Es ging auf Mittag zu, als Erbonas mit seinen beiden Begleitern den Bauernhof erreichte, wo er denjenigen Gegenstand übernehmen sollte, für dessen Transport ihm ein wahrhaft fürstliches Salär in Aussicht gestellt worden war.
Er hatte den Mittelsmann des Auftraggebers vor drei Tagen in einer Kaschemme in Mor'Klatt getroffen. Der Mann hatte ihm bereits früher Aufträge vermittelt, aber dieser war der bei weitem lukrativste. Schon die Anzahlung, die er und seine beiden Männer entgegennahmen, überstieg den kompletten Lohn für so manchen früheren Auftrag. Am Ziel sollten sie dann noch einmal die dreifache Summe erhalten.
Bei einer solchen Bezahlung stellte ein Söldner wie Erbonas keine weiteren Fragen, auch wenn das Ziel die Feste von Shin Kalad und die Auftraggeberin die Zauberin Verline war. Zwar hatte der Mittelsmann offiziell Rheas Fei als denjenigen benannt, für den Erbonas und seine beiden Männer arbeiteten, aber der Söldner war klug und seine Ohren und Augen scharf genug, um zu wissen, dass der riesige Mann keineswegs derjenige war, der in dieser Beziehung die Hosen anhatte.
Die Pferde der drei Söldner näherten sich im Schritt dem Hauptgebäude des Bauernhofes, einem nicht allzu großen Blockhaus, das keinen sehr freundlichen Eindruck machte. Auf einer Koppel grasten zwei magere Pferde und in einem Pferch suhlte sich eine riesige Sau zwischen einer Reihe von Ferkeln, die immer wieder mit wechselndem Erfolg versuchten, an die Zitzen des Muttertieres zu gelangen.
Als sie vor dem Haus aus dem Sattel stiegen, öffnete sich die Tür und ein untersetzter Mann trat heraus. Er trug einfache, aber leidlich saubere Kleidung und auf dem Kopf eine Mütze, unter der seitlich und hinten borstige schwarze Haare hervortraten. Seine tiefliegenden Augen musterten die Ankömmlinge misstrauisch. Erbonas trat auf ihn zu.
„Ordon schickt uns, um das Paket abzuholen.“
Der Mann kniff die Augen zusammen. Dann nickte er, wandte sich um und bedeutete dem Söldner, ihm zu folgen. Sie gingen in Richtung einer Scheune, die etwa zwanzig Meter entfernt rechts vom Haupthaus stand, und keinen sonderlich stabilen Eindruck vermittelte. Der Bauer öffnete wortlos ein Tor und deutete in das Dämmerlicht der Scheune.
„Er erwartet euch schon“, brummte er mürrisch. Dann machte er kehrt und ging zum Haus zurück.
Erbonas schaute seine Begleiter mit gehobenen Brauen an, zuckte aber dann die Achseln und betrat die Scheune. Da sie aus dem hellen Tageslicht kamen, konnten sie zunächst nur wenig sehen.
„Schließt die Tür“, erscholl plötzlich eine Stimme. Sie klang dunkel und irgendwie hohl, aber Erbonas war klar, dass Widerspruch nicht geduldet werden würde. Er gab Sadras, einem seiner Begleiter, einen Wink und dieser schloss daraufhin die Tür. Es wurde noch ein wenig dunkler, aber nach einer Weile gewöhnten sich die Augen der Söldner an das schwache Licht.
Jetzt erkannte Erbonas im hinteren Bereich der Scheune eine hochgewachsene, schlanke Gestalt, die in ein langes Gewand gekleidet war. Eine riesige Kapuze bedeckte den Kopf und ein Großteil des Gesichts lag im tiefen Schatten. Erbonas glaubte für einen Moment, einen Schimmer einer nebelartigen Substanz unter der Kapuze zu sehen, aber das konnte auch Einbildung gewesen sein. Ein Schauer lief ihm über den Rücken. Es schien, als ginge von dieser Gestalt ein kalter Hauch aus.
Der Fremde hob den Arm und deutete auf einen Gegenstand, der an der rechten Wand auf dem Boden lag. Es handelte sich soweit man im Dämmerlicht der Scheune erkennen konnte, um einen länglichen, spindelförmigen Körper von knapp zwei Metern Länge.
„Dort ist euer Paket.“ Die Stimme klang, als stünde der Sprecher in einem Tunnel oder langen Gang. „Der Bauer gibt euch eines seiner Pferde für den Transport.“
Damit schien die Sache für ihn erledigt zu sein, denn er wandte den drei Männern den Rücken zu.
Sadras trat neben Erbonas und musterte das „Paket“.
„Ist das eine Leiche?“, erkundigte er sich. Seine Stimme klang, als sei ihm nicht recht wohl in seiner Haut.
Der Fremde reagierte nicht auf die Frage. Erbonas ging in die Hocke und unterzog den Gegenstand einer näheren Untersuchung.
„Eine Art Kokon“, meinte er dann. „Schon möglich, dass sich ein Körper darin befindet. Aber wen interessiert das?“
Er richtete sich wieder auf und schaute Sadras herausfordernd an. Der kräftige Mann zuckte die Achseln.
„Lasst uns hier verschwinden“, schlug er vor.
Zusammen mit dem dritten Mann, sein Name war Kondro, hob er den Gegenstand vom Boden auf, während Erbonas die Tür öffnete. Die beiden Männer trugen ihre Last nach draußen. Erbonas warf noch einen Blick zurück auf die dunkle Gestalt im Hintergrund der Scheune. Der Fremde wandte ihnen nach wie vor den Rücken zu, als interessiere ihn das weitere Geschehen in keinster Weise – wahrscheinlich war dem auch so.
Im Tageslicht hatte er die Gelegenheit, ihre Fracht näher in Augenschein zu nehmen. Er neigte dazu, Sadras recht zu geben. Der Kokon – das Gespinst wirkte wie Spinnweben, klebte aber nicht so extrem – schien wirklich einen menschlichen Körper zu umgeben. Allerdings war ihm das wirklich gleichgültig. Für diesen Lohn hätte er auch eine ganze Wagenladung Leichen transportiert.
Der Bauer stand mit einem Pferd bereit und half den beiden Söldnern dabei, die Fracht auf dem Rücken des Pferdes zu fixieren. Erbonas trat neben ihn.
„Was ist das für ein Kerl?“, erkundigte er sich und nickte in Richtung der Scheune.
Der Bauer hob die Schultern.
„Solche Dinge weiß ich nicht und sie interessieren mich auch nicht. Ich habe einen Goldforint erhalten und mische mich nicht in die Geschäfte von anderen ein. Das ist auf Dauer gesünder.“
Mit diesen Worten verschwand er grußlos in seinem Haus und schloss die Tür hinter sich. Der Söldner grinste schief. Er musste dem Mann recht geben. Mit seiner Einstellung lief er nicht so schnell Gefahr, Dinge zu sehen, die er nicht sehen sollte. So etwas endete dann schnell mit einem Dolch zwischen den Rippen oder einer durchtrennten Kehle.
Seine beiden Begleiter saßen bereits wieder im Sattel. Sadras führte das Packpferd am Zügel. Erbonas schwang sich auf seinen schwarzen Hengst und zusammen verließen Sie das Gehöft.
Er hatte den Mittelsmann des Auftraggebers vor drei Tagen in einer Kaschemme in Mor'Klatt getroffen. Der Mann hatte ihm bereits früher Aufträge vermittelt, aber dieser war der bei weitem lukrativste. Schon die Anzahlung, die er und seine beiden Männer entgegennahmen, überstieg den kompletten Lohn für so manchen früheren Auftrag. Am Ziel sollten sie dann noch einmal die dreifache Summe erhalten.
Bei einer solchen Bezahlung stellte ein Söldner wie Erbonas keine weiteren Fragen, auch wenn das Ziel die Feste von Shin Kalad und die Auftraggeberin die Zauberin Verline war. Zwar hatte der Mittelsmann offiziell Rheas Fei als denjenigen benannt, für den Erbonas und seine beiden Männer arbeiteten, aber der Söldner war klug und seine Ohren und Augen scharf genug, um zu wissen, dass der riesige Mann keineswegs derjenige war, der in dieser Beziehung die Hosen anhatte.
Die Pferde der drei Söldner näherten sich im Schritt dem Hauptgebäude des Bauernhofes, einem nicht allzu großen Blockhaus, das keinen sehr freundlichen Eindruck machte. Auf einer Koppel grasten zwei magere Pferde und in einem Pferch suhlte sich eine riesige Sau zwischen einer Reihe von Ferkeln, die immer wieder mit wechselndem Erfolg versuchten, an die Zitzen des Muttertieres zu gelangen.
Als sie vor dem Haus aus dem Sattel stiegen, öffnete sich die Tür und ein untersetzter Mann trat heraus. Er trug einfache, aber leidlich saubere Kleidung und auf dem Kopf eine Mütze, unter der seitlich und hinten borstige schwarze Haare hervortraten. Seine tiefliegenden Augen musterten die Ankömmlinge misstrauisch. Erbonas trat auf ihn zu.
„Ordon schickt uns, um das Paket abzuholen.“
Der Mann kniff die Augen zusammen. Dann nickte er, wandte sich um und bedeutete dem Söldner, ihm zu folgen. Sie gingen in Richtung einer Scheune, die etwa zwanzig Meter entfernt rechts vom Haupthaus stand, und keinen sonderlich stabilen Eindruck vermittelte. Der Bauer öffnete wortlos ein Tor und deutete in das Dämmerlicht der Scheune.
„Er erwartet euch schon“, brummte er mürrisch. Dann machte er kehrt und ging zum Haus zurück.
Erbonas schaute seine Begleiter mit gehobenen Brauen an, zuckte aber dann die Achseln und betrat die Scheune. Da sie aus dem hellen Tageslicht kamen, konnten sie zunächst nur wenig sehen.
„Schließt die Tür“, erscholl plötzlich eine Stimme. Sie klang dunkel und irgendwie hohl, aber Erbonas war klar, dass Widerspruch nicht geduldet werden würde. Er gab Sadras, einem seiner Begleiter, einen Wink und dieser schloss daraufhin die Tür. Es wurde noch ein wenig dunkler, aber nach einer Weile gewöhnten sich die Augen der Söldner an das schwache Licht.
Jetzt erkannte Erbonas im hinteren Bereich der Scheune eine hochgewachsene, schlanke Gestalt, die in ein langes Gewand gekleidet war. Eine riesige Kapuze bedeckte den Kopf und ein Großteil des Gesichts lag im tiefen Schatten. Erbonas glaubte für einen Moment, einen Schimmer einer nebelartigen Substanz unter der Kapuze zu sehen, aber das konnte auch Einbildung gewesen sein. Ein Schauer lief ihm über den Rücken. Es schien, als ginge von dieser Gestalt ein kalter Hauch aus.
Der Fremde hob den Arm und deutete auf einen Gegenstand, der an der rechten Wand auf dem Boden lag. Es handelte sich soweit man im Dämmerlicht der Scheune erkennen konnte, um einen länglichen, spindelförmigen Körper von knapp zwei Metern Länge.
„Dort ist euer Paket.“ Die Stimme klang, als stünde der Sprecher in einem Tunnel oder langen Gang. „Der Bauer gibt euch eines seiner Pferde für den Transport.“
Damit schien die Sache für ihn erledigt zu sein, denn er wandte den drei Männern den Rücken zu.
Sadras trat neben Erbonas und musterte das „Paket“.
„Ist das eine Leiche?“, erkundigte er sich. Seine Stimme klang, als sei ihm nicht recht wohl in seiner Haut.
Der Fremde reagierte nicht auf die Frage. Erbonas ging in die Hocke und unterzog den Gegenstand einer näheren Untersuchung.
„Eine Art Kokon“, meinte er dann. „Schon möglich, dass sich ein Körper darin befindet. Aber wen interessiert das?“
Er richtete sich wieder auf und schaute Sadras herausfordernd an. Der kräftige Mann zuckte die Achseln.
„Lasst uns hier verschwinden“, schlug er vor.
Zusammen mit dem dritten Mann, sein Name war Kondro, hob er den Gegenstand vom Boden auf, während Erbonas die Tür öffnete. Die beiden Männer trugen ihre Last nach draußen. Erbonas warf noch einen Blick zurück auf die dunkle Gestalt im Hintergrund der Scheune. Der Fremde wandte ihnen nach wie vor den Rücken zu, als interessiere ihn das weitere Geschehen in keinster Weise – wahrscheinlich war dem auch so.
Im Tageslicht hatte er die Gelegenheit, ihre Fracht näher in Augenschein zu nehmen. Er neigte dazu, Sadras recht zu geben. Der Kokon – das Gespinst wirkte wie Spinnweben, klebte aber nicht so extrem – schien wirklich einen menschlichen Körper zu umgeben. Allerdings war ihm das wirklich gleichgültig. Für diesen Lohn hätte er auch eine ganze Wagenladung Leichen transportiert.
Der Bauer stand mit einem Pferd bereit und half den beiden Söldnern dabei, die Fracht auf dem Rücken des Pferdes zu fixieren. Erbonas trat neben ihn.
„Was ist das für ein Kerl?“, erkundigte er sich und nickte in Richtung der Scheune.
Der Bauer hob die Schultern.
„Solche Dinge weiß ich nicht und sie interessieren mich auch nicht. Ich habe einen Goldforint erhalten und mische mich nicht in die Geschäfte von anderen ein. Das ist auf Dauer gesünder.“
Mit diesen Worten verschwand er grußlos in seinem Haus und schloss die Tür hinter sich. Der Söldner grinste schief. Er musste dem Mann recht geben. Mit seiner Einstellung lief er nicht so schnell Gefahr, Dinge zu sehen, die er nicht sehen sollte. So etwas endete dann schnell mit einem Dolch zwischen den Rippen oder einer durchtrennten Kehle.
Seine beiden Begleiter saßen bereits wieder im Sattel. Sadras führte das Packpferd am Zügel. Erbonas schwang sich auf seinen schwarzen Hengst und zusammen verließen Sie das Gehöft.