Hallo Heinrich,
wir kommen jetzt alle mal schön runter und bemühen uns um Sachlichkeit. Ich möchte abschließend auf zwei deiner Kritikpunkte eingehen und erläutern, warum eine entsprechende Änderung meiner Geschichte damit nicht möglich ist.
Du schlägst vor, die Ankunft Christas und den anschließenden Dialog in die Küche zu verlegen. Das würde bedeuten, dass sich beide lautstark und vielleicht sogar mit ein wenig Gewalt auseinandersetzen. Das ist natürlich machbar, erzeugt aber nicht die peinliche Situation, die ich haben wollte, und deshalb ist es nicht meine Geschichte.
Wenn die Gäste da sind, ist die Situation für Armand tausendmal brenzliger: Er muss (zur Wahrung seines Alter ego) die Ehefrau verschweigen und darf nicht riskieren, dass das Gespräch laut und auffällig wird. Wenn die Gäste es mitbekämen, wäre Armand nicht mehr der makellose Chefkoch, sondern der verlassene Ehemann und mit dieser versoffenen und verkifften, unattraktiven Frau verheiratet. Das würde die Bubble, in der lebt, zum Platzen bringen. Unter Umständen bekäme die Presse davon Wind, und das wäre für den tuntigen, eitlen Selbstdarsteller dann das Aus. Deshalb will er sie so still wie möglich abservieren. Rausschmeißen, wie du forderst, geht nicht, da zu riskant. Überleg dir mal, Armand bugsiert seine Christa durch Schieben oder am Arm durch die Haustür und sie schreit „Lass mich los, du Grobian!“ Wie würden wohl seine Gäste reagieren?
Die für Armand äußerst kritische Situation – es ist ein Konflikt – trägt zur Spannung bei, weshalb ich sie für unverzichtbar halte. Ich habe mir also etwas dabei gedacht, die Geschichte so und nicht anders zu konstruieren.
Der zweite Punkt ist das Motiv. Ich weiß nicht, wie alt du bist und welche Lebenserfahrung du hast, aber lass dich hier ausnahmsweise mal belehren: Das Motiv ist nicht die Million, sondern viel mehr.
Als Verdiener der oberen Mittelklasse (lassen wir den Geldregen mal beiseite) ist er unterhaltspflichtig. Gehen wir mal von einer Apanage an Christa in Höhe von 1500 Euro pro Monat aus, zzgl. Krankenversicherung und Rentenbeitrag, also 2000 = 25000 p.a. Sie ist 45, bekommt also rund noch 30 Jahre Unterhalt. Macht 750 Tsd. Zzgl. Zinsverlust 500 Tsd. Da sind wir schon bei deutlich über 1 Mio. Hinzu kommen Anteile von seinen Tantiemen und ggfs. an Extra-Honoraren wie Fernsehauftritten. Und da ist noch etwas, was er nie akzeptieren wird: Sie wird erbberechtigt. Und das Schlimmste: Er riskiert seinen Ruf und das Leben in seiner Bubble.
Für mich sind das starke Motive, für dich nun hoffentlich auch.
Gruß Bo-ehd
Mit diesem Post beende ich den Thread.