8-Stern 5 (Oktober 2012)

3,20 Stern(e) 6 Bewertungen
  • Ersteller Gelöschtes Mitglied 15780
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G

Gelöschtes Mitglied 15780

Gast
[ 4][ 4]Hundert Sterne

Hundert, ja noch über hundert weiße Strahlensterne
Trägt auf dem Balkon mein Bäumchen, drunter die Planeten
Wandeln heimlich sich von Grün zu Gelb, und schwere Hummeln
Tummeln sich im lorbeerglatten Laub, die schwarzen Brummer
Suchen Säfte der Unsterblichkeit in hundert Sternen

Minze blüht und Kapuzinerkresse, doch die Winden
Öffnen sich nicht mehr so leicht zu himmelblauen Himmeln
Sonn' oh Sonn' ja gib noch Sommerglanz und bring zur Reife
Samen voll Erkenntnislust und himmelblauer Himmel
Weiße Federwolken doch verschleiern meine Tage

Blaßverblüht verbleicht Basilikum mit kleinen Blättern
Blaßtürkis friert Thymian, verholzte Freundschaftsgabe
Aber drüben siehst auch Du die Bäume golden brennen
An der Mauer dort glüht Wein, von wo ein Wink zuweilen
Und ein Blick so blank wie hundert Sterne mir hinaufblinkt
Süße Nahrung der Unsterblichkeit für meine Tage
 

HerbertH

Mitglied
Hallo mondnein,

für mich ist zuviel "himmelblauer Himmel" in Strophe 2.

Auch die Sterne häufen sich, und das "meine Tage".

Liebe Grüße

Herbert
 
G

Gelöschtes Mitglied 15780

Gast
Wo, lieber Revilo, ich in diesem melancholischen Herbstlied zuviel Gas gegeben habe, ist mir nicht klar; mir hat es zu wenig Schwung, behagt sich in ruhigen Bildern, Obst (das Orangenbäumchen in der ersten Strophe) und Gemüse ... in musikalischen Motivwiederholungen - na ja. Und das ist eigentlich nicht meine Art, denn ich will lieber, daß die Lieder die Schallmauer durchbrechen. Dies hier ist mal was ruhiger, beschaulich, brav, spießig und langversig.
 
G

Gelöschtes Mitglied 15780

Gast
it's a gas gas gas?

und was meinst Du damit? "Gas"?
 
G

Gelöschtes Mitglied 15780

Gast
Erde? überwiegend harmlos (hitchhiker through the galaxy)

Belege, Bespiele?
Begründungen?
Maßstäbe?

Ich gebe zu: Die Anspielung auf die unsterblichmachende Götternahrung (Nektar, Honig), den "Soma" des neunten Rgveda-Mandalas, versteht nicht jeder. Aber so fremd ist das uns nun auch wieder nicht: siehe eben die Nektar-Homonymie für die pflanzliche Honig-Ausgangssubstanz wie für den tod-überschreitenden (nek-tar) Trank der Götter im griechischen Mythos. Sanskrit "madhu" etymologisch verwandt dem "Met".
Ansonsten sind die Bilder eher beschreibend denn metaphorisch: Mein Orangenbäumchen hatte in dem Oktober 2012 nun mal über 100 Blütensterne. Und an einem Blick vom Parkplatz des Nachbarhauses zu mir auf dem Balkon des dritten Stocks hinauf finde ich eher unscheinbar bescheiden-Kleines als irgendwas "Übertriebenes". Ist doch ganz nett, ziemlich zurückhaltend-zurückgehalten.
 

revilo

Verboten
ich verstehe kein Wort Deines Kommentars... ist aber auch egal.....ich glaube, wir lassen das lieber.....ich wollte Dir nur eine Anregung geben...nicht mehr und nicht weniger...was Du daraus machst, ist Deine Sache.....

LG revilo
 
G

Gelöschtes Mitglied 15780

Gast
Revilo, Du bist ein Witzbold. Du sonderst Behauptungen ab, und die Fragen
"Belege, Bespiele?
Begründungen?
Maßstäbe?"
verstehst Du (angeblich) nicht.
Was ist denn daran so schwer zu verstehen?
Und was ist so schwer zu verstehen daran, daß das Wort "Nektar" zwei Bedeutungen hat: Blütensubstanz, aus der der Honig konzentriert wird einerseits und Unsterblichkeitstrank andererseits?
Und was ist so schwer daran zu verstehen, daß mich die im Liebeslied Angesprochene vom Parkplatz unten aus nach oben gegrüßt hat, oder ich sie, vom Balkon aus?
 
D

Die Dohle

Gast
Hallo Mondnein,
ein liebestaumel im frühen hebst.
... mein rat: lass den wein nicht verkommen, wart nicht bis der auch friert, lad´ sie ein, die schöne zu einem glas vom guten ;-)

lg
die dohle
 
G

Gelöschtes Mitglied 15780

Gast
Abyssus des Ungelesenen

Lieber Christoph! Auf Achtstern 5 folgten 6 und 7 - Sonett und Spiegelsonett, dann 8 - Mahabharata - und zuletzt 9 - "Ungeschrieben". Dann wird (aber ich muß die übliche Kontingentsperre abwarten, da ich schon 15 Gedichte innerhalb eines Monatszeitraums geliefert habe) mit dem 10. Achtsternlied alles umschlagen. Aber ich weiß nicht, ob ich das hier einbringen und den Achtstern fortsetzen soll (39 Lieder). Diese Liebeslyrik, diese berauschten Melodien, die Gedankenfarben und Tonartwechsel in der Reim-Doppelhelix der Modulationstreppen ... das interessiert doch kein Schwein hier, siehe die Reaktionen (keine!) auf mein Einstiegsgedicht "Drei Wünsche" (= Achtstern 11).
 

lapismont

Foren-Redakteur
Teammitglied
M O D E R A T I O N

Ich habe den Kommentarkrieg mit revilo und entsprechende Kommentare von Mondnein in zweien seiner Texte in den Papierkorb verschoben.

Bitte klärt persönliche Probleme privat.

cu
lap
 
D

Die Dohle

Gast
Hallo Mondnein,
nachdem du nachliefern willst, dachte mir schon, das kann nicht ewig gehen, dieser überschwängliche liebeszauber. bin also gespannt wohin die reise geht in diesem zyklus.

hast recht, ein schwein interessiert anderes ;-)
du hast allein mit diesem text hier schon über 200 leser, ich denk daher, so ganz uninteressant scheint dein werk nicht zu sein. ist halt etwas aus der reihe, wenn man das ungereimte mal so aus der totalen betrachtet.
auch mir erscheint das werk bis dahin etwas grell und überladen, so etwa, aaaber (kein tippfehler;-), ich behaupte für mich: erst das ganze macht das bild. hielt es zu früh, etwas zu sagen, das bild entwickelt sich erst ...

lg die dohle
 
G

Gelöschtes Mitglied 15780

Gast
weitere Entwicklung des "Bildes"?

Nein, ich denke eher "nicht".
 
O

orlando

Gast
Hallo Hansz,
nach meinem Dafürhalten findet deine leicht spöttelnde, selbstbezügliche Darstellungsweise (noch) zu wenig Anerkennung. Vielleicht Gewöhnungssache.

Was mir an deinen Texten sofort ins Ohr geht, ist die Musikalität. Lese ich:
von "tummlnden Hummeln", "lorbeerglattem Laub", "Minze und Winden", "blassverblüht und glüht" öffnet sich mein liedbereites Herz.
Trotz der dir bekannten Abneigung gegenüber einer Unzahl an Adjektiven, gib es hier doch einige sehr schöne Beispiele:
die "verholzte Freundschaftsgabe", "süß und blasstürkis" (Doppel-s übrigens). ---
Dein Farben-Feuerwerk (Gas-Geben) spiegelt aus meiner Sicht den wilden Einbruch des Frühling gut gegen, der ja alle Jahre wieder überraschend, gleichsam über Nacht, ins Grauen fetzt.
Deine Wiederholungen gehen bei mir als Stilmittel durch, das Gedicht in seiner Gesamtheit fällt für mich eindeutig unter "Kunst."
...
Und flüssig feuer schleudert weiss das morgen
Leicht alle Schönheit kraft und größe steigt
Aus eines Knaben stillem flötenlied.
...

Stefan George
Du musst wissen, dass mir George, mehr als jeder andere, als großer Dichter gilt. Trotz seiner vielen Adjektive ... :D

Aufzupassen gilt es, nicht allzu sehr ins Künstelnde zu verfallen - eine Gefahr, die mir selber häufig droht.

Grüße aus dem "einzig wunderbaren grün"
orlando
 
G

Gelöschtes Mitglied 15780

Gast
alter Wein in alten Schläuchen

Danke, Orlando, dankesehr!
Gerade dann, wenn man George liebt, kennt man die Gefahr des Künstelns, der "edlen" Sprache. Dagegen (ich weiß, zeitlich disparat, anachronistischer Vergleich:) Goethe, kurzversige Gedichte im Volksliedton, neben klassizistischen Epenversen, dazwischen die philosophischen Sentenzen der Diwan-Phase - die kunstvoll dichte Schlichtheit des Ausdrucks, super! "In der Beschränkung zeigt sich erst der Meister" - aber das zitiere ich nicht mehr, seit ich als junger Schnösel einst damit einen Orkan von Gelächter geerntet habe. Ist aber wahr.
Das Schillerproblem: meistens zu hoch gestochen, vor allem in Ideengedichten; dann aber in den Balladen, wunderbar! dieser kurzversige, schlichte Plauderbach, die Rhythmus- und Tempowechsel, etwa im "Handschuh".
Deshalb habe ich Ende 2012 mit geröteten Wangen jene 39 naiven, authentischen, unironischen Liebeslieder geschrieben, das ist der Achtstern. Ich überlege noch - zuerst vielleicht noch zwei, drei überschäumende Improvisationen aus den Siebzigern. Vielleicht finde ich eins, das nur aus Adjektiven besteht? So ein richtiges Schlachtfest für die Terzenhasser ("Kuckuck! Kuckuck!" und schreibwerkstättischen Deutschlehrer?
(Mit alter Linkschreibung natürlich: blaß statt blass und daß statt dass).
 



 
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