7. Die Garde

Amadis

Mitglied
Ein Trupp von etwa zwanzig Reitern kam – in zwei mehr oder weniger ordentlichen Reihen nebeneinander reitend – die gepflasterte Straße entlang und nahm dabei wenig Rücksicht auf Fußgänger und Wagenlenker, die ihnen teilweise erst im letzten Moment ausweichen konnten. Ein Mann, der eine riesige Kiepe mit Früchten auf dem Rücken trug, wurde von einem der Pferde zu Boden gestoßen, wobei sich seine Früchte im Schmutz der Straße verteilten. Er bedachte die Ankömmlinge mit einer Schimpftirade, die aber verstummte, als einer von ihnen Anstalten machte, sein Schwert zu ziehen.
Wedekind richtete seine Aufmerksamkeit auf die Reiter. Sie trugen eine Art Uniform, die aus ledernen Brustharnischen, ebensolchen Hauben und Beinschonern bestand. Bewaffnet waren sie mit Spießen, an deren Spitzen lilafarbene Wimpel flatterten, und kurzen Schwertern. Im Europa des sechzehnten bis frühen zwanzigsten Jahrhunderts hätte man sie wohl als Ulanen bezeichnet. Drei Packpferde, von denen eines zwei große hölzerne Truhen mit Metallbeschlägen trug, komplettierten die Gruppe.
Die beiden letzten Reiter schleppten an zwei Seilen einen verwahrlost wirkenden Mann hinter sich her. Er hatte immer wieder Mühe, dem Tempo der Reiter zu folgen, stürzte dann, rappelte sich wieder auf, nur um einige Meter weiter erneut zu Boden zu gehen. Er hatte dunkles, Nacken langes Haar, das zottig vom Kopf ab stand, und einen ebenso ungepflegt wirkenden Bart. Seine Kleidung war durch die ständigen Stürze so mit Schlamm und Pferdekot verdreckt, dass man weder Farbe noch Form endgültig erkennen konnte. Es schien sich allerdings um ein dünnes, T-Shirt-ähnliches Oberteil und eine ... ja, tatsächlich: eine Jeans zu handeln!
Wedekind schaute den Mann verblüfft an und trat etwas näher. Der Reitertrupp war zum Stehen gekommen und sein Anführer, ein kahlköpfiger, herrisch wirkender Riese unterhielt sich mit einem Mann, der offenbar in Torfing irgendein Amt innehatte.
Der Gefangene trug tatsächlich Jeans! Wedekind verabschiedete sich endgültig von seiner Traumtheorie. Er schloss aus, dass in dieser Welt Jeans hergestellt wurden. Die anderen Männer hier trugen Hosen aus grobem Leinenstoff oder Leder, die Frauen Kleider aus Leinen oder Wolle.
„He, du da! Bleib von dem Gefangenen weg!“ Einer der Reiter trieb sein verschwitztes Pferd näher an Wedekind heran und drängte ihn ab. Wedekind wich zurück und stellte sich neben Harbon.
„Was sind das für Kerle?“, fragte er den Zauberer.
„Gardisten aus der Feste“, gab Harbon Auskunft und spuckte aus. „Die führen sich auf, als seien sie die Herren hier!“
„Ich muss mit diesem Mann sprechen!“ Wedekind deutete auf den Gefangenen.
„Was willst du von ihm?“, erkundigte sich der Zauberer verwundert.
„Er trägt Kleidung aus meiner Welt“, erklärte Wedekind. „Ich frage mich, wie er hierher gelangt ist.“
Harbon kratzte sich am verlängerten Rücken.
„Wir müssen warten.“ Er überlegte. „Sie werden wahrscheinlich vor der Stadt lagern. Heute schaffen Sie es nicht mehr zurück zur Feste.“ Harbon deutete auf Wedekinds Hand. „Pass auf, dass die Gardisten deinen Ring nicht sehen. Vielleicht solltest du ihn abnehmen!“
„Warum das?“, fragte Wedekind erstaunt.
„Die vom Alten Geschlecht sind in der Feste nicht gern gesehen – gelinde gesagt!“, erläuterte der Zauberer.
„Ich habe aber doch mit eurem Alten Geschlecht überhaupt nichts zu tun!“, wandte Wedekind ein.
„Das sagst du!“ Harbon lachte meckernd. „Der Ring sagt etwas anderes! Ich kenne die Herrschaften von der Feste, vor allem Reas Fei. Die gehen kein Risiko ein. Wenn man den Ring sieht ...“ Er ließ den Satz unvollendet, machte aber mit dem Daumen eine eindeutige Bewegung über die Kehle.
Wedekind wurde blass, nahm hastig den Ring ab und ließ ihn in der Hosentasche verschwinden. Selbst wenn es doch ein Traum war, musste man es ja nicht darauf ankommen lassen. Immerhin hatte er mit den Geschäften und Legenden dieser Welt nichts zu schaffen.
„Wenn du wirklich mit dem Mann sprechen willst, sollten wir warten, bis es dunkel ist. Wahrscheinlich werden die meisten Gardisten in irgendwelchen Kneipen oder Bordellen verschwinden. Sie werden nur ein paar Wachen im Lager zurück lassen. Es bleibt trotzdem riskant. Auf mich musst du in jedem Fall verzichten. Ich bin im Moment nicht in der Lage, auf dem Bauch durch das Unterholz zu kriechen. Dank Trogat, dieser nichtsnutzigen Kreatur!“ Ächzend stützte er sich auf seinen Stock. „Was hältst du davon, wenn wir uns irgendwo setzen, Wadenkrampf? Du könntest mir dort drüben im ‚Fröhlichen Fahrensmann’ ein Bier spendieren! Genug Geld hast du ja jetzt!“ Er schaute Wedekind aus dem Augenwinkel erwartungsvoll an.
Wedekind schaute in die Richtung, in die der Zauberer gedeutet hatte. Der ‚Fröhliche Fahrensmann’ gehörte offenbar zu den besseren Adressen in Torfing. Zumindest von außen machte die Gaststätte einen sauberen Eindruck.
„Gern“, erklärte er sich bereit und folgte Harbon, der in Richtung der Eingangstür humpelte.
Der gute äußere Eindruck bestätigte sich in der Gaststube. Der helle Schankraum war urgemütlich eingerichtet. Runde und eckige Holztische waren im Raum verteilt und der aus Holzplanken bestehende Fußboden schien sauber und frisch geputzt. Auch der Wirt bildete einen erfreulichen Gegensatz zu seiner Kollegin Arfani. Er sah aus, wie der Prototyp des freundlichen Gastwirts: nicht sehr groß mit kugelrundem Bauch, einem Schnauzbart und lichtem, leicht angegrautem Haar. Über dem rechten Arm trug er ein blütenweißes Tuch, als er dienstbeflissen auf seine Gäste zukam.
„Was kann ich für Sie tun, meine Herrschaften?“, erkundigte er sich lächelnd.
Harbon und Wedekind setzten sich an einen kleinen Tisch, von dem aus sie durch eines der Fenster auf die Straße sehen konnten.
„Guten Tag, Candor“, grüßte Harbon den Wirt. „Bevor du fragst: ich bin Harbon!“
Candor verkniff sich sowohl das Grinsen, als auch die bissige Bemerkung.
„Oh, Harbon, verzeih mir, dass ich dich nicht erkannt habe!“
„Schon gut“, meinte Harbon gnädig. „Bring uns zwei große, kalte Biere!“
„Zwei Bier, natürlich.“ Candor beeilte sich, hinter der Theke zu verschwinden.
„Wie du siehst, Walderich, gibt es hier auch Menschen, die sich zu benehmen wissen!“
Das Bier war herb, frisch und kalt, und schmeckte überraschend gut. Wedekind bemerkte erst jetzt, wie durstig er war. Er trank den Krug auf einen Zug halb leer und wischte sich dann mit dem Handrücken über den Mund.
„Was hat es mit dieser Feste auf sich?“, erkundigte er sich.
Harbon setzte den Krug ab.
„Die Feste von Shin Kalad.“ Er nickte und nahm einen weiteren Schluck Bier. „Du kommst wirklich von weit her, wenn du die Feste nicht kennst, Wendelbart. Sie liegt zwei Tagesritte von hier. Der Herrscher dort ist Reas Fei, ein Barbar mit feinen Manieren, wenn du mich fragst. Der Kerl ist ein Tyrann, aber noch schlimmer ist sein feiner Bruder, Brandor Gol. Reas ist ein Krieger, ein Weiberheld und ein Säufer, aber Brandor ist ein hinterhältiger Gromf, ein Intrigenschmied, feige, brutal und sadistisch. Zwischen den beiden steht Verline, Reas’ Frau.“ Harbon kicherte. „Vor der hat Reas nach allem was man hört gehörigen Respekt. Sie ist eine Zauberin, wohl die mächtigste, die es in Trimandar noch gibt. Nicht einmal ich kann ihr das Wasser reichen!“
„Und diese Gardisten ...“, begann Wedekind.
„... sind ihre Armee. Der Offizier, den du gesehen hast, ist Genton. Das ist vielleicht ein Schlächter, kann ich dir sagen.“ Harbon machte Anstalten, auf den Boden zu spucken, beherrschte sich aber im letzten Moment. „Genton ist Reas’ rechte Hand und liebster Saufkumpan. In der Garde geben sie ihm den Beinamen Schädelspalter. Das sagt wohl alles.“
Der Zauberer trank sein Bier aus und winkte den Wirt herbei, um einen frischen Krug zu bestellen. Auch Wedekind orderte ein zweites Getränk.
„Gibt es einen besonderen Anlass für die Anwesenheit der Gardisten in Torfing?“, fragte er weiter.
„Sicher! Sie kassieren die Steuern. Genton hat sich eben schon mit Brugart, dem Stadtältesten, unterhalten.“ Wedekind erinnerte sich an den Mann, mit dem der Anführer der Gardisten geredet hatte.
„Lehnt sich denn niemand gegen diese Kerle auf?“ Wedekind schüttelte den Kopf.
Harbon lachte auf.
„Wer sollte sich auflehnen? Niemand hat die Macht, Reas’ Truppen und Verlines Magie zu widerstehen.“
„Und das Alte Geschlecht?“ Wedekind hatte kein gutes Gefühl bei diesem Thema.
„Die Legende sagt, dass vor vielen Jahrhunderten ein Geschlecht von Zauberkriegern über Trimandar herrschte. Es waren gütige Herrscher und das Volk liebte sie. Eines Tages wurde Trimandar von einer riesigen Armee überfallen. Niemand wusste, woher sie gekommen war. Sie landeten an der Küste im Westen, fielen mordend und marodierend über das Land her. Das Alte Geschlecht setzte alles daran, Trimandar zu verteidigen, aber die Feinde waren übermächtig. Die vier Familien des Alten Geschlechts unterlagen. Es geht aber die Sage, dass ein Mitglied jeder Familie überlebte und in eine fremde Welt floh, wohin ihnen der Feind nicht folgen konnte. Dereinst sollen vier Fremde, Nachkommen jener Flüchtlinge, aus dieser anderen Welt nach Trimandar zurück finden, um die Herrschaft der Feste zu brechen.“
„Und dieser Reas Fei glaubt dieses Märchen?“ Wedekind lachte unsicher.
„Beinahe jeder hier in Trimandar glaubt an die Prophezeiung, Wankeltritt. Sie gibt ihnen Hoffnung.“
Wedekind strich sich fahrig durch das schüttere, braune Haar.
„Na, wie auch immer. Ich habe jedenfalls mit dieser Sache nichts zu tun“, erklärte er und versuchte, seiner Stimme einen festen Klang zu verleihen. So ganz sicher war er sich nämlich nicht. Er war alles andere als ein Held und die Aussicht, gegen Reas Fei und seine Schergen in den Krieg zu ziehen, sich gar mit einer Zauberin von nicht unerheblicher Macht anzulegen, erfüllte ihn nicht eben mit Glücksgefühlen. Und immerhin kam er aus einer anderen Welt, das stand fest.
Harbon lachte meckernd.
„Möglicherweise fragt aber niemand, ob du damit zu tun hast, oder nicht“, meinte er. „Wenn die Gardisten deinen Ring sehen, dürfte dein Hals in Gefahr sein.“ Er lachte wieder.
„Ich hoffe, du hast Spaß!“ Wedekinds Laune trübte sich langsam aber sicher. „Was ist mit Krondel, dem Garkocher!“, fiel ihm siedendheiß ein. „Er hat den Ring gesehen!
„Mach dir um den keine Sorgen!“ Harbon lachte krächzend. „Ich habe ihm angedroht, seine Füße zu verdrehen, dass sie aussehen wie seine Augen, wenn er den Mund nicht hält!“
Wedekind wechselte das Thema.
„Ich muss heute Abend mit dem Gefangenen sprechen. Vielleicht weiß er, wie ich zurückkommen kann.“
Harbon sah ihn zweifelnd an.
„Ich halte das für zu gefährlich, Wandersmann. Ich glaube auch kaum, dass dieser Mann mehr weiß als du. Aber ich kann dich wohl nicht davon abbringen.“ Er schaute Wedekind an, der den Kopf schüttelte. Harbon nickte resigniert.
„Wir warten, bis es dunkel ist. Dann zeige ich dir den Weg zum Lager der Gardisten. Alles andere ist dann dein Problem.“
 
Hallo Amadis!

Die Garde kommt nach Torfing und Wedekind sieht Jules, der ihr Gefangener ist. Außerdem lernen wir etwas über die Herkunft des Alten Geschlechts. Es ist also jeweils ein Mitglied der vier Familien in unsere Welt geflüchtet, interessant. Ich dachte immer, Habon wäre der Vierte? Ich bin ja mal gespannt, wie es weitergeht :)

Hier noch ein paar Anmerkungen:
- Erster Satz: Die Bindestriche würde ich durch Kommata ersetzen und den Satz nach "Wagenlenker" beenden, da Sie im Satz danach einen Mann mit einer Kiepe auf dem Rücken erwähnen, der von den Gardisten zu Boden gestoßen wurde. Man kann hier ohne die "Verlängerung" des ersten Satzes erkennen, wie rücksichtslos die Gardisten sind.

Die beiden letzten Reiter schleppten an zwei Seilen einen verwahrlost wirkenden Mann hinter sich her.
Danach beschreiben Sie den Mann (Jules) näher, wobei ich mich gefragt habe, warum seine Kleidung mit Dreck und Pferdekot verkrustet ist, seine Haare allerdings zottig vom Kopf abstehen.
Klingt nach Erbsenzählerei, ich weiß, doch auch die Erbsen sollte man nicht immer außer Acht lassen ;)

Der Reitertrupp war zum Stehen gekommen und sein Anführer ... unterhielt sich mit einem Mann, der offenbar in Torfing [strike]irgend[/strike]ein Amt inne hatte.
Für mich sagt offenbar schon aus, dass Wedekind nicht weiß, welches Amt der Mann inne hat. Wie soll er es auch wissen ;)

Wedekind strich sich fahrig durch das schüttere, braune Haar.
Ich habe fahrig noch nie gehört/gelesen. Was heißt das?

Außerdem find ich die Spitznamen, die Habon Wedekind gibt, zum Schreien :D
 

Amadis

Mitglied
Hm, also "fahrig" ist für mich ein gängiges Wort. Wundert mich, dass das nicht bekannt ist :). Steht aus meiner Sicht für unkonzentriert, ein wenig hektisch, eine Bewegung, die man macht, während man sich auf etwas anderes konzentriert. Eine unbewusste Geste. Ich hoffe, das beschreibt es etwas :).

Danke!

LG
 

FrankK

Mitglied
Hallo Amadis

Auffällig: Es gibt kein Intro.

Die Geschichten um und mit Wedekind häufen sich, dies ist bereits das vierte Kapitel, in dem er eine Rolle spielt. Auch nach mehrmaligen Lesen (ich habe bis Kapitel 53 jetzt alles dreimal durch) erscheint mir dieser Character noch ausbaufähig. Er entwickelt sich noch, das ist klar, aber im Vergleich zu Jolene (2 Kapitel) oder sogar Jules (1 Kapitel) wirkt er zur Zeit noch etwas blass.

Auf zur Erbsenzählerei:

Bewaffnet waren sie mit Spießen, an deren Spitzen ...
Spieße? Auf zur nächsten Grillpartie.
Wohl eher Lanzen.

Wedekind verabschiedete sich endgültig von seiner Traumtheorie. Er schloss aus, dass in dieser Welt Jeans hergestellt wurden.
Sollte es sich tatsächlich um einen verrückten Traum handeln, könnte er auf nichts schließen. Die Reiter könnten Raumanzüge tragen, ohne dass Rückschlüsse möglich wären.

„Ich muss mit diesem Mann sprechen!“
Da Wedekind dies nicht laut ausruft, sollte ein Punkt reichen.

Selbst wenn es doch ein Traum war, musste man es ja nicht darauf ankommen lassen.
Warum immer diese Rückkehr zur Traum-Vorstellung?

Sie werden nur ein paar Wachen im Lager [blue]zurück lassen[/blue].
Korrektur: zurücklassen

... und der aus Holzplanken bestehende Fußboden [blue]schien[/blue] sauber und frisch geputzt.
Wieso „schien“ er nur sauber und frisch geputzt?

„Bevor du fragst: [blue]ich[/blue] bin Harbon!“
Nach einem Doppelpunkt wird groß geschrieben, wenn ein vollständiger Satz folgt.

Vor der hat Reas [blue]Komma[/blue] nach allem was man hört [blue]Komma[/blue] gehörigen Respekt.
Ein eingeschobener Satz in Komma eingeschlossen.

„Sicher! Sie kassieren die Steuern. Genton hat sich eben schon mit Brugart, dem Stadtältesten, unterhalten.“ Wedekind erinnerte sich an den Mann, mit dem der Anführer der Gardisten geredet hatte.
„Lehnt sich denn niemand gegen diese Kerle auf?“ Wedekind schüttelte den Kopf.
Geänderte Form der Zeilenwechsel wäre eingängiger für die Sicht im Kopfkino:
„Sicher! Sie kassieren die Steuern. Genton hat sich eben schon mit Brugart, dem Stadtältesten, unterhalten.“ [blue]Zeilenwechsel[/blue]
Wedekind erinnerte sich an den Mann, mit dem der Anführer der Gardisten geredet hatte. [blue]kein Zeilenwechsel[/blue] „Lehnt sich denn niemand gegen diese Kerle auf?“ Wedekind schüttelte [blue](verwundert)[/blue] den Kopf.


Dereinst sollen vier Fremde, Nachkommen jener Flüchtlinge, aus dieser anderen Welt nach Trimandar [blue]zurück finden[/blue], um die Herrschaft der Feste zu brechen.
Korrektur: zurückfinden


Logiklauf:
„He, du da! Bleib von dem Gefangenen weg!“ Einer der Reiter trieb sein verschwitztes Pferd näher an Wedekind heran und drängte ihn ab. Wedekind wich zurück und stellte sich neben Harbon.
Dem Reiter fällt also nicht auf, dass Wedekind ähnlich fremdartige Kleidung wie der Gefangene trägt?
Man könnte es mit „grenzenloser Dummheit“ des Gardisten erklären. Oder – da diese Szene für den weiteren Verlauf bedeutungslos ist – es war Harbon, der sich zu weit vorgewagt hatte, um den Gefangenen zu begutachten.
Hätte bis hierher auch eher zum leidlich zurückhaltenden Charakter Wedekinds gepasst.
Übrigens: Wieso „verschwitztes Pferd“? Die Garde dürfte, da sie einen Gefangenen hinter sich herlaufen lässt, im gemächlichen Tempo vorangekommen sein. Kein gestreckter Galopp, sondern gemütliche Gangart


Protagonisten-Entwicklung:
Entgegen allen bisherigen Erfahrungen mit Wedekind entwickelt dieser am Ende dieses Kapitels eine unerwartete Eigeninitiative. Da er scheinbar immer noch an einen Traum glaubt, bräuchte er doch nur abwarten, bis er wieder aufwacht.
Allerdings wäre im Laufe dieses Kapitel bereits eine gute Gelegenheit gewesen, dass sich
  • Wedekind von seiner Vorstellung, dies wäre ein Traum, endgültig verabschiedet
  • Wedekinds Charakter bereits einen Aufbau erfährt


Grüße aus Westfalen
Frank
 



 
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