xavia
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2. List
Geometrie! Wer braucht denn sowas? Und wofür?? – Aber ihr Lehrer, Herr Doktor Habermaß, der hat Augen wie ein Luchs und Ohren wie eine Fledermaus. Sabrina muss grinsen, weil seine Ohren tatsächlich ziemlich abstehen. Sofort hat er sie im Visier:
[ 5]»Sabrina, wie berechnet man Umfang eines Zylinders?«
[ 5]»Jaaa, also das geht sooo …:« versucht sie, errötend, Zeit zu gewinnen,
» U = ? · d «, liest sie von dem Formelzettel ab, den Sandra ihr herüberschiebt.
[ 5]»Und was sind d und ? ?«
[ 5]»Ähh… d ist der Durchmesser und ? , ähh… « Fieberhaft überlegt sie: »Wie hieß das noch, dieses Dreikomma-eins-vier-Ding?«
[ 5]»Na, so schwierig ist das doch nicht, das haben wir doch schon seit Wochen«, bohrt Doktor Habermaß erbarmungslos nach und wippt auf seinen Füßen, die Hände hinter dem zackig durchgedrückten Rücken.
[ 5]»Kreiszahl«, flüstert Sandra ihr zu.
[ 5]Sabrina braucht es nicht zu wiederholen, der Habermaß hat es auch gehört und nun ist ihre Freundin sein neues Opfer: »Na, das ist ja schön, dass du dich auskennst, Sandra. Dann erzähl' uns doch mal, wie das Volumen einer Halbkugel berechnet wird, damit wir an deinem Wissen teilhaben können.«
[ 5]Natürlich ist es kein Problem, die Formel für das Kugelvolumen durch zwei zu teilen, aber die Art der Frage sorgt dafür, dass Sandra die Nerven verliert: Eine Halbkugel kommt auf dem Formelzettel nicht vor! – Habermaß schenkt ihr ein mitleidiges Lächeln wendet sich Carsten zu, einem der wenigen, die sich nicht gemeldet haben.
[ 5]So geht das ›Verhör‹ weiter und weiter, bis sie endlich Aufgaben rechnen dürfen und damit den Angriffen des Lehrers für ein paar Minuten entkommen. Sabrina hat die Aufgaben schnell erledigt, kann sich kaum auf dem Sitz halten, so aufgeregt ist sie, ihrer Freundin die sensationelle Neuigkeit zu berichten: Frank hat mit ihr gesprochen! Sie sind ein Stück zusammen gegangen, haben auf einer Bank gesessen, er hat ihr erzählt, dass es aus ist mit Jasmin und dann hat er sie gefragt, ob sie am Samstag mit nach Dangast fahren will. Er sagte nicht, wieso es aus ist mit Jasmin und es ist ihr egal. Es ist ihr auch egal, dass er jetzt wahrscheinlich schnell einen Ersatz braucht für die Tour, die wohl schon vor dem Bruch mit Jasmin geplant war. Was zählt ist, dass er sie gefragt hat!
[ 5]Als die Stunde endlich vorbei ist, platzt sie noch im Klassenzimmer damit heraus und all ihre Begeisterung überschwemmt die Freundin, die eigentlich ein Dankeschön für den Vorsage-Versuch oder Mitgefühl für die Situation erwartet hat, in die sie dadurch geraten ist. Sandra ist allerdings eine gutmütige Person, die man nicht so leicht verärgern kann.
[ 5]»Und was hast du geantwortet?« fragt sie gespannt, als sie von der Einladung zur Dangast-Tour hört.
[ 5]»Na ja, dass ich es nicht weiß, dass ich darüber nachdenken muss. Dass ich zu Hause fragen muss.«
[ 5]»Willst du denn mit?«
[ 5]»Ja, natürlich! – Nein, ich weiß nicht …. Was soll ich nur tun? Meine Eltern ….«
[ 5]Auch Sandra ist skeptisch: »Eine ganze Nacht? Was haben die denn da vor? Alkohol? Drogen? Sex?«
[ 5]»Nein, der Frank, der ist in Ordnung, der hat nichts mit Drogen im Sinn, der raucht ja nicht mal. Sein Freund Butch leiht sich einen alten VW-Bus von seinem Opa. Sie fahren nachmittags hin, übernachten in den Strandkörben und fahren am nächsten Vormittag zurück. Sie nehmen ein paar Brote mit und gucken sich den Sonnenuntergang an. Alles ganz harmlos. Aber meine Eltern würden das nie erlauben, ich brauche gar nicht zu fragen. Ich werde ihm morgen sagen, dass ich gefragt habe und nicht mitdarf.
[ 5]»Dann fragt er bestimmt eine andere«, wendet Sandra ein.
[ 5]»Soll er doch, wenn er das will. Ich hab' doch keine Wahl!«
[ 5]»Man hat immer eine Wahl. Du könntest sagen, dass du bei mir übernachtest.«
[ 5]Sabrina ist fassungslos: »Ich soll meine Eltern anlügen und heimlich mitfahren???« In ihrem Kopf überschlagen sich die Gedanken: Einerseits scheint die Erfüllung ihres sehnlichsten Wunsches so nah, andererseits hat sie ihre Eltern noch nie angelogen, jedenfalls nicht in so einer großen Sache. Aber wenn sie mitfahren könnte, mit ihm zusammen sein könnte, eine Nacht unbeschwert und glücklich sein, wäre das nicht jede Strafe wert?
[ 5]Sandra hat schon konkrete Pläne: »So eine Chance bekommst du nicht zweimal. Es ist nicht ohne Risiko, auch für mich, aber wenn du bei den Reitstunden mitmachst, dann werde ich diese Sache für dich deichseln. Ich komme mit zu dir und frage, dann schöpft deine Mutter keinen Verdacht.«
[ 5]In dem Moment erklingt der Gong zur nächsten Stunde und Sabrina kann sich mit der Antwort noch Zeit lassen.
Geometrie! Wer braucht denn sowas? Und wofür?? – Aber ihr Lehrer, Herr Doktor Habermaß, der hat Augen wie ein Luchs und Ohren wie eine Fledermaus. Sabrina muss grinsen, weil seine Ohren tatsächlich ziemlich abstehen. Sofort hat er sie im Visier:
[ 5]»Sabrina, wie berechnet man Umfang eines Zylinders?«
[ 5]»Jaaa, also das geht sooo …:« versucht sie, errötend, Zeit zu gewinnen,
» U = ? · d «, liest sie von dem Formelzettel ab, den Sandra ihr herüberschiebt.
[ 5]»Und was sind d und ? ?«
[ 5]»Ähh… d ist der Durchmesser und ? , ähh… « Fieberhaft überlegt sie: »Wie hieß das noch, dieses Dreikomma-eins-vier-Ding?«
[ 5]»Na, so schwierig ist das doch nicht, das haben wir doch schon seit Wochen«, bohrt Doktor Habermaß erbarmungslos nach und wippt auf seinen Füßen, die Hände hinter dem zackig durchgedrückten Rücken.
[ 5]»Kreiszahl«, flüstert Sandra ihr zu.
[ 5]Sabrina braucht es nicht zu wiederholen, der Habermaß hat es auch gehört und nun ist ihre Freundin sein neues Opfer: »Na, das ist ja schön, dass du dich auskennst, Sandra. Dann erzähl' uns doch mal, wie das Volumen einer Halbkugel berechnet wird, damit wir an deinem Wissen teilhaben können.«
[ 5]Natürlich ist es kein Problem, die Formel für das Kugelvolumen durch zwei zu teilen, aber die Art der Frage sorgt dafür, dass Sandra die Nerven verliert: Eine Halbkugel kommt auf dem Formelzettel nicht vor! – Habermaß schenkt ihr ein mitleidiges Lächeln wendet sich Carsten zu, einem der wenigen, die sich nicht gemeldet haben.
[ 5]So geht das ›Verhör‹ weiter und weiter, bis sie endlich Aufgaben rechnen dürfen und damit den Angriffen des Lehrers für ein paar Minuten entkommen. Sabrina hat die Aufgaben schnell erledigt, kann sich kaum auf dem Sitz halten, so aufgeregt ist sie, ihrer Freundin die sensationelle Neuigkeit zu berichten: Frank hat mit ihr gesprochen! Sie sind ein Stück zusammen gegangen, haben auf einer Bank gesessen, er hat ihr erzählt, dass es aus ist mit Jasmin und dann hat er sie gefragt, ob sie am Samstag mit nach Dangast fahren will. Er sagte nicht, wieso es aus ist mit Jasmin und es ist ihr egal. Es ist ihr auch egal, dass er jetzt wahrscheinlich schnell einen Ersatz braucht für die Tour, die wohl schon vor dem Bruch mit Jasmin geplant war. Was zählt ist, dass er sie gefragt hat!
[ 5]Als die Stunde endlich vorbei ist, platzt sie noch im Klassenzimmer damit heraus und all ihre Begeisterung überschwemmt die Freundin, die eigentlich ein Dankeschön für den Vorsage-Versuch oder Mitgefühl für die Situation erwartet hat, in die sie dadurch geraten ist. Sandra ist allerdings eine gutmütige Person, die man nicht so leicht verärgern kann.
[ 5]»Und was hast du geantwortet?« fragt sie gespannt, als sie von der Einladung zur Dangast-Tour hört.
[ 5]»Na ja, dass ich es nicht weiß, dass ich darüber nachdenken muss. Dass ich zu Hause fragen muss.«
[ 5]»Willst du denn mit?«
[ 5]»Ja, natürlich! – Nein, ich weiß nicht …. Was soll ich nur tun? Meine Eltern ….«
[ 5]Auch Sandra ist skeptisch: »Eine ganze Nacht? Was haben die denn da vor? Alkohol? Drogen? Sex?«
[ 5]»Nein, der Frank, der ist in Ordnung, der hat nichts mit Drogen im Sinn, der raucht ja nicht mal. Sein Freund Butch leiht sich einen alten VW-Bus von seinem Opa. Sie fahren nachmittags hin, übernachten in den Strandkörben und fahren am nächsten Vormittag zurück. Sie nehmen ein paar Brote mit und gucken sich den Sonnenuntergang an. Alles ganz harmlos. Aber meine Eltern würden das nie erlauben, ich brauche gar nicht zu fragen. Ich werde ihm morgen sagen, dass ich gefragt habe und nicht mitdarf.
[ 5]»Dann fragt er bestimmt eine andere«, wendet Sandra ein.
[ 5]»Soll er doch, wenn er das will. Ich hab' doch keine Wahl!«
[ 5]»Man hat immer eine Wahl. Du könntest sagen, dass du bei mir übernachtest.«
[ 5]Sabrina ist fassungslos: »Ich soll meine Eltern anlügen und heimlich mitfahren???« In ihrem Kopf überschlagen sich die Gedanken: Einerseits scheint die Erfüllung ihres sehnlichsten Wunsches so nah, andererseits hat sie ihre Eltern noch nie angelogen, jedenfalls nicht in so einer großen Sache. Aber wenn sie mitfahren könnte, mit ihm zusammen sein könnte, eine Nacht unbeschwert und glücklich sein, wäre das nicht jede Strafe wert?
[ 5]Sandra hat schon konkrete Pläne: »So eine Chance bekommst du nicht zweimal. Es ist nicht ohne Risiko, auch für mich, aber wenn du bei den Reitstunden mitmachst, dann werde ich diese Sache für dich deichseln. Ich komme mit zu dir und frage, dann schöpft deine Mutter keinen Verdacht.«
[ 5]In dem Moment erklingt der Gong zur nächsten Stunde und Sabrina kann sich mit der Antwort noch Zeit lassen.