59 Perlen

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Patrick Schuler

Foren-Redakteur
Teammitglied
59 Perlen

Eine Hure – eine Puppe, Lea. Sie kniet vor dem Samenauswurf des Mannes, leckt, lacht. Dann ekelt sie sich, denn ein Bewusstsein regt und räkelt sich. Einen Augenblick lang taumelt sie von der Puppe zur inneren Pastorin, von der Straße, dem Strich, in den Psalm, sie schüttelt und schämt sich, doch sie wirft sich nicht ab – das tut sie nie. Denn das Geld hat sie gebannt. Sie nimmt das Geld. Sie bringt das Geld zu X. „Zu wenig“ sagt X. Das sagt er immer. Er hebt die Hand, wartet, er senkt die Hand, er hebt sie wieder, schlägt zu. „Zu wenig“, sagt X. Sie bekommt einen Teil des Geldes. „Zu wenig“, denkt sie. X ist enttäuscht, sagt das sie fort soll, sie schwankt, sie taumelt, denn sie liebt X. X gibt ihr Geld und sie braucht Geld. Sie liebt X, aber X. ist enttäuscht. Denn das Geld hat ihn gebannt.

Lea sitzt bei Y, einer Nonne. Hier sitzt sie immer, wenn sie bei X war. Denn sie spürt, erfühlt sich ein Bewusstsein, etwas das ursprünglich ist, etwas, das sich regt, etwas, das sie durchströmt und streift. „Bitte für uns, heilige Gottesmutter“ sagt Y. Sie beten. „Auf das wir würdig werden der Verheißung Christi.“ Sie beten, raunen. Ein Murmeln erfüllt den Raum, schwillt, strömt durch die Wände, die Luft, die Poren der Haut und ins Herz. „Lasset uns beten. Gott, dein eingeborener Sohn …“ Sie sieht, wie sie durchstoßen wird. Sie sieht die Gesichter all jener, verzerrt. Sie spürt die Stöße, den Schmerz, innen. „Lass uns nachahmen, was sie enthalten und erlangen …“ Das Raunen wird lauter, dann ein Rauschen, das Raunen wird Rauschen, dann Dröhnen. Sie klappert, sie murmelt, schwitzt, sie sieht, wie sie durchstoßen wird. „Darum bitten wir durch Christus unsern Herrn“ Sie leckt, sie sieht wie sie leckt, lacht. „Amen.“ Dann Schweigen.

Er stößt. Lea stöhnt. Abseits im Hinterhof, kaum Licht. Er stößt, sie fällt, er stößt, sie fällt, in ihrem Inneren fällt sie, gerade hinunter zum Dämmer, zur Resignation. In ihren Ohren dröhnt das Geld, das Gebet, das Gebet, Geld. Er stößt. Sie stöhnt. „Amen“. Abseits im Hinterhof, kaum Licht, stößt er. „Amen“. Sie stöhnt. Da war etwas, innen – grau sinkt ihr Herz endlich in apathische Tiefen, in die Apostasie gegen Heiliges, gegen etwas, das da war, das kommt, das geht und das kommt. Er stößt. Sie stöhnt. „Amen“. Er kommt. –

Eine Hure – eine Puppe, Lea. Sie kniet vor dem Samenauswurf des Mannes, leckt, lacht. Dann ekelt sie sich, denn ein Bewusstsein regt und räkelt sich. Einen Augenblick lang taumelt sie von der Puppe zur inneren Pastorin, von der Straße, dem Strich, in den Psalm, sie schüttelt und schämt sich, doch sie wirft sich nicht ab – das tut sie nie. Denn das Geld hat sie gebannt. Sie nimmt das Geld. Sie bringt das Geld zu X. „Zu wenig“, sagt X. Das sagt er immer. Er hebt die Hand, wartet, er senkt die Hand, er hebt sie wieder, schlägt zu. „Zu wenig“, sagt X. Sie bekommt einen Teil des Geldes. „Zu wenig“, denkt sie. X ist enttäuscht, sagt das sie fort soll, sie schwankt, sie taumelt, denn sie liebt X. X gibt ihr Geld und sie braucht Geld. Sie liebt X, aber X. ist enttäuscht. Denn das Geld hat ihn gebannt.
 
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Mimi

Mitglied
Hola Patrick,
Deine Geschichte hinterlässt auf jeden Fall einige offene Fragen, aber so wie ich Deine Texte einschätze, ist das gewiss genauso von Dir gewollt ...

Zunächst deutet der Titel "59 Perlen" schon auf einen religiösen Hintergrund oder Zusammenhang hin.
Gemeint ist hier ein Rosenkranz.
Ich denke, der Name "Lea" ist auch nicht zufällig gewählt, da er ebenfalls einen religiösen Hintergrund hat.
Der Name Lea (der höchstwahrscheinlich einen hebräischen Ursprung hat) wird erstmals in der Bibel erwähnt, als erste Frau von Jakob.

Das Thema Prostitution wird hier mit dem Glauben verbunden, wobei ich nicht ganz verstehe, warum sich die Geschichte im letzten Abschnitt wiederholt, so als wäre es eine Art "Endlos-Erzählung" ...

Warum Lea diesen X liebt, der ja nichts anderes als ein Zuhälter ist, bleibt im Text nebensächlich.
Vielleicht handelt es sich ja hier um sexuelle Rituale die scheinbar auch im übertragenen Sinne religiöse Symbolik besitzen ...

Soweit erstmal mein erster Eindruck zu Deinem Text ...

Gruß
Mimi
 

Patrick Schuler

Foren-Redakteur
Teammitglied
Soweit alles richtig Mimi :)

Die Geschichte wiederholt sich, weil es eben das ist, eine Kreisbewegung. Sie hat Sex, rennt zu X, zur Nonne, hat Sex, rennt zu X, zur Nonne ... eine ausweglose Situation. Warum, soll offen bleiben ... aber "Geld" vielleicht ;)

LG
Patrick
 

Klaus K.

Mitglied
Hallo Patrick,

ich kann mit dieser Geschichte überhaupt nichts anfangen, auch wenn sie von einem "Foren-Redakteur" persönlich stammt, was aber de facto ja völlig nebensächlich ist.
Da stimmt in puncto "short story" herzlich wenig, das Thema ist reisserisch, mehr nicht. Und dann soll da wohl vermeintlich "Tiefe" drin sein, der Leser soll zu Überlegungen angeregt werden? 59 Perlen? Abgedreht! Spannungsbogen? Wo? Die Wiederholung der Einleitung als Gag? Als Denkanstoß gar? Da ist jeder Beitrag über die Möbius-Schleife hier im Forum ein Kunstwerk, ein Hochgenuss. "Aufschreiber" zeigt das meisterhaft.

Das hier ist m.E. insgesamt sowohl sprachlich als auch literarisch ein Flop, inhaltlich, von der Intention und vom Aufbau her dito. Ich empfehle dir dazu den ersten Absatz von "Schrauben" unter "Humor und Satire", auch wenn der nun mal von mir stammt. Damit wir uns aber nicht mißverstehen: Der Einbau der sexuellen Komponente als tragendes Element stört mich nicht, es ist eben mal wieder nur der inzwischen restlos überstrapazierte vermeintliche Magnet. Die gewählte Facette ist dabei aber alles andere als aufregendes Neuland, da ändert dann auch die Verquickung mit der Religion nichts mehr dran. -
Mit bestem Gruß, klaus k.
 

Patrick Schuler

Foren-Redakteur
Teammitglied
Tieeeef durchatmen klaus. Du findest die Geschichte schlecht - meinetwegen. Aber das ist kein Grund, dich an den Rande eines Herzinfarkts zu bringen.

Und wenn ich mir so anschaue, was du gut findest und wie du schreibst ... nun ja ... danke.

Und dann soll da wohl vermeintlich "Tiefe" drin sein
Was sagt der Text denn, mein Bester? he?

der Leser soll zu Überlegungen angeregt werden?
Das passiert, oder es passiert nicht. "Soll" ist mir egal.

59 Perlen? Abgedreht!
Was bedeuten die denn im Kontext von Rosenkranz und Prostitution, klaus?

Das hier ist m.E. insgesamt sowohl sprachlich als auch literarisch ein Flop,
Du magst vorallem Texte, die keinen eigenen Stil besitzen, naja, so wie du selbst halt. - Also eigentlich fast alle Texte hier.

Ich empfehle dir dazu den ersten Absatz von "Schrauben" unter "Humor und Satire", auch wenn der nun mal von mir stammt.
Der Text ist aber sprachlich und inhaltlich ein Flop, erster Klasse sogar.

von der Intention und vom Aufbau her dito.
Was ist denn die Intention und die Intention des Aufbaus? Lass mich raten, du findest jetzt irgendeinen Weg drumherumzudrucksen, dass du es nicht kapiert hast, oder?

Es hat einen Grund, warum fast alle guten Schreiber in den letzten 1,5 Jahren die Lupe verlassen haben. Lassen wir meinen Text mal beiseite - das graue, schnöde Mittelmaß ist hier zum guten Text geworden, während das wirklich gute nicht erkannt, oder ignoriert wird. Konstant!

PS; so ganz erfolglos bin ich mit den Literaturpreisen momentan übrigens nicht ;) Sogar ganz und gar nicht! Ich habe in meinem Leben an 4 Literaturwettbewerben teilgenommen, plus einen, aber das war nurn komischer Internetwettbewerb, und 2 gewonnen, was mir immerhin 2700 Euro eingebracht hat. Das in den letzten sieben Monaten. Ist doch kein schlechter Schnitt, oder?
 
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Klaus K.

Mitglied
Mein Freund,

diese infantile und beleidigende Reaktion ist für einen "Forenredakteur" völlig unangemessen. Vielleicht fragst du mal deine Kollegen, was sie davon halten.
Erbärmlich, mehr gibt es dazu nicht zu sagen. klaus k.
 

DocSchneider

Foren-Redakteur
Teammitglied
Bitte sachlich bleiben und am Text!

Zu diesem:

X ist enttäuscht, sagt das sie fort soll
Hier fehlt ein s bei das. Wiederholt sich im letzten Absatz, da er ja sowieso eine Wiederholung des ersten ist.
Diesen Kunstgriff finde ich per se nicht schlecht.

Zum Text allgemein:

Eine Kürzestgeschichte, die besser bei der Kurzprosa aufgehoben ist. Die Personenzeichnung fehlt, zu viele offene Fragen, zu wenig Konzentration auf einen Ausschnitt - das ist mir einfach zu mager für eine Geschichte.

Mit Gruß

DS
 



 
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