991. so saszen sie in dem weiszen keller

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Gast
991.


so saszen sie in dem weiszen keller
rauchten schiete und spielten die grosze saitenmusik
die wie der wind voll alter geschichten dahinbraust
in auf und abflimmernden goldbunten regenschnüren
in dem schaumkamm auf den wellen grünblauer meere
unter den oooh den ooozeanen azurner himmelstore
die sich öffnen so weit so weit weit
im daher dahin brausenden donner der melodie
im hinein hinaus gewendet gedrehten
immer nimmer neu keimenden dichterwort
durch die zeit aus dem jetzt –
das weltenlied

komm sprach die göttin hörst du meine wunderbar
reizend gewundenen wendeltreppenwitze?
du narr wie kannst du mein ungefähr deutliches
leicht so dahingesagt blumiges etwas so stufen?
geländergleich schwingen die sanften girlanden
der schlingen die sich – fühlst du mich? – um dich winden
in schleifen dich binden wo wirst du mich finden?
nicht vorne nicht hinten flieh ich dir von hinnen
und hole dich ein - willst du bei mir sein?
feiner als fein gereimter reim da stimmen wir ein
in den wildgezackten schleuderwurfseim
der musik um uns ein und um uns herum
und zurück in uns ein immer tiefer hinein
immer drängender komm nur komm ah du ohh o o ta
ah ja a iiie o ou a geigenschleim

lacht laut die gitarre und jubelt empor in die
röhrenden hirschalgen gummischlauch düsen
hinauf durch die wilden tropengewächse
trompetenkom plexiglas pharmazeu logischer
schlagader zeugsolo schlagzeugschlag tuschota
tropfengekleckster trommelverhexter
verstexter besexter eidextropu rohita
ping rata poing rata puschota peh
ta ping raba loing ibi nibidi deng dang
da ping rada poing rada pusch ta peh
ta ping ta poing ta zisch sch sch sch
 

cecil

Mitglied
Ein neuzeitliches Weltenlied muss wohl zur Kakophonie werden. Das erste Gedicht von Dir (was ich kenne), das mir richtig gut gefällt. Lass Dir nicht einreden, da müsste etwas verdichtet werden.
 
"rauchten schiete" - ja, wer Schiete raucht, in den kann die Musik förmlich hineinkriechen, zuweilen; oder er steigt in sie hinein wie in eine wilde, milde, schroffe und sanfte Landschaft. Geht auch ohne, mit Konzentration und Versenkung stattdessen.
Jedenfalls habe ich selten eine so feine, für mich stimmige Abbildung von Musik in Sprache gelesen, denn spätromantisches Wortgeklingel ist meine Sache nicht so sehr. Nun gut, ich habe auch etwas, das mir zu bedeutungsheischend ist wie etwa "das weltenlied" - ist mir halt n'e Nummer zu groß. Und sollten es wirklich "röhrende hirsch-algen" sein? Vielleicht doch eher Hirnschalen?

Wie dann Sprache im letzten Abschnitt in einem fulminanten Schalgzeugsolo sozusagen zerdeppert wird, das gefällt mir besonders gut. Da kann ich nur beistimmen: "ta ping ta poing ta zisch sch sch sch".

Danke für das schöne Gedicht.

Binsenbrecher
 



 
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