4. Mai 2010

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A

AchterZwerg

Gast
Falter, lieber,
es scheint sich in deinem Gedicht um einen Todestag zu handeln, das Ableben eines wichtigen Menschen, der nicht die von ihm erhoffte Liebe schenken konnte. Vielleicht auch nicht wollte.
Eine solche Zurückweisung ist schwer zu überwinden. Und die Fähre schon lange leck geschlagen:

wenn es ein märchen wäre

all das erstarrte gefühl
frau holle
geschüttelt aus silberbrokat

- zwischen uns


© Heidrun Dehnhardt 12/09

Ist es aber nicht.

Dir einen herznahen Gruß
Heidrun
 

laudabilis

Mitglied
hallo baki,

dieser text geht mir unheimlich nahe. ich erkenne darin sehr viel vom verhältnis zwischen meinem vater und mir wieder. das hängt mir noch immer so nach, dass ich es bis heute nicht geschafft habe, diese verhältnis zum thema eines gedichts zu machen. meist fehlte die traute und habe ich es doch mal versucht, fehlte die qualität. nun hast du es stellvertretend für mich auf den punkt gebracht. hab vielen dank dafür

lg,
laudabilis
 
Lieber Zwerg, lieber laudabilis,

für eure Kommentare danke ich euch herzlich. Es handelt sich tatsächlich nicht um ein Märchen, Zwerg. Und deine Worte treffen ins Schwarze, laudabilis.

Diese paar Zeilen stammen aus einem längeren Ausbruch, den ich am 4. Mai 2010 an meinen Vater geschrieben habe. Es war sein 70. Geburtstag und gleichzeitig sein Todestag. Wir hatten seit Jahren keinen Kontakt mehr. Die Gefühle jedoch waren nicht gestorben. Ich wusste nicht, wohin mit ihnen. "Wie soll ich um dich weinen", habe ich mich in jener langen Nacht gefragt... irgendwann haben mir die geschriebenen Worte dabei geholfen.

Liebe Grüße vom Falter
 

wüstenrose

Mitglied
Hi Falter,

huch, was ist das für ein schweres Geschütz!
Ich höre vor allem das Alptraumhafte, das im Schlussbild steckt (welches wiederum Bezug nimmt auf das Eingangsbild). Habe auch die Assoziation "Sisyphusarbeit". Habe eben nachgeguckt unter wikipedia / sisyphos, dort findet sich eine eindrucksvolle Darstellung des Sisyphos von Franz von Stuck: Sisyphos kämpft, ringt, steckt seine ganze Kraft in dieses Unterfangen - und scheitert - - - und dies in einer Endlosschleife. Die Unterwelt, Nachtseite, Schatten hinter den Dingen...

Das warme, lebendige Blut nimmt den Weg in die Nacht, in die Schlucht.
Das Wissen um die gegenseitige Verbundenheit (Hälfte...von dir) ist da, - - - aber dieser Verbundenheit (in der man auch die zarten Triebe der Liebe und der Zärtlichkeit zu verorten sucht) wohnt ein Fluch inne.
Die Ausweglosigkeit wirkt hier nicht konstruiert, sondern von alptraumhafter Zwangsläufigkeit. Es ist weniger Anklage, sondern verzweifeltes Gewahr-werden.

Abschließend noch ein gewagter Gedanke: Bei aller Lakonik und Perspektivlosigkeit, die diese Zeilen transportieren, sprechen sie dennoch die Sprache der Sehnsucht und der Liebe. Gerade der schonungslose Blick auf die trennende Kluft lässt erahnen, dass in diesem Ringen um Begegnung noch ein neues Kapitel aufgeschlagen werden kann...

lg wüstenrose
 
B

Beba

Gast
Lb. Falter,

dein Text ist so intensiv und deutlich, dass er eine Erklärung eigentlich gar nicht braucht. Und doch: ich empfinde Text und anschließende Erklärung hier durchaus als eine Einheit. Das liegt wohl daran, dass der Text sehr persönlich ist. Und da kommt in der Tat nach dem Lesen deiner Erklärung der Eindruck auf, dass die Sache nun erst zu einem Abschluss gekommen ist.

LG
Beba
 
Lieber Wüstenrose, lieber Beba,

eure Worte gehen mir sehr nahe und ich danke euch herzlich.

Wüstenrose, zunächst wollte ich antworten, dass ein neues Kapitel nicht mehr möglich ist. Inzwischen bin ich aber zu dem Schluss gekommen, dass das so nicht stimmt. Denn auch wenn der Mensch auf der anderen Seite der Kluft nicht mehr lebt, geht die Beziehung zu ihm weiter. Vielleicht ist eines Tages von meiner Seite so etwas wie Versöhnung möglich.

Beba, die Erklärung war mir ein Bedürfnis, weil laudabilis so sehr ins Schwarze getroffen hat. Und es stimmt - das Schreiben hat mir geholfen, wenigstens einen vorläufigen Abschluss zu finden. Die von Wüstenrose so treffend beschriebenen Alpträume gehen jedoch weiter, ganz besonders Anfang Mai. Vielleicht gelingt mir eines Tages doch noch ein neues Kapitel.

Baki
 

HerbertH

Mitglied
hallo baki,

du hast sehr schön den spagat geschafft: zwischen "blut ist dicker als wasser", "an alten wunden bleibt man kleben" und der beobachtung, dass man von seiner familie und seine eltern tief geprägt ist, ob man will oder nicht.

ich kann das subjektiv auf meine Weise ;) gut nachvollziehen...

liebe grüße

herbert
 
Lieber Andreas,

dir danke ich herzlich für deine laute Zustimmung, während ich mich bei nax und read dafür bedanke, dass sie leise Zeichen setzten.

Herzliche Grüße vom Falter
 



 
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