4 Stunden Schularbeit und dumm labern

5,00 Stern(e) 1 Stimme

Hagen

Mitglied
4 Stunden Schularbeit und dumm labern

Immer wenn ich meine Schularbeiten innerhalb von einer halben bis einer ganzen Stunde erledigt hatte und meine Freunde kamen um mich zum Fußballspielen abzuholen, denn ich war damals ein recht guter Torwart, war mein Vater schon da und meinte: „Es ist ja noch so schön früh, da kannst du ja mal eben Unkraut zupfen oder unseren Rasen mähen!“
„Wieso Rasenmähen? Das habe ich doch gerade getan!“
„Durch das regelmäßige Mähen“, belehrte mich mein Vater, „wird der Rasen schön dicht und verhindert Unkraut- und Moosansatz! Zuerst musst du in Bahnen mähen, dann den Grasschnitt mit einem Laubbesen entfernen. Dies sorgt gleichzeitig für eine Belüftung der Grasnarbe. Um einen perfekten, professionell erscheinenden Rasen zu bekommen, musst du jetzt noch einmal mähen, und zwar im 90° Winkel!“
Die Nachbarn, mit einem etwa gleichgroßen Grundstück hatten alle einen Motormäher und knatterten am Sonnabend mal eben drüber und gut war nach einer halben Stunde. Ich musste jedoch mit einem extrem schmalen Spindelmäher ohne Fangkorb zwei Stunden arbeiten und anschließend mit dem Laubbesen nochmal drübergehen. Das kontrollierten mein Vater und mein holdes Schwesterlein, die derweil auf der Terrasse saß, Limonade süffelte und mich mit dummem Zeug abnervte wie: „Wusstest du eigentlich dass die Eltern meiner Freundin keine bestimmte Margarinesorte bevorzugen?“
Und dann wollte sie auch noch meine Meinung dazu hören.
„Leichte bis mittlere Aktivität im Garten trainiert das Herz-Kreislauf-System“, fuhr mein Vater fort, „was bei regelmäßiger Betätigung zu einem dauerhaft niedrigeren Blutdruck und Cortisol-Spiegel führen kann. Dies beugt nachweislich Herzleiden vor ...“ Und so weiter, bis meine Freunde vom Fußballspielen heimgingen.
Damit war der Nachmittag natürlich gelaufen, ich begann Gartenarbeit zu hassen und überlegte wie ich diesen unhaltbaren Zuständen begegnen könnte.
‚Was auch immer wir hören und lesen können‘, dachte ich, ;wird nebulös, undurchschaubar und läuft häufig aus dem Ruder jeglicher Realitäten.‘
Mir fiel nur ein, meine Schularbeiten so lange auszudehnen, bis es sich nicht mehr lohnte den Rasen zu mähen; - allerdings blieb das Fußballspielen dabei auf der Strecke.
Nun, Opfer müssen gebracht werden, ich begann Geschichten zu schreiben, was ich als Aufsatzübungen für die Schule deklarierte, überlegte ausgiebig wie wohl ein schöner Alien aussehen könnte und hörte dabei in Zimmerlautstärke Radio. Hatte ich doch in den letzten Sommerferien beim Gärtner gearbeitet und mir von dem Erlös ein schönes Radio mit Plattenspieler gekauft und richtig gut klingende Bassreflexboxen gebaut.
Aber wenn ich Radio hörte, kam mein Vater rein, gab mir eins in den Nacken, brüllte mich an: „Du bist doch nicht Taub!!!!“ und fummelte an allen Reglern rum, bis der Klang einem extrem leise gedrehten Zweitransistorkofferradio glich.
‚Es ist oft ein gewolltes Erleben von Situationsberichten und Handlungen meines Vaters, die sicher auch negative Emotionen auslösen können‘, folgerte ich, behielt aber den Vierstundenrhitus bei, beschloss baldmöglichst in ein Hochhaus ohne Garten umzuziehen und begann kleine Geschichten zu schreiben, was ich für wesentlich effektiver hielt als nach Anweisung meines Vaters hinter dem saublöden Spindelmäher herzulaufen.
Das ging eine Weile gut bis meine Freunde doch mal ankamen um mich zum Fußballtraining abzuholen denn ein wichtiges Spiel gegen unsere Parallelklasse stand an.
„Hagen kann nicht kommen“, hörte ich meinen Vater dumm rumlabern, „denn der braucht vier Stunden für die Schularbeit!“
Auf meine Frage, warum er erzählen musste und was er damit bezweckte meinen Freunden zu erzählen dass ich vier Stunden für die Schularbeit brauchte, antwortete er nur: „Wieso, das werd’ ich doch erzählen dürfen!“
Die Antwort auf meine Frage was er damit bezweckte, blieb er mir allerdings schuldig und ich erhielt stattdessen einen Schlag in den Nacken.
Nunja, Opfer müssen gebracht werden, aber dass mein ‘Freund’ Heiko ebenfalls dumm rumlaberte und in der Klasse jedem erzählte, dass ich vier Stunden für die Schularbeiten brauchte, worauf jeder mich für blöde hielt, hielt ich für unangemessen, obwohl ich die Situation allen erklärte.
In mir formte sich die Erkenntnis, dass der Intelligenzquotient der Menschen auf unserem Planeten eine Konstante ist; - lediglich die Bevölkerungszahl wächst und Heiko strich ich aus der Liste meiner Freunde.
 

Blue Sky

Mitglied
Habe diese Geschichte nicht in all den Einzelheiten, aber doch extrem miterlebt. Danke für einen in Teilen aber auch unschönen Rückblick. :)

LG
BS
 

Hagen

Mitglied
Hallo Blue Sky,
Danke für die Beschäftigung mit meinem Text und die fulminante Benotung.
Bedenke bitte dass „LG“ im Chat bei WhatsApp und in Mails die Abkürzung für „Liebe Grüße“ ist. Sind wir etwa bei WhatsApp?
... und bleib’ schön fröhlich, gesund und munter, guten Willens, sowie guter Dinge, moralisch einwandfrei, weiterhin positiv motiviert, denke keine negativen Gedanken sondern an Dein Karma und sei stets heiteren Gemütes sowie guter Dinge! Sei zudem allzeit von reiner Seele, tanze keine Regentänze mehr, lüg’ niemals und erzählt keine dreckigen Witze!

Herzlichst
Yours Hagen
__________________________________
Bedenke:
Wenn du das Licht am Ende des Tunnels erkennst und diesem zustrebst, wirst du, nachdem eine Rückkehr unmöglich ist, erkennen dass es sich um das Licht eines sich schnell nährenden D-Zugs handelt!

Merke: In Eisenbahntunnels sind keine Notfallbuchten vorgesehen!
 

Tonmaler

Mitglied
Hi -- eben habe ich mir deinen armen Gärtner angesehen. Natürlich habe ich für ihn volles Verständnis.
Im Sinne von Textarbeit habe ich auch einige Anmerkungen.


Immer wenn ich meine Schularbeiten innerhalb von einer halben bis einer ganzen Stunde erledigt hatte und meine Freunde kamen (Komma) um mich zum Fußballspielen abzuholen, denn ich war damals ein recht guter Torwart, war mein Vater schon da und meinte: „Es ist ja noch so schön früh, da kannst du ja mal eben Unkraut zupfen oder unseren Rasen mähen!“
Für einen Einstiegssatz ist das da ein echtes Monstrum. Solchereiner soll ja neugierig machen, deiner erzeugt Angst, dass es kompliziert werden könnte, das Weiterlesen. Kürzen: ich hab durchgestrichen, was unnötig ist. Innerhalb einer Stunde, da ist alles schon inkludiert und es ist kurz. Der Torwart ist für die Story unwichtig. Wenn du das unbedingt erwähnen willst, dann nicht als Verquerkomplizierung deines Einstiegsatzes! Das Unkraut spielt auch keine Rolle mehr, es geht nur ums Rasenmähen danach. Dann geht das so:

Immer wenn ich meine Schularbeiten innerhalb einer Stunde erledigt hatte und meine Freunde kamen, um mich zum Fußballspielen abzuholen, war mein Vater schon da und meinte: „Es ist ja noch so schön früh, da kannst du mal eben unseren Rasen mähen!“


„Durch das regelmäßige Mähen“, belehrte mich mein Vater, „wird der Rasen schön dicht und verhindert Unkraut- und Moosansatz! Zuerst musst du in Bahnen mähen, dann den Grasschnitt mit einem Laubbesen entfernen. Dies sorgt gleichzeitig für eine Belüftung der Grasnarbe. Um einen perfekten, professionell erscheinenden Rasen zu bekommen, musst du jetzt noch einmal mähen, und zwar im 90° Winkel!“
Das ist eine wirklich beeindruckende Klugscheißerei. Ich frage mich aber, erklärt der das wirklich jedes Mal? Immer nach den Hausaufgaben? Ansonsten Rückschau?

Grundstück (Komma) hatten

am Sonnabend mal eben drüber und gut war nach einer halben Stunde
Das schau dir noch mal an, Formulierung.

Das kontrollierten mein Vater und mein holdes Schwesterlein
Das wertende 'holdes Schwesterlein' -- wirkt hier nicht. Stärker, sie neutral zu benennen und dann allein über ihre Handlungen zu zeichnen; das kommt schon gut an, mit der Limonade und der Margarine.


Mir fiel nur ein, meine Schularbeiten so lange auszudehnen, bis es sich nicht mehr lohnte (Komma) den Rasen zu mähen; - allerdings blieb das Fußballspielen dabei auf der Strecke.
Ich hätte in den Mäher einen Flugzeugmotor eingebaut und das Ding Richtung Australien auf die Reise geschickt. Aber Geschmäcker sind verschieden.

taub

‚Es ist oft ein gewolltes Erleben von Situationsberichten und Handlungen meines Vaters, die sicher auch negative Emotionen auslösen können‘, folgerte ich, behielt aber den Vierstundenrhitus bei, beschloss baldmöglichst in ein Hochhaus ohne Garten umzuziehen und begann kleine Geschichten zu schreiben, was ich für wesentlich effektiver hielt (Komma) als nach Anweisung meines Vaters hinter dem saublöden Spindelmäher herzulaufen.
Das finde ich lustig! Der Apfel fällt nicht weit vom ...
Schön gefolgert, alles.
- Vierstunden-was? Ritus? Rhythmus?


In mir formte sich die Erkenntnis, dass der Intelligenzquotient der Menschen auf unserem Planeten eine Konstante ist lediglich die Bevölkerungszahl wächst
Das musst du anders formulieren. Für einen Quotienten spielt es keine Rolle, wie viele Werte du benutzt, um ihn zu erhalten. Dein Satz bedeutet also: nichts. Außerdem kenne ich den Witz in ähnlicher Form schon. Hier wirkt es aufgesetzt.

Die Figuren -- Schwester, Vater -- könnest du weiter ausbauen, das ist das Witzpotenzial. Die Formulierungen des Vaters waren lustig zu lesen.
:)


Gruß
T.
 
Zuletzt bearbeitet:

Hagen

Mitglied
Hallo Tonmaler,
Danke für die Beschäftigung mit meinem Text und die fulminante Textarbeit. Ich weiß die aufgewendete Arbeitszeit und das Gehirnschmalz zu schätzen!
Eine Anrede wäre in diesem Fall, die Netiquette wollen wir doch nicht außer Acht lassen, ganz angebracht!
Soviel Zeit muss sein!
Bedenke bitte auch dass „LG“ im Chat bei WhatsApp und in Mails die Abkürzung für „Liebe Grüße“ ist. Sind wir etwa bei WhatsApp?
Dann habe ich versucht mal eine Story oder so von Dir aufzutreiben. Es ist mir nicht gelungen. Ach, ich liebe Leute wie Marcel Reich-Ranicki in seiner Selbstherrlichkeit, der keine Götter neben sich duldete. So kam Deine ‘Textarbeit’ bei mir auch rüber!
Am schlimmsten empfand ich aber dass mir rietest: Du musst!
Wisse, lieber Tonmaler, Ich muss Essen, Trinken, Schlafen und Abführen!
Alls Andere ist optional!
Ach ja, ein paar Kommata, die Jagd auf vergessene Kommata ist eigentlich, wie ich beobachtet habe, Spezialität der Mädels, reiche ich Dir nachfolgend nach!
,,,,
Nun denn, wir sehen uns in der ScheinBAR!
Zudem lesen wir uns weiterhin!
... und bleib schön fröhlich, gesund und munter, guten Willens sowie guter Dinge, moralisch einwandfrei, weiterhin positiv motiviert, denke keine negativen Gedanken sondern an Dein Karma und sei stets heiteren Gemütes! Sei zufrieden mit dem was Dir beschieden, zudem stets von reiner Seele, tanze keine Regentänze mehr, lüge niemals und erzähle keine dreckigen Witze!
Herzlichst
Yours Hagen
________________________________________
Merke: Wenn ich mir die Menschheit so anschaue, verfestigt sich bei mir die Auffassung das der Intelligenzquotient aller Menschen eine Konstante ist; - lediglich die Bevölkerungszahl wächst!
 

Hagen

Mitglied
?
Oder meinst Du Édith Piaf?
Sie wird auch "Der Spatz von Paris" genannt. Ihr leidenschaftliches Leben ist umrankt von Legenden und Gerüchten. Am 19. Dezember wäre Édith Piaf 100 Jahre alt geworden. Als sie 1963 starb, war sie weltberühmt.
LG
H.
 

Tonmaler

Mitglied
Am schlimmsten empfand ich aber dass mir rietest: Du musst!
Ich stimme dir selbstverständlich zu, dass du nichts musst. Ich hatte den zweiten Teil des Satzes nicht extra geschrieben.
Der Satz lautet vollständig/meinte:

Das musst du anders formulieren, wenn es einen Sinn ergeben soll.

Ansonsten dachte ich, dass auch du deine Texte hier einstellst, um konstruktive Kritik zu erhalten. Ich wusste nicht, dass deine Texte schon perfekt sind ;)
Damit es mir nicht passiert, aus Versehen noch mal eine Geschichte von dir zu kommentieren, setze ich dich auf meine 'Ignore-Liste'.
Dann hat keiner von uns mehr Mühe mit dem anderen :)
Frohes Schaffen dir weiterhin!

Gruß
T.
 



 
Oben Unten