„Da sind sie!“ Gorman stupste Martis an, der nachdem er sein zweites Bier getrunken hatte, am Tisch eingeschlafen war. Warten war nicht unbedingt die Stärke des kleinen Taschendiebs. Martis schreckte hoch und wirkte einen Moment desorientiert. Dann schaute er aus dem Fenster und sah gerade noch, wie eine hoch gewachsene Gestalt in Lederkleidung in dem Haus an der Ecke verschwand. Dann schloss sich die Tür wieder.
„Wie viele sind es?“, erkundigte sich Martis.
„Fünf. Einer davon dürfte ein Zauberer sein.“
„Und was tun wir jetzt.“
„Warten“, meinte Gorman lapidar.
„Warten!“, brauste der kleine Mann auf. Er schaute sich um und senkte die Stimme. „Worauf denn jetzt noch?“
„Darauf, dass sie wieder heraus kommen, natürlich.“ Der Fürst verdrehte die Augen. „Oder hast du gedacht, wir klopfen an und laden sie auf ein Bier ein?“
Martis schüttelte den Kopf.
„Nein, aber ich dachte, sobald sie da sind, stecken wir irgendjemandem die Information von ihrer Ankunft, kassieren bei Verline ab und das war es dann für uns.“
„Wir warten.“
Martis kannte seinen Freund gut genug, um zu wissen, dass weitere Diskussionen nutzlos gewesen wären. Seufzend fand er sich mit seinem Schicksal ab und bestellte ein weiteres Bier.
Es dauerte noch ein Bier länger, bis sich auf der gegenüberliegenden Straßenseite wieder Bewegung zeigte. Inzwischen war die Sonne untergegangen und einige wenige Öllaternen verbreiteten auf der Straße trüben Schein. Gorman hatte als es dunkel wurde vorsorglich die Zeche bezahlt. Jetzt stellte sich heraus, dass seine Ahnung richtig gewesen war. Er stand auf.
„Es geht los. Halt dich an mich und tu nur das, was ich dir sage. Verstanden?“
Martis nickte widerwillig.
„Wie Herr Fürst befehlen“, brummte er unterwürfig.
Gorman ignorierte den Sarkasmus in der Stimme seines Gefährten.
Sie traten auf die Straße, hielten sich aber im Schatten der Gebäude. Eine Gruppe von sechs Gestalten hatte das Eckhaus verlassen und ging nun in zügigem Tempo in Richtung der Handelsstraße davon. Die beiden Freunde folgten ihnen wie zwei Schatten in der Nacht.
„Sie gehen sicher zu Farnons Anwesen“, zischte Martis, der sich an die Fersen seines Freundes geheftet hatte.
„Wahrscheinlich“, brummte dieser kurz angebunden.
Martis fluchte.
„Und warum ...“ Er musste sich beeilen, mit den langen Schritten des Fürsten mitzuhalten. „Und warum haben wir dann nicht dort gewartet?“
„Weil es nicht sicher war, dass sie dorthin kommen, ganz einfach. Und jetzt halt die Klappe!“
Martis brummte etwas Unverständliches, dann schwieg er.
Als sie die Handelsstraße erreichten, wandte sich die Gruppe in Richtung Süden. Gorman und Martis folgten ihnen in einem Abstand, der es ihnen ermöglichte, die Fremden gerade noch zu sehen. Als sie die Stadtgrenze erreichten, wurde es schlagartig fast völlig dunkel. Martis zischte einen Fluch, als sein Fuß schmerzhafte Bekanntschaft mit einem großen Stein machte.
„Siehst du sie noch, Fürst?“, erkundigte er sich gepresst und bemühte sich leicht hinkend, seinem Freund zu folgen.
„Nein, aber wenn du endlich still bist, kann ich sie hören.“
Martis grunzte leise, biss sich aber auf die Zunge und verschluckte die Erwiderung, die ihm durch den Kopf schoss.
Nach einer Weile konnte er weiter vorn einige Lichter sehen, die immer größer und heller wurden, als sie sich ihnen näherten. Jetzt konnte auch der kleine Dieb wieder die Silhouetten der Gruppe erkennen, der sie folgten. Sie näherten sich einem größeren Anwesen, das wie Martis wusste dem Händler Farnon gehörte. Die Gebäude waren von einem etwa mannshohen Zaun umfriedet, in dem sich ein Tor befand. Dieses Tor öffnete sich, als die Gruppe es erreichte, und ein Mann trat heraus. Er unterhielt sich mit dem Führer der kleinen Gruppe, einem kahlköpfigen, kleinen Dickbauch, der Martis bereits in der Stadt aufgefallen war.
Die beiden Gefährten duckten sich hinter ein Gebüsch und beobachteten, wie sich die Gruppe anschickte, das Anwesen durch das Tor zu betreten.
Plötzlich fluchte Gorman unterdrückt.
„Was ist?“, erkundigte sich Martis leise.
„Einer fehlt, der Große mit der Lederkleidung.“
Martis schaute verwirrt über die Schulter des Fürsten zum Tor hinüber.
„Aber wo ...“
Er kam nicht dazu, seine Frage zu beenden, denn plötzlich spürte er kalten und offenbar sehr scharfen Stahl an seiner Kehle und eine starke Hand, die seinen linken Arm schmerzhaft umklammerte.
„Na hier!“, ertönte eine klare Stimme, die ihm in der Stille unnatürlich laut erschien, neben seinem rechten Ohr.
Gorman wirbelte herum und griff nach dem Schwert.
„Das solltest du lassen!“, meinte der Fremde leise aber bestimmt. „Sonst mache ich deinen kleinen Freund noch einen Kopf kürzer.“ Der Druck an Martis' Hals verstärkte sich und er fühlte, wie die Klinge seine Haut ritzte.
Gorman richtete sich auf und hob die Hände.
„Schon besser.“ Der Mann hinter Martis richtete sich auf, machte aber nicht den Fehler, in seiner Wachsamkeit nachzulassen, wie der Dieb insgeheim gehofft hatte. „Was wollt ihr, warum folgt ihr uns?“
Martis sah, dass die Gruppe, der sie hierher gefolgt waren, immer noch am Tor stand, jetzt aber zu ihnen herüber schaute.
„Euch folgen?“ Gorman tat unschuldig, wusste aber, dass er so leicht nicht aus der Sache heraus kommen würde. „Wir gehen hier entlang und Ihr überfallt uns ...“
Der Fremde lachte leise.
„Ihr glaubt selbst nicht, dass ich euch das abkaufe, oder?“ Er wartete eine Antwort nicht ab. „Ich glaube, ich werde euch meinen Freunden vorstellen. Vielleicht sollten wir ins Haus gehen. Dort ist es gemütlicher … und heller.“
Er schob Martis in Richtung des Anwesens und bedeutete Gorman, vor ihnen her zu gehen.
Martis musterte aufmerksam die Fremden, die er nun zum ersten Mal richtig sehen konnte. Der kleine Kahlkopf schien ein Diener zu sein. Jedenfalls hielt er sich im Hintergrund. Zwei ältere Männer, einer groß und kräftig mit einem Vollbart, der andere eher zierlich, mit kurzen, silbergrauen Haaren, ein kleiner, unscheinbarer Mann mittleren Alters und eine erstaunlich hübsche Frau von ebenso erstaunlich dunkler Hautfarbe schauten ihnen neugierig entgegen. Der bärtige Mann trat ihnen entgegen. In der Hand hielt er einen mannshohen Stab aus unbehandeltem Holz.
„Nun“, meinte er lang gezogen. „Wen haben wir denn da?“
Er baute sich vor Gorman auf, der ihm ruhig ins Gesicht schaute.
„Du hattest also recht, Elden.“ Das war für den Mann gedacht, der Martis immer noch festhielt. „Es folgte uns jemand.“
Seine Augen funkelten und Martis musste sich eingestehen, dass diesen Mann eine spürbare Aura der Macht umgab. Das musste einer der Zauberer sein. Umso überraschter war er, als sich die Gesichtszüge des Mannes plötzlich entspannten und er in lautes Gelächter ausbrach.
„Du warst schon einmal geschickter, Fürst!“ Er schaute Gorman kopfschüttelnd an. „Kann es sein, dass du aus der Übung bist?“ Er hieb dem Adligen auf die Schulter, dass es krachte, und dieser ein wenig in die Knie ging. Ein schiefes Grinsen erschien auf dem Gesicht Gormans, was die Verwirrung des kleinen Diebes weiter steigerte.
„Wir werden alle nicht jünger, Zauberer“, brummte er. „Von dir hört man ja auch interessante Geschichten … von einigen Tagen als alte Frau und noch einiges mehr. Wäre es möglich, dass dein … Freund … meinen Begleiter jetzt loslässt?“
Der Zauberer gab dem Mann hinter Martis ein Zeichen, der darauf hin sein Schwert zurück zog und den kleinen Mann aus seinem harten Griff entließ. Martis rieb sich den Arm und drehte sich um. Hinter ihm stand der groß gewachsene Mann, der ganz in Leder gekleidet war. Martis musste unwillkürlich Grinsen, als er sah, dass dieser nicht weniger verwirrt war als er selbst.
„Würdest du uns das erklären, Harbon?“, erkundigte er sich.
Der Zauberer nickte.
„Das werde ich, aber wir sollten zunächst hinein gehen, dort ist es gemütlicher und wir werden auch schon erwartet. Dann muss ich nicht alles mehrmals erzählen.“
„Wie viele sind es?“, erkundigte sich Martis.
„Fünf. Einer davon dürfte ein Zauberer sein.“
„Und was tun wir jetzt.“
„Warten“, meinte Gorman lapidar.
„Warten!“, brauste der kleine Mann auf. Er schaute sich um und senkte die Stimme. „Worauf denn jetzt noch?“
„Darauf, dass sie wieder heraus kommen, natürlich.“ Der Fürst verdrehte die Augen. „Oder hast du gedacht, wir klopfen an und laden sie auf ein Bier ein?“
Martis schüttelte den Kopf.
„Nein, aber ich dachte, sobald sie da sind, stecken wir irgendjemandem die Information von ihrer Ankunft, kassieren bei Verline ab und das war es dann für uns.“
„Wir warten.“
Martis kannte seinen Freund gut genug, um zu wissen, dass weitere Diskussionen nutzlos gewesen wären. Seufzend fand er sich mit seinem Schicksal ab und bestellte ein weiteres Bier.
Es dauerte noch ein Bier länger, bis sich auf der gegenüberliegenden Straßenseite wieder Bewegung zeigte. Inzwischen war die Sonne untergegangen und einige wenige Öllaternen verbreiteten auf der Straße trüben Schein. Gorman hatte als es dunkel wurde vorsorglich die Zeche bezahlt. Jetzt stellte sich heraus, dass seine Ahnung richtig gewesen war. Er stand auf.
„Es geht los. Halt dich an mich und tu nur das, was ich dir sage. Verstanden?“
Martis nickte widerwillig.
„Wie Herr Fürst befehlen“, brummte er unterwürfig.
Gorman ignorierte den Sarkasmus in der Stimme seines Gefährten.
Sie traten auf die Straße, hielten sich aber im Schatten der Gebäude. Eine Gruppe von sechs Gestalten hatte das Eckhaus verlassen und ging nun in zügigem Tempo in Richtung der Handelsstraße davon. Die beiden Freunde folgten ihnen wie zwei Schatten in der Nacht.
„Sie gehen sicher zu Farnons Anwesen“, zischte Martis, der sich an die Fersen seines Freundes geheftet hatte.
„Wahrscheinlich“, brummte dieser kurz angebunden.
Martis fluchte.
„Und warum ...“ Er musste sich beeilen, mit den langen Schritten des Fürsten mitzuhalten. „Und warum haben wir dann nicht dort gewartet?“
„Weil es nicht sicher war, dass sie dorthin kommen, ganz einfach. Und jetzt halt die Klappe!“
Martis brummte etwas Unverständliches, dann schwieg er.
Als sie die Handelsstraße erreichten, wandte sich die Gruppe in Richtung Süden. Gorman und Martis folgten ihnen in einem Abstand, der es ihnen ermöglichte, die Fremden gerade noch zu sehen. Als sie die Stadtgrenze erreichten, wurde es schlagartig fast völlig dunkel. Martis zischte einen Fluch, als sein Fuß schmerzhafte Bekanntschaft mit einem großen Stein machte.
„Siehst du sie noch, Fürst?“, erkundigte er sich gepresst und bemühte sich leicht hinkend, seinem Freund zu folgen.
„Nein, aber wenn du endlich still bist, kann ich sie hören.“
Martis grunzte leise, biss sich aber auf die Zunge und verschluckte die Erwiderung, die ihm durch den Kopf schoss.
Nach einer Weile konnte er weiter vorn einige Lichter sehen, die immer größer und heller wurden, als sie sich ihnen näherten. Jetzt konnte auch der kleine Dieb wieder die Silhouetten der Gruppe erkennen, der sie folgten. Sie näherten sich einem größeren Anwesen, das wie Martis wusste dem Händler Farnon gehörte. Die Gebäude waren von einem etwa mannshohen Zaun umfriedet, in dem sich ein Tor befand. Dieses Tor öffnete sich, als die Gruppe es erreichte, und ein Mann trat heraus. Er unterhielt sich mit dem Führer der kleinen Gruppe, einem kahlköpfigen, kleinen Dickbauch, der Martis bereits in der Stadt aufgefallen war.
Die beiden Gefährten duckten sich hinter ein Gebüsch und beobachteten, wie sich die Gruppe anschickte, das Anwesen durch das Tor zu betreten.
Plötzlich fluchte Gorman unterdrückt.
„Was ist?“, erkundigte sich Martis leise.
„Einer fehlt, der Große mit der Lederkleidung.“
Martis schaute verwirrt über die Schulter des Fürsten zum Tor hinüber.
„Aber wo ...“
Er kam nicht dazu, seine Frage zu beenden, denn plötzlich spürte er kalten und offenbar sehr scharfen Stahl an seiner Kehle und eine starke Hand, die seinen linken Arm schmerzhaft umklammerte.
„Na hier!“, ertönte eine klare Stimme, die ihm in der Stille unnatürlich laut erschien, neben seinem rechten Ohr.
Gorman wirbelte herum und griff nach dem Schwert.
„Das solltest du lassen!“, meinte der Fremde leise aber bestimmt. „Sonst mache ich deinen kleinen Freund noch einen Kopf kürzer.“ Der Druck an Martis' Hals verstärkte sich und er fühlte, wie die Klinge seine Haut ritzte.
Gorman richtete sich auf und hob die Hände.
„Schon besser.“ Der Mann hinter Martis richtete sich auf, machte aber nicht den Fehler, in seiner Wachsamkeit nachzulassen, wie der Dieb insgeheim gehofft hatte. „Was wollt ihr, warum folgt ihr uns?“
Martis sah, dass die Gruppe, der sie hierher gefolgt waren, immer noch am Tor stand, jetzt aber zu ihnen herüber schaute.
„Euch folgen?“ Gorman tat unschuldig, wusste aber, dass er so leicht nicht aus der Sache heraus kommen würde. „Wir gehen hier entlang und Ihr überfallt uns ...“
Der Fremde lachte leise.
„Ihr glaubt selbst nicht, dass ich euch das abkaufe, oder?“ Er wartete eine Antwort nicht ab. „Ich glaube, ich werde euch meinen Freunden vorstellen. Vielleicht sollten wir ins Haus gehen. Dort ist es gemütlicher … und heller.“
Er schob Martis in Richtung des Anwesens und bedeutete Gorman, vor ihnen her zu gehen.
Martis musterte aufmerksam die Fremden, die er nun zum ersten Mal richtig sehen konnte. Der kleine Kahlkopf schien ein Diener zu sein. Jedenfalls hielt er sich im Hintergrund. Zwei ältere Männer, einer groß und kräftig mit einem Vollbart, der andere eher zierlich, mit kurzen, silbergrauen Haaren, ein kleiner, unscheinbarer Mann mittleren Alters und eine erstaunlich hübsche Frau von ebenso erstaunlich dunkler Hautfarbe schauten ihnen neugierig entgegen. Der bärtige Mann trat ihnen entgegen. In der Hand hielt er einen mannshohen Stab aus unbehandeltem Holz.
„Nun“, meinte er lang gezogen. „Wen haben wir denn da?“
Er baute sich vor Gorman auf, der ihm ruhig ins Gesicht schaute.
„Du hattest also recht, Elden.“ Das war für den Mann gedacht, der Martis immer noch festhielt. „Es folgte uns jemand.“
Seine Augen funkelten und Martis musste sich eingestehen, dass diesen Mann eine spürbare Aura der Macht umgab. Das musste einer der Zauberer sein. Umso überraschter war er, als sich die Gesichtszüge des Mannes plötzlich entspannten und er in lautes Gelächter ausbrach.
„Du warst schon einmal geschickter, Fürst!“ Er schaute Gorman kopfschüttelnd an. „Kann es sein, dass du aus der Übung bist?“ Er hieb dem Adligen auf die Schulter, dass es krachte, und dieser ein wenig in die Knie ging. Ein schiefes Grinsen erschien auf dem Gesicht Gormans, was die Verwirrung des kleinen Diebes weiter steigerte.
„Wir werden alle nicht jünger, Zauberer“, brummte er. „Von dir hört man ja auch interessante Geschichten … von einigen Tagen als alte Frau und noch einiges mehr. Wäre es möglich, dass dein … Freund … meinen Begleiter jetzt loslässt?“
Der Zauberer gab dem Mann hinter Martis ein Zeichen, der darauf hin sein Schwert zurück zog und den kleinen Mann aus seinem harten Griff entließ. Martis rieb sich den Arm und drehte sich um. Hinter ihm stand der groß gewachsene Mann, der ganz in Leder gekleidet war. Martis musste unwillkürlich Grinsen, als er sah, dass dieser nicht weniger verwirrt war als er selbst.
„Würdest du uns das erklären, Harbon?“, erkundigte er sich.
Der Zauberer nickte.
„Das werde ich, aber wir sollten zunächst hinein gehen, dort ist es gemütlicher und wir werden auch schon erwartet. Dann muss ich nicht alles mehrmals erzählen.“