1922 - Die ausgelassenste Party der Ostküste

"Sitzt das Kleid?", fragte sie.
Ihr Mann schaute sie an, seine Augen glitzerten. "Du siehst einfach toll aus", sagte er und küsste sie.
Sie standen vor der großen Villa des großen unbekannten Partygebers. Vor dem Eingang tummelten sich hunderte Menschen. Musik war zu hören, vor Freude schreiende Menschen tobten im Vorgarten und vor den Fenstern. Ausgelassen und alkoholisiert.
Nach zwei Stunden des Anstehens, waren sie endlich zweiter in der Schlange. Schon vor zwei Monaten bekamen sie eine Einladung zu diesem Jahresevent. Sie schaukelte aufgeregt auf und ab, ihr Mann lachte sie verliebt an. "Catherine, ein bisschen Selbstbeherrschung, bitte", schmunzelte er.
"Die Selbstbeherrschung ist in einer Stunde eh wieder hinfällig ", schmunzelte sie zurück.
"Ihre Einladungen?", Fragte der Wärter am großen Tor ausdruckslos.
Sie überreichten mit Freude die gerippte Einladung. Nach einem kurzen Blick grinste der Wärter sie an und bat sie hindurch. Da waren sie nun. Auf der größten Party der Ostküste. Es war mittlerweile 20 Uhr, aber es bleibt noch so viel Zeit sich hier zu begnügen.
Ein betrunkenes Paar stolperte ihnen entgegen. "Thomas", lallte einer der beiden.
"John!", rief Thomas zurück, "Ihr auch hier?". Die beiden Männer umarmten sich, so auch die Frauen. Sie vertieften sich in ein kleines Gespräch, über die Party. Schon um 16 Uhr ging es los, seitdem waren sie hier und haben noch kein Gedanken ans Gehen verschwendet.
"Ein Getränk?", eine junge, elegant gekleidete Dame ging zu ihnen, mit einem Tablett, dass mit dem teuersten Sekt der Welt bestückt war. Alle vier griffen gierig zu, während die Musik die Luft füllte und die Menschen um sie herum tanzten.
"Wir wollen euch gar nicht lange aufhalten, geht unbedingt rein, das Essen und das Haus ist der Wahnsinn!", sagte Clara, die Frau von. John.
Thomas und Catherine nickten nur und winkten den beiden hinterher.
Sie tranken aus den feinen Sektgläsern und gingen langsam die Treppe hoch, die schon alleine so breit war, wie ihr Haus. Menschen stolperte über ihren Weg.
"Ich glaube wir können hier viel Spaß haben", sagte Catherine, drehte ihren Mann zu sich und küsste ihn innig.
"Nehmt euch 'n Zimmer!", lallte ein Mann, der auf der Treppe saß und alleine sein Whiskey trank.
Die beiden schauten ihn nur amüsiert an, lachten und gingen zur großen Eingangstür. Die Musik wurde immer lauter, je näher sie der Tür kamen. Thomas stieß die Türen auf und ein funkelndes Feuerwerk an Lichtern, Kerzen, Kristallgläsern und Alkohol breitete sich vor ihnen aus.
Beide waren sprachlos. Menschen tanzten auf den Flächen und Tischen. Eine Wendeltreppe schlung sich hoch auf einen Balkon, der die ganze Fläche überblickte. Die Musikgruppe spielte auf einem kleinen Podest so laut, sie nur konnten und die Stimmung ließ all das auch sehr gut zu.
Die Musik nahm die beiden sofort mit in ihren Bann. Sie stellten die Sektgläser ab und schnappten sich sofort neue. Tanzend begaben sie sich auf die Tanzfläche.
Ausgelassen tränken sie ein Getränk nach dem anderen, während sie immer weiter tanzten. Sie lachten mit Menschen und hatten Spaß, die Musik um sie herum wurde immer schneller, sie tanzten immer schneller.
"Lass uns ein wenig rausgehen", sagte Catherine zu ihrem Mann. Außer Atem nickte er und sie tanzten von der Fläche.
Sie gingen durch die großen Türen und die kalte Sommerluft begrüßte sie. Hier spielten die Erwachsenen, wie kleine Kinder miteinander und so gingen sie auch.
Catherine zeigte auf das kleine Haus am Steg,"Lass uns dahin gehen".
Durch wild tanzende betrunkene hindurch, drängten sich die bis zum Anfang des Stegs. Ein frischer Wind wehte über den Kanal, durch die mittlerweile offenen Haare von Catherine. Das Licht der Stadt spiegelte sich in den kleinen, sich kräuselnden Wellen der Wasseroberfläche.
"Das ist der schönste Abend, den wir je hatten", sagte Thomas.
"Wir hatten schon lange nicht mehr so viel Spaß ", stimmte Catherine zu. Sie nahm seine Hand und stellte sich mit ihm an das Geländer, schauten auf die glänzende Stadt vor ihnen.

"Warum ist das Zeug nicht legal?!", lachte Thomas, als sie außerhalb der Villa, im einem Innenhof, an einem Joint zogen. Sie standen mit 5 weiteren Partygängern dort, genossen die Freiheit, die sie schon lange nicht mehr genießen konnten. Der Amerikanische Traum, wie er sein sollte, dachte Catherine.
"Das kann ich dir nicht sagen Eric", lachte einer der anderen, debil grinsend.
"Wer ist denn Eric?!", lachte Thomas laut los.

Wieder tanzten sie auf der Fläche. Ein Kreis von Menschen bildete sich und alle tanzten zusammen. Alkohol floss in Strömen, jeder hatte schon Getränke im zweistelligen Bereich getrunken. Dann kam es durch ein Knackendes Mikrofon. Der Gastgeber zählter herunter, als es Mitternacht wurde.
"5...4...3...2...1...", dann lautes Krachen und knallen. Durch die großen Fenster hindurch waren bunte Farben zu erkennen. Ein Feuerwerk beleuchtete den gesamten Kanal. Thomas schnappte sich seine Frau. Schnell torkelten sie zum Haupteingang durch die Menschenmenge hindurch, dir gefesselt auf die Fenster starrten.
Sie sahen die großen Feuerbälle über dem Wasser, als sie endlich aus dem Haus heraus gingen. Die Lichter der Stadt schienen dagegen unter zu gehen. Hunderte kleine Lichtblitze erfüllten den Himmel in allen erdenklichen Farben. Das Staunen der Menschen hörte man noch hier draußen, auch die Menschen hier drückten ihr Staunen mit den unterschiedlichsten Geräuschen aus. Die Musik stoppte für den Moment, an dem das Feuerwerk weiter ging.
Dann ein Schreien. Thomas drehte sich schnell um und schaute auf eine Traube an Menschen, die vor dem Eingang der Villa standen.
"Wahrscheinlich nur ein blöder Streich", sagte Catherine und versuchte ihren Mann bei sich zu behalten.
Er wurde aufgeregt, konnte nicht mehr ruhig stehen, er müsste wissen, was passiert war. Vielleicht konnte er helfen, immerhin war er Sanitäter im Krieg.
"Ich muss mir das anschauen", sagte er und lief zur Traube an Menschen. "Ich bin Sanitäter", rief er bereits, als er noch 10 Meter von der Traube entfernt war. Keine Reaktion.
Er versuchte sich möglichst ohne Aufmerksamkeit zu erregen, an den Menschen vorbei zu drücken, die noch immer seinen Blick versperrten.
Dann kam er an. Ein Mann. Der Mann der vor kurzem noch auf der Treppe saß. Blut strömte aus seinem Schädel. Sofort sprang Thomas zu ihm und prüfte den Puls. Nichts.
"Ist er Tod?", fragte eine Frau in einem langen blauen Kleid.
Thomas schaute zu ihr hoch und nickge langsam.
"Ich hab's euch gesagt, dass es nach Mitternacht passiert", lachte sie plötzlich und drehte sich zu ihrer Truppe um. Sie fingen an zu stöhnen und reichten ihr Geldscheine.
"Was soll das werden?", fragte Thomas. Er richtete sich auf, "Hat irgendjemand einen Krankenwagen gerufen?", fragte er wütend. Die Menschen schaut sich ohne jeglicher Schuld bewusst zu sein an.
"Ich dachte er wäre schön Tod", lachte einer der Männer aus der zweiten Reihe.
"Man hätte ihn noch retten können!", schrie Thomas. Die Ader an seiner Schläfe pochte stark.
Ein Raunen ging durch die Menschenmasse, die sich langsam auflöste. Seine Frau stand plötzlich vor ihm. "Kommst du Mal bitte Thomas?", fragte sie in einem Ton, in dem sie sonst nur sprach, wenn sie einen Vorwurf hatte.
"Die haben den hier sterben lassen", sagte Thomas angeekelt. "Wir müssen die Polizei rufen", sagte Thomas aufgelöst und strich durch sein Gesicht.
"Die kommt gleich", sagte Cathy. Im Walt war bereits Blaulicht zu sehen. Es kann immer näher und fuhr durch sich das öffnende Tor. Thomas beobachtete, wie die Polizisten den Toten anschauten. Dann kam schon der Leichenwagen. Thomas wollte zu ihnen.
"Bleib hier, das passiert hier wohl öfter", sagte Catherine gelassen.
"Öfter?", fragte Thomas entsetzt. Und das nahm sie einfach hin?
"Komm wir gehen wieder rein", sagte Cathy.
Thomas war perplex, dass seine eigene Frau solch einen Moment, einen Selbstmord, einfach so hinnehmen konnte.
Sie gingen wieder in den großen Tanzsaal. Thomas beobachtete, wie die Partygäste tanzten, als wäre nie etwas passiert.
"Tanzt du mit mir?", fragte Cathy, woraufhin Thomas nur langsam den Kopf schüttelte und zur Bar ging.
"Einen Whiskey, bitte", sagte er und setzte sich an die hölzerne Bar, als einziger.
"Noch nie hier gewesen?", Fragte der Barkeeper.
"Nein", Thomas nahm einen großen Schluck, "Ich habe auch nicht vor wieder her zu kommen".
"Das sagen sie alle", lachte der Barkeeper.
Catherine tanzte mit allen möglichen Gästen. Thomas wusste nicht, ob er es wirklich gesehen hatte, doch er glaubte, dass sie auch mit einer Frau geknutscht hätte.
Benommen von der Flasche Whiskey, könnte sich Thomas kaum noch an das Geschehene erinnern.
Auch er tanzte in seinem Alkoholrausch wieder auf dir Tanzfläche und würde während er dort herumtorkelte von verscheidensten Frauen angetanzt.

"Also Cathy, du bist das erste Mal hier?", sagte ein junger Mann im schicken Anzug zu der gut aussehenden Frau.
"Mhm", bejahte sie. Sie fuhr mit ihrem Finger über ihren schlanken Hals, an der goldenen Kette entlang, an ihren blonden Haaren vorbei und zu ihrem Dekolleté. Der junge Mann folgte ihrem Finger mit seinem Blick.
"Meine Augen sind hier oben", kicherte sie. Im Hintergrund war noch immer die Musik zu hören, dumpf dröhnte sie durch die Wände hindurch. Sie saßen auf einem mit Seide gekleideten Bett und schauten sich gegenseitig in die Augen.
"Und du bist verheiratet?", fragte der Mann.
"Joseph, lass uns einfach heute Abend ein bisschen Spaß haben", sagte sie und lenkte von Thema ab, als sie das Hemd ihres Gegenüber öffnete. Sie ging an sein Ohr heran und flüsterte:"Ich will dich heute so, wie es mein Mann nicht kann".

"Haben Sie Cathy gesehen?", fragte Thomas, als er gerade mit einer anderen Frau tanzte.
"Nein, süßer, habe ich nicht", lachte sie, "Nimm doch erstmal mich, wenn sie nicht da ist".
"Ich kann sowas nicht", sagte Thomas grinsend, "Trotzdem danke".
Er tanzte weiter über die Fläche und suchte nach seiner Frau.
Irgendwann, wann auch immer das war, das Zeitgefühl hatte er schon lange verloren, kam er an der anderen Bar an.
"Suchen sie wen?", fragte der Barkeeper.
"Ja sicher, wo ist...", Thomas wurde unterbrochen.
"Sie werden sie sicher morgen wieder finden, aber nicht mehr heute", lachte der Barkeeper. "Entspann dich, hol dir eine andere für die Nacht".
Thomas schüttelte wieder nur den Kopf, er wusste, sie müsste hier irgendwie sein.

"Gefälle ich dir so besser?", Fragte sie und ließ ihr Kleid heruntergleiten.
Joseph lag angespannt auf dem Bett,"Was ist, wenn dein Mann gleich rein-".
"Tut er nicht, der wird kaum noch laufen können", sagte sie mit einem Grinsen im Gesicht, "Genau, wie du morgen früh, wenn ich mit dir fertig bin".

"Cathy!", rief Thomas. Er war mittlerweile draußen, suchte dort auch schon mindestens seit einer halben Stunde, dachte er.
"Was ist denn los?", fragte eine Frau und tippte ihm auf seine Schulter.
Thomas drehte sich erschrocken um.
"Ich suche meine Frau", sagte er, verzweifelt.
"Hör zu. Ich glaube du bist nicht richtig. Weißt du, hier wird nicht nur gefeiert. Hier wird gesoffen, gevögelt, gehurt. Deine Frau hat sich mit jemandem im Schlafzimmer verkrochen und hat dort den Spaß ihres Lebens".
"Das würde sie nicht tun", sagte er.
"Langes Perlfarbenes Kleid und blondes offenes Haar?", fragte die unbekannte Frau im blauen Kleid.
Thomas nickte.
"Dann geh liebe nach Hause Schätzchen, du wirst sie nicht so schnell wieder sehen", sagte sie und drehte sich um.
"Achso, der Mann vorhin, der wollte es auch nicht wahrhaben. Er hat seine Frau letztes Mal auch einen 20 Jahre jüngeren verloren", lachte sie noch einmal und ging durch die großen Türen, wieder hinein auf die Tanzfläche.

"Wow Cathy", schnaufte Joseph.
"Bin ich immer noch zu alt, Süßer?", fragte sie und drehte sich zu ihm. Ihre Nackte Haut berührte sich dabei.
Er schüttelte nur mit dem Kopf und küsste sie. "Kommst du morgen mit?", fragte er.
"Wohin?", fragte sie.
"Ich will morgen nach Hollywood zurück, man erwartet ein Drehbuch von mir", sagte er trocken.
"Dafür muss ich dich wohl aber noch bezahlen, heh?", fragte sie und küsste seinen Körper herunter.

Thomas ist endlich wieder in der Stadt. Das Taxi fuhr gerade von ihm weg. Von seinem Haus erkannte er wie die Villa noch immer hell erleuchtet war. 20 Jahre Ehe, einfach weg, dachte er.
Er drehte sich zu seiner Haustür um und schloss sie auf. Sie knarzte und gab den Weg auf den kaputten Fliesenboden frei.
Langsam torkelnd zog er sich vorsichtig den Anzug aus. Das Schild der Pfandleiher im Kragen baumelte hin und her. Er müsste es morgen noch zurück bringen.

Was wollte er ohne Cathy machen? Sie war alles für ihn, er wollte mit ihr auf eine harmlose Party. Langsam schlossen sich seine Augen, sein Blick noch immer über den Kanal auf die große Villa gerichtet, bis er einschlief.
 



 
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