Wedekind hatte Schmerzen wie noch nie zuvor im Leben. Das Schlimme war, dass sie sich nicht lokalisieren ließen, denn sein gesamter Körper schien nur aus Schmerzen zu bestehen. Seit sie aus Torfing aufgebrochen waren – nach Wedekinds Schätzung war das mindestens zwei Stunden her – zerrten die Gardisten ihn und Jules hinter sich her. Die groben Stricke hatten die Haut an den Handgelenken längst durchgescheuert. Seine Kleider waren schmutzig, weil er immer wieder stolperte und in den Staub der Straße fiel, die jetzt nicht mehr gepflastert war. Seine Schultern fühlten sich an, als würden seine Arme jeden Moment heraus gerissen werden und seine Knie – die Jeans waren längst zerrissen – waren aufgeschürft und brannten fürchterlich. Jules ging es nicht besser.
Als der Trupp endlich einen Halt machte, brachen die beiden Gefangenen erschöpft zusammen. Wedekind, das Gesicht im Staub der Straße, hörte, wie die Gardisten abstiegen und ihre Pferde offenbar an einen Bach führten, um sie zu tränken. Er hob sich mühsam auf die Ellbogen und versuchte mit krächzender Stimme einen seiner Peiniger auf sich aufmerksam zu machen.
„Wasser, wir brauchen Wasser“, brachte er mühsam hervor, als ein Gardist – sein Name war wohl Laront – neben ihm stand. Die Sonne blendete Wedekind, als er zu dem kräftigen Mann aufschaute, so dass er ihn nur als schwarzen Schatten gegen das grelle Licht wahrnehmen konnte.
„Ihr wollt Wasser?“ Laront lachte hämisch.
„Gib ihnen schon etwas“, fauchte eine herrische Stimme. Das war Genton, wie Wedekind erkannte. „Sonst halten sie uns noch mehr auf.“
Laront brummte etwas, das Wedekind nicht verstehen konnte, und trollte sich.
„Seht zu, dass ihr auf die Beine kommt!“, herrschte Genton sie an und entfernte sich dann.
Wedekind wälzte sich mühsam herum. Sein Leidensgefährte lag bewegungslos bäuchlings im Staub.
„Jules!“ Wedekinds Hals war so trocken, dass man kaum etwas hören konnte. „Bist du in Ordnung, Jules?“, versuchte er es noch einmal.
Der junge Franzose bewegte sich endlich und drehte Wedekind das Gesicht zu.
„Mir geht’s wunderbar“, behauptete er und versuchte ein müdes Lächeln. „Ist doch ein toller Ausflug.“ Er bekam einen Hustenanfall.
„Haltet das Maul“, schnauzte Laront, der in diesem Moment mit einem Wassereimer zurückkam. Er holte aus und übergoss die beiden Gefangenen mit dem Inhalt des Eimers. Das Wasser war kühl und klar und es gelang Wedekind, einige wenige Tropfen mit den Lippen aufzufangen, bevor sie im knochentrockenen Boden versickern konnten.
„Ich sagte, du sollst ihnen zu trinken geben, Laront!“, bellte Genton von weitem. Wieder brummte der Unteroffizier etwas unverständliches, bevor er wieder zum Bach zurückkehrte, um den Eimer neu zu füllen.
„Hör zu“, flüsterte Wedekind in Richtung des jungen Franzosen. „Die haben ganz offenbar die Absicht, uns lebendig in die Feste zu bringen. Dieser Genton ist jetzt schon sauer, weil wir ihn aufhalten. Ich schätze, wenn wir einfach liegen bleiben, werden sie uns irgendwann auf den Packpferden reiten lassen.“
Jules schien einen Moment zu überlegen.
„Ich hoffe, du hast Recht“, krächzte er dann.
„Ich habe gesagt, ihr sollt eure Mäuler halten!“, brüllte Laront, der vom Bach zurück war. Er riss Wedekind grob nach oben und gab ihm mit einer Schöpfkelle zu trinken. Danach kam Jules an die Reihe. Schwer atmend lagen die beiden Gefangenen auf dem Rücken, als der Gardist sich wieder entfernt hatte.
„Selbst wenn ich mich täusche“, nahm Wedekind den Faden wieder auf, „so wären wir doch in spätestens drei oder vier Stunden soweit, dass wir uns nicht mehr auf den Beinen halten können. Was macht es also für einen Unterschied?“
Jules nickte matt. Im Hintergrund hörten die beiden Männer, wie sich die Gardisten zum Aufbruch fertig machten.
„Es geht weiter“, verkündete Laront.
Er und ein zweiter Soldat griffen nach den Seilen, mit denen die beiden Gefangenen gefesselt waren, und versuchten, sie auf die Beine zu zerren. Stöhnend brachen beide wieder zusammen.
„Kommt auf die Füße, ihr verdammten Grumps!“ Der Unteroffizier schlug mit dem losen Seilende nach Wedekind.
„Was ist los?“ Wedekind erkannte die Stimme von Genton, der bereits auf seinem Pferd saß, wie er aus dem Augenwinkel sehen konnte.
„Sie wollen nicht laufen“, grollte Laront. „Aber ich bekomme sie schon dazu.“
Wieder holte er mit dem groben Seil aus. Genton fuhr ihm in die Parade.
„Wenn du sie zusammen schlägst, können sie erst recht nicht mehr laufen“, argumentierte er. „Schnall sie auf die Packpferde, aber binde sie ordentlich fest.“ Die Schritte seines Pferdes entfernten sich.
Laront winkte zwei weitere Gardisten herbei. Die beiden Gefangenen wurden grob nach oben gezerrt und wie Mehlsäcke bäuchlings über den Rücken zweier Packpferde gebunden. Ihre Handfesseln wurden unter den Bäuchen der Tiere hindurch zu den Füßen geführt und dort verknotet.
„Viel bequemer ist das auch nicht“, murmelte Wedekind für sich.
Im nächsten Moment gab Genton den Befehl zum Aufbruch.
Als der Trupp endlich einen Halt machte, brachen die beiden Gefangenen erschöpft zusammen. Wedekind, das Gesicht im Staub der Straße, hörte, wie die Gardisten abstiegen und ihre Pferde offenbar an einen Bach führten, um sie zu tränken. Er hob sich mühsam auf die Ellbogen und versuchte mit krächzender Stimme einen seiner Peiniger auf sich aufmerksam zu machen.
„Wasser, wir brauchen Wasser“, brachte er mühsam hervor, als ein Gardist – sein Name war wohl Laront – neben ihm stand. Die Sonne blendete Wedekind, als er zu dem kräftigen Mann aufschaute, so dass er ihn nur als schwarzen Schatten gegen das grelle Licht wahrnehmen konnte.
„Ihr wollt Wasser?“ Laront lachte hämisch.
„Gib ihnen schon etwas“, fauchte eine herrische Stimme. Das war Genton, wie Wedekind erkannte. „Sonst halten sie uns noch mehr auf.“
Laront brummte etwas, das Wedekind nicht verstehen konnte, und trollte sich.
„Seht zu, dass ihr auf die Beine kommt!“, herrschte Genton sie an und entfernte sich dann.
Wedekind wälzte sich mühsam herum. Sein Leidensgefährte lag bewegungslos bäuchlings im Staub.
„Jules!“ Wedekinds Hals war so trocken, dass man kaum etwas hören konnte. „Bist du in Ordnung, Jules?“, versuchte er es noch einmal.
Der junge Franzose bewegte sich endlich und drehte Wedekind das Gesicht zu.
„Mir geht’s wunderbar“, behauptete er und versuchte ein müdes Lächeln. „Ist doch ein toller Ausflug.“ Er bekam einen Hustenanfall.
„Haltet das Maul“, schnauzte Laront, der in diesem Moment mit einem Wassereimer zurückkam. Er holte aus und übergoss die beiden Gefangenen mit dem Inhalt des Eimers. Das Wasser war kühl und klar und es gelang Wedekind, einige wenige Tropfen mit den Lippen aufzufangen, bevor sie im knochentrockenen Boden versickern konnten.
„Ich sagte, du sollst ihnen zu trinken geben, Laront!“, bellte Genton von weitem. Wieder brummte der Unteroffizier etwas unverständliches, bevor er wieder zum Bach zurückkehrte, um den Eimer neu zu füllen.
„Hör zu“, flüsterte Wedekind in Richtung des jungen Franzosen. „Die haben ganz offenbar die Absicht, uns lebendig in die Feste zu bringen. Dieser Genton ist jetzt schon sauer, weil wir ihn aufhalten. Ich schätze, wenn wir einfach liegen bleiben, werden sie uns irgendwann auf den Packpferden reiten lassen.“
Jules schien einen Moment zu überlegen.
„Ich hoffe, du hast Recht“, krächzte er dann.
„Ich habe gesagt, ihr sollt eure Mäuler halten!“, brüllte Laront, der vom Bach zurück war. Er riss Wedekind grob nach oben und gab ihm mit einer Schöpfkelle zu trinken. Danach kam Jules an die Reihe. Schwer atmend lagen die beiden Gefangenen auf dem Rücken, als der Gardist sich wieder entfernt hatte.
„Selbst wenn ich mich täusche“, nahm Wedekind den Faden wieder auf, „so wären wir doch in spätestens drei oder vier Stunden soweit, dass wir uns nicht mehr auf den Beinen halten können. Was macht es also für einen Unterschied?“
Jules nickte matt. Im Hintergrund hörten die beiden Männer, wie sich die Gardisten zum Aufbruch fertig machten.
„Es geht weiter“, verkündete Laront.
Er und ein zweiter Soldat griffen nach den Seilen, mit denen die beiden Gefangenen gefesselt waren, und versuchten, sie auf die Beine zu zerren. Stöhnend brachen beide wieder zusammen.
„Kommt auf die Füße, ihr verdammten Grumps!“ Der Unteroffizier schlug mit dem losen Seilende nach Wedekind.
„Was ist los?“ Wedekind erkannte die Stimme von Genton, der bereits auf seinem Pferd saß, wie er aus dem Augenwinkel sehen konnte.
„Sie wollen nicht laufen“, grollte Laront. „Aber ich bekomme sie schon dazu.“
Wieder holte er mit dem groben Seil aus. Genton fuhr ihm in die Parade.
„Wenn du sie zusammen schlägst, können sie erst recht nicht mehr laufen“, argumentierte er. „Schnall sie auf die Packpferde, aber binde sie ordentlich fest.“ Die Schritte seines Pferdes entfernten sich.
Laront winkte zwei weitere Gardisten herbei. Die beiden Gefangenen wurden grob nach oben gezerrt und wie Mehlsäcke bäuchlings über den Rücken zweier Packpferde gebunden. Ihre Handfesseln wurden unter den Bäuchen der Tiere hindurch zu den Füßen geführt und dort verknotet.
„Viel bequemer ist das auch nicht“, murmelte Wedekind für sich.
Im nächsten Moment gab Genton den Befehl zum Aufbruch.