihr auf dem Heimweg ein paar wichtige Details verraten und ihr die VHS-Kassette mitgegeben.
[ 5]»Super Film, sag' ich euch. Ich will nicht zu viel verraten, ihr solltet ihn euch selbst ansehen. Allein schon der Anfang mit der Musik – phänomenal, ich übertreibe nicht! Und dann das Ende – aber mehr sag' ich jetzt lieber nicht.«
[ 5]Die beiden fallen darauf herein und wollen nun keine weiteren Informationen, bevor sie den Film selbst gesehen haben.
[ 5]»Ich wünsche euch viel Spaß dabei. Ich geh' heute Nachmittag wieder zu Frauke.«
[ 5]Es kommt leichter Protest auf, aber die Mütter können ja nicht ernsthaft verlangen, dass sich Petra den Film noch einmal mit ihnen ansieht und so sind sie zufrieden mit dem Versprechen, dass sie zum Abendessen zurück ist.
[ 5]Mit bangem Herzen und ungeschminkt radelt Petra zum Eisladen, wo Adrian schon auf sie wartet.
[ 5]»Hallo, meine Schöne, ich freue mich, dass du gekommen bist.«
[ 5]Petra hat keine Erfahrung im Umgang mit erwachsenen Männern, mal abgesehen von den Lehrern, aber die sind ja uralt. Sie versucht, ihre Unsicherheit hinter der erprobten Mauer aus Überheblichkeit zu verbergen, aber diese Mauer hat er schnell eingerissen mit seiner souveränen Art. Er weiß einfach, dass er gefällt und so ist es ja auch. Bald gibt Petra ihren Widerstand auf und genießt es, von ihm umworben zu werden. Sie essen Eis, trinken Kakao, sie erzählt ihm von ihrem Wunsch, Medizin zu studieren und er nimmt sie ernst damit. Sie hatte es sich selbst noch nicht eingestanden, dass ein Medizinstudium ihr Traum ist und jetzt redet sie mit ihm darüber als wäre es schon beschlossene Sache und spürt, wie ihr Traum zur Realität wird. Ihren Fragen nach seinem Beruf weicht er geschickt aus. Einen Job muss er wohl haben, denn vor dem Eisladen steht sein neuer roter Z3, den er ihr stolz zeigt. Sie hofft, dass er ihn ehrlich erworben hat, traut sich aber nicht, weiter nachzubohren. Er erzählt ihr, dass er ebenfalls studieren möchte, auf dem zweiten Bildungsweg.
[ 5]›Ja, er ist wirklich irgendwie der Vater, den ich nie hatte,‹ denkt sie lächelnd, als er sie ermahnt, nur nicht denselben Fehler zu machen wie er und die Schule vor dem Abitur zu verlassen. Sie verkneift sich aber ein ›Ja, Papi‹. So vertraut sind sie noch nicht miteinander.
[ 5]Sie treffen sich danach regelmäßig, immer am Wochenende. Sie fahren mit dem Auto raus. Die Mütter ahnen nichts. Sie glauben, dass die Freundschaft mit Frauke inniger wird. Petra schwebt auf Wolken. Adrian ist ihr erster Freund und gleich ein solcher Hauptgewinn! Er ist der vollendete Kavalier, trägt sie quasi auf Händen und behandelt sie wie eine Dame. Er hat ihr sogar ein Kleid gekauft, das er im Auto aufbewahrt, so dass sie sich umziehen kann, ohne dass die Mütter etwas davon mitbekommen. Eine blonde Langhaarperücke hat sie nun auch, einen Vorgeschmack auf die Zukunft, in der sie ihre Haare wachsen lassen kann. Damit haben sie zwei Fliegen mit einer Klappe geschlagen: Petra freut sich über ihre neue Weiblichkeit und beide fühlen sich sicherer, nicht erkannt zu werden. Denn darüber sind sie sich einig: Die Mütter dürfen keinesfalls etwas von ihrer Liebe wissen, sie sind zu misstrauisch und würden sofort alles kaputtmachen. Petra ist froh, dass Adrian in der Beziehung ebenso denkt wie sie, dass ihm die Heimlichtuerei nicht lästig ist sondern anscheinend sogar Spaß macht. Adrian hat immer neue Ideen, was sie zusammen unternehmen können. Petra staunt, welche Möglichkeiten die Umgebung ihres Wohnortes bietet: Waldspaziergänge, Schaufensterbummel, Segeln auf dem Zwischenahner Meer, Picknick am Fluss, Kaffee und Kuchen in einem Hotel, dessen große Fenster mit Blick auf einen See so tief liegen, dass man das Gefühl hat, auf dem Wasser zu sitzen.
[ 5]Als Adrian eines Tages auf einem Waldweg hält und mit seiner Hand langsam von ihrem Knie aufwärts wandert, zieht allerdings ein Schatten über ihr kleines Stück vom Himmel. Sie hält seine Hand fest, er versucht es etwas entschiedener, sie wehrt sich etwas entschiedener: »Nicht, Adrian, ich bin noch nicht so weit.«
[ 5]»Wie du meinst«, entgegnet er kühl und zieht seine Hand zurück, startet den Wagen und lenkt ihn zurück auf die Straße.
[ 5]Petra merkt, dass sich etwas verändert hat. Er beteuert zwar auf ihr Nachfragen hin, ihr alle Zeit lassen zu wollen, die sie braucht, aber irgendwas ist anders und Petra fragt sich, ob das nur an ihr liegt, weil sie ein schlechtes Gewissen hat oder ob er frustriert ist und sie nun nicht mehr so mag wie vorher.
[ 5]Er macht keine weiteren Versuche in dieser Richtung, es bleibt bei harmlosen Fummeleien und Küssen, aber die Leichtigkeit ist aus ihrer Zweisamkeit gewichen. Adrian wirkt oft abwesend.
[ 5]An einem schönen Sommertag sitzen sie wieder einmal vor einem Eiscafé, trinken Kakao und blicken über den belebten Platz davor, auf dem ein kleines Mädchen Tauben aufscheucht. Eine ältere Frau weist sie mit erhobenem Zeigefinger zurecht und die Mutter des Kindes eilt herbei und weist die Frau zurecht. Adrian und Petra lächeln einander zu. Sie sind sich oft ohne Worte einig. Plötzlich wird ihr übel, sie kann sich kaum auf dem Stuhl halten. Er steht auf und greift ihr unter die Arme, winkt der Kellnerin und legt ihr einen Schein hin. Dann richtet er Petra auf und hilft ihr, zum Auto zu gehen. Die Kellnerin, eine freundliche rothaarige Frau mittleren Alters, erkundigt sich, ob sie helfen kann, aber Adrian wehrt ab: »Das ist sicherlich der Kreislauf, das hat sie öfter. Ist bestimmt gleich vorbei.«
[ 5]»Das hab' ich noch nie gehabt, dass mir so schlecht war«, flüstert Petra ihm ins Ohr, als sie auf der Straße sind. Sie sieht, dass die Kellnerin sich seine Autonummer aufschreibt. – So eine neugierige Person!
[ 5]»Ich wollte sie nur loswerden«, sagt er. Wie geht es dir denn jetzt? Wir fahren am besten ein wenig raus in die Natur, die Luft steht hier auf dem Platz zwischen den hohen Häusern ringsum, kein Windhauch zur Erfrischung. Im Auto kannst du dir den Fahrtwind um die Nase wehen lassen.
[ 5]Sie freut sich über seine Fürsorge und tatsächlich wird es schon auf dem Weg zum Auto besser. Ihre Stimmung hellt sich auf, sie fühlt sich beinahe euphorisch. ›Vielleicht wird ja doch alles wieder gut‹, denkt sie.
[ 5]Später setzt er sie bei ihrem Fahrrad ab und sie fühlt sich seltsam benommen, kann sich an die Fahrt kaum erinnern. Er sagt, ihr sei von dem Kakao schlecht geworden, er hätte sich auch mulmig gefühlt. Er verabschiedet sich mit einem leidenschaftlichen Kuss und verspricht, sie anzurufen.
[ 5]Am Abend glaubt sie, ihre Periode zu bekommen, eigentlich zwei Wochen zu früh. Die Mütter erklären ihr, dass das eine Zwischenblutung sein könne und sicherlich nichts zu bedeuten habe. Da die Blutung am nächsten Tag vorbei ist, denkt sie nicht weiter daran.
[ 5]Am Wochenende kommt kein Anruf von ihm. Petra ist traurig, hat Sehnsucht. Auch in der Woche danach hört sie nichts von ihm und ihr wird bewusst, dass sie nichts über ihn weiß: Keine Telefonnummer, keine Adresse, gar nichts. Nicht mal einen Nachnamen. Immer ist er es gewesen, der Kontakt aufgenommen hat.
[ 5]Frauke tröstet sie: »Der war sowieso zu alt.«
[ 5]Aber Petra sehnt sich weiter nach ihm, träumt von ihm und fragt sich, wie sie ihn wiederfinden kann.
[ 5]Frauke meint: »Was würde das nützen? Wenn er dich sehen wollte, könnte er dich erreichen. Meldet er sich nicht, will er wohl keinen Kontakt.« – Frauke hat Erfahrungen mit sowas.
[ 5]Petra will es einfach nicht wahrhaben. Sie fühlt sich krank. Oft ist ihr morgens übel und sie kann nichts frühstücken. Sie wird dünner und blasser. Sie hat überhaupt keine Freude mehr am Leben, führt diesen Zustand auf ihre Sehnsucht nach dem Geliebten zurück.
[ 5]Endlich gehen die Mütter mit ihr zu einer Ärztin. Diese untersucht sie eingehend, nimmt eine Blut- und eine Urinprobe, macht ein Belastungs-EKG, misst das Lungenvolumen und verabredet einen neuen Termin, eine Woche später.
[ 5]Beim nächsten Arzttermin geht es Petra nicht besser. Sie und ihre Mütter sitzen im Sprechzimmer von Frau Dr. Filsinger und werden eine nach der anderen eingehend von ihr gemustert. Dann sagt sie:
[ 5]»Ich kann ihnen eine erfreuliche Mitteilung machen: Petra ist ganz gesund. Wahrscheinlich weniger erfreulich, angesichts ihres Alters, ist die andere Diagnose: Sie ist schwanger.«