5-7-5 (04.10.2022)

Anonym

Gast
muschelbruch am strand
sanft verwischt die junge flut
eine rote spur
 
G

Gelöschtes Mitglied 24194

Gast
muschelbruch am strand
sanft verwischt die junge alte flut
eine rote spur

*

um die intension (woher wir kommen) zum ursprung vereinend
 

Anonym

Gast
Hallo Samoth,

das Bild der jungen flut: langsam ansteigendes Wasser, welches das, was es überspült, allmählich unkenntlich macht. Für mich ist dies so stimmiger, daher lasse ich es so.
Ich frage mich eher, ob dieser kurze Text als Haiku bezeichnet werden kann. Ich finde diese Form spannend, einschließlich des formalen Siebzehnsilbenmusters (selbst wenn dies keine zwingende Vorgabe sein mag). Ich werde hier noch ein paar weitere Versuche einstellen.

LG
 

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Mitglied
An sich - vom Bild und von der Idee her - finde ich das toll! Der Nachhall, den es im Leser zurücklässt, ist tief und anhaltend. Genau das soll Haiku tun.

Aber "sanft" und "jung" sind für ein Haiku halt eigentlich schon zu sehr dem Leser vorgeschriebene Regungen. Genau das soll Haiku ja nicht tun - dem Leser etwas vorschreiben - ihm vorgreifen.

Die "junge Flut" geht aber in meinen Augen noch durch, denn man kann das schon als eine zeitliche Angabe lesen. Etwas Neutraleres - oder überhaupt ganz ohne "jung" - fände ich aber besser für die Haiku-typische Offenheit.
Das "sanft" ist aber too much an Gefühl. Schön wäre, wenn dieses sanfte Gefühl erst im Leser ensteht.

Zum Beispiel so:

muschelbruch am strand
die flut steigt - verwischt bald (schon)
die rote spur

"Die" rote Spur, denn Haiku ist eine konkrete Beobachtung - die rote Spur also nicht irgendeine.
Das "schon" in Klammer, denn das 5-7-5 Schema ist ja nur eine Richtlinie, wäre damit aber eingehalten. Verknappung und Schlichtheit der Sprache sind aber wichtiger. Ich würde es eher weglassen.

Inhaltlich ist das ein starkes Teil! Gefällt mir echt gut!

LG,
fee
 

Anonym

Gast
Liebe fee,

ich hatte im Zusammenhang mit meiner Frage tatsächlich vermutet, dass am ehesten jung nicht völlig passend ist, zumindest mit Blick auf die Absicht, eine größtmögliche Offenheit des Textes für die Lesenden und ihre Deutungen, Wahrnehmungen etc. zu bewahren. Mit der Gedichtform Haiku habe ich praktisch keine Erfahrung, und versuche gerade, dies ein wenig zu ändern.
Bei den weiteren Begriffen, die Du analysierst, hatte ich die, nun ja, 'Problematik' nicht gesehen. Umso spannender sind daher Deine Überlegungen, die ich gut nachvollziehen kann.

muschelbruch am strand
die flut steigt, verwischt bald
die rote spur


Dieses gefällt mir, wie von Dir vorgeschlagen, sehr gut, und ich danke Dir, und auch Samoth, für die Beschäftigung mit dem Text.

LG
 

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Mitglied
Gerne!

Hat Freude gemacht, sich mit dieser wirklich schönen Idee für ein Haiku zu befassen!

Die zeitliche Verortung des Augenblicks macht es spannend.
Verzichtest du auch noch auf das "bald", ist schon der Moment eingetreten, in dem die rote Spur verschwindet. Oder es ist es überhaupt erst die Flut, die die rote Spur erzeugt (und davor war es noch ein Fleck?)? Da könnte man sich noch deutlicher festlegen, ist mir aufgefallen. Du siehst - der Nachhall bei deinem Haiku ist gewaltig. Toll!

LG,
fee
 



 
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