Die Kriegerin führt euch in die letzte
Schlacht gegen den dunklen Herrscher.
Folgt ihr ohne zu zweifeln.
(Buch der Prophezeiung)
Jolene blickte an die weiß getünchte Decke und verdrehte die Augen. Letzteres nicht etwa, weil ihr das Tun des Mannes, der auf ihr lag, irgendwelche tieferen Gefühle bescheren würde, sondern eher aus Langeweile.
„Ja, stoß mich. Du bist soooo gut!“, stöhnte sie und schaute hinter dem Rücken ihres Freiers auf die Uhr, die sie am linken Handgelenk trug. Zum Glück war die Mittagspause von Harmon Michael Herbert dem Dritten in zwanzig Minuten zu Ende. Harmon keuchte wie ein Sprinter nach dem Hundertmeterlauf, als er kam. Sprinter war genau das richtige Wort, denn HMH III bumste wie er arbeitete. Das war typisch für diese Börsenyuppies – und Jolene kannte eine ganze Menge von ihnen. Alles musste möglichst schnell und unproblematisch geschehen. Rein, raus, come and go.
Harmon war aus ihr heraus und von ihr herunter gerutscht, keuchte neben ihr in das frisch bezogene Kopfkissen. Dann schaute er sie mit einem breiten Grinsen an.
„Wow, das war doch wieder klasse, oder?“, wollte er wissen.
Jolene räkelte sich gekonnt.
„Du warst wieder phantastisch, Harmy“, schnurrte sie, was HMHs selbstgefälliges Grinsen noch eine Spur breiter machte.
‚Wie in der Zahnpastawerbung’, dachte Jolene und wandte sich ab, als ihr Freier wie von der Feder geschnellt aufsprang und im Badezimmer verschwand. Kurze Zeit später hörte Jolene die Dusche rauschen. Sie steckte die zweihundert Dollar, die noch auf dem Nachttisch lagen, in ihre Handtasche. Jolene ließ sich zufrieden zurück sinken und schloss für eine Weile die Augen. Zweihundert Bucks für schnelle zwanzig Minuten zwischen zwölf und eins – das war beileibe nicht schlecht!
„Leider muss ich gehen, mein kleiner Schokopudding!“ Harmon stand neben dem Bett und trocknete sich ab.
‚Weißer Yuppiearsch!’, dachte Jolene, machte aber ein enttäuschtes Gesicht.
Nachdem HMH sich angezogen hatte, nestelte er in den Taschen seines maßgeschneiderten Jacketts.
„Magst du eine?“ Er hielt ihr einige blaue Pillen hin. Sie schüttelte den Kopf. Harmon zuckte die Schultern, steckte zwei der blauen Dinger in seinen Mund und ruckte mit dem Kopf, als er sie schluckte. Dann förderte er aus seinem Jackett ein kleines, durchsichtiges Tütchen mit weißem Pulver zutage, riss es auf und streute den Inhalt auf die Glasplatte des kleinen Tisches. Mit seiner Kreditkarte formte er vier schmale Linien aus dem Pulver und schaute Jolene an.
„Auch ´ne Line?“, erkundigte er sich.
„Danke, Schatz“, lehnte Jolene ab. Sie hatte nichts übrig für diesen Dreck. Sollten sich diese Arschlöcher doch ihr kleines Hirn heraus blasen, es war nicht schade darum. Sie beobachtete HMH, wie er mit einem kleinen Röhrchen in jedes Nasenloch eine der Linien inhalierte und den Rest wieder in das Tütchen zurück beförderte. Er wischte sich mit einem Taschentuch die Nase ab, grinste Jolene noch einmal an und verließ dann grußlos das Zimmer.
„Flachwichser“, murmelte sie und stand dann auf. Im Badezimmer stellte sie fest, dass er das Kondom natürlich wieder in die Toilette geworfen hatte, wo es wie ein futuristisch geformtes Schlauchboot seine Runden drehte und sich standhaft weigerte, dem strudelnden Wasser in die Tiefe zu folgen.
Jolene duschte ausgiebig. Anschließend trocknete sie sich mit einem der riesigen, flauschigen Badetücher des Hotels ab und betrachtete sich in dem großen Spiegel, der neben dem Bett stand. Sie war groß und sehr schlank, ihr Haar sehr kurz geschnitten, was ihr zusammen mit den leicht schräg stehenden grünen Augen – ein Erbe ihres weißen Großvaters – einen exotischen Touch gab. Ihre Brüste hatten die Größe von Zitronen und endeten nach sanftem Aufwärtsschwung in kleinen, festen Brustwarzen – wie eine kleine Sprungschanze, hatte HMH einmal gemeint. Ein bei ihm seltener Anflug von Phantasie. Den Schambereich hatte sie seit einigen Jahren fast kahl rasiert, weil viele ihrer Freier darauf reflektierten. Ihr selbst war es ziemlich egal, aber der Kunde ist schließlich König. Ihr Bauch war flach, aber hinten ...
„Zum Glück bist du kein weißer Flacharsch“, sagte sie zu ihrem Spiegelbild und klatschte sich lachend mit der Hand auf den nackten Po.
Als sie das Hotel verließ, stellte sie fest, dass es begonnen hatte, wie aus Eimern zu regnen. Jolene fluchte innerlich. Bei diesem Wetter in Manhattan ein Taxi zu bekommen, war so gut wie aussichtslos. Nach fünfzehn Minuten winken, pfeifen und gestikulieren gab sie es auf und machte sich zu Fuß auf den Weg. Dem schadenfroh grinsenden Portier zeigte sie den erhobenen Mittelfinger.
„Wann und wo immer du willst, Baby!“, rief ihr der Mann grinsend hinterher.
Jolene sprintete – die Handtasche über den Kopf haltend – von einem Hauseingang zum nächsten, war aber nichtsdestotrotz nach wenigen Minuten völlig durchnässt.
„Die Dusche war geschenkt“, murmelte sie und drängte sich in den nächsten Hauseingang. Aus Richtung Downtown wehte ein eisiger Wind wie ein Vorbote des nahenden Winters und peitschte den Regen fast parallel zum Boden dahin. Plötzlich wurde es auch noch neblig.
„Wie kann es bei dem Regen Nebel geben?“, fragte sich Jolene. Der Nebel war sehr dicht und schien direkt aus dem Boden aufzusteigen. Sie konnte kaum bis zur Straße schauen. Niemand war in ihrem Sichtkreis, na ja, bei dem Regen hält man sich drinnen auf. Aber der Nebel schien immer dichter zu werden. Hinzu kam ein Geruch nach Blumen, so intensiv, als habe jemand Eimer weise Parfüm verschüttet. Jolene wollte weiterlaufen, merkte aber, dass ihre Beine plötzlich schwer wurden. Es war, als steckten ihre Füße in mit Beton gefüllten Eimern. Gleichzeitig schlich sich bleierne Müdigkeit in all ihre Glieder. Die Augen fielen ihr zu und sie sank in sich zusammen.
Schlacht gegen den dunklen Herrscher.
Folgt ihr ohne zu zweifeln.
(Buch der Prophezeiung)
Jolene blickte an die weiß getünchte Decke und verdrehte die Augen. Letzteres nicht etwa, weil ihr das Tun des Mannes, der auf ihr lag, irgendwelche tieferen Gefühle bescheren würde, sondern eher aus Langeweile.
„Ja, stoß mich. Du bist soooo gut!“, stöhnte sie und schaute hinter dem Rücken ihres Freiers auf die Uhr, die sie am linken Handgelenk trug. Zum Glück war die Mittagspause von Harmon Michael Herbert dem Dritten in zwanzig Minuten zu Ende. Harmon keuchte wie ein Sprinter nach dem Hundertmeterlauf, als er kam. Sprinter war genau das richtige Wort, denn HMH III bumste wie er arbeitete. Das war typisch für diese Börsenyuppies – und Jolene kannte eine ganze Menge von ihnen. Alles musste möglichst schnell und unproblematisch geschehen. Rein, raus, come and go.
Harmon war aus ihr heraus und von ihr herunter gerutscht, keuchte neben ihr in das frisch bezogene Kopfkissen. Dann schaute er sie mit einem breiten Grinsen an.
„Wow, das war doch wieder klasse, oder?“, wollte er wissen.
Jolene räkelte sich gekonnt.
„Du warst wieder phantastisch, Harmy“, schnurrte sie, was HMHs selbstgefälliges Grinsen noch eine Spur breiter machte.
‚Wie in der Zahnpastawerbung’, dachte Jolene und wandte sich ab, als ihr Freier wie von der Feder geschnellt aufsprang und im Badezimmer verschwand. Kurze Zeit später hörte Jolene die Dusche rauschen. Sie steckte die zweihundert Dollar, die noch auf dem Nachttisch lagen, in ihre Handtasche. Jolene ließ sich zufrieden zurück sinken und schloss für eine Weile die Augen. Zweihundert Bucks für schnelle zwanzig Minuten zwischen zwölf und eins – das war beileibe nicht schlecht!
„Leider muss ich gehen, mein kleiner Schokopudding!“ Harmon stand neben dem Bett und trocknete sich ab.
‚Weißer Yuppiearsch!’, dachte Jolene, machte aber ein enttäuschtes Gesicht.
Nachdem HMH sich angezogen hatte, nestelte er in den Taschen seines maßgeschneiderten Jacketts.
„Magst du eine?“ Er hielt ihr einige blaue Pillen hin. Sie schüttelte den Kopf. Harmon zuckte die Schultern, steckte zwei der blauen Dinger in seinen Mund und ruckte mit dem Kopf, als er sie schluckte. Dann förderte er aus seinem Jackett ein kleines, durchsichtiges Tütchen mit weißem Pulver zutage, riss es auf und streute den Inhalt auf die Glasplatte des kleinen Tisches. Mit seiner Kreditkarte formte er vier schmale Linien aus dem Pulver und schaute Jolene an.
„Auch ´ne Line?“, erkundigte er sich.
„Danke, Schatz“, lehnte Jolene ab. Sie hatte nichts übrig für diesen Dreck. Sollten sich diese Arschlöcher doch ihr kleines Hirn heraus blasen, es war nicht schade darum. Sie beobachtete HMH, wie er mit einem kleinen Röhrchen in jedes Nasenloch eine der Linien inhalierte und den Rest wieder in das Tütchen zurück beförderte. Er wischte sich mit einem Taschentuch die Nase ab, grinste Jolene noch einmal an und verließ dann grußlos das Zimmer.
„Flachwichser“, murmelte sie und stand dann auf. Im Badezimmer stellte sie fest, dass er das Kondom natürlich wieder in die Toilette geworfen hatte, wo es wie ein futuristisch geformtes Schlauchboot seine Runden drehte und sich standhaft weigerte, dem strudelnden Wasser in die Tiefe zu folgen.
Jolene duschte ausgiebig. Anschließend trocknete sie sich mit einem der riesigen, flauschigen Badetücher des Hotels ab und betrachtete sich in dem großen Spiegel, der neben dem Bett stand. Sie war groß und sehr schlank, ihr Haar sehr kurz geschnitten, was ihr zusammen mit den leicht schräg stehenden grünen Augen – ein Erbe ihres weißen Großvaters – einen exotischen Touch gab. Ihre Brüste hatten die Größe von Zitronen und endeten nach sanftem Aufwärtsschwung in kleinen, festen Brustwarzen – wie eine kleine Sprungschanze, hatte HMH einmal gemeint. Ein bei ihm seltener Anflug von Phantasie. Den Schambereich hatte sie seit einigen Jahren fast kahl rasiert, weil viele ihrer Freier darauf reflektierten. Ihr selbst war es ziemlich egal, aber der Kunde ist schließlich König. Ihr Bauch war flach, aber hinten ...
„Zum Glück bist du kein weißer Flacharsch“, sagte sie zu ihrem Spiegelbild und klatschte sich lachend mit der Hand auf den nackten Po.
Als sie das Hotel verließ, stellte sie fest, dass es begonnen hatte, wie aus Eimern zu regnen. Jolene fluchte innerlich. Bei diesem Wetter in Manhattan ein Taxi zu bekommen, war so gut wie aussichtslos. Nach fünfzehn Minuten winken, pfeifen und gestikulieren gab sie es auf und machte sich zu Fuß auf den Weg. Dem schadenfroh grinsenden Portier zeigte sie den erhobenen Mittelfinger.
„Wann und wo immer du willst, Baby!“, rief ihr der Mann grinsend hinterher.
Jolene sprintete – die Handtasche über den Kopf haltend – von einem Hauseingang zum nächsten, war aber nichtsdestotrotz nach wenigen Minuten völlig durchnässt.
„Die Dusche war geschenkt“, murmelte sie und drängte sich in den nächsten Hauseingang. Aus Richtung Downtown wehte ein eisiger Wind wie ein Vorbote des nahenden Winters und peitschte den Regen fast parallel zum Boden dahin. Plötzlich wurde es auch noch neblig.
„Wie kann es bei dem Regen Nebel geben?“, fragte sich Jolene. Der Nebel war sehr dicht und schien direkt aus dem Boden aufzusteigen. Sie konnte kaum bis zur Straße schauen. Niemand war in ihrem Sichtkreis, na ja, bei dem Regen hält man sich drinnen auf. Aber der Nebel schien immer dichter zu werden. Hinzu kam ein Geruch nach Blumen, so intensiv, als habe jemand Eimer weise Parfüm verschüttet. Jolene wollte weiterlaufen, merkte aber, dass ihre Beine plötzlich schwer wurden. Es war, als steckten ihre Füße in mit Beton gefüllten Eimern. Gleichzeitig schlich sich bleierne Müdigkeit in all ihre Glieder. Die Augen fielen ihr zu und sie sank in sich zusammen.