Die Dunkelheit kam schnell in Trimandar. Als habe jemand einen schwarzen Vorhang vor die Sonne gezogen fiel sie über das Land. Die Hauptstraße von Torfing wurde von blakenden Öllampen trüb erleuchtet, was die Dunkelheit in den kleineren Straßen und Gassen noch undurchdringlicher erscheinen ließ.
Wedekind fühlte sich unbehaglich, als er der buckligen Alten folgte. Harbon führte ihn an der Handelsstraße entlang. Aus den Spelunken an ihrem Weg drangen bereits die ersten Sauflieder und immer wieder Gelächter und Gebrüll. Dort schien es recht derb zuzugehen. Auch auf der Straße war eine Menge Volk unterwegs. Wedekind konzentrierte sich darauf, Harbon nicht aus den Augen zu verlieren.
Er wäre fast auf den Zauberer geprallt, als dieser unvermittelt stehen blieb.
„Sieh dir das an!“ Harbon deutete aufgebracht auf eine Stelle etwa zwei Meter vor seinen Füßen. Dort saß eines der Ratten ähnlichen Tiere, wie ihnen bereits früher am Tag eines über den Weg gelaufen war. „Diese widerlichen Schmorks tauchen jetzt schon mitten in der Stadt auf!“
Er trat nach dem kleinen Tier, das daraufhin quiekend in der Dunkelheit der nächsten Gasse verschwand. Harbon schickte ihm noch einen Fluch hinterher und setzte dann den Weg fort.
Zum Stadtrand hin gab es immer weniger Öllampen an der Straße, bis die Beleuchtung gänzlich ausblieb. Harbon blieb stehen.
„Warte einen Moment, Wendeling, bis sich deine Augen an die Dunkelheit gewöhnt haben.“
Wedekind schaute zum Himmel. Etwas stimmte nicht, aber er konnte nicht recht sagen, was es war. Die Sterne funkelten von einem wolkenlosen Himmel herab. Plötzlich wusste Wedekind, was ihn störte: es gab keinen Mond! Die Nacht in Trimandar war daher um einiges dunkler, als jede sternenklare Nacht zuhause.
Nach einer Weile bedeutete ihm Harbon weiterzugehen. Sie verließen jetzt die Straße und überquerten eine ebene Rasenfläche, die sich bis zu einer Gruppe von Bäumen hin erstreckte. Zwischen den Bäumen hindurch konnte Wedekind den Schein mehrerer Feuer sehen.
„Siehst du es, Wendehals? Dort hinter den Bäumen lagern die Gardisten. Es gibt dort einen Bach, wo sie ihre Pferde tränken können.“
„In Ordnung, ich danke dir.“ Wedekind wollte sich auf den Weg machen, aber Harbon hielt ihn am Arm fest.
„Warte noch!“, forderte ihn der Zauberer auf. „Lass deinen Ring und die Tasche mit dem Geld bei mir. Wenn sie dich ergreifen, ist dein Problem auch ohne den Ring groß genug!“
Wedekind überlegte einen Moment. Dann kam er der Aufforderung Harbons nach. Die Tasche hätte ihn bei seinem Vorhaben ohnehin nur behindert.
„Wir treffen uns beim ‚Fröhlichen Fahrensmann’“, verkündete Harbon. „Ich trinke derweil noch ein paar Bier auf deine Gesundheit.“ Er lachte leise. „Findest du allein zurück?“
„Sicher“, behauptete Wedekind.
„Und du bist sicher, dass du das tun willst?“ Der Zauberer wirkte ehrlich besorgt, aber Wedekind nickte tapfer.
„Na gut, dann sei vorsichtig, Wedekind!“
Mit diesen Worten wandte er sich um und humpelte zurück in Richtung Stadt. Erst als ihn die Dunkelheit längst verschluckt hatte, ging Wedekind auf, dass der Zauberer seinen Namen zum ersten Mal richtig ausgesprochen hatte.
Langsam setzte er sich in Bewegung. Seine Augen hatten sich inzwischen an die tintige Dunkelheit gewöhnt. Er würde sicherlich besser sehen als die Gardisten, die sich wohl in der Nähe der Lagerfeuer aufhielten.
Als er die Baumlinie erreichte, hielt er inne und lauschte. Aus Richtung der Feuer, die sämtlich links von ihm flackerten, hörte er die Stimmen mehrerer Männer. Etwas weiter rechts schnaubte ein Pferd. Wedekind ließ sich bäuchlings zu Boden sinken und musste unwillkürlich Grinsen, als er sich an seine Bundeswehrzeit erinnerte. ‚Tiefste Gangart’, wie hatte er damals den Unteroffizier verflucht. Er hätte nie damit gerechnet, diese Fähigkeiten irgendwann im echten Leben anwenden zu müssen – so man denn Trimandar als das echte Leben bezeichnen konnte. Die gesamte Situation war reichlich skurril.
‚Wenn mich Alfred jetzt sehen könnte’, dachte Wedekind.
Er robbte zwischen den Bäumen hindurch, sorgfältig darauf achtend, nicht zu viele Geräusche zu verursachen. Als er näher kam, konnte er an einem der Feuer drei Männer sehen. Sie hatten es sich auf dem Boden bequem gemacht und unterhielten sich. Der Wind trug hin und wieder Fetzen ihres Gespräches an Wedekinds Ohr. Weiter hinten erkannte er ein Zelt, in dem wohl der Offizier die Nacht verbringen würde. Genton, der Schädelspalter! Es lief Wedekind eiskalt den Rücken hinunter und plötzlich fand er die Idee, mit dem Gefangenen Kontakt aufzunehmen, gar nicht mehr so gut.
Das Knacken eines Zweiges – scheinbar direkt neben ihm – riss ihn aus seinen Gedanken und ließ ihn zusammenfahren. Keine fünf Meter entfernt erkannte er gegen den Sternenhimmel die Umrisse einer hoch gewachsenen Gestalt, die sich langsam entlang der Bäume bewegte – direkt auf die Stelle zu, wo Wedekind lag! Offenbar hatte der Gardist ihn nicht gesehen, denn er ging in gleichmäßigem Tempo weiter. Wedekind wagte es nicht zu atmen. Er drückte das Gesicht in den Waldboden und lauschte nach den Schritten des anderen, die immer näher kamen. Sein Herz schlug ihm bis zum Hals, fast fürchtete er, der Wächter müsse es schlagen hören! Irgendetwas krabbelte über seinen Nacken in sein Hemd. Wedekind biss die Zähne aufeinander. Nach einigen Sekunden registrierte er erleichtert, dass sich die Schritte des Wächters entfernten. Er wartete noch eine Weile und wagte es erst dann, den Kopf zu heben. Dem kleinen Krabbler schien es in seinem Hemd nicht gefallen zu haben, denn er kletterte wieder heraus und ließ sich auf den Waldboden fallen. Wedekind holte pfeifend Luft. Er bemerkte erst jetzt, dass ihm der Schweiß in Bächen über das schmutzige Gesicht lief.
„Ich bin ein schöner Held“, murmelte er mit einem schiefen Grinsen.
Er hielt Ausschau nach dem Wachtposten und konnte nach einigem Suchen seinen Schatten gegen das Feuer ausmachen. Der Mann hatte sich schon ein gutes Stück von ihm entfernt. Wedekind beschloss, sich in die Richtung zu bewegen, aus der der Wächter gekommen war.
Hinter einer kleinen Gruppe junger Bäume waren die Pferde angeleint. Die Tiere hatten sich eng zusammen gedrängt und dösten vor sich hin. Wedekind wollte sich gerade abwenden, als er im Bereich der Bäume eine leichte Bewegung wahrnahm. Er schob sich einige Meter näher heran.
„Bingo“, murmelte er.
Am Fuße eines der Bäume lehnte eine Gestalt. Wedekind konnte freilich nur Umrisse erkennen, aber er war sich sicher, dass es sich um den Gefangenen handelte.
Er schlug einen Bogen und brachte so die Bäume zwischen sich und die am Feuer sitzenden Gardisten. Dann näherte er sich vorsichtig der Baumgruppe. Inzwischen schmerzte sein Rücken ganz erbärmlich von der ungewohnten Bewegung. Seine Hände waren zerkratzt und in seinen Kleidern würde er im ‚Fröhlichen Fahrensmann’ nicht sehr willkommen sein. Bei dem Gedanken musste er grinsen.
Wedekind hielt einen Moment inne, atmete tief durch und konzentrierte sich wieder auf sein Vorhaben. Als er den Baum erreicht hatte, vor dem er den Schatten des Gefangenen gesehen hatte, stellte er fest, dass man die Arme des Bedauernswerten, der mit dem Rücken an den Baumstamm gelehnt saß, hinter demselben und damit hinter dem Baum gefesselt hatte. Wedekind verfluchte sich selbst, dass er nicht daran gedacht hatte, ein Messer mitzubringen.
Der Gefangene zuckte zusammen, als Wedekind leicht seine Hand berührte.
„Scht“, zischte Wedekind. „Leise!“
„Wer sind sie?“, fragte der Gefesselte flüsternd.
„Mein Name ist Wedekind Braun“, antwortete Wedekind.
Eine Weile schwieg der Fremde überrascht.
„Das ist ein deutscher Name, oder?“, fragte er dann.
„Das stimmt!“ Wedekind frohlockte. „Sie kommen also wirklich von meiner Erde!“ In seiner Begeisterung hob er die Stimme. Erschrocken schaute er an den Bäumen vorbei zum Feuer. Die drei Gardisten lagen noch immer dort. Erleichtert wandte er sich wieder an den Gefangenen.
„Wie ist ihr Name?“, fragte er ihn.
„Jules, Jules Richard. Ich komme aus Marseille ... na ja, im Moment jedenfalls.“
Wedekind untersuchte die Fesseln.
„Wir können uns später unterhalten“, meinte er. „Ich versuche, ihre Fesseln zu lösen.“
Wedekind machte sich an den Knoten zu schaffen. Die Gardisten hatten ganze Arbeit geleistet. Die Knoten waren offenbar mit ganzer Kraft geknüpft worden. Wedekind schaute sich nach einem Werkzeug um, konnte aber in der Dunkelheit nichts finden.
Er wollte Jules gerade um ein wenig Geduld bitten, als er etwas Kaltes und sehr Scharfes an seiner Kehle fühlte. Wedekind erstarrte.
„Wen haben wir denn da?“, fragte eine Stimme von hinten.
Wedekind fühlte sich unbehaglich, als er der buckligen Alten folgte. Harbon führte ihn an der Handelsstraße entlang. Aus den Spelunken an ihrem Weg drangen bereits die ersten Sauflieder und immer wieder Gelächter und Gebrüll. Dort schien es recht derb zuzugehen. Auch auf der Straße war eine Menge Volk unterwegs. Wedekind konzentrierte sich darauf, Harbon nicht aus den Augen zu verlieren.
Er wäre fast auf den Zauberer geprallt, als dieser unvermittelt stehen blieb.
„Sieh dir das an!“ Harbon deutete aufgebracht auf eine Stelle etwa zwei Meter vor seinen Füßen. Dort saß eines der Ratten ähnlichen Tiere, wie ihnen bereits früher am Tag eines über den Weg gelaufen war. „Diese widerlichen Schmorks tauchen jetzt schon mitten in der Stadt auf!“
Er trat nach dem kleinen Tier, das daraufhin quiekend in der Dunkelheit der nächsten Gasse verschwand. Harbon schickte ihm noch einen Fluch hinterher und setzte dann den Weg fort.
Zum Stadtrand hin gab es immer weniger Öllampen an der Straße, bis die Beleuchtung gänzlich ausblieb. Harbon blieb stehen.
„Warte einen Moment, Wendeling, bis sich deine Augen an die Dunkelheit gewöhnt haben.“
Wedekind schaute zum Himmel. Etwas stimmte nicht, aber er konnte nicht recht sagen, was es war. Die Sterne funkelten von einem wolkenlosen Himmel herab. Plötzlich wusste Wedekind, was ihn störte: es gab keinen Mond! Die Nacht in Trimandar war daher um einiges dunkler, als jede sternenklare Nacht zuhause.
Nach einer Weile bedeutete ihm Harbon weiterzugehen. Sie verließen jetzt die Straße und überquerten eine ebene Rasenfläche, die sich bis zu einer Gruppe von Bäumen hin erstreckte. Zwischen den Bäumen hindurch konnte Wedekind den Schein mehrerer Feuer sehen.
„Siehst du es, Wendehals? Dort hinter den Bäumen lagern die Gardisten. Es gibt dort einen Bach, wo sie ihre Pferde tränken können.“
„In Ordnung, ich danke dir.“ Wedekind wollte sich auf den Weg machen, aber Harbon hielt ihn am Arm fest.
„Warte noch!“, forderte ihn der Zauberer auf. „Lass deinen Ring und die Tasche mit dem Geld bei mir. Wenn sie dich ergreifen, ist dein Problem auch ohne den Ring groß genug!“
Wedekind überlegte einen Moment. Dann kam er der Aufforderung Harbons nach. Die Tasche hätte ihn bei seinem Vorhaben ohnehin nur behindert.
„Wir treffen uns beim ‚Fröhlichen Fahrensmann’“, verkündete Harbon. „Ich trinke derweil noch ein paar Bier auf deine Gesundheit.“ Er lachte leise. „Findest du allein zurück?“
„Sicher“, behauptete Wedekind.
„Und du bist sicher, dass du das tun willst?“ Der Zauberer wirkte ehrlich besorgt, aber Wedekind nickte tapfer.
„Na gut, dann sei vorsichtig, Wedekind!“
Mit diesen Worten wandte er sich um und humpelte zurück in Richtung Stadt. Erst als ihn die Dunkelheit längst verschluckt hatte, ging Wedekind auf, dass der Zauberer seinen Namen zum ersten Mal richtig ausgesprochen hatte.
Langsam setzte er sich in Bewegung. Seine Augen hatten sich inzwischen an die tintige Dunkelheit gewöhnt. Er würde sicherlich besser sehen als die Gardisten, die sich wohl in der Nähe der Lagerfeuer aufhielten.
Als er die Baumlinie erreichte, hielt er inne und lauschte. Aus Richtung der Feuer, die sämtlich links von ihm flackerten, hörte er die Stimmen mehrerer Männer. Etwas weiter rechts schnaubte ein Pferd. Wedekind ließ sich bäuchlings zu Boden sinken und musste unwillkürlich Grinsen, als er sich an seine Bundeswehrzeit erinnerte. ‚Tiefste Gangart’, wie hatte er damals den Unteroffizier verflucht. Er hätte nie damit gerechnet, diese Fähigkeiten irgendwann im echten Leben anwenden zu müssen – so man denn Trimandar als das echte Leben bezeichnen konnte. Die gesamte Situation war reichlich skurril.
‚Wenn mich Alfred jetzt sehen könnte’, dachte Wedekind.
Er robbte zwischen den Bäumen hindurch, sorgfältig darauf achtend, nicht zu viele Geräusche zu verursachen. Als er näher kam, konnte er an einem der Feuer drei Männer sehen. Sie hatten es sich auf dem Boden bequem gemacht und unterhielten sich. Der Wind trug hin und wieder Fetzen ihres Gespräches an Wedekinds Ohr. Weiter hinten erkannte er ein Zelt, in dem wohl der Offizier die Nacht verbringen würde. Genton, der Schädelspalter! Es lief Wedekind eiskalt den Rücken hinunter und plötzlich fand er die Idee, mit dem Gefangenen Kontakt aufzunehmen, gar nicht mehr so gut.
Das Knacken eines Zweiges – scheinbar direkt neben ihm – riss ihn aus seinen Gedanken und ließ ihn zusammenfahren. Keine fünf Meter entfernt erkannte er gegen den Sternenhimmel die Umrisse einer hoch gewachsenen Gestalt, die sich langsam entlang der Bäume bewegte – direkt auf die Stelle zu, wo Wedekind lag! Offenbar hatte der Gardist ihn nicht gesehen, denn er ging in gleichmäßigem Tempo weiter. Wedekind wagte es nicht zu atmen. Er drückte das Gesicht in den Waldboden und lauschte nach den Schritten des anderen, die immer näher kamen. Sein Herz schlug ihm bis zum Hals, fast fürchtete er, der Wächter müsse es schlagen hören! Irgendetwas krabbelte über seinen Nacken in sein Hemd. Wedekind biss die Zähne aufeinander. Nach einigen Sekunden registrierte er erleichtert, dass sich die Schritte des Wächters entfernten. Er wartete noch eine Weile und wagte es erst dann, den Kopf zu heben. Dem kleinen Krabbler schien es in seinem Hemd nicht gefallen zu haben, denn er kletterte wieder heraus und ließ sich auf den Waldboden fallen. Wedekind holte pfeifend Luft. Er bemerkte erst jetzt, dass ihm der Schweiß in Bächen über das schmutzige Gesicht lief.
„Ich bin ein schöner Held“, murmelte er mit einem schiefen Grinsen.
Er hielt Ausschau nach dem Wachtposten und konnte nach einigem Suchen seinen Schatten gegen das Feuer ausmachen. Der Mann hatte sich schon ein gutes Stück von ihm entfernt. Wedekind beschloss, sich in die Richtung zu bewegen, aus der der Wächter gekommen war.
Hinter einer kleinen Gruppe junger Bäume waren die Pferde angeleint. Die Tiere hatten sich eng zusammen gedrängt und dösten vor sich hin. Wedekind wollte sich gerade abwenden, als er im Bereich der Bäume eine leichte Bewegung wahrnahm. Er schob sich einige Meter näher heran.
„Bingo“, murmelte er.
Am Fuße eines der Bäume lehnte eine Gestalt. Wedekind konnte freilich nur Umrisse erkennen, aber er war sich sicher, dass es sich um den Gefangenen handelte.
Er schlug einen Bogen und brachte so die Bäume zwischen sich und die am Feuer sitzenden Gardisten. Dann näherte er sich vorsichtig der Baumgruppe. Inzwischen schmerzte sein Rücken ganz erbärmlich von der ungewohnten Bewegung. Seine Hände waren zerkratzt und in seinen Kleidern würde er im ‚Fröhlichen Fahrensmann’ nicht sehr willkommen sein. Bei dem Gedanken musste er grinsen.
Wedekind hielt einen Moment inne, atmete tief durch und konzentrierte sich wieder auf sein Vorhaben. Als er den Baum erreicht hatte, vor dem er den Schatten des Gefangenen gesehen hatte, stellte er fest, dass man die Arme des Bedauernswerten, der mit dem Rücken an den Baumstamm gelehnt saß, hinter demselben und damit hinter dem Baum gefesselt hatte. Wedekind verfluchte sich selbst, dass er nicht daran gedacht hatte, ein Messer mitzubringen.
Der Gefangene zuckte zusammen, als Wedekind leicht seine Hand berührte.
„Scht“, zischte Wedekind. „Leise!“
„Wer sind sie?“, fragte der Gefesselte flüsternd.
„Mein Name ist Wedekind Braun“, antwortete Wedekind.
Eine Weile schwieg der Fremde überrascht.
„Das ist ein deutscher Name, oder?“, fragte er dann.
„Das stimmt!“ Wedekind frohlockte. „Sie kommen also wirklich von meiner Erde!“ In seiner Begeisterung hob er die Stimme. Erschrocken schaute er an den Bäumen vorbei zum Feuer. Die drei Gardisten lagen noch immer dort. Erleichtert wandte er sich wieder an den Gefangenen.
„Wie ist ihr Name?“, fragte er ihn.
„Jules, Jules Richard. Ich komme aus Marseille ... na ja, im Moment jedenfalls.“
Wedekind untersuchte die Fesseln.
„Wir können uns später unterhalten“, meinte er. „Ich versuche, ihre Fesseln zu lösen.“
Wedekind machte sich an den Knoten zu schaffen. Die Gardisten hatten ganze Arbeit geleistet. Die Knoten waren offenbar mit ganzer Kraft geknüpft worden. Wedekind schaute sich nach einem Werkzeug um, konnte aber in der Dunkelheit nichts finden.
Er wollte Jules gerade um ein wenig Geduld bitten, als er etwas Kaltes und sehr Scharfes an seiner Kehle fühlte. Wedekind erstarrte.
„Wen haben wir denn da?“, fragte eine Stimme von hinten.